Umgang mit Schmerz auf Station

Eine Fachkraft, die mit Patienten arbeitet h a t in Bezug auf Schmerztherapie state of the art zu sein. Es kann nicht sein, dass in so einem elementar wichtigen Bereich immer noch diese merkwürdigen vollkommen veralteten und irrationalen Theorien in Bezug auf Schmerzgeschehen und "Einbildung von Schmerzen" kursieren. Und die Pflegekräfte auf einmal besser als der Patient wissen, wo es ihm wehtut und wie. Das grenzt wirklich schon an Körperverletzung!
 
Ich frage mich vor allem warum der Expertenstandard Schmerz nicht umgesetzt wird.
 
Vielen Dank allen, die sich hier äussern ! Das hat mir echt geholfen.
Heute musste ich wieder arbeiten und habe meine Anleiterin um ein Gespräch gebeten.
Sie meinte, manche Schwestern hätten vielleicht schon mal schlechte Erfahrungen mit Nebenwirkungen bei Schmerzmitteln gemacht (Druckabfall, Atemprobleme, Unverträglichkeit ) und seien deshalb so zurückhaltend.
Wenn der Arzt es nicht als "Bedarfsmedis" verordnet hat ist es manchmal sehr aufwendig einen Arzt aufzutreiben, der stärkere Schmerzmittel verordnet.
Manche Patienten werden abhängig ...
Bei ganz schlimmen Schmerzfällen gibt es ein Schmerzkonsil vom Anästhesisten.

Aber das hat mich alles nicht wirklich überzeugt !

Auf die Frage nach Fortbildung und Schulung des Pflegepersonals meinte sie dass eine (!) Schwester solch eine gemacht habe. (Aber sie hat gerade frei...)
Aber die werde ich auf jeden Fall noch ansprechen !

@ sr.c.b. "Placebos sind generell eine schlechte Alternative und in der Regel abzulehnen."
Warum ?! :gruebel:
Gerade in solchen Fällen in denen die "erfahrene" Pflegekraft den Eindruck hat, der Patient braucht im Moment eigentlich nicht wirklich den "Hammer" mit Nebenwirkungen und so.
Das schadet doch nicht, und wenn es hilft - um so besser und wenn nicht, kann ich auf jeden Fall mich beim Arzt bemühen, dass er ein stärkeres Schmerzmittel verschreibt.
 
Hey Maren
das gute an der ganzen sache is das du des später nach deiner Ausbildung alles anders machen kannst und jetz siehst wie manche schwestern damit umgehen.wenn du z.b später alleine im nachtdienst bist kannst du selbst entscheiden wann du bedarfsmedikation verabreichst.kenne auch schwestern die z.b wenn der patient ne schlaftablette will ihm baldrian(nicht wirksam bzw. äußerst selten) geben anstatt was richtiges...und des mit den nebenwirkungen wie atemdepression oder sonstiges is wirklich verdammt selten ausserdem kann des bei jedem anderen medikament genauso auftreten wichtig is nur das du weisst wie du dann reagierst,aber wie gesagt hatte damals in meiner ausbildung auch genug schwestern kennen gelernt um zu wissen wie ich später nicht arbeiten möchte.
 
@ sr.c.b. "Placebos sind generell eine schlechte Alternative und in der Regel abzulehnen."
Warum ?! :gruebel:
Gerade in solchen Fällen in denen die "erfahrene" Pflegekraft den Eindruck hat, der Patient braucht im Moment eigentlich nicht wirklich den "Hammer" mit Nebenwirkungen und so.
Das schadet doch nicht, und wenn es hilft - um so besser und wenn nicht, kann ich auf jeden Fall mich beim Arzt bemühen, dass er ein stärkeres Schmerzmittel verschreibt.
Den Placeboeffekt erforscht momentan auch die Wissenschaft - Placebo's sind nachweislich wirksam. Dennoch ist davon abzuraten, da das Vertrauensverhältnis zwischen Patient und Klinik gestört wird.
Der Placeboeffekt ist nicht negativ zu sehen.
 
Den Placeboeffekt erforscht momentan auch die Wissenschaft - Placebo's sind nachweislich wirksam. Dennoch ist davon abzuraten, da das Vertrauensverhältnis zwischen Patient und Klinik gestört wird.
Der Placeboeffekt ist nicht negativ zu sehen.

der Placeboeffekt ist schon ziemlich erforscht. Man kann Patienten sogar sagen, dass sie einen Placebo bekommen. Die Wirkung kommt trotzdem.
 
Ich habe auch nichts anderes gesagt, oder?
 
Trotzdem würde ich gerade in der Schmerztherapie mehr als zurückhaltend mit Placebos sein- sowohl bei akuten als auch bei chronischen Schmerzen. Das betrifft vor allem Pseudoexperten im Bereich Schmerztherapie.

Elisabeth
 
Sie meinte, manche Schwestern hätten vielleicht schon mal schlechte Erfahrungen mit Nebenwirkungen bei Schmerzmitteln gemacht (Druckabfall, Atemprobleme, Unverträglichkeit ) und seien deshalb so zurückhaltend.
Wenn der Arzt es nicht als "Bedarfsmedis" verordnet hat ist es manchmal sehr aufwendig einen Arzt aufzutreiben, der stärkere Schmerzmittel verordnet.
Manche Patienten werden abhängig ...



Das ist ja mal ne professionelle Ansicht! :angry:Aufwendig, einen Arzt zu erreichen. :gruebel: Ich weiß jetzt nicht genau, wann sie erfunden worden sind, aber wir haben Telefone. Die werden bei uns auch benutzt, wenn der Doc weg ist. Auf der ACH wurde gleich in jede post op Anordnung Perfalgan, Novalgin, Dipi und Paspertin geschrieben. Dass man vor Novalgin i.v. den RR checken sollte ist klar. Ansonsten kann man auch nach Allergien fragen/nachlesen. Du lieber Himmel, bei euch möchte ich nicht liegen!!!
 
Finde das auch sehr unprofessionell, wie da reagiert wird.
Wir haben doch alle gelernt das Schmerzen subjektiv sind!
Und das der Schmerz so stark ist wie er ist, dann wenn
der Patient ihn angibt und da kann man nicht dran rütteln.
Wenn ich Schmerzen habe, hab ich welche und keiner
kann mir was anderes sagen.
 
@narde 2003 "Den Placeboeffekt erforscht momentan auch die Wissenschaft - Placebo's sind nachweislich wirksam. Dennoch ist davon abzuraten, da das Vertrauensverhältnis zwischen Patient und Klinik gestört wird."
und
Elisabeth Dinseschreibt dass Sie gerade bei Schmerzen von Placebo abrät.
Das verstehe ich nicht.
Wenn das Placebo - ohne Nebenwirkungen (!) hilft sind doch alle glücklich. Oder würde sich ein Patient dann noch beschweren ?!
Wenn es nicht hilft, kann relativ zügig dann doch noch ein "Hammermedi" gegeben werden.
Aber sonst wäre der Patient damit abgespeist worden, er habe schon was bekommen, solle sich gedulden oder man könne ihm mit Blick auf die Nebenwirkungen gerade nichts mehr geben....
Ist das vielleicht fördernder im Hinblick auf das Vertrauensverhältnis zwischen Patient und Klinik ?!

Wie seht ihr das ?
Was habt ihr für Erfahrungen mit Placebos gemacht ?
 
Also ich hab schon einige male patienten die eigentlich schon gut mit btm`s (oxicodon etc.)abgedeckt waren einfach aus neugier nacl s.c. gespritzt um zu sehen was passiert und siehe da ich kann mich noch genau an den wortlaut einer patientin erinnern "das is das erste schmerzmittel was ich hier bekommen hab das mir richtig geholfen hat"!!!
muss dazu sagen die frau war psychisch sehr auffällig,d.h. sie war die kränkeste von allem und gestraft von gott das sie solche schmerzen erleiden muss.ich glaub ihr kennt solche patienten...
ich finde gelegentlich kann man sowas bei bestimmten leuten schon ma machen,denn wenns net hilft die gute alte kochsalzlösung kann ma immer 40 tropfen novalgin oder ähnliches nachgeben,aber wie gesagt jeder entwickelt mit der zeit ein gespür bei wem ma sowas mal probiert...
 
Also ich hab schon einige male patienten die eigentlich schon gut mit btm`s (oxicodon etc.)abgedeckt waren einfach aus neugier nacl s.c. gespritzt um zu sehen was passiert

Ich finde das echt unglaublich!
Aus Neugier?!
Auch Placebos sollten vom Arzt angeordnet werden und haben nichts in den Händen von Hobbyforschern zu suchen!
Die Gabe von Placebos, Welcher, Darreichunggsform, Wann, Weshalb und Warum sollte ganz genau vorher abgewogen werden!
Der Placeboeffekt kann sicher etwas Wunderbares sein, aber bitte in den Händen von Menschen die sich damit ausreichend beschäftigt haben.
Das Gefühl oder das Erspüren, einer Pflegekraft, das jemand "auffällig ist", ist wohl kaum eine ausreichende Indikation.
 
Die Argumentation, dass sich Patienten die auf eine Placebobehandlung ansprechen sich die Schmerzen nur einbilden würden, bleibt heillos an der Oberfläche. Natürlich gibt es eine „psychische“ Komponente bei der Schmerzempfindung.
Placebos wirken aber auch bei „echten“ Schmerzen. Das konnte man bei ganz interessanten Versuchen einigermaßen schlüssig nachweisen. Gibt man Menschen gleichzeitig mit dem Placebo einen Antagonist gegen Endomorphine, dann wirkt er nicht. Der Körper wird sozusagen durch den Placebo dazu angeregt, den Schmerz selber zu bekämpfen, indem er vermehrt Endomorphine ausschüttet.
Manchmal hilft „Einbildung“ wirklich!


Placebos trigger an opioid hit in the brain - health - 23 August 2005 - New Scientist
 
Die Argumentation, dass sich Patienten die auf eine Placebobehandlung ansprechen sich die Schmerzen nur einbilden würden, bleibt heillos an der Oberfläche.

Die Überzeugung das Placebos nur bei eingebildeten Krankheiten helfen, ist leider weit verbreitet.
Deswegen meine ich ja, Placebogabe bitte nur durch Profis!
 
Ich hoffe, dass ich nie von solchen Hobbywissenschaftlern versorgt werde und ebenso wünsche ich den Hobbywissenschaftlern, dass sie nicht veräppelt werden. :x
 
Das Zuwendung Auswirkungen auf die Schmerzintensität hat dürfte unumstritten sein. Zuwendung in Zusammenhang mit einem Placebo kann durchaus wirksam sein. Der schnelle Weg- Medikamentenschälchen mit Placebo schnell reingereicht und sofort wieder raus- wird net funzen.

Elisabeth
 
Selbstverständlich werden nur in absoluten ausnahmefällen placebos verabreicht und natürlich wird auch der Stationsarzt informiert.
ich denke auch mit ner drei jährigen krankenpflege ausbildung und berufserfahrung sollte man in der Lage sein abzuschätzen wann man sowas macht,selbstverständlich werden die kollegen eingeweiht und zudem is glaub ich noch nie jemand durch 1ml kochsalz zu schaden gekommen.
also was spricht dagegen?! Die Patienten haben sogar einen riesigen vorteil von placebos da sie keine nebenwirkungen wie müdigkeit,obstipation etc. haben.jeder wird mit seinem individuellen schmerzen ernst genommen und adäquat behandelt aber wie gesagt in absoluten ausnahmefällen is ne placebogabe einfach angezeigt!
 
Es ist unfassbar, was man hier zu lesen bekommt. Aber vielleicht brauchen manche Kollegen das Machtgefühl entscheiden zu dürfen, ob und wieviel Schmerzen jemand haben darf.

Elisabeth
 

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