Sturzprophylaxe

Elisabeth Dinse

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Krankenschwester, Fachkrankenschwester A/I, Praxisbegleiter Basale Stimulation
Akt. Einsatzbereich
Intensivüberwachung
22.07.10: Modellprojekt reduziert Stürze und Hüftfrakturen in Pflegeheimen

Ein Modellprojekt der Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOK) Bayern zur Prävention von Stürzen in Pflegeeinrichtungen hat nach Angaben der Kasse weltweit erstmals das Auftreten von Hüftfrakturen reduziert. Das 2007 gestartete Projekt habe in den ersten vier Jahren 3.000 Brücke vermeiden und so die Gesamtzahl der Hüftfrakturen um rund ein Fünftel gesenkt.
Zweimal pro Woche erhalten die Heimbewohner ein Kraft- und Balancetraining, das ihre Mobilität verbessert und so nicht nur das Sturzrisiko vermindert, sondern auch das Aufstehen und Gehen erleichtert. Besonders sturzgefährdeten Personen wird zudem das tragen von Hüftprotektoren empfohlen, die im Fall eines Sturzes den Oberschenkelhals schützen. Auch die Medikamentierung der Patienten wird hinsichtlich einer Beeinflussung des Sturzrisikos hinterfragt und überprüft. Durch die Optimierung der Lichtverhältnisse oder das Anbringen von Haltegriffen wird auch die Heimumgebung sicherer gestaltet. Kommt es dennoch zu Stürzen werden diese dokumentiert, um den Hergang später reflektieren und Konsequenzen daraus ziehen zu können.
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Bibliomed - News

Agieren statt reagieren. Und was mir besonders wichtig erscheint- den Bewohner nicht als passives Wesen wahrzunehmen sondern in die Verantwortung mit einzubeziehen: Kraft- und Balancetraining .

Bei der Sturzrisikoerhebung sollte der Aspekt: wie "wackelig" ist der Bew./Pat. überhaupt nicht unterschätzt werden.

In welcher Skala wird dies eigentlich berücksichtigt? Oder schaut man nur nach Medis, Licht und Teppichen?

Elisabeth
 
In jedes Heim gehört ein "Fitnesscenter" in dem mobile Menschen jeden Tag ihr Gleichgewicht, ihre Muskulatur trainieren sollten. Jeden Tag, 7 Tage die Woche ein kurzes Training, paar Minuten.
1x am Tag am Flur langlaufen, sobald der Rolli genehmigt ist, nur noch Mob. mit Rolli, die Abwärtsspirale setzt sich fort.
Dass eine Privatperson keine Fitnessanlage zu Hause hat - geschenkt.
Für Heime - sollte es verpflichtend sein, ebenso die Verpflichtung zu entsprechenden Maßnahmen.
Fängt doch schon an, wenn man gestürzt ist, man hat Angst erneut zu stürzen, bewegt sich weniger, hat Schmerzen, will seine Ruhe, gewöhnt sich daran, dass das drumherum sich verändert, es geht auch ohne dass man viel macht, iss ja immer jemand da dem man klingeln kann....
....bin vor paar Jahren mit Rollerskates an einer total blöden Stelle hier ums Eck auf Kopfsteinpflaster gestürzt, wenn ich nur dran denk wird mir wieder schwummrig, krieg das nicht mehr aus dem Kopf, seitdem sind die Frecksteile gestrichen, mal sehen wann's mich das erste Mal vom Rad schmeisst....
.....wie geht es einem Menschen der Angst vor'm laufen hat? Ein Teufelkreis.
Arthrose? Wer nicht anfängt......rasten und rosten. Derjenige weiß zwar, dass es erst mal weh tut und dann besser wird, aber allein schon die Erinnerung dran, autsch.
Eigentlich viel zu selten hast mal einen Patienten der diese Hüftprotektoren mitbringt, schad drum.
"Kann nicht" - gesagt, "will nicht" gemeint. Auch damit muss man sich zunehmend auseinandersetzen.
Hab ich als alter Mensch irgendwann das Recht dazu, das nicht mehr zu wollen?
In der Klinik bin ich geneigt - der muss doch wollen, schaun wir mal was geht, schließlich arbeite ich ja in einem Akutbetrieb. Überraschungen im positiven Sinne - häufig. Mitunter aber, nicht nur gefühlt, arbeite ich dann doch eher im Seniorenzentrum.
Mangelnde Mobilität+ unverändertes Essverhalten
Antidepressiva+ gesteigerter Appetit
= Gewicht rauf
nächstes Problem...
 
Brauche ich ein Fitnessgerät um Kraft und Ballance zu steigern?

Elisabeth
 
Brauche ich ein Fitnessgerät um Kraft und Balance zu steigern?Elisabeth

Beim aus dem Fenster rausschaun werden zwar diverse Augenmuskeln beansprucht, aber ansonsten?

Gleichgewichts- und Krafttraining - im Rolli, im Bett, einmal Rollator schwenken? Wie sollen die Muskeln denn aufgebaut werden, woher soll die "Kraft" herkommen,
wie stellst Du Dir denn sowas vor? :spopkorns:?
 
Zuletzt bearbeitet:
Sturzneigung älterer Menschen: Die Angst vor Stürzen erhöht das Risiko zu fallen

Viele ältere Menschen haben Angst zu stürzen, obwohl sie aus physiologischer Sicht kein erhöhtes Risiko dafür haben. Eine überschätzte Sturzneigung und die damit verbundenen Persönlichkeitsmerkmale sind ein Prädiktor für eine erhöhte Fallneigung, belegt eine prospektive Kohortenstudie. Wissenschaftler um Kim Delbaere (Sydney) untersuchten die Sturzneigung von 500 Männern und Frauen im Alter zwischen 70 und 90 Jahren (mittleres Alter 77,9 Jahre) mit Hilfe eines medizinischen, psychologischen und neuropsychologischen Assessments. Außerdem wurde das von den Studienteilnehmern erwartete Risiko mit der tatsächlichen Sturzneigung verglichen.

30 % der Teilnehmer waren im Jahr vor der Erhebung mindestens einmal hingefallen, 43 Prozent stürzten während des aktuellen Follow-ups. Die multivariate, logistische Regressionsanalyse ergab, dass sowohl das erwartete als auch das physiologische Sturzrisiko unabhängige Prädiktoren für tatsächliche Stürze sind.
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Deutsches Ärzteblatt: Archiv "Sturzneigung älterer Menschen: Die Angst vor Stürzen erhöht das Risiko zu fallen" (19.11.2010)

Hierzu auch lesenswert: Clinicum

Elisabeth
 
Brauche ich ein Fitnessgerät um Kraft und Balance zu steigern?
Ja, aber da müssen keine Maschinen für her. Dieses Fitnessgerät heißt: Zeit, Physiotherapeut/-therapeutin, Zeit, Pflegepersonal, Zeit ...
Beim aus dem Fenster rausschaun werden zwar diverse Augenmuskeln beansprucht, aber ansonsten?
Genial ich bin vor lachen gerade fast vom Stuhl gefallen.
 
Für mich bräuchts gar keine Geräte... sondern einfach das Verständnis dafür: wie funzt Bewegung. Und wenn dann darauf geachtet wird, dass der Senior "ständig" in Bewegung ist und die Umgebung altersgerecht gestaltete ist und auch zum bewegen einlädt... .

Warum muss man alles extra aufbauen? Gehts net erst mal um das Erhalten der Ressource und dem sinnvollen Einsatz derselben. Und wir werden usn wohl oder übel damit abfinden müssen, dass nur sehr wenige Bew./Pat. an den Seniorenwettkämpfen teilnehmen wollen. Leben hat auch was mit der Anpassung an Einschränkungen zu tun, dem Akzeptieren der eignen Grenzen.

Eine völlig ungewöhnliche Idee zum "in Bewegung kommen" fürs KH: http://www.stiftung-pflege.info/page4/files/klinikspaziergang Text Zegelin.pdf

Elisabeth
 
Über ein Fitnessstudio im Pflegeheim kann man ja gerne nachdenken, nur dann brauch ich auch das Personal und für mich hilft mit den Bewohnern im Haus oder besser im Park spazieren gehen mehr, solange dies noch möglich ist.
Die österreichische Sturzprophylaxe ist sekundär ausgelegt und zielt auf einem BMI von 23 oder höher, weil dann der Patient "beser gepolstert" ist.
Von daher sehe ich andere Maßnahmen als sinnvoller an, als wieder ein paar Geräte mehr zu kaufen und in das Hochglanzwerbeprospekt zu kleben.
 
Schaut euch mal die jetzige Klientel in den Pflegeheimen an. Wie realistisch ist da, dass man mit dieser Gruppe ein regelmäßiges Fitnesstraining an diversen Geräten durchführen kann?

Früher ging man mit den Leuten raus, ging spazieren... . Für solche banalen Angebote fehlt heute häufig schon das Personal. Es geht beim Aktivieren um das Naheliegendste und um die Biographie des Betroffenen. hat der Bew. schon zuhause auf seinem Hometrainer gesessen- warum net. Einen alten Menschen aber auf so ein Teil zu verfrachten weil man jetzt in Fitness machen will... .

Elisabeth