Privater Kontakt zwischen Kollegin und Patientin

Booh

Newbie
Registriert
06.05.2008
Beiträge
6
Beruf
Gesundheits- & Krankenpflegerin
Akt. Einsatzbereich
Psychiatrie, ITS
Hallo zusammen,
ich arbeite seit ein paar Monaten auf einer offenen psychiatrischen Station, habe vorher lange Jahre in einem komplett anderen Bereich gearbeitet.
Hier arbeitet eine Kollegin, nennen wir sie A., welche ich möchte meinen ~20 Jahre Berufserfahrung hat und einen ziemlich lockeren Umgang mit Patient*innen pflegt. Grundsätzlich ist daran ja auch nichts verwerflich solange es trotzdem auf einer distanzierten professionellen Ebene bleibt.
Nun habe ich und meine Kolleg*innen mitbekommen, dass Kollegin A. zu mindestens einer Patientin in jüngerer Zeit ein etwas intensiveres Verhältnis aufgebaut hat. Soweit wir wissen platonisch, aber weit entfernt von Augenhöhe, da Kollegin A. über 20 Jahre älter ist und von Außen betrachtet eher so ein Patentanten-Verhältnis herrscht.
Die Kollegin verbrachte während des Dienstes sehr viel Zeit mit der Patientin und "befreundete" sich auch auf Social Media, likte und kommentierte auch Beiträge. Die Patientin wurde zwischenzeitlich kurz regelhaft entlassen, kehrte aber zurück und hat lt. Diagnostik wohl eine BPS.
Es wirkt insgesamt schon so, dass A. sich viel mehr für diese Patientin einsetzt als für andere und die Symptome der BPS befeuert.
Nun haben schon mehrere Kolleg*innen A. angesprochen, dass sie das enge Verhältnis problematisch finden, auch die pflegerische Leitung wurde informiert.
A. zeigt sich jedoch recht unbeeindruckt, relativiert und blockt jegliche Kritik ab. Sie behauptet, dass alles ganz normal sei und kein Ungleichgewicht herrscht.

Wie gesagt ich bin noch nicht lange hier, insgesamt fällt es mir sowieso schwer Menschen direkt zu kritisieren, aber mir und dem Team stößt es einfach sauer auf und frage mich wie ich damit umgehen soll. Es zeichnet sich nämlich ab, dass es bei einer anderen Patientin schon ähnliche Züge annimmt.
Vielleicht hat ja noch jemand einen Rat und kann mir erklären was da passiert oder kennt ähnliche Fälle?
 
Hallo Booh,

vielen Dank für deinen offenen Beitrag, für mich verhält sich das so:

Solange das Mindestmaß an Nähe- und Distanz gewahrt wird, ist das ganze womöglich grenzwertig. Generell gibt es kein Gesetz, das eine Freundschaft zwischen Pflegepersonal und Patienten verbietet, sofern es kein Abhängigkeitsverhältnis auf sexueller, partnerschaftlichen oder wirtschaftlichen Basis gibt. Wobei auch dort gibt es klare Regelungen, während der Behandlung, egal ob stationär oder ambulant sind solche Handlungen zwischen Pflegepersonen und Patienten (besonders im psychiatrischen Bereich) nicht gestattet, sobald die Behandlung beendet ist, wäre das jedoch ebenfalls legitim.

Das adden von Patienten in sozialen Medien kann per Betriebsvereinbarung über den Betriebsrat mit dem Arbeitgeber kommuniziert werden, jedoch ist es fraglich, ob diese dann einer justiziablen Prüfung Standhalten würde. Solange keine nachweisliche Bevorzugung vorliegt und andere Patienten dadurch bedingt vernachlässigt werden, kann die entsprechende Kollegin den Zeitbedarf am Patienten individuell nach Erfordernis planen, sofern es dort nicht um Freizeit Angelegenheiten geht, sondern im Rahmen der Ausübung als Pflegeperson.

Sollte nach der Behandlung eine sexuelle, partnerschaftliche oder wirtschaftliche Abhängigkeit entstehen, so ist dieses bei erneuert Behandlung anzugeben, damit entsprechend andere Pflegepersonen eingeplant werden oder die Patientin in einer anderen Einrichtung aufgenommen wird, dies gilt nicht für eine unabhängige Freundschaft.

Dies ist meine Einschätzung und die Meinungen können diesbezüglich stark voneinander abweichen, da es einmal die gesetzliche Grundlage gibt und dann der Ermessensspielraum.


Viele Grüße
Drageas
 
Hallo Booh,

halte ich auch für sehr schwierig. Vor allem zu BPS! Da gilt es ja noch viel viel mehr Grenzen zu setzen.
Mit diesem Krankheitswert hat das Annähern noch eine ganz andere Bedeutung....
Aber du kannst nichts dagegen unternehmen. Diese PK trägt hier aber auch ihren psychischen Anteil einer solchen Verbindung mit bei. Als Schwester in einer Psychiatrie sollte man sowas eigentlich wissen und das Muster erkennen.
 
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Reaktionen: Martin H.
Irgendwie kam mir der Verdacht, dass es sich nicht um eine Pneumonie handelt weswegen die Patientin in Behandlung ist. Ich persönlich habe wenig Erfahrungen mit diesem Krankheitsbild. Neulich hatte ich Mal einen ähnlichen Borderliner als Patient, aber der wollte nicht mein Freund sein und hat verlangt, dass ihn jemand anders betreut. Er fühlte sich nicht gut von mir betreut. Es ging nicht um die medizinische Pflege, ich bin nicht auf seine Psyche eingegangen.
Lange Rede kurzer Sinn. Er hatte vergessen zu sagen, dass er mich ziemlich distanzlose angebaggert hat und zum Schluss beleidigend würde. Das hat ein Arzt mitbekommen und es meiner Chefin gesagt.
Ich habe in dem Fall die Grey Rock Technik angewendet und habe ihn und sein Geschwurbel ins Leere laufen lassen. Die Sache verlief im Sand.
Solche Patienten können sehr manipulativ vorgehen und Menschen, die sowas nicht wissen können in die Falle tappen. Ich bin das nicht und er hat gemerkt, dass ich ihn durchschaut habe.
 
@Martin H.
Grey Rock heißt, man geht nur minimal auf die Worte des gegenüber ein, ja oder nein keine langen Erklärungen.
Wenn der andere versucht, dich in Diskussionen zu verwickeln immer die gleiche kurze Antwort.
Kurz gesagt, die Leute freundlich ins Leere laufen lassen.
Dein Gegenüber versucht Emotionen aus dir rauszukriegen, dich zu Drama hinreißen zu lassen, genau das bringt ihn aber dazu, es immer wieder mit dir zu machen...
 

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