Sich als Mann oder Frau fühlen

Du hast noch nie erlebt, dass die eine Patientin ganz anders reagiert als ihre Zimmernachbarin? Die eine ist sehr interessiert, sehr engagiert und bestrebt möglichst schnell wieder auf die Beine zu kommen. Die andere braucht eine intensive Führung, ist schnell verunsichert. Wie mag das wohl in der Häuslichkeit sein? Welche Rolle nehmen die beiden da ein? ...

Wenn man "sich als Mann oder Frau fühlen" nicht nur auf die Sexualität sondern auf das Geschlecht ausweitet ergeben sich ganz andere Aspekte.

Elisabeth
 
Man kann unter "sich als Mann/Frau fühlen" solche Sachen erfragen oder ob der Pat Kinder hat oder sonstwas. Um es Relevant für den Pflegeprozess zu machen fehlt dann aber die Konsequenz.

Ich habe die Pflegeanamnese und Planung nach ATL´s gelernt und danach wurde auch im Haus gearbeitet. Mir erscheint dieser Teil der ATL´s ist schon ein sehr wichtiger: gleichgeschlechtliche Pflege ist ja ein sehr anstrebsames Ziel (gerade für Körperpflege, Katheterisierungen, etc.), doch was ist wenn ein Pat. bspw. schwul ist oder ein mann der sich selbst als Frau fühlt? Was ist diesem Pat lieber, von wem er versorgt wird? Das größere Problem dabei ist: Es gibt ja garkeine Untersuchungen oder Studien zu solchen Themen. Sexualität wird im Krankenhaus ausgeklammert oder garnicht berücksichtigt, was dann eine Pflegeplanung umso schwieriger macht.

Kritisieren würde ich diesen Punkt auch, dass er so nicht mehr Zeitgemäß ist. Erstens ist es die Entscheidung von jedem Menschen selbst, was man so über seine Sexualität preisgibt. Zweitens deckt es nicht die relevanten Theman ab, wenn jemand angibt "Ja ich fühle mich als Frau". Und Platz für Empfindungen, jenseits der Heteronormativen Grenzen unserer Gesellschaft bietet es auch nicht.

Fazit: Es ist durchaus wichtig auch in diesem Bereich zu Fragen, jedoch ist dafür das ATL und evtl die herkömmliche Pflegeanamnese nicht geeignet.
 
Traditionelle (deutsche) Geschlechterrollen...



Diese traditionelle Sichtweise stimmt mittlerweile so nicht mehr. Wie sieht sich der Pat. also selber? Wo steht er/sie selber?

Früher wurde der Beruf abgefragt. Da hast ggf. schon ableiten können, wo ev. Ressourcen liegen und wo Probleme. Meines Erachtens gehört dies in den Bereich "Sich als Mann oder Frau fühlen".

Elisabeth
Diese Geschichte hat erst vor kurzem bei uns zu Diskusionen gesorgen, folgendes:
Mann 77 Jahre alt, früher Maurer, Ehefrau, Hausfrau und somit war das Rollenverhalten zu Hause klar. Die Frau hat ihren Mann die Wäsche herausgelegt etc., kurz verwöhnt, verhuddelt. Die Beiden sind über 50 Jahre verheiratet und das Rollenverhalten machte sich bei uns folgendermaßen bemerkbar, der Mann war unsicher, er fühlte sich alleine gelassen, er wusste nicht (trotz Zettel), wann, wohin.....
Nach Schichtbeginn bin ich kurz zu ihm gegangen und er wollte gerne das wir einmal im Nachtverlauf nach ihm schauen etc., einige Kolleginnen nannten es verhuddeln, ich nannte es nach ATL für Sicherheit sorgen.
Ich kann doch nicht ein 50 Jahre altes Verhalten in kurzer Zeit umerziehen.
 
Was ich eh nie verstanden haben, dass man die ATLs völlig losgelöst voneinander gesehen hat. In meinen Augen ist das ein Beweis, dass die Vermittlung des Konzeptes doch sehr zu wünschen übrig ließ. Dein Beispiel zeigt m.E. schön, wie das eine das andere beeinflussen kann.

Elisabeth
 
Die Unterteilung Mann/Frau ist bei vielen mittlerweile "überholt".
Bei Facebook USA gibt es seit einiger Zeit die Möglichkeit von ca. 50 Punkten das passende auszuwählen.
Facebook neu mit über 50 Geschlechts-Optionen - News Digital: Internet - tagesanzeiger.ch

Ja, doch ja, aber die ältere Generation hat und lebt noch in alten Gegebenheiten. s.o.

Die heutige Generation...., halt...., wo gehöre ich eigentlich mit 51 Jahren hin? Auch in meiner Altersgruppe gibt es noch alte Rollenmuster.
 
Die moderne Umschreibung der traditionellen Frauenrolle... https://www.youtube.com/watch?v=h33F7YDqXM4 . Find ich sehr gut. Zeigt sie doch auf, dass man sich heutzutage offensichtlich nicht zur Tradition bekennen darf. Nur wer mit dem Manne gleich zieht, ist was wert. Und er Mann ist nun mal der Macher der das Geld nach Hause bringt .*fg*

Elisabeth
 
:dudu:Na, wer wird denn schon zugeben das sich zwar einiges getan hat, aber spätestens beim Erziehungsurlaub schleifen sich oft alte Rollenverhaltensmuster wieder ein. Danach ist Beruf und Familie gewohnheitsmäßig eingeschliffen, nicht umsonst sind es meistens, die Frauen die auch die Seniorenpflege übernehmen. Man(n) macht Karriere und Karriere ist halt oft biologisch oder finanziell vorgegeben.
 
Hört sich fast so an, als wenn die Gemeinschaft vorschreibt, wie man sich zu verhalten hat. Nur- es gibt auch heute noch Männer, die können mit Hausarbeit nur bedingt was anfangen. Sie brauchen hier eine ständige Anleitung und Kontrolle. *fg* Sind das deswegen schlechtere Familienbeziehungen? Es gibt bekanntlich immer zwei- einen der anleitet und kontrolliert und den anderen, der beides zulässt und sich damit sogar wohl fühlt.

Rollenidentitäten kann man nicht festlegen. Man muss sie bei der Anamnese erfragen. Wie viele Hausfrauen wohl kommen mit: Ich manage ein Kleinunternehmen? *g*

Elisabeth
 
Leider. Woran liegt das eigentlich? Hat ja eigentlich auch Auswirkungen auf das Entlassungsmanagement. Von daher ist es auch bei einer sehr kurzen Liegedauer nicht ganz uninteressant.

Elisabeth
 
Vielleicht weil sich als Mann oder Frau fühlen wirklich nur, in den Köpfen von Fachpflegepersonal, medizinischem Personal, Ärzte auf den sexuellen Bereich reduziert wird.

Ich denke, so ein Thread eröffnet andere Sichtwinkel und vielleicht werden jetzt auch mal beim ausfüllen der ATL`s die geschriebenen Punkte erwähnt. Zum Beispiel: Hr. zyx sehr unsicher, weil er von seiner Frau viele kleine Alltagsdinge wie zum Beipiel Anziehsachen herauslegen etc. abgenommen bekommt. Er macht sich sorgen, weil er auf Grund seiner Krankheit den Mülleimer nicht mehr heraus stellen kann. Blabla,blubblub..

Frau xyz bekommt ihre Brote immer von ihrem Mann geschmiert und in kleine Stücke geschnitten serviert. Sie macht sich sorgen, weil sie nach ihrem Schlaganfall, seine Hemden nicht mehr bügeln kann. U.s.w.....
 
Gibt es eigentlich passende NANDA-Diagnosen, die so etwas abbilden?

Elisabeth
 
Hört sich fast so an, als wenn die Gemeinschaft vorschreibt, wie man sich zu verhalten hat. Nur- es gibt auch heute noch Männer, die können mit Hausarbeit nur bedingt was anfangen. Sie brauchen hier eine ständige Anleitung und Kontrolle.
Genauso gibt es auch Frauen, die es nicht schaffen...
 
Keine Frage. Nur- einem Mann nimmt man das nicht so übel. Es wird als "normal" angesehen. Er kann ja nix dafür. *g*

Elisabeth
 

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