Mythen in der Krankenpflege

Wenn die Haarwuchsrichtung so anregend bzw. beruhigend wirken würde, dann hätten wir statt Schlafmedis sanfte Babybürstchen und statt Antidepressiva Wurzelbürsten. Und je nach Wunsch würden die Haare gelegt. [...]

Hm, du vergleichst da manifestierte Erkrankungen mit dem morgentlichen Aufstehen, bzw. dem abendlichen zu Bette gehen.

Ich denke, dass die Waschrichtung schon seine Gründe hat. Wenn ich meine Katze gegen den Haarwuchs kraule läuft sie oft weg. Und nicht, weil ich zu grob zu ihr war :)

Wenn ich mir im Gesicht über meinen spärlichst vorhandenen Bart gegen die Haarwuchsrichtung streiche habe ich schon das Gefühl eines Widerstandes, demzufolge auch eine erhöhte Aktivität der Muskeln zum gegenhalten.
Streiche ich mir mit der Haarwuchsrichtung durch die Haare oder wo auch immer, ist dieser Effekt so nicht zu beobachten.

Es ist natürlich nicht das wichtigste Thema, aber ich glaube schon, dass das einen Sinn hat :)

MfG
 
Es erhöht sich eventuell die Aktivität der Muskulatur. Aber ist dies gleichzusetzen mit einer Veränderung des Bewußtseins?
Gehst du mit der Haarwuchsrichtung dehnst du eventuell die Muskulatur- Entspannung. Aber wirkt dies stets auch auf die Psyche des Pat.?

Mir geht es um die Doktrin, wie die Waschrichtung vermittelt wird.

Übrigens: Kontraindikationen bei "Gegen den Strich"- Parästhesien, PNP.

Elisabeth
 
Das mit dem entferneten Körperteil zuerst waschen hat darin seinen Ursprung, dass man mit dem tropfenden Waschlappen nicht mehr über bereits gewaschene und abgetrocknete Körperteile greifen muss.

Das klingt aber schon einleuchtend - ist einfach eine Tatsache.
 
Einleuchtend ja, aber vielleicht ist herzwärts waschen auch einleuchtend.....vielleicht auch nicht....


spielt es eine Rolle? So lange ich weiß wann ich was bedenkenlos durchführen kann......spielt es doch keine Rolle.......wenn herzwärts waschen keinen Effekt hat (worüber ja keine Einigkeit zu herrschen scheint) und der Patient keine Kontraindikation zur "Zum Herzenhinwaschung" :knockin: hat...... ist es doch eigentlich wurscht egal wie ich wasche. Natürlich nur mit Tätigkeiten die keinen Nutzen und keinen Schaden erbringen. :) Heute kommts ja nur darauf an, "Hauptsache schnell" , kleiner Spaß am Rande.

Allerdings bin ich auch der Meinung (und diese wird ganz sicher von Elisabeths abweichen) die Autoren und Herausgeber von Fachbüchern werden sich schon ein paar Gedanken zu ihren Verfassungen machen.......natürlich muss man die mit der Zeit wieder auf den Prüfstand stellen.....man merkte ja auch im Zuge der Thoraxkompression bei der CPR....das Herz rutscht Hosenwärts.....und somit auch der "Druckpunkt" :)

Ich habe jetzt allerdings noch keine Beweise entdeckt, dass eine herzwärts Waschung ein Mythos oder doch eine effektive Maßnahme ist....

Gruß
Dennis
 
Ob herzwärts oder nicht ist doch völlig egal. Pflegeausbildung macht ein Dogma draus und bedient sich dabei diverser unbestätigter Aussagen. Erreicht wird eine unreflektierte Anwendung.

Man kann die Haarwuchsrichtung als "Waschstruktur" nehmen bei schwer wahrnehmungsgetrübten Pat.: alle waschen in der gleichen Art und Weise.
 
Für mich stellt sich immer noch die Frage:

Mythos oder nicht?

IElisabeth. ich habe auch in deinen Ausführungen nicht wirklich den Hauch einer beweisenden Aussage gefunden (die nicht alleine von dir stammt) ob es unsinnig ist oder nicht.

So lange dies nicht abschließend geklärt ist sollte man es vielleicht auch nicht als Dogma bezeichnen.........aus vielleicht angebrachtem Respekt vor dem Ergebnis......

Eine persönliche Ansicht macht noch keinen Mythos und erschafft in der Regel auch keine "hoch geprisene Handlung".....

Deine bisherigen Aussagen sind für mich gleichfalls unbestätigt, wenn ich etwas als Mythos oder unnütz bezeichne sollte ich, für mein empfinden, mehr in der Hand haben als meine eignen unbestätigten Ansichten zu diesem Thema.............

Gruß
Dennis
 
Es gibt weder einen Beweis für Pro noch für Kontra- demzufolge ist eine dogmatische Vermittlung als angeblich pflegewissenschaftlich bewiesene Maßnahme kontraindiziert. Und weil es keine Beweise gibt, fällt das richtungsgebende Waschen für mich in den Bereich der Pflegmythen- genauso wie das zweistündliche lagern zur Dekuprophylaxe.

Elisabeth

PS: Vielleicht sollten wir uns einigen, was wir unter Mythos verstehen:
Ein Mythos (mask., von altgr. μῦθος = Laut, Wort, Rede, Erzählung, lat. mythus, Pl.: Mythen) ist eine erzählerische Verknüpfung von Ereignissen. In der Neuzeit hat der Begriff einen erheblichen Bedeutungswandel erfahren. Er wird in der Gegenwart zumeist für eine ideologisierende Erzählung verwendet.
Mythos Wikipedia
Ich sehe es als ideologisierende Erzählung.
 
Ich kann ja nur für meine Ausbildung und diese in meiner Umgebung sprechen, aber eine Dogmatisierung ist für mich mehr als eine 90 minütige Stunde zur Abhandlung dieses Themas.
Du kennst da ja vielleicht andere Ausbildungsstätten, aber im Unterwesterwald und teilen von Koblenz macht man aus herzwärts waschen, mit oder gegen die Haarwuchsrichtung und mit Zusatz X oder Zusatz Y waschen keine große Religion......und man preist es auch nicht als Wundermittel.
Ehrlich gesagt hab ich auch noch keine examinierte Kollegin getroffen, die mir gesagt hat:
"Oh mein Gott! Junge du musst zum Herzen hin waschen!"

Gruß
Dennis
 
Das zweistündliche Lagern ist mir bisher nur als Anhaltspunkt begegnet. Ist doch bei völlig immobilen Pat. auch nichts gegen einzuwenden.

Okay, Herzwärts-Waschen ist nicht bewiesen. Ich habe es aber auch nicht als Prophylaxe gelernt, sondern laut meiner Unterlagen als "kreislaufanregend". Damit kann man leben, finde ich.
 
Ansich war in diesem Thread ja nur nach Mythen gefragt und ich finde (ganz wertfrei) dass das "Herzwärtswaschen" durchaus in die Rubrik Mythos passt. Es ist nicht erwiesen, aber auch nicht widerlegt und passt somit zu Elisabeths Definition der "ideologisierenden Erzählung".

Aber: Ich sehe "Herzwärtswaschen" auch nicht als Dogma an, da es wie Dennis ja schon feststellte keinen unumstößlichen Anspruch auf Richtigkeit in unserer Ausbildung und unserem täglichen Berufsleben stellt.

Wie Dennis schon treffend sagte:
Ehrlich gesagt hab ich auch noch keine examinierte Kollegin getroffen, die mir gesagt hat: "Oh mein Gott! Junge du musst zum Herzen hin waschen!"

Wir sollten vielleicht einfach individuell von den Bedürfnissen, Möglichkeiten und Kontraindikationen unserer Patienten abhängig machen, wie wir sie/ihn waschen. Wer vom "Herzwärtswaschen" profitiert soll so gewaschen werden und wer nicht davon profitiert, da kann ich auch gerne vom Herzen weg waschen.

Und sollte man bei dem ein oder anderen Patienten das Waschen sogar mal nur auf den Zweck der Körperpflege reduzieren, spielt die Waschrichtung effektiv keine Rolle :) !
 
Suchen wir weiter nach Mythen der Krankenpflege.

Hier im Forum gabs vor kurzem einen Hinweis:

Gego schrieb:
Es wurde jahrzehntelang (oder wird sogar noch) die Meinung vertreten, daß bei "Aseptischen Wunden" von innen nach außen gewischt werden soll und bei "Septischen Wunden" von außen nach innen.

Wie jetzt aber die Wischrichtung die Wirksamkeit des Desinfektionsmittels beeinflußt ist allerdings unbekannt.
http://www.krankenschwester.de/foru...ndswechsel-septisch-aseptisch.html#post153341

Elisabeth
 
Sehr schöne Rituale stehen in diesem Buch: Amazon.de: Pflegerituale: Mike Walsh, Pauline Ford, Angelika Abt-Zegelin, Heide Börger: Bücher

Kann mich noch an eine Episode erinnern: Die wiederholte Messung des Bauchumfangs bei bestimmten Patienten (mit Aneurysma oder nach stumpfem Bauchtrauma o.ä.). Die Autoren haben ganz frech einige Zentimeter vom Maßband rausgeschnitten, also hätte bei der Kontrolle eine Zunahme des Bauchumfangs herauskommen müssen. Stattdessen hat jeder so lange an der Lage des Maßbandes korrigiert, bis der Wert wieder mit dem vorherigen übereinstimmte. Darauf angesprochen erzählten alle, dass eine Blutung von einem Ausmaß, das sich auf den Bauchumfang messbar auswirke, müsse so massiv sein, dass ein Kreislaufabfall oder eine hypovolämischer Schock auftreten müsse. Ein wacher und ansprechbarer Patient könne daher keine derart massive Blutung im Bauchraum haben.

Frage: Wenn der Bauchumfang sowieso nichts aussagt, was man nicht vorher weiß - warum misst man ihn dann?
 
Mir ist gerade noch eingefallen: Das "Blasentraining" durch Katheterabklemmen bei einem transurethralen Katheter (beim suprapubischen geht es natürlich). Das ordnen unsere Stationsärzte immer wieder gern an - dabei gehört es in die Rubrik "Wie züchte ich einen Harnwegsinfekt?". Man kann den Schließmuskel ja nicht trainieren, wenn ihn der Dauerkatheter am Schließen hindert.
 
Das ordnen unsere Stationsärzte immer wieder gern an - dabei gehört es in die Rubrik "Wie züchte ich einen Harnwegsinfekt?". Man kann den Schließmuskel ja nicht trainieren, wenn ihn der Dauerkatheter am Schließen hindert.

Pat. mit einem DK haben zu ca. 90% einen Harnwegsinfekt. Die Anzahl steigt je nach Liegedauer.
Wieso soll durch das Abklemmen ein HWI entstehen? Auch ein Mensch ohne DK hat meistens Restharn in der Blase (außer er war gerade auf dem WC - und selbst dann haben viele eine gewisse Restharnmenge). Beim Blasentraining geht es ja auch nicht um das Training des Schließmuskels, sondern um zu testen ob der Pat. eine Blasenfüllung spürt und ab welcher Harnmenge er sie spürt.

Gruß,
Lin
 
Abklemmen von transurethralen Dauerkathetern ist nicht mehr zeitgemäß.

Eben weil Infektionen begünstigt werden. Vorstellbar sind...
... Schädigungen des Katheters selbst durch immer wiederkehrendes Abklemmen.
... Schaffung von idealen Bedingungen für Keime (feucht, warm, dunkel, ...)
... Stauen des Katheters -> Keime, die sonst mechanisch durch die Urinflussrichtung weggespült würden können nun mit steigender Wassersäule im Dauerkatheter aszendieren

Zudem funktioniert das ganze Prinzip ja scheinbar nicht, wie oben angesprochen. ;)

Halte die Zahl von 90% HWI bei liegendem transurethralen Dauerkatheter übrigens für ein Gerücht.... es sind viele, aber nie im Leben 90% o_O
 
@Toolkit:
Die Infektionsgefahr durch einen liegenden transurethralen Dauerkatheter ist relativ hoch, pro Tag nimmt das Risiko um 5-10 Prozent zu. Nach 14 Tagen findet man auch bei geschlossenen Systemen bei fast allen Patienten eineBakteriurie.
Zitat: Hauptseite - PflegeWiki

Sorry, hab mich falsch ausgedrückt. Klemmen tun wir nur, um zum Beispiel einen Blasenspasmus durch zu schnelle Blasenentleerung, vorzubeugen. Sonst bekommen die Pat. ein eigenes Ventil um den DK abzustoppeln (Carevent).
Um nochmal zur idealen Bedingung für Keime zurückzukommen. Auch ein Mensch ohne DK hat nicht eine ständig leere Blase. Man spürt den Harndrang auch erst ab einer gewissen Füllmenge. Hier hast du also die gleichen Bedingungen für eine Bakterienbesiedlung (außer natürlich das sie bei einem DK leichter aufsteigen).

Gerade für Pat. die lange einen DK tragen müssen, ist es schlecht den DK immer an einem Beutel angeschlossen zu haben, da die Blase "faul" wird und auch schrumpfen kann. Natürlich kommt es dabei auch auf das Ziel an (wird z.B. vorrausgesetzt, dass der Pat. wieder katheterfrei leben kann).

Gruß,
Lin
 
PDF-Datei: http://www.oegkv.at/fileadmin/docs/OEPZ_2002/01/denkmayr.pdf

Seite 1:

Maßnahmen bei liegendem Dauerkatheter:
  • Katheterventil beim "Dauerkatheterpatienten" verwenden
Hab mich ja schon entschuldigt, dass ich das mit dem Klemmen falsch geschrieben habe. Aber nochmals: Wir klemmen auch nur zur Vorbeugung von Blasenspasmen. Ach ja ist mir noch eingefallen: und bei Kontrastmitteluntersuchungen (aber da gehts anders schlecht).

Gruß,
Lin
 
Sorry, hab mich falsch ausgedrückt. Klemmen tun wir nur, um zum Beispiel einen Blasenspasmus durch zu schnelle Blasenentleerung, vorzubeugen.


Hehe, vielen Dank für diese Vorlage.
Ich möchte dieses Zitat als weiteren Mythos dem Thema zuführen :-)
 

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