Mitwirkung an Abtreibung?

Hallo,

ich bin nicht der Meinung, daß man in diesem Beruf alles machen können muß.
Wenn ich zum Beispiel mit der viszeralchirurgie nicht zu Recht komme, weil ich da ständig offene Bäuche habe, aus den permanent der Stuhlgang läuft und mich das fertig macht, dann arbeite ich da nicht....WEIL ICH DAS NICHT KANN.
Und das ist auf keinen Fall verwerflich.
Darum arbeiten vielleicht manche nicht auf der Gyn., weil sie einen Schwangerschaftsabruch nicht miterleben wollen und manche nicht in der Unfallchirurgie, weil sie es nicht sehen können, wie jemand mit dem Kopf unter dem Arm daher kommt.

Jedoch kann ich in einem anderen Gebiet, eine sehr gute Pflegekraft sein.

Wenn ich also mit Abtreibung ein Problem habe, dann bietet es sich doch an, woanderst zu arbeiten, wo ich voll dahinter stehen kann.
 
Eine weibliche Pflegekraft darf sich dagegen aussprechen bei einer Abtreibung dabei zu sein. Sie muss es nicht.
 
Wieso sollten männliche Pflegekräfte dies nicht dürfen?
 
Da bin ich auch ganz Ohr, weil der Gynäkologe der sich geweigert hat Schwangerschaftsabbrüche durchzuführen war auch ein Mann und ich wüßte nicht wie ich entscheiden würde derzeit in der Pflege und nach Abschluss des Studiums als Arzt.
 
....weil bei Frauen die Natur noch mehr eine Rolle spielt. Bedeutet so viel wie, dass eine weibliche Pflegekraft danach keinerlei Kinder mehr bekommen möchte. Davon könnte man ausgehen.
Daher gibt es die Regelung.
Klar könnte man jetzt sagen: Eine männliche Pflegekraft könnte sich auch dagegen wenden.
Durchaus! Allerdings in der Natur ist es nunmal die Frau diejenige, die Kinder 9 Monate lange unter ihrem Herzen trägt und diese Emotionalität bezüglich Abtreibung darf man nicht von einer Frau verlangen.

Ich persönlich weiß wovon ich spreche. Ich wurde nämlich vor vollendete Tatsachen gestellt und mir verging das Kinder bekommen sehr schnell.
 
"Vielleicht sollten wir also...wer es kann...es so sehen, daß wir jemanden durch eine für ihn schwere Zeit begleiten und nicht unbedingt daran mitwirken.[/quote]"

Hallo Olyntchen,

also mir hilft die Vorstellung, dass ich jemanden begleite und ihm beistehe in einer schwierigen Situation. Ich finde das Wort Begleitung triffft es, wenn ich als Pflegekraft auf der Gyn Station arbeite. Als operierender Gynäkologe oder OP Schwester sehe ich das anderst. Da bin ich wirklich aktiv an der Beendigung der SS beteiligt.
Das möchte ich aus Gewissensgründen nicht tun. Ein Großteil der Frauen, bereut einen Abbruch hinterher. Da fühle ich mich als aktive ausführende Pflegekraft irgendwie schlecht. :weissnix:

So long

susisorglos
 
Hallo Susisonnenschein,

ich will Dich doch garnicht überzeugen.
Dennoch denke ich nicht das ich da an etwas mitwirke, im Sinne von ich lege regelrecht Hand an.

Wenn Du das nicht machen kannst/ willst dann ist das doch in Ordnung.
Finde es trotzdem hart, wenn ich mitwirken höre.

Wenn es um die Abtreibung an sich geht, man findet diesen Vorgang grausam...ok, kann ich verstehen.

Wenn es aber an den Gründen für den Abruch liegt, das geht uns nicht an.

Aber auch im OP braucht eine Frau, wenn sie abricht, jemand der sie begleitet.
 
Die Ärztin mußte ihn sich an sehen - wohl, ob alles dran ist oder so. Er war vollständig. Die Pat. bekam noch eine Nachcurettage. Eine Histo wurde auch noch angeleiert, das sei wohl Standard. Wovon genau, weiß ich nicht. Dann trat der Embryo seinen letzten Weg an über die Körperteilentsorgung...

Ich hätte dies verweigert mit dem Hinweis ob ich demnächst, ähnlich wie die Untergebenen von Dr.House, zu den Frauen nach Hause gehen muss um in der Toiltte nach dem Spontanabort zu suchen. Ich denke, es gibt eindeutig Grenzen.

Elisabeth
 
Ist eine unvollständiger Abort (bei der der Fötus oder ein Teil davon in der Mutter verbleibt) nicht ein massives Infektionsrisiko? Wahrscheinlich muss der Embryo deshalb auf Vollständigkeit untersucht werden.
 
....weil bei Frauen die Natur noch mehr eine Rolle spielt. Bedeutet so viel wie, dass eine weibliche Pflegekraft danach keinerlei Kinder mehr bekommen möchte. Davon könnte man ausgehen.
Daher gibt es die Regelung.
Klar könnte man jetzt sagen: Eine männliche Pflegekraft könnte sich auch dagegen wenden.
Durchaus! Allerdings in der Natur ist es nunmal die Frau diejenige, die Kinder 9 Monate lange unter ihrem Herzen trägt und diese Emotionalität bezüglich Abtreibung darf man nicht von einer Frau verlangen.

Ich persönlich weiß wovon ich spreche. Ich wurde nämlich vor vollendete Tatsachen gestellt und mir verging das Kinder bekommen sehr schnell.

Auch wenn ein Mann selbst keine Kinder austragen kann, heißt das nicht, dass er mit dem Thema Abtreibung emotionslos umgeht.

Ich denke, jeder sollte für sich entscheiden, ob er bei einem Schwangerschaftsabbruch mitwirkt oder nicht. Wenn er oder sie sich aber dagegen entscheidet, sollte er oder sie seinen Arbeitsplatz entsprechend wählen. Anderer OP, Chirurgie statt Gyn, christliches Krankenhaus - Möglichkeiten gibt es genug.
 
Ist eine unvollständiger Abort (bei der der Fötus oder ein Teil davon in der Mutter verbleibt) nicht ein massives Infektionsrisiko? Wahrscheinlich muss der Embryo deshalb auf Vollständigkeit untersucht werden.

Es erfolgt m.W. eine Nachcurettage. *grübel* ist das net immer üblich? Der Embryo ist ja net alles. Stichwort: Plazenta, Eihäute.

Elisabeth
 
Das wird doch wie bei einer regelrechten Geburt sein....da wird doch auch die gesamte Plazenta, die komplette Nachgeburt untersucht und später der Wochenfluß, ob nicht doch etwas zurückgeblieben ist.
 
Frau 25 Jahre, Freund mit sehr gutem Verdienst, Kind soweit gesund, wollten es einfach nicht, 12.SSW+6 - also in letzter Sekunde und wir mußten nach dem Priming irgendwann nach dem Embryo im WC-Stuhl tauchen... ) echt mitgenommen.

LG!

Wenn der Fötus bereits nach dem Priming abgeht, kann es schon unangenehm für alle Beteiligten sein. Das kann schwer sein.
Aber grundsätzlich mal. Die Frage ob man bei Abtreibungen assistiert, sollte man sich grundsätzlich stellen und die Konsequenzen beantworten. Entweder ja oder nein. Sonst begibt man sich schnell in die Rolle eines Richters: Bei der verstehe ich es, bei der kann ich es nicht nachvollziehen, wie kann sie nur...nein, da will ich nicht mitmachen. Da ist es zu spät.
Ich habe mir diese Frage auch einmal gestellt, als ich meine jetzige Stelle angenommen habe. In unserer Praxis werden sehr viele Schwangerschaftsabbrüche durchgeführt. Und ja, es sind eben nicht nur 14jährige, Vergewaltigungsopfer und Frauen die bereits 6 Kinder haben. Gleich gibt es auch solche mit gutem Job, verheiratet, die es machen lassen. Sicher war man anfangs noch in Versuchen, bei einer 13jährigen die in der 6. Woche abtreibt es mehr zu verstehen, als bei einer Mitte 20 die bereits in der 13. Woche ist und nicht früher gekommen ist, da sie noch einen Monat in Urlaub war. Man muss in allen Fällen gleich profesionell handeln. Die Frau hat entschieden, wir sollen uns bemühen den Eingriff für sie möglichst schonend zu gestalten. Sonst wird man ja noch wirklich verrückt.
 
Wenn der Fötus bereits nach dem Priming abgeht, kann es schon unangenehm für alle Beteiligten sein. Das kann schwer sein.

Das bleibt für mich unbegreiflich, weil du auch nicht im Tiefspülklo nachsuchen wirst- zumal es m.E. keinen Einfluss auf die Folgemaßnahme Curettage hat.

Elisabeth
 
Ich arbeite seit 2 Jahren im OP und habe auch ein riesen Problem mit dem Thema Abtreibung.

Die Vorgehensweise ist ähnlich wie bei einer Ausschabung.

Zu beginn habe sehr viele Ausschabungen assistiert bist eine Patientin mit einer Interruptio kam.

Meinte zu einer OP Schwester , dass ich dies aber nicht möchte und sie meinte, dass ich das aber auch mal lernen müsste zu assistieren.

Versteh die Aussage aber überhaupt nicht, da es ja das gleiche OP Prinzip wie bei einer Ausschabung ist und ich das doch beherrsche.

Musste dann natürlich mit Tränen in den Augen assistieren und mir ging es gar nicht gut dabei. Nun nehmen aber auch Kollegen Rücksicht drauf und lassen mich das meist nicht mehr machen.

Ab und zu kommt es dann dennoch dazu und ich muss dazu sagen, dass ich es jetzt einfach über mich "ergehen" lasse und nicht weiter drüber nachdenke.

Ist für meinen eigenen Schutz!
 
Ich habe mir gerade das komplette Thema durchgelesen und muss sagen, dass ich mich stellenweise am liebsten wieder abgemeldet hätte. Doch dann kamen wieder viele, viele kompetente, nicht emotionsgeladene, Beiträge, die mich vom Gegenteil überzeugt haben.

Jeder hat seine PERSÖNLICHE Meinung zu Abtreibungen. Aber diese ist eben PERSÖNLICH und hat auf der Arbeit nichts zu suchen. Natürlich sind wir keine Roboter und können unsere Gefühle nicht immer aussschalten, aber zum Wohle des Patienten sollten wir es versuchen, die Pflege des Patienten ist unser Auftrag. Das ist unsere Arbeit. Nicht das Urteil über den Patienten und seine Entscheidungen. Es gibt viele in Augen des Patienten gute Gründe zu einer Abtreibung und der Patient muss damit leben, nicht wir.

Fassen wir das Thema doch einfach mal etwas weiter. Wo wollen wir die Grenze ziehen? Ginge es danach seine persönliche Meinung durchzusetzen , müssten 50% der Kellner und Kellnerinnen Gästen Alkohol und Speisen verweigern, weil diese ihrer PERSÖNLICHEN Meinung nach, nicht gut sind. Alkohol macht unter Umständen abhängig. Soll eine Tochter einer starken Alkoholikerin ihrem AG in einem guten Hotel, sie macht eine Ausbildung zur Hotelmanagerin, sagen, sie serviert dem Bundespräsidenten keinen Wein, daher es ihrer persönlichen Überzeugung wiederspricht?

Zur Finanzierung seines Jurastudiums arbeitet Kevin in einer Gaststätte. Sein Vater verstarb an einem Herzinfarkt. Kevin macht dafür sein massives Übergewicht infolge deftiger, fettiger Ernährung verantwortlich. Soll sein AG dies akzeptieren müssen und ihn nur Gemüsesuppen und Low-Fat-Speisen servieren lassen?

Ulrike arbeitet im Krankenhaus. Sie empfindet es als Eingriff in die Menschenwürde, wenn ein Mensch durch eine Magensonde ernährt und somit am Leben gehalten wird. Dennoch wird sie die Pflege eines solchen Menschen wohl kaum ablehnen können. Auch ist dies nicht ein so großes gesellschaftliches Tabuthema.

Wir haben uns entschieden in diesem Beruf zu arbeiten. Und es lag an uns uns vorher über die Konsequenz dieser Entscheidung zu informieren. Es wurde vollkommen richtig angemerkt, dass es bei Gewissenskonflikten immer noch die Möglichkeit gibt sich in einem kirchlichgeprägten KH zu bewerben.
Ansonsten sehe ich es als unfair dem AG gegenüber an, seine Überzeugung nicht von Anfang an klarzustellen.

Viele liebe Grüße
 
Der Mensch ist ein Mensch, weil er denken kann und net alles als gegeben hinnehmen will/muss. Und er darf durchaus eine andere Meinung haben und diese vertreten. Pflegekräfte sind keine Übermenschen. Auch sie handeln nach ihren Moralvorstellungen.

Das beinhaltet auch die Ablehnung der Assistenz bei bestimmten Diagnostik- und Therapiemaßnahmen. Und wie hier im Thread dargelegt wurde, unterstützt der Gesetzesgeber diese Haltung. Das der AG über die Problematik zu informieren ist, stand ebenfalls außerhalb der Diskussion.

Elisabeth
 
Also auf meiner Station ist es so, dass wir schon bei der Anmeldung der Pat. erfahren wieso die Pat. nach der 12SSW abtreiben will.
Wir versuchen der Patientin dann ein Einzelzimmer zu geben und achten darauf, dass wenn möglich nur 1 Schwester bzw. alternativ noch eine 2. das Zimmer betreten.
Je nachdem wie voll der Kreissaal ist darf die Patientin entscheiden ob sie wenn es so weit ist rüber möchte oder wir eine Hebamme und Arzt bzw. Ärztin rufen und wer im Zimmer bzw. Kreissaal bleiben soll.

Damit wir nicht nach dem Fötus im WC fischen erhält jede Patientin eine WC Einlage aus Plastik in die Toilette gestellt.

Was das PP angeht, ist es uns zwar nicht freigestellt wer die Pat. versorgen möchte, aber wir nehmen auf einander Rücksicht und wenn es geht muss eine junge Schwester nicht zwingend rein, wenn sie es nicht ausfrücklich wünscht. Ich bin obwohl ich gerne auf meiner Station arbeite froh wenn ich nicht bei der "Entbindung" des oft Toten Kindes dabei sein muss, die versorgung davor und danach mache ich aber gerne und ohne Abneigungen gegen die Patientin.

Azubis (außer Hebammenschüler die es oft wollen) sollen das Zimmer wenn möglich nicht betreten, da wir es der Pat. und dem Azubi nicht zumuten wollen.
 
Die Abtreibungen nach der 12. SSW sind aber medizinisch indiziert. Ich glaube nicht, dass ich mich aus religiösen Gründen dagegen sperren könnte. Diese Art Abort wird meines Wissens auch in christlichen Krankenhäusern vorgenommen.