Trisha schrieb:
Vielleicht empfindest Du, wie viele andere Pflegekräfte auch, eigenverantwortliches Tun und Handeln sei lobenswert und zeugt von Kompetenz und ausgeprägtem Fachwissen.
Stimmt, denke ich. Das aber primär nicht in anderen Fachbereichen, sondern in meinem Fachbereich. Im Rahmen meiner pflegerischen Kompetenz arbeite ich höchst eigenverantwortlich (Beispiele: physikalische Maßnahmen zur Fiebersenkung, unterstützende Lagerungen, gesundheitsfördernde Beratung, Ess- und Schlucktraining, u.v.m.)
Ärztliche Anordnungen zählen sicher nicht in meinen Kompetenzbereich. Aber mit entsprechenden Hintergrundwissen kann ich genauso belangt werden, wenn ich in NOTFALLsituationen meinen Notfallkompetenz nicht einsetze. Dabei steht bei mir primär die Patientensicherheit im Vordergrund und ich würde auch nichts tun, was ich nicht verantworten kann, weil ich nicht weiß, was es ist, wie es wirkt und wann ich es tue.
Trisha schrieb:
Da ich lange in der amb. Pflege war wüßte ich auch mit Atropin u.ä. spontan nichts anzufangen.
DANN kann man es nicht geben (soll die Finger davon lassen, oder wie auch immer). Auch wenn ich denke, dass man als Fachkraft im Gesundheits- und Krankenpflegebereich die wichtigsten Notfallmedikamente kennen sollte. Aber das ist kein MUSS, sondern meine eigene bescheidene Meinung. Und ich sage auch nicht, dass eine Kollegin oder ein Kollege, die/der sie nicht kennt, eine schlechtere Pflegekraft ist. Das wäre nämlich quatsch!
Trisha schrieb:
In den EH-Kursen lernen wir in erster Linie CPR - nicht den Umgang und den richtigen Einsatz von Notfallmedikamenten.
Das ist ja auch gut so. Und leider können trotzdem viele Kollegen die CPR nicht korrekt durchführen. WENN man es richtig kann ist ja auch schon einiges gewonnen. Das sind die Basismaßnahmen (BLS), die man als exam. Pflegekraft einfach können MUSS!!! Und trotzdem wird durch laienhaftes vorgehen auch da z.T. Schaden angerichtet.
Trisha schrieb:
Klar, das sieht auf einer Intensivstation anders aus, da dort Notfälle gehäuft vorkommen und schnelles Handeln erforderlich ist.
Dennoch habe ich doch nicht die Kompetenz, eigenverantwortlich aus bestimmten Symptomen heraus etwas zu diagnostizieren und Medikamente einzusetzen, auch wenn ich 100% sicher bin!
Eben auf einer Intensivstation lerne ich auch die erweiterten Maßnahmen einer Rea (die ALS). Und das ja auch nicht zum Spaß. Und um Gottes Willen, ... ich will ja nicht dignostiziern oder ähnliches!!! Wenn ein Arzt da ist (und das ist ja bei uns Gott sei dank die Regel) dann gebe ich NICHTS (!!!) ohne die entsprechende Anordung. Würde auch den Teufel tun und elektiv selbstständig therapieren (ob jetzt Betablockade bei Hypertonie, Amiodaron wegen AA bei VHF oder weiß ich was). Das ist nicht mein Job! Dafür werd ich nicht bezahlt und dafür bin ich nicht verantwortlich.
Trisha schrieb:
Jetzt rühmst Du Dich noch mit der Anerkennung "ärztlicher Kollegen". Gleichzeitig bist Du bewusst Pflegekraft - wie passt das zueinander?
Das passt ganz wunderbar. Ich will kein Arzt sein, sondern Pflegekraft, ... weil mir dieser Beruf mehr zusagt. Ich rühme mich nicht mit
der Anerkennung "ärztlicher Kollegen"
sondern habe nur gesagt, dass es die Vorgehensweise ist, die auch dieser mein Kollege vorgibt und wie es im allgemeinen im ALS empfohlen wird.
Über ein Lob egal welcher Kollegen (ob Pflege, Arzt, Physiotherapie, oder wer auch immer) kann man sich doch freuen. Ich dachte bisher immer, dass Lob eine gute Motivation ist. Ich sprechen meinen Kollegen ja auch Lob aus, wenn ich denke, dass sie gut gearbeitet haben. Und wie gesagt, ich denke halt, dass wir in einem multiprofessionellen Team agieren. Schade, dass das nicht alle so sehen!!
Trisha schrieb:
Du wiegst Dich sehr in Sicherheit. Es gibt genügend Fälle, wo solch eigenverantwortliches Handeln nach hinten los ging.
OOOOOHHHH NEIN!!!
Ich wiege mich nicht in Sicherheit. Wer das in solchen Fällen tut ist schon verloren. Und ich betrachte nicht nur meine Äußerungen kritisch sondern auch meine Taten. Halte mich nämlich (und das wurde mir auch schon bestätigt) für einen reflektierenden Menschen.
Und wenn ich trotz des besseren Wissens nicht adäquat handle, dann kann ich auch in Teufels Küche kommen.
Aber ich behaupte ja auch nicht, dass meine Vorgehensweise die einzig richtige ist. Viele Wege führen nach Rom.
Und am Ende zählt nicht die Haltungsnote, sondern das Ergebnis. Und das ist in meinem derzeitigen Arbeitsbereich, dass es dem Patienten besser und seine Sicherheit gewährleistet ist.
Elisabeth Dinse schrieb:
PS Bei allem, was wir hier schreiben, sollten wir nie vergessen, dass auch "Jungschwestern" dies lesen. Ich glaube, das wir ihnen nichts gutes tun, wenn wir ihnen erklären, dass eine gute Pflegekraft einem Doc gleichzustellen ist. Zu schnell entsteht der Wunsch es uns gleichzutun mit oft fatalen Folgen.
Das ist wohl wahr. Ich sage ja auch nicht, dass sie meinem Beispiel folgen sollen. Im Gegenteil, ... jeder muss das tun, was man vor sich selbst verantworten kann. Und das konnte ich sicher direkt nach dem Examen noch nicht, weil mir die Erfahrung udn teilweise das Wissen fehlte.
Und DA habe ich das ja auch noch nicht gemacht.
Und ich habe NIEMALS(!!!) behauptet, dass sich eine gute Pflegekraft mit einem Arzt gleichstellen sollte. Jeder hat seinen eigenen Kompetenzbereich. Nur durch enge Zusammenarbeit kommt es auch zu Überschneidungen.
Zeigt mir, wo ich geschrieben habe, dass ich einem Arzt gleichgestellt bin, dann entschuldige ich mich in aller Form und werde sofort editieren.
Wo ich mich gleichgestellt fühle ist im menschlichen Bereich. Aber das ist extrem offtopic (was wir ja eh geworden sind)
Das Fehlverhalten fatale Folgen haben kann ist ohne Zweifel 100%ig richtig.
Auch dem habe ich nie widersprochen!!!