Mitwirkung an Abtreibung?

Sorry, dass sich einige angegriffen gefühlt haben. Ich will auch nicht urteilen über Menschen, da habe ich kein recht zu. Mag sein, das es drastisch rüberkam.

Aber eine gute Bekannte ist bei einer Abtreibung beinahe ums Leben gekommen. Der Arzt hat Ihr ein zu starkes Mittel verabreicht.

Vieleicht habe ich deshalb so drastisch reagiert. Sorry. Muss erst alles verarbeiten.

Mir ist dank Eurer Beiträge vieles deutlicher geworden. Und verzeiht noch mal.


Liebe Grüße Mick:wink1:
 
Eine alte Söldnerweisheit lautet angeblich: Wes Brot eß ich, des Lied sing ich. Muß ich deshalb jede Arbeit machen?
Es gibt z. B. reichlich Gynäkologen, die es ablehnen, eine Abtreibung vorzunehmen. Natürlich arbeiten wir, um Geld zu verdienen, aber warum müssen einige von uns so tun, als wäre ihnen ihre Arbeit egal, frei nach der Devise: Ich mach alles, geht mich nichts an.
Zugegebenerweise ist es für Abtreibungsgegner am besten, in einem kirchlichen Krankenhaus zu arbeiten, da die fast keine Abtreibungen duchführen.
 
Moin,

ich muss nicht 'so tun', als sei es mir in diesem Fall egal...denn es ist mir egal - und es geht mich in der Tat nix an (sprich das 'Warum').

Es ist nunmal meine Arbeit und die tue ich.

@ Mick: Diese Erfahrung ist sicherlich schlimm, das kann denke ich jeder nachvollziehen. Angegriffen fühlte sich vermutlich keiner... es ist einfach eine 'lebhafte' Diskussion.

Cys
 
ich weiß nicht, warum schon wieder unterstellt wird, es sei einem alles egal, nur weil man sich nicht einklinkt in den tenor: ich bin gegen abtreibung und würde nie im leben daran mitwirken...

mir steht kein urteil zu, ob die frau, die sich für die abtreibung entschieden hat, richtig oder falsch handelt.
auch eine frau, die für sich diese entscheidung trifft, hat das recht auf begleitung und hilfestellung in dieser für sie mit sicherheit nicht einfachen situation - und das ist mein job.

@mick: solche erfahrungen muß man erst verarbeiten, ich wünsch dir, daß du es für dich auf die reihe bekommst.
 
Hallo,

ich denke auch wir als Pflegepersonal sollten nicht über die Frauen urteilen, es ist ihre Entscheidung und wir müssen nicht mit dieser leben.

Zum eigentlichen Thema: Ich habe mal unfreiwillig bei einer Abtreibung geholfen, ich war damals noch in der Ausbildung und habe meinen OP-Einsatz gemacht. Wir hatten an dem Tag Gyn OPs und schon vor dem besagten Eingriff einige Cürreten gemacht, aber alle aus med. Indikation zur Probenentnahme. So kam es dann, dass mich unser Oberpfleger gefragt hat ob ich bei der nächsten assistieren möchte, ich habe ja gesagt.
Gut, die Patientin wurde anästhesiert und ich habe das untere Blatt des Spekular gehalten, und plötzlich lief mir Fruchtwasser über die Hand, ich fragte ganz geschockt was das sei und der Gynäkologe ganz trocken : "Das ist Fruchtwasser". Mir wurde ganz elend und noch schlimmer wurde es als mir das zerstoßene Kind auch noch über die Hand lief, es war ein Abbruch nach der 12 SSW, man konnte viel erkennen.
Danach war ich so geschafft, ich habe in diesem Einsatz bei keiner Cürette mehr assistiert, aus Angst sie könnten mich wieder ganz unvorbereitet zu einem Abbruch stellen.

Ich hätte mir gewünscht, dass sie mir vorher gesagt hätten was da auf mich zukommt und mir die Entscheidung überlassen hätten ob ich das will oder nicht.
 
I. R. Rigator schrieb:
Natürlich arbeiten wir, um Geld zu verdienen, aber warum müssen einige von uns so tun, als wäre ihnen ihre Arbeit egal, frei nach der Devise: Ich mach alles, geht mich nichts an.
Ich habe beispielsweise nicht gesagt, dass es mir egal wäre. Ich könnte es für mich nicht befürworten. Aber ICH trage nicht diese Entscheidung. Diese Entscheidung liegt allein bei der Patientin. Ich habe oft nicht die gleiche Meinung wie ein Patient. Deswegen versorge ich sie trotzdem nach bestmöglichen Wissen und Gewissen. Ich weiß ja nicht, was dahinter steht.
Nochmal: Ich stehe nicht hinter der Entscheidung. Aber ich kann die Frauen, die es machen auch nicht verurteilen.
Krasses Gegenbeispiel: Ich lasse den Autofahrer, der betrunken in einen anderen Menschen reingefahren ist und sein gegenüber damit tötet auch nicht einfach sterben, wenn er bei mir auf Station liegt, oder behandle ihn deswegen nicht mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln. Und DAS kann ich auch nicht gut heißen.
Wer es aus religiösen Gründen nicht machen kann, oder aus welchen Gründen auch immer, der muss sich halt auch einen Arbeitgeber suchen, der diesem Vorgehen auch widerspricht oder ich darf nicht in einem Bereich arbeiten, wo ich potentiell damit in Berührung komme (Gibt auch genug Krankenhäuser ohne Gynäkologischer Abteilung).
Einen Schüler so was machen zu lassen, ohne ihn darüber zu informieren und ihm die Wahl zu lassen finde ich unmöglich. Das kann nicht sein.
 
Vielleicht habe ich mich missverständlich ausgedrückt. Ich bin gegen Abtreibung, verurteile aber niemanden, der es an sich durchführen lässt.
Trotzdem ist es mir nicht egal, ob ich dazu einen Beitrag leiste, oder nicht. Ich möchte nämlich nicht.
Falls ich allerdings in einem Krankenhaus arbeiten würde, das Abtreibungen durchführt, muss ich mir darüber im Klaren sein, dass ich mithelfen muß.
 
I. R. Rigator schrieb:
Falls ich allerdings in einem Krankenhaus arbeiten würde, das Abtreibungen durchführt, muss ich mir darüber im Klaren sein, dass ich mithelfen muß.
Darauf wollte ich hinaus. Und "nur" weil ich es nicht gut finde, kann ich DANN nicht meine Arbeit nicht korrekt leisten. Unterstelle Dir jetzt auch nicht, dass Du das machen würdest.
Hierbei geht es mir um's Prinzip. Ich denke halt, dass wenn man aus ethischen Gründen nicht teilnehmen kann, der muss einfach einen entsprechenden Arbeitgeber oder Arbeitsbereich suchen.
Ich denke, da sind wir dann ja auf einem Nenner. :wink1:
 
Mobitz schrieb:
Hierbei geht es mir um's Prinzip. Ich denke halt, dass wenn man aus ethischen Gründen nicht teilnehmen kann, der muss einfach einen entsprechenden Arbeitgeber oder Arbeitsbereich suchen.
Ich denke, da sind wir dann ja auf einem Nenner. :wink1:

Hallo zusammen,
Habe den Thread mal überflogen, bin jetzt aber an diesen Beitrag hängen geblieben...
Ich sehe das etwas anders, da Abtreibungen ja nur ein Teilaspekt der gynäkologischen Pflege sind muss man doch mal überlegen ob gleich ein Wechsel des Arbeitsbereiches das Mittel der Wahl ist?

Nehmen wir mal an, die Betreffende ist eine hervoragende Schwester in der Gynäkologie kann es aber nicht mit sich vereinbaren an einer Abtreibung teilzunehmen, muss da wirklich gleich der Arbeitsplatz gewechselt werden?

Was machen wir denn dann mit all den Kollegen/- innen die Abneigungen oder Ekel gegen dieses und jenes haben??
Grüße
 
adalbert schrieb:
Nehmen wir mal an, die Betreffende ist eine hervoragende Schwester in der Gynäkologie kann es aber nich t mit sich vereinbaren an einer Abtreibung teilzunehemen, muss da wirklich gleich der Arbeitsplatz gewechselt werden?

Was machen wir denn dann mit all den Kollegen/- innen die Abneigungen oder Ekel gegen dieses und jenes haben??
Grüße
Es geht ja nicht darum, dass der Arbeitgeber einen Arbeitnehmer dann kündigt. Das war nicht meine Aussage. Meine Aussage war dahingehend, dass sich eben diese hervorragende Schwester überlegt, ob sie sich nicht einen anderen (z.B. christlichen) Arbeitgeber sucht.
Für den ArbeitGEBER ist es dann ein großer Verlust, keine Frage. Ich glaube aber trotzdem nicht, dass sie deswegen keine Abtreibungen mehr machen würden.
Und ich denke, dass es sich bei diesen moralischen Bedenken anders verhält als bei Ekel. Ekel ist ein nur sehr schwer beeinflussbares Gefühl. HIER handelt es sich ja um einen moralischen / ethischen Aspekt.
Ich finde, dann geht es ja nicht darum, ob ich es machen oder nicht, sondern viel mehr um die Grundeinstellung zum Thema. Wenn ich dieses Ideal / diese Einstellung nicht vertreten kann, würde ICH mir überlegen, einen Arbeitgeber zu finden, der das ähnlich sieht.
Und zum Thema Abneigung / Ekel: Jeder hat ja so seine Situationen / Tätigkeiten in denen sie / er so etwas verspürt. Mir geht es jedenfalls auch schon mal so. Aber deswegen kann ich mich nicht weigern diese Tätigkeit durchzuführen. ICH mache es dann.
Also nochmal: Ich rate hier nicht einem Arbeitgeber seinen Arbeitnehmer zu kündigen, wenn er / sie diese Tätigkeit ablehnt, sondern ich rate den Kollegen, die es ethisch/moralisch nicht vertreten können, sich evtl. einen anderen Arbeitgeber zu suchen, da man ja sonst doch öfter in einen ethischen/moralischen Konflikt befinden kann.
Und auch nochmal: Ich befürworte keine Abtreibungen, aber es steht mir nicht zu, die Entscheidung einer Frau zu werten. Und ICH (und ich meine NUR MICH) kann es mit mir nicht vereinbaren, diesen Menschen dann anders zu behandeln als einen anderen. Es steht mir keine Wertung seines handelns zu, wenn ich die Hintergründe nicht kenne (wie es ja meistens ist).
Wenn es bei mir anders wäre und es würde ein zu starker moralischer Konflikt entstehen, würde ich mir die entsprechenden Konsequenzen überlegen (Erbitten der Freistellung von dieser Tätigkeit, Wechsel des Bereichs, Wechsel des Arbeitgebers; höchstwahrscheinlich in dieser Reihenfolge)
Konnte ich Dir jetzt meine Gedanken näherbringen oder besser erörtern??
 
Mobitz schrieb:
Meine Aussage war dahingehend, dass sich eben diese hervorragende Schwester überlegt, ob sie sich nicht einen anderen (z.B. christlichen) Arbeitgeber sucht.

Also nochmal: Ich rate hier nicht einem Arbeitgeber seinen Arbeitnehmer zu kündigen, wenn er / sie diese Tätigkeit ablehnt, sondern ich rate den Kollegen, die es ethisch/moralisch nicht vertreten können, sich evtl. einen anderen Arbeitgeber zu suchen, da man ja sonst doch öfter in einen ethischen/moralischen Konflikt befinden kann.

Wenn es bei mir anders wäre und es würde ein zu starker moralischer Konflikt entstehen, würde ich mir die entsprechenden Konsequenzen überlegen (Erbitten der Freistellung von dieser Tätigkeit, Wechsel des Bereichs, Wechsel des Arbeitgebers; höchstwahrscheinlich in dieser Reihenfolge)
Konnte ich Dir jetzt meine Gedanken näherbringen oder besser erörtern??

Mobitz, du widersprichst dich aber ganz heftig. Die Kollegen sollen darüber nachdenken den Arbeitgeber zu wechseln und du gehst in erster Instanz den Weg der Freistellung von dieser Tätigkeit???

Mit dem was ich sagte meinte ich die Freistellung von dieser Tätigkeit... aber du meinst ja man solle den Arbeitgeber wechseln, oder doch nicht?????

Was soll man denn deiner Meinung nun anstreben?

Grüße ;)
 
adalbert schrieb:
Mobitz, du widersprichst dich aber ganz heftig. Die Kollegen sollen darüber nachdenken den Arbeitgeber zu wechseln und du gehst in erster Instanz den Weg der Freistellung von dieser Tätigkeit???

Mit dem was ich sagte meinte ich die Freistellung von dieser Tätigkeit... aber du meinst ja man solle den Arbeitgeber wechseln, oder doch nicht?????

Was soll man denn deiner Meinung nun anstreben?
Ich sehe da keinen Widerspruch.
Ich denke, die Leute, die gar nicht mit dem Gedanken der Abtreibung klar kommen, eher einen Arbeitgeberwechsel anstreben sollten. Ein guter Freund von mir hat einen starken christlichen Glauben, er könnte nie damit Leben, dass die Idiologie seines Arbeitgebers so stark vom kirchlichen Sinne abweicht. Für Leute wie ihn wäre eine Arbeitgeberwechsel zwingend erforderlich.
Die Reihenfolge, die ich aufgezählt habe, habe ich auch MICH bezogen. Aber wie ich in den vorangegangenen Postings sicher herausgebracht habe, sehe ich derzeit für mich keinen moralischen Konflikt, wenn ich bei der Narkose assistiere oder eine Patientin, die sich dafür entschieden hat, prä- oder postoperativ zu betreuen. Es ist also eine rein hypothetische Reihenfolge, wenn ich mal in einen Gewissenkonflikt kommen sollte.
Wenn es einem nur um die reine Tätigkeit geht und nicht um den Idealismus dahinter, dann reicht die Freistellung. Aber bei den Leuten, die ich kenne, die das ablehnen würde es nicht ausreichen, da sie einen Idealismus vertreten würden, hinter dem sie nicht stehen.
Um ein etwas plumpes Beispiel zu bemühen: Ich kenne auch keinen Vegetarier/Veganer, der als Metzger arbeitet. (hoffe, das Beispiel ist in dem Zusammenhang nicht zu makaber)
(konnte ich den potentiellen Widerspruch widerlegen??)
 
Moin,

problematisch wird es imho erst dann, sobald man als 'Abtreibungsgegner' alleine in der Schicht ist und eine solche Patientin betreuen muss.

Kenne einen Fall aus unserem Haus, wo sich die examinierte Krankenschwester geweigert hat und eine Schülerin die Betreuung übernehmen 'musste'... die Kollegin hat allerdings bald danach gekündigt.

Bei mehreren in der Schicht ist das relativ egal, es sei denn, man kann sich - wie oben auch angesprochen - gar nicht mit den 'Idealen' des Krankenhauses identifizieren.

Cys
 
Hallo Cys,
was umfasst für dich hier der Begriff "Betreuung"?
Meinst du damit die begleitende Pflege auf der Station? Diese abzulehnen, ist imho schlicht Arbeitsverweigerung, wohingegen das konkrete Mitwirken an dem Vorgang des Unterbrechens der Schwangerschaft aus moralisch ethischen Gründen abgelehnt werden kann.
Ich suche dazu immer noch ein existentes Urteil, in dem die Verweigerung einer OP-Schwester, am konkreten Eingriff mitzuwirken, aus o.g. Gründen nicht als Arbeitsverweigerung geurteilt wurde.
Wie weit das auch für eine medizinisch indizierte Unterbrechung gilt, entzieht sich im Moment meiner Kenntnis.
 
Moin,

ich könnte mir allerdings vorstellen, dass diese nur deshalb nicht verurteilt werden konnte, da der Gynäkologe dafür keine OP-Kraft benötigt.

Imho ist das für die Anästhesie wieder anders - eine Narkose ohne Pflegeperson ist zwar möglich, aber sie ist u.U. komplikationsträchtiger als eine Abrasio o.ä., was das nötige Personal angeht.

Und mein Beispiel bezog sich auf die postoperative Pflege auf einer Normalstation.

Cys
 
ich habe in einem katholischen haus gelernt und somit wurden bei uns keine abtreibungen durchgeführt.
ich hätte es auch nicht sehen wollen..
 
crystalsp schrieb:
ich habe in einem katholischen haus gelernt und somit wurden bei uns keine abtreibungen durchgeführt.
ich hätte es auch nicht sehen wollen..

Da heißt das dann Kürettage oder Abrasio Uteri....
 
bei uns wurden nachkürreten gemacht, nach einem unvollständigen abort oder hypermennorroehn.
das ist keine interuptio.
 
Hallo,

ich habe mehrere Jahre an einer großen Klinik im OP gearbeitet. Interruptios waren Alltag.
Als examinierte Kraft wurde man einfach eingeteilt, da wurde man nie gefragt ob man ein Problem damit hat. Den Schülern habe ich dies freigestellt ob sie helfen möchten, wir hatten auch viele Hebammenschülerinnen.
Im Nachtdienst waren auch viele Spätabstreibungen zu versorgen, da hat man eh nie die Möglichkeit es nicht zu machen, da muss man!
Ich fand es nie schön, aber es gehörte einfach zu meinem Job.

Grüße
Tanja