Sollte die Schule Handlungsabläufe vorgeben?

Ich finde, dass die Ausbildung nicht so sehr theorielastig sein sollte, da es ja am Ende wirklich um die Praxis geht. Also keine konkreten Handlungsabläufe vorgeben.
 
Ich komme ja aus der Kinderkrankenpflege. Zu meinen Ausbildungszeiten gehörten Blut abnehmen und Dauerkatheter-Legen zu den ärztlichen Aufgaben, die nicht an uns delegiert wurden. Magensonden-Legen hab ich bei Frühchen gelernt. Da ging es ehedem durch den Mund und nicht durch die Nase. usw., usw. Nach dem Wechsel in die Erwachsenenpflege musste ich alles mitmachen. Da war auch keine Zeit zum großartigen Üben.

Die Idee, dass man möglichst alles in der Ausbildung üben muss, halte ich für einen irrigen Weg. Es ist nahezu unmöglich.

Zur Dressur...

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... warum schreibt man an der eigenen Schule nicht Wettbewerbe aus, solche Filmchen zu drehen? Solange der Film nirgendwo öffentlich gezeigt wird, darf man sogar jede Musik verwenden.

Als ich noch ganz jung war, war die Gesundheit der Mitarbeiter sehr wichtig. Eine alte Oberschwester ging täglich über die Stationen und machte in 5 Minuten ein paar Übungen mit den Kollegen. Warum kann eine Hygieneschwester nicht etwas ähnliches tun? Dauert nicht mal 5 Minuten...

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Meine Erfahrung- verbindet man was Neues mit etwas Bekanntem, dann bleibt es besser hängen.

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... dürfte auch nachhaltiger hängen bleiben. Aktuell wird AC/DC als Musik gelehrt. Aber wer schon mal 20 min pumpen durfte... ich wäre beim Highway nach 5 min umgekippt. *fg*

Elisabeth
 
Das einzigste, wo ich Handlungsanweisungen sinnig finde- wenn es sich um Maßnahmen handelt, die immer identisch sind- egal bei welchem Patienten. Wo selbst die Reaktion eines Patienten keine Rolle spielt. Ganz bewusst stellen diese Handlungsanweisungen ja darauf ab, dass der Ausführende die Handlung nicht reflektiert sondern nacheinander abarbeitet á la Fließband.

Davon gibt es aber auch einige in unserem Aufgabenbereich. Richten von Medikamenten z.B., Aufziehen von Perfusoren oder Vorbereiten von Infusionen. Oder eine ganze Menge an administrativen Aufgaben. Da ist eine Handlungskette sinnvoll; ich gestehe, dass ich selbst dankbar für Checklisten bzgl. Maßnahmen, die in meinem Arbeitsbereich nur selten vorkommen. Gedächtnisstützen zu nutzen sollte legitim sein.

Der Vorschlag erst Theorie und dann Praxis ist durchaus sinnvoll, stösst aber leider bald an Grenzen. Es gibt beispielsweise Tätigkeiten, die in der Praxis nur selten zu sehen sind und dann lasse ich solche Dinge auch einüben, selbst wenn das theoretische Rüstzeug fehlt, einfach deswegen, weil sonst der Schüler womöglich keine Gelegenheit dazu bekommt.

Da sähe ich jetzt die Aufgabe der Schule, Schüler gemäß ihres Ausbildungsstandes einzusetzen - aber je nach Größe des Hauses sind dem natürlich auch Grenzen gesetzt.

Das Lernangebot der Station orientiert sich natürlich am aktuellen Patientenklientel. Und natürlich sollte man Schülern die Gelegenheit geben, auch seltener vorkommende Maßnahmen zu erlernen, wenn sich die Gelegenheit dazu ergibt. Allerdings sehe ich es dann als Aufgabe des Praxisanleiters, zumindest "Hintergrundwissen light" zu vermitteln und eine Entscheidung darüber zu treffen, bis wohin das Erlernen geht. Erstjahresschüler z.B. würde ich bei manchen Tätigkeiten sicher zusehen, aber nicht selbst durchführen lassen.
 
@-Claudia-: das würde im Umkehrschluss bedeuten, dass eine ungelernte Hilfskraft diese Arbeiten leisten könnte: "Richten von Medikamenten z.B., Aufziehen von Perfusoren oder Vorbereiten von Infusionen" . Und wenn wir ehrlich sind, dann ist dies auch so.

Der Paradigmenwechsel- erst Theorie dann Praxis- ist in Deutschland nicht möglich. Hier sind Azubis billige Arbeitskräfte. Und da macht es Sinn, sie möglichst schnell zu dressieren, damit sie die Leistung erbringen können. Und so bleibt es, wie es ist... Checklisten und Laienstandards geben vor, was zu tun ist und was nicht.

Elisabeth
 
Wenn man der Hilfskraft z.B. die 6-R-Regel oder die Grundprinzipien der hygienischen Arbeitsweise beibringt, hast Du natürlich Recht. Aber solche Aufgaben sind halt auch Bestandteil unseres Berufs.

Und wie gesagt: Ich halte Checklisten und Handlungsanweisungen in manchen Bereichen durchaus für sinnvolle Gedächtnisstützen. Ich guck bei wenig gebräuchlichen Medikamenten in die Packungsbeilage, ich stütze mich bei Vorbereitung für seltenere Untersuchungen auf Checklisten für benötigtes Material, ich mach mir bei der Einweisung in ein neues Bestellprogramm Stichpunkte, was ich in welcher Reihenfolge anklicken muss. Ich halte dies für vertretbar.
 
Allerdings sehe ich es dann als Aufgabe des Praxisanleiters, zumindest "Hintergrundwissen light" zu vermitteln und eine Entscheidung darüber zu treffen, bis wohin das Erlernen geht. Erstjahresschüler z.B. würde ich bei manchen Tätigkeiten sicher zusehen, aber nicht selbst durchführen lassen.

Moin!

Das sehe ich auf jeden Fall auch so! Ich bin nur ausdrücklich gegen die Variante, einem Schüler im ersten selbst sogar das Zuschauen zu verweigern mit dem Hinweis, dass das erste Jahr schließlich dazu diene ausgiebig das Waschen und Bettenmachen zu erlernen...

Die Frage ist ja, was kann eine Handlungskette leisten und was nicht? Ich sehe darin ein nützliches didaktisches Hilfsmittel was es den Schülern erleichtert, sich den technischen Ablauf einzuprägen. Mehr leistet ein solches Werkzeug nicht, ist zu diesem Zeitpunkt des Lernens aber auch nicht nötig. Wann kommt dann das eigentliche Pflegerische Know-how ins Spiel? Wie lässt sich eine solche simple Technik (wie z.B. eine s.c. Injektion) in einen Pflegeprozess einbinden - spätestens dann endet nämlich jeglicher Nutzen einer Handlungskette?

Bei der s.c. Injektion kann beispielsweise überlegt werden, ob und wann diese Technik in eine übergeordnete Beratungs- und Schulung sprödes eingebunden werden kann. Könnte der Patient dies auch selber machen? Was hindert ihn, dies selbst zu machen? Welche Methoden sind für gerade diesen Patienten sinnvoll, um ihm diese Technik beizubringen? Wie können Bedenken ausgeräumt werden? Nach welchen Kriterien ließe sich der Erfolg evaluieren?

Gruss hartwig
 
@-Claudia-: das würde im Umkehrschluss bedeuten, dass eine ungelernte Hilfskraft diese Arbeiten leisten könnte: "Richten von Medikamenten z.B., Aufziehen von Perfusoren oder Vorbereiten von Infusionen". Und wenn wir ehrlich sind, dann ist dies auch so.

Ja, das ist so! Da steckt keine fachliche Kompetenz drin und ich wurde dies auch auf viele andere technische Massnahmen ausdehnen. Trotz allem müssen Personen diese Dinge ausführen und da halte ich Handlungskette als Hilfsmittel für den praktischen Unterricht für nútzlich.

Die eigentliche pflegerische Kompetenz muss durch andere Methoden vermittelt werden.

Gruss hartwig
 
Wenn man der Hilfskraft z.B. die 6-R-Regel oder die Grundprinzipien der hygienischen Arbeitsweise beibringt, hast Du natürlich Recht. Aber solche Aufgaben sind halt auch Bestandteil unseres Berufs. ...
Man erachtet diese Handlungen als berufseigen. Stimmt, solange man damit nicht die Professionelle Pflege begründen will. Da erwarte ich von der Fachkraft schon ein bisschen mehr als lesen und schreiben können.

Wenn ich den Faden jetzt zu Ende denke... es braucht eigentlich nur wenige dreijährig ausgebildete Fachkräfte. Das meiste der tägl. anfallenden Tätigekeiten kann von Hilfskräften übernommen werden. Nur müssen wir nur noch den dreijährigen beibringen, wann ihre Kompetenz wirklich gefragt ist. Wie machen wir das? Per Checkliste und Laienstandard?

Medizinische Maßnahmen im Pflegeprozess? Unter welcher Pflegediagnose läuft das? Wenn ich einen Patienten anleite und berate, dann gebe ich ihm einen Laienstandard an die Hand. Denn für nix anderes sind die Standards und Checklisten gedacht. Es soll Hilfspersonal danach arbeiten.

Und da schließt sich der Kreis: der Azubi muss am Anfang nach Laienstandards arbeiten. Die Aufgabe ist, ihn schnellstmöglich davon weg zu bekommen. Und das funzt in meinen Augen nicht, wenn ich in Prüfungen diese Standards abprüfe statt der Fähigkeit diese abzuwandeln. Abwandeln, und ggf. sogar weglassen, geht aber nur, wenn der Azubi dafür das nötige Handwerkszeug erhält: die Fachinformationen wie was wann funktioniert oder nicht.

Elisabeth
 

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