Merkwürdige Begegnung mit einer präfinalen Patientin

s.pezzini89

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18.06.2010
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Bad Oeynhausen
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Azubi Krankenpflege
Akt. Einsatzbereich
Tagespflege
Sorry, die Überschrift des Threads sollte eigentlich "Merkwürdige Begegnung mit einer präfinalen Patientin" heißen!
edit flexi: eingefügt!

Hallo,
Ich möchte euch eine Geschichte erzählen, die mir vor einem Jahr passiert ist und mich bis heute manchmal noch beschäftigt und würde euch um eure Meinungen und vlt. eigene Erfahrungen bitten.
Ich hatte meinen ersten Tag auf der inneren Station im ersten Ausbildungsjahr und war natürlich leicht nervös, aber es ging, bin nicht so der ängstliche Typ. Ich kam morgens zum FD ohne böse Gedanken und hörte bei der Übergabe, dass eine Pat., schon etwas älter und schlechter AZ, des nachts wohl schlecht geträumt hat und sehr unruhig war, untypisch für diese normalerweise friedliche Patientin. Sie soll wohl immer von einem dunklen Engel erzählt haben, der sie holen wolle und auf den Gängen auf der Suche nach ihr hin und her lief. Sie war ganz aufgebracht und hatte Angst. Ich dachte mir da noch nichts dabei, mir wurde die morgendliche Pflege der Patientin zugeteilt und so ging ich, mit Waschschüsseln bepackt, zu ihr und ich sollte auch einen Transfer in den Rollstuhl für das Frühstück vornehmen. So der Plan... Als ich das Zimmer betrat, in meiner ruhigen Art und mit einem freundlichen, leisen "Guten Morgen!" auf den Lippen und die Vorhänge auf Seite zog, da fing die Patientin furchtbar zu schreien an und starrte mich mit aufgerissenen Augen an. Sie schrie und stammelte: "SIE! Sie sind der dunkle Engel, Sie wollen mich holen!". Ich durfte ihr nicht zu nahe kommen und konnte sie nicht beruhigen, erst die heran geeilte Stationsleitung durfte sie berühren und konnte sie beruhigen. 3 Tage später war die Patientin nachts verstorben...
Für mich war diese Begegnung wirklich merkwürdig, und ich habe viel darüber nachgedacht. Ich weiß bis heute nicht, wieso sie so auf mich reagierte und nicht auf noch wen anders. Zuerst dachte ich, vielleicht läge es an meinen schwarzen Haaren, doch die Stationsleitung hat ebenfalls lange schwarze Haare gehabt. Nun muss ich dazu sagen, dass ich mich privat nur schwarz kleide, aber ich halte es für unwahrscheinlich, dass die Dame mich mal auf der Straße sah - sie war ein Pflegefall, konnte nur für eine halbe Stunde am Tag fürs Frühstück im Rollstuhl sitzen und hatte niemanden, der sie mal hinaus aus dem Krankenhaus brachte und mit ihr spazieren ging oder so. Mein Goth-sein sieht man mir in Krankenhauskluft definitiv nicht an, kein Make-Up, nix.
Habt ihr so was schon mal erlebt?

LG, eure Spezzi
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Liebe spezzi,

es gibt Dinge zwischen Himmel und Erde, die keiner erklären kann. Die Antennen mancher Menschen sind sehr fein. Beispiel: Als Teenie war ich mal alleine in New York und als mein Rückflug bevorstand, saß meine Mutter zu Hause und machte sich furchtbare Sorgen, ob ich meinen Flieger auch erreiche und alles gut geht. Um eine bestimmte Uhrzeit jedoch wurde sie plötzlich total ruhig und WUSSTE, dass alles in Ordnung war. Wir haben das später überprüft: Es war EXAKT die Zeit, in der ich endlich (nach einigen Orientierungsproblemen meinerseits) sicher im Flieger saß.

Wahrscheinlich strahlst Du Deine Goth-Einstellung doch auf irgendeine Art und Weise aus, ohne dass es im "Normalbetrieb" auffällt. Das, womit wir uns beschäftigen, strahlen wir auch wieder ab ... Was keinerlei Wertung darstellen soll.

Ich kann mir gut vorstellen, dass dieses Erlebnis Dich stark beschäftigt. Ist Dir sowas ansatzweise vorher oder seitdem wieder passiert? Wie reagieren Kinder auf Dich? Tiere? Ich persönlich bin froh, dass ich vom Übersinnlichen bislang verschont wurde. Ich glaube daran und respektiere es, bin aber froh, wenn es mich übersieht. Auf mich reagieren Patienten - auch und gerade demente - durchweg positiv, das stellen Angehörige immer wieder staunend fest.

Vielleicht war es aber auch nur Zufall oder lag daran, dass Du ganz neu warst. Die Kollegin wurde von der Patientin dagegen als "bekannt und ungefährlich" eingeordnet. Letztendlich weiß ich´s auch nicht.

Grüße!
 
Ich hatte noch nie sonst Probleme mit Patienten, ich bin ein sehr lebensbejahender, freundlicher und offener Mensch, Pat. reagieren sonst wirklich positiv auf mich.
Ich würde mich auch nicht als Voll-Goth bezeichnen, da ich zwar gerne und fast ausschließlich schwarz trage, aber sonst ein eher normaler Mensch bin, vlt etwas nachdenklich, aber sonst nicht irgendwie komisch von der Einstellung her oder so. Aber grade ältere Leute werden ruhig und entspannt, wenn ich bei ihnen bin, ich habe ja mal im Hospiz Praktikum gemacht, ich war sehr beliebt und die Sterbenden wurden ruhig, friedlich bei mir - das sagten auch die Schwestern des Hauses. Ich habe aber auch eine ruhige Ausstrahlung.
Tiere? Na ja, Ratten mögen mich und Katzen, die kommen immer auf mich zu. Sonst nix ungewöhnliches.
Wie Kinder auf mich reagieren, kann ich gar nicht so genau sagen. Ich habe eine kleine Schwester, zu der ich einen seeehr engen Draht habe, aber sonst habe ich mit Kindern nicht viel zu tun.
 
Also ich könnte mir vorstellen, dass die Frau einfach noch sehr unruhig und verängstig durch die schlimme Nacht war und du, als Neuling, vielleicht einfach die "falsche Person zum falschen Zeitpunkt" warst.
Wenn dich das so beschäftigt, dann würde ich überlegen mal zum Seelsorger in eurem KH zu gehen. Da kann man dir sicher gut helfen, denn für sowas sind sie ja auch da. :)
 
Ich habe das ein oder andere mal auch schon erlebt das ein präfinaler Bewohner ins nichts schaut und einen erstaunten oder erstreckten Gesichtsausdruck hat, und versucht mit dem Finger auf irgendwas zu zeigen.
Oder wie in einem anderen Thema schon erwähnt das meine Urgroßmutter eine schwarze Gestalt gesehen hat und meinen Opa darauf ansprach.

Da fällt mir ein, eine Bewohnerin meinte in der präfinalphase das sie 3 Leute mitnehmen würde und zeigte dabei auf mich, ich konnte einige Tage nicht inruhe schlafen! Als die Bewohnerin starb, hatte ich ehrlich gesagt richtig angst! Aber das liegt 2Jahre zurück und irgendwann konnte ich auch wieder richtig schlafen.
Dazu nebenbei bin ich der düsternen Szene auch nicht abgeneigt ;-) Aber ich denke das hat nichts damit zu tun, andere Patienten oder Bewohner reagieren sonst auch ehr normal auf mich.

Das mit der Klinikseelsorge ist ein guter Tipp!
 
Das hat mir dir persönlich vermutlich überhaupt nichts zu tun. Menschen in der präfinalen Phase "sehen" gelegentlich Dinge, die aus ihrem Unterbewusstsein kommen.

Eine geriatrische, demente Patientin sah einige Jahre in mir ihre Mutter (ich um die 20 damals, sie um die 90). Im Sinne von Validation habe ich einfach mitgemacht, sie fühlte sich geborgen und ich fand jederzeit einen Draht zu ihr.

Bitte nimm es nicht persönlich, vielleicht hast du dem Engel in ihrer Vorstellung irgendwie ähnlich gesehen oder sie war grad innerlich sehr bei ihrem Engel, als du das Zimmer betreten hast.

ich finde es sehr wichtig, im Sinne einer gelungenen Abgrenzung und somit für die eigene Psychohygiene, Reaktionen, Emotionen usw. niemals persönlich zu nehmen. Man erinnert die Patienten manchmal an andere Situationen, Menschen, etc., manchmal verknüpfen sie damit gute Erinnerungen, manchmal schlechte. Denk immer dran - es geht dabei nicht um DICH, lediglich um das, was du eventuell unbewusst im Patienten berührst.

Fühl dich getröstet. Alles Gute für deine weiteren patientenbegegnungen, es werden bestimmt noch so manch "strange" dabei sein.
 

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