Pneumonieprophylaxe - was ist State of Art?

Also kann man davon ausgehen, dass, wenn der/die Pat. zum Waschen oder Frühstücken an die Bettkante mobilisiert wird, auch gleichzeitig schon eine Pneumonieprophylaxe durchgeführt wird?
Mobilisation dient primär der Atelektasenprophylaxe.

Jetzt frage ich mich nur, wie man Prophylaxen bei Pat. wie jenen ausführt, die ich in meinem letzten Dienst aus dem Altenheim aufgenommen habe: verwirrt, immobil, exsikkiert, kontrakt... Oh je!

Wo liegt das Problem? Die Frage ist doch immer: Was will ich erreichen und wie kann ich das erreichen? Und hier kommt die Fachkompetenz der Pflegekräfte zum Tragen- Pflegeprozess als Problemlösungs- und Beziehungsprozess.

Um eine individuelle Prophylaxe planen zu können müßte man mehr über den Pat. wissen. Grad der Immobilität? Wo Kontrakturen? Erkrankungen der Luftwege (von der Nasenspitze bis zur Alveole)? Andere Erkrankungen, die eine hämatogene Aussaat bedingen können? Ernährung per oral? Magensonde? Schluckprobleme? Schmerzen? usw.

Elisabeth
 
Fichtennadelöl, Eukalyptusöl, Minzöl...
Das ganze Zeuch halt, das in diesen "Kühlgels", "Aktivgels" und "Erkältungssachen" drin ist, und oftmals literweise über Patienten ausgeschüttet wird :gruebel:

Fichtennadel
Wirkung: stark spasmolytisch, antiphlogistsich
Indikation: Bronchitis, asthmatische Bronchitis, spastische Colitis

Pfefferminz- Eukalyptus
Wirkung: stark mukolytisch, hyperämisierend, wundheilend, antibakteriell, diuretisch
Indikation: Bronchitis, Sinusitis, Otitis, Rheumatismus, Muskelkater, Kopfschmerzen, Neuralgien, Asthenie, Wunden, Narben
Nebenwirkungen: leicht neurotoxisch und abortiv

Pfefferminze
Wirkung: antibakteriell, antiviral, antimykotisch, antiparasitsich, stark analgetisch, anästhesierend, stark spasmolytisch, stimulierend: kardiotonisch, uterotonisch, neurotonisch, konzentrationsfördernd, enerotonisch, hepatotonisch, cholagog, choleretisch, hypertensorisch, epithelisierend
Indikation: neurovegetative Dystonie, Asthenie, Hypotonie, Leberinsuffizienz, Pankreasinsuffizienz, Übelkeit, Erbrechen, Dyspepsie, virale Hepatitis, Leberkoliken, Zirrhose, Gastralgien, Gelbfieber, Zystitis, Prostatitis, Nierenkoliken, Zoster, virale Neuritis, Ischiasschmerz, Muskelschmerzen, Muskelkater, Juckreiz, Geburtseinleitung, Geburtsschmerzen, Rhinitis, Sinusitis, Otitis, Laryngitis

Entnommen aus: Aromatherapie für Pflege- und Heilberufe von E. Zimmermann

Ich habe mal rot markiert, wofür die Lotionen eigentlich gedacht waren: Einsatz bei Muskelverspannung bei Sportlern.

Die Pflege erkannte wohl ähnliche Duftkomponenten wie bei Dampfinhalationen. Und so eine Einreibung ist ja weniger zeitaufwändig als eine Dampfinhalation.... nur bei letzterem kamen die Wirkstoffe auch zum Wirkorgan. Die Aufnahme über die Haut ist einfach zu gering, ebenso die Konzentration der eingeatmeten Aerosole.

Elisabeth

Elisabeth
 
Mobilisation muss nicht automatisch Atelektasenprophylaxe bedeuten.
Natürlich kann die Atem- und Atemhilfsmuskulatur im Sitzen wesentlich effizienter arbeiten, wenn der Patient jedoch aus anderen Gründen (Schmerzen, Verwirrtheit...) eine Schonatmung hat, hat man damit nicht automatisch eine Prophylaxe.


Elisabeth: Ich weiß nicht, ob "die Pflege [das] erkannte", oder ob der Pflege das so verkauft wird? Schaut man sich einige Präparate an, steht ja genau das auch auf der Packung drauf.

So steht beispielsweise auf "Wick VapuRub®":

Wirkung: Die heilsamen Dämpfe befreien die verstopfte Nase, lösen den Husten und erleichtern das Atmen.
[...]

Wirkstoffe:
Menthol, Campher, Eucalyptusöl, Terpentinöl


Aber natürlich hast du recht: Eine Einreibung (1-2min) ist wesentlich schneller gemacht als Mobilisation, Atemgymnastik usw. Außerdem riecht das besser :emba:
 
Wie hoch ist die Konzentration der ätherischen Öle bei Wick VapoRub® und ähnlichen Substanzen im Gegensatz zu "Einreibungslotionen zur Pneumoieprophylaxe"?

Elisabeth
 
Da fragst du am Besten mal den Hersteller ;-)
 
Gute Auflistung!

Ein Punkt meinerseits, der mir immer gleich in den Sinn kommt:
[*]Atembegünstigende Lagerungen (A, I, T, V)
Da Du weiter unten Selbstversuche vorgeschlagen hast und auch ich die bei vielem für sinnvoll halte: Gibt es wirklich Menschen die bei diesen Lagerungen besser atmen können?

Ulrich
 
Ich schon. Wieso fragst du?

Elisabeth
 
Kann ich so nicht bestätigen. Im Rahmen meiner Ausbildung haben wir an einem Projekttag diese Lagerungen getestet. Sie sind nicht super bequem (für mich in etwa genauso wenig wie eine Bobath-Lagerung, aber die finden ja auch manche Leute bequem), aber wenn die Lagerung korrekt ausgeführt ist, bietet es genug Bewegungsmöglichkeiten.

Natürlich kommt es hier auch wieder auf den Patienten an, haben wir ein internistisches Polytrauma mit 170kg Lebendgewicht, könnte dieser sich durch die Lagerung etwas beeinträchtigt fühlen :knockin:
 
Ich habe weder das eine noch das andere bestritten, sondern gebe lediglich meine Erfahrung wieder.
Jeder Mensch hat ein eigenes Empfinden für angenehme oder unangenehme Dinge, das trifft denke ich auch bei der Lagerung zu. Patienten die ich betreue geben auch immer ein individuelles Feedback, der eine kommt mit einer atemunterstützenden Lagerung gut klar, der nächste nicht.
 
Lagerungsbefinden ist abhängig vom Körpergewicht im Zusammenhang mit den eingesetzten "Kissenmodellen". Da ist weniger oft mehr.

Es geht um die "Blockierung" bestimmter Bezirke zugunsten anderer (minderbelüfteter) Lungenbezirke. Die Lagerung ist sicher keine Wohlfühllagerung und sollte als solche auch nicht angeboten werden.

Elisabeth
 
Sicher ist es für die Patienten angenehm eingerieben zu werden. Find ich persönlich auch ganz toll wenn ich erkältet bin.
Die Wirkung der ätherischen Öle jedenfalls ist zur reinen Pneumonieprophylaxe mittlerweile umstritten, da sie beim Einatmen (wenn KEINE Sekretion vorhanden ist) die Atemwege austrocknen und somit noch eher die Entstehung einer Pneumonie begünstigen.
Ist der Patient jedoch gut verschleimt ist es wiederum in Ordnung ihn mit ätherischen Ölen einzureiben.
Wir selber benutzen ja auch nicht das ganze Jahr über Pinimenthol oder ähnliches wenn wir nicht einen Grund haben.
Gruss
ente1
 
Es geht hier um Pneumonieprophylaxe. Wie entsteht deiner Meinung nach eine Nosokomiale Infektion?

Ansonsten:
ente.1 schrieb:
Die Wirkung der ätherischen Öle jedenfalls ist zur reinen Pneumonieprophylaxe mittlerweile umstritten, da sie beim Einatmen (wenn KEINE Sekretion vorhanden ist) die Atemwege austrocknen und somit noch eher die Entstehung einer Pneumonie begünstigen.
Ist der Patient jedoch gut verschleimt ist es wiederum in Ordnung ihn mit ätherischen Ölen einzureiben

Nach deiner Aussage würden die ätherischen Öle eine Reduzierung der Sekretion bewirken. Ist dies wirklich gewollt?

Elisabeth
 
Wir im Krankenhaus arbeiten auch viel mit hyperemisierenden Salben.. wie zum Beispiel Tumerol, gerade bei beatmeten Pat. echt super... =)
 
Wir im Krankenhaus arbeiten auch viel mit hyperemisierenden Salben.. wie zum Beispiel Tumerol, gerade bei beatmeten Pat. echt super... =)

Wie genau vermeidet "Tumerol" eine Pneumonie?
 
Ätherische Öle sollen nicht eine Reduktion der Sekretion bewirken, sondern eher das Abhusten für den Patienten erleichtern damit evtl vorhandene Bakterienherde sich nicht durch "Rumliegen" extrem vermehren.
Natürlich muss eine gewisse Sekretion vorhanden sein. Wenn jedoch vermehrt sezerniert wird auf Grund von z. B. Intubationen oder Infekten muss dieses Sekret auch abgehustet werden damit eine Pneumonie gar nicht erst entsteht. Ist es aber ein komplett gesunder Mensch (keine Lungenerkrankungen, keine Infekte, keine Intubation....) wirken ätherische Öle eher austrocknend auf die Atemwege und erhöhen somit das Pneumonierisiko.
 
Bitte überlege deine Worte nochmal. Zum einen erwähnst du, dass die ätherischen Öle eher die Lunge austrocknen... zum anderen schreibst du, dass bei vorhandener Sekretion die ätherischen Öle genau gegenteilig wirken.

Wie soll das funktionieren? Entweder die äthersichen Öle regen die Sekretion an- dann tun sie dies auch unabhängig von der bereits vorhandenen Sekretion. Oder sie tun dies nicht. Logischer Ablauf- oder?

Elisabeth

PS Wo hast du das her mit den Wirkweisen der ätherischen Öle?
 
Ätherische Öle sollen nicht eine Reduktion der Sekretion bewirken, sondern eher das Abhusten für den Patienten erleichtern damit evtl vorhandene Bakterienherde sich nicht durch "Rumliegen" extrem vermehren.

Wie soll das funktionieren? Entweder die äthersichen Öle regen die Sekretion an- dann tun sie dies auch unabhängig von der bereits vorhandenen Sekretion. Oder sie tun dies nicht. Logischer Ablauf- oder?

Zur Wirkungsweise lässt sich sagen, dass gewisse Öle die Zilienschlagfrequenz anregen. Untersucht wurden hierbei die ätherischen Ölen von Eukalyptus, Primel und das in Latschenkiefernadeln enthaltene Cineol. Beispielsweise zeigte sich, das unter dem Einfluß von Cineol in einer Konzentration von 5µg/ml die Schlagfrequenz auf 8/sec und bei einer Cineol-Konzentration von 20µg/ml sogar auf 15/sec anstieg. Dadurch wird einem Sekretstau entgegengewirkt und ein Besiedlung pathogener Keime gemindert.

siehe: "Wie ätherische Öle das Abhusten fördern" Ärztezeitung.de
Link Wie ätherische Öle das Abhusten fördern

Dieser Effekt ist allerdings nicht unbekannt sondern durch mehrer Studien bestetigt, siehe z.B.

"Response of human ciliated respiratory cells to a mixture of menthol, eucalyptus oil and pine needle oil"
Arzneimittelforschung 1997 Sep;47(9):1035-9.

oder

"Influence of essential and fatty oils on ciliary beat frequency of human nasal epithelial cells"
Am J Rhinol 2008 Mar-Apr;22(2):130-4



In einer weiteren Studie wurden 12 Patienten mit einer chronischer Bronchitis untersucht. In der randominisierten, placebokontrollierten Studie zeigte sich ein signifikanter Effekt nach 30 und 60 Minuten nach der Anwendung (verbesserte Clearance). Der Effekt war 5 Stunden nach der Intervention nicht mehr messbar.
(Zur Kritik muss gesagt werden, dass die statistische Aussage einer Studie mit 12 Teilnehmern begrenzt ist...)
Hansani A et al: "Effect of aromatics on lung mucociliary clearance in patients with chronic airways obstruction" in J Altern Complement Med. 2003 Apr;9(2):243-9


Der Effekt von ätherischen Ölen auf die Zilienschlagfrequenz scheint also unstrittig zu sein. Offen bleibt die Frage, ob der Einsatz deratiger Öle tatsächlich nachweislich die Pneumonierate senkt. Hier müsste beispielsweise der Einsatz der Öle (wie lange ist die Einwirkungsdauer, wie wird appliziert, wie oft wiederholt... usw) bei einer Gruppe von Patienten mit hohen Pneumoniesrisiko verglichen werden mit einer Kontrollgrupper von Patienten mit gleichem Risiko. Eine solche Studie kenne ich nicht.
Trotzdem ist der Effekt vielversprechend und wert, pflegewissenschaftlich weiter untersucht zu werden.

Für die Praxis würde ich empfehlen, dass solche Öle nur von Personal mit entsprechender Zusatzausbildung eingesetzt werden, da es einen nachweislichen pharamakologischen Effekt gibt.


Gruss Hartwig
 
Danke für die Erklärung der Wirkweise der äthersichen Öle.

Ergo fördern sie nicht die Sekretion, sondern nur den Transport des Sekretes. Ein austrocknen der Schleimhäute ist damit unwahrscheinlich.

Für die Praxis würde ich empfehlen, dass solche Öle nur von Personal mit entsprechender Zusatzausbildung eingesetzt werden, da es einen nachweislichen pharamakologischen Effekt gibt.

Dem schließ ich mich voll und ganz an.

Elisabeth
 

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