Pneumonieprophylaxe - Sinnhaftigkeit verschiedener Massnahmen

Sophie06

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Ausbildung zur Krankenschwester
hallo ihr lieben,
ich bin jetzt erstes Lehrjahr und soll rausfinden, pb das Baktolan vital Gel bei der Pneumonieprophylaxe hilft!?
Ich hab jetzt auch schon einiges gelesen, dass es Quatsch ist, weil es die haut austrocknet!
Warum und was kann ich statt dessen machen???

lg sophie
 
Ich möchte dir nicht die Anworten geben, sondern dich anregen nachzudenken:
Welche Ursachen können eine Pneumonie auslösen?
Welche Schutzmechanismen haben die Atemwege um eine Keimbesiedlung zu unterbinden?
Wodurch können diese Schutzmechanismen beschädigt werden?
Was kann Pflege machen um angegriffene Schutzfunktionen zu unterstützen bzw. zu übernehmen?
Du müßtest dich also erst mit der Anatomie und Physiolgie der Lunge beschäftigen. Bei der Krankenbeobachtung stellst du Abweichungen von der Norm fest und wirst dann gezielt aktiv.

Elisabeth
 
Ok,erst einmal danke für deine Antwort, ich werd mich mal mit der Anatomie der Lunge beschäftigen...
Und dann werd ich sicher nochmal ein paar Fragen zum Nutzen oder Unnutzen dieses Gels haben...aber kann es sein, dass es einfach nichts bringt und die Schwestern auf Station es trotzdem verwenden??

sophie
 
...aber kann es sein, dass es einfach nichts bringt und die Schwestern auf Station es trotzdem verwenden??

Es gehört zu den Pflegemythen, dass diese Mittel gegen eine Pneumonie wirken. Der ursprüngliche Anwendungsbereich für diese Mittel war laut Hersteller Muskelentspannung.
In unserem Haus ist dieses Mittel nicht mehr gelistet. Wenn Pat. Erfrischungsgel wünschen, wird eine O/W Lotion angeboten.

Elisabeth
 
aber durch diesen "huch-is-das-kalt-Effekt" - wie auch immer das auf schlau heißt - atmen doch aber die Patienten tief ein
viele finden es auch als sehr angenehm und atmen tief ein...?

vital gel sollte doch auch immer im Wechsel mit rückfettenden Produkten angewendet werden...


zum Thema Prophylaxe bei bestehender Pneumonie...
wenn "nur" 1 Lunge betroffen ist... wieso dann nicht? ich will doch verhindern, dass die Pneumonie auf die andere Lunge übergreift. ob ich das als Pflegekraft nu verhindern kann, bezweifel ich ja auch, aber man kann's versuchen... oder?


wenn ich schief gewickelt bin, bitte rummeckern :)
 
stationswicht schrieb:
aber durch diesen "huch-is-das-kalt-Effekt" - wie auch immer das auf schlau heißt - atmen doch aber die Patienten tief ein
viele finden es auch als sehr angenehm und atmen tief ein...?

Beim Erschrecken atmen die wenigsten tief ein. Meistens sistiert die Atmung auf der Hälfte des max. Inspirationsvolumens.
Und wenns hier nur um den "Erschreckungseffekt" gunge, würde es kaltes Wasser auch tun.

stationswicht schrieb:
...
wenn "nur" 1 Lunge betroffen ist... wieso dann nicht? ich will doch verhindern, dass die Pneumonie auf die andere Lunge übergreift. ob ich das als Pflegekraft nu verhindern kann, bezweifel ich ja auch, aber man kann's versuchen... oder?

Bitte schau dir nochmal die Anatomie und Physiologie der Abwehrmechanismen der Lunge an. Du wirst wahrscheinlich von allein drauf kommen, was hier nicht stimmt.

Das Pflegekraft bei Sekretverhalt in einem Lungenlappen nichts tun kann, stimmt so nicht. Guckst du hier.

Elisabeth (die einbischen enttäuscht ist, dass Pflege oft handelt ohne zu hinterfragen)
 
Hallo Elisbeth, im Großen und Ganzen verspüre ich hier die gleiche Unzufriedenheit, dass immer noch so viel getan wird ohne zu hinterfragen. Eigentlich ist das unserer Profession unwürdig. Und dass der 'Erschreckeffekt' nicht mit einer Erfrischung und subjektiven Belebung gleich zu setzen ist, sollte auch inzwischen Allgemeinwissen sein. Aber ein 'pro' für diese diversen Gels ist, dass die Patienten diese Maßnahme positiv erleben. Auch wenn dies physiologisch keine naturwissenschaftlich nachweisbare Wirkung hat, stärkt es das Kohärenzgefühl (Salutogenese, A. Antonovsky) und ist für den Erhalt der Gesundheit bedeutsam. Allerdings ist hier die Interaktion wichtiger als das Mittel. gruß ebel
 
Das Kohärenzgefühl stellt eine wichtige Ressource zur Bewältigung von Anforderungen und Belastungen und somit zur Erhaltung der Gesundheit dar. Es setzt sich zusammen aus:

Verstehbarkeit (comprehensibility): Ereignisse werden als geordnet und kontrollierbar wahrgenommen.
Handhabbarkeit (manageability): Es besteht optimistisches Vertrauen darauf, Lebensaufgaben mit Hilfe von geeigneten Ressourcen bewältigen zu können.
Sinnhaftigkeit (meaningfulness): Das Individuum ist überzeugt davon, dass das Leben einen Sinn hat. Es sieht gewissen Anforderungen im Leben als Herausforderungen im positiven Sinn und investiert Engagement in diese Aufgaben.

Das Kohärenzgefühl basiert größtenteils auf Lebenserfahrungen. Je ausgeprägter es ist, desto stärker ist die Fähigkeit eines Menschen, situationsadäquat und flexibel reagieren zu können und im Hinblick auf die Gestaltung und Erhaltung seiner Gesundheit auf geeignete Ressourcen zurückzugreifen.
Quelle: Kohärenzgefühl - Fonds Gesundes Österreich
Inwieweit in diesem Zusammenhang das "Erfrischungsgel" hier eine gesundheitsfördernde Wirkung (hier Pneumonieprophylaxe) entfalten soll, wird mir wohl ewig verschlossen bleiben.

Ansonsten stimme ich deinen Ausführungen zu.

Elisabeth
 
Hallo Elisabeth, auch wenn das weit von der ursprünglichen Diskussion entfernt ist, verstehe ich das so: Patient oder Bewohner erlebt, dass die Pflegepersonenen mit der Begründung, etwas für die gesunde Lunge zu tun, tagtäglich mehrfach ein Ritual durchführen. Das wird als verstehbar wahrgenommen. Und die, die das machen, wissen wohl, was sie tun. Meint der Patient und vertraut auf das Ritual. Assoziativ ist die Frische am Rücken mit der Aufforderung, tief zu atmen, sinnvoll für den kranken Laien. Pflegende werden als Ressourcen für die Gesundheit erlebt, ... wenn sie ihre Pflege mit Überzeugung rüber bringen. .... Über diesen Weg ist meiner Überzeugung nach sehr wohl zu verstehen, warum so viele unsinnigen (wissenschaftlich gesehen!) Pflegemaßnahmen dennoch wirksam sind. Es kommt auf die Überzeugung der Pflegenden an, dass dabei für die Patienten die Pflege verstehbar ist und als sinnvoll erlebt wird! Und das meine ich nicht als Patienten vera...., sondern als ernstzunehmender Bestandteil der Pflegebeziehung. OK? Gruß ebel
 
Hallo,
ja Ebel du hast recht, wir sind weit vom ursprünglichen Thema ab, deshalb habe ich euch abgehängt.

Hier in dem Thread, kann man über alle Varianten der Pneumonieprophylaxe diskutieren.

Verschnupfte Grüsse
Narde
 
sollte vielleicht noch dazusagen, dass wir das "offiziell" :) ja nicht einfach so draufklatschen, breit reiben, nachthemd drüber und weg - sondern mit dem Zeugs eine ASE durchführen...

und das geht ja dann mit dem Vital-Gel ganz gut, flutsch gut, den meisten Patienten tut's gut..
 
Hallo Stationswicht,
wenn ihr das nicht "offiziell" macht, "klatscht" ihr das "Zeugs" Wellness-Produkt zur Hautpflege also einfach so drauf, damits bei der ASE besser flutscht?

Oder hab ich da was falsch verstanden?
 
@ ebel
habe ich deine Ausführungen richtig verstanden? Pat empfindet Kältegel als angenehm erfrischend und Pflegekraft erklärt, dass dieses Gefühl gleichzeitig der Pneumonieprophylaxe dient??? Bzw. der Pat. stellt selbst fest, dass er etwas gegen die Pneumoniegefahr tut? Das würde vorasusetzen, dass der Pat um die Pathophysiologie der Entstehung einer Pneumonie bescheid weiß.Dies erscheint mir eher unwahrscheinlich. Erfrischungsgel wird asl Erfrischungsgel empfunden. Alle weiteren Aspeket werden (falsch) von der Pflegekraft vermittelt. Ob dies dem Vertrauensprozess zuträglich ist, wenn Pat. irgendwann erfährt, dass die Handlung eigentlich nix gebracht hat?

@stationswicht
Der Mythos, eine ASE diene der Pneumonieprophylaxe, ist wahrscheinlich nicht so einfach zu beseitigen. Woran liegst? Vielleicht an dem eher dürftigen Wissen zur Entstehung von Pneumonien?
Noch einmal erklärt:
1. ASE ist ein rein kommunikatives Angebot. Es geht bei diesem Angebot darum, über die "Beruhigung" der Atmung eine Entspannung zu erreichen.
2. Für eine ASE wird nie !!! ein "Vitalgel" oder ähnliche franzbranntweinähnliche Substanzen verwendet. Hier kommen W/O Lotionen, alternativ Naturöle und wenn gar nichts anders da ist ev. O/W Lotionen zum Einsatz.
Ansonsten haben wir zu dem Thema schon diskutiert:
http://www.krankenschwester.de/foru...onieprophylaxe-2.html?highlight=ASE#post48360
http://www.krankenschwester.de/foru...onieprophylaxe-2.html?highlight=ASE#post48377
http://www.krankenschwester.de/foru...10171-ase-schlaffoerderung.html?highlight=ASE

Elisabeth
 

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