Maßnahmen nach Herzinfarkt?

Querulanter

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07.01.2012
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Gesundheits- und Krankenpflegeschüler (2. Jahr)
Akt. Einsatzbereich
Gerontopsychiatrie
Hallo,

ist das erste Thema, dass ich hier erstelle. Bin in der Ausbildungs zum GuKP im 2. Lj., es geht um einen Vorfall auf meiner letzten Station (Innere), der mich immer noch beschäftigt:

Eine Patient 86 Jahre alt, mit kardialer Dekompensation klingelt bei mir im Spätdienst, klagt über Unruhe und Atemnot. Habe bei ihr Vitalzeichen kontrolliert, Examinierter Schwester bescheid gesagt. Kurz darauf ging der Puls der Patientin über 140 - Arzt wurde informiert, EKG geschrieben, Pat. an den Monitor angeschlossen - Diagnose Myokardinfarkt. Sie erhielt einen Haufen Medikamente i.v., Herzbettlagerunng, Blut abgenommen...

Soweit erstmal, die Patientin hat es überstanden, war am nächsten Tag wieder ansprechbar und vom AZ beinah wie vor dem Infarkt - Kreislauf weitgehend stabil.

Was mich jetzt an der ganzen Sache beschäftigt ist, dass von ärztlicher Seite am nächsten Tag nichts gemacht wurde. Weder eine Verlegung auf Intensiv oder Kardiologie, keine Untersuchungen - nix. Als sie am nächsten Tag nochmal mit dem Blutdruck runter gerauscht ist wurde nochmal ein EKG geschrieben und das wars.
Meine Frage ist jetzt, wie ist es bei euch üblich, was werden bei Patient_innen nach einem Herzinfarkt, wenn diese stabilisiert sind für Maßnahmen ergriffen, was für Untersuchungen laufen da?

Mag jetzt sein, dass ich jetzt zuviel erwarte - mir kam einfach der Umgang mit der Patientin etwas lapidar vor.

Danke schonmal für eure Antworten!
 
Nun sind 86 Jahre ein stolzes Alter. Und viele Patienten möchten in diesem Alter nicht unbedingt eine Maximalbehandlung. Weißt Du denn, welche Wünsche bezüglich der Behandlung von Seite des Patienten geäußert wurden?
 
Es hieß offiziell von ärztlicher Seite keine Reanimation. Eine Patientenverfügung lag jedoch meines Wissens nach nicht vor, Angehörige waren nicht erreichbar.
Die Patientin selbst ist geistig vollkommen fit und hat selbstverständlich mitbekommen, dass sie in einer heiklen Situation war. Sie hat während des Infarkts den Arzt angefleht, sie nicht sterben zu lassen.
 
Hi, Querulanter,

frag mal deine Docs, ob es ein STEMI (ST-Hebungsinfarkt) oder ein NonSTEMI war. Danach richtet sich die Dringlichkeit und der Umfang der Behandlung. Während bei ersterem die volle Attacke geritten wird, sprich unverzüglich Herzkatheter oder Lyse... wird bei letzterem der Patient unter Monitoring und Laborkontrolle überwacht. Vorerst. Der Umfang weiterführender Maßnahmen richtet sich dann auch nach dem Alter, wie weit die chronische Herzerkrankung fortgeschritten ist, wie die Prognose aussieht und wie die Begleiterkrankungen sind. (Bei mir auf Station ist es nicht ungewöhnlich, das solche Patienten über 10 Diagnosen haben)
Stabilisiert sich das klinische Bild, fallen die Laborparameter, wird man sich schon stark überlegen, ob das Risiko einer Herzkatheteruntersuchung oder anderer invasiver Maßnahmen gerechtfertigt ist.
Man wird vorrangig versuchen, den Patienten medikamentös gut einzustellen.
Und dann kommt noch dazu, was bisauf schreibt.
 
Was ja offenbar auch gut geklappt hat. Dem Patienten ging es ja wohl besser hinterher!

Eine Intensivstation ist ein Ort an dem akut kranke Patienten versorgt werden, die kreislaufinstabil sind und eine spezielle Behandlung benötigen, die nicht auf einer Normalstation möglich ist. Zum Beispiel Beatmung, spezielle, oft invasive Behandlungsregime. Alles andere kann auch auf der (entsprechend ausgestatteten) Normalstation ablaufen. Intensivbehandlung bedeutet nicht immer unbedingt "beste Behandlung". Oft herrscht auf der Normalstation mehr Ruhe. Und Stress kann ein Patient mit einem Herzinfarkt nicht gebrauchen.

Weiterhin müsste man wissen, ob es sich um einen STEMI gehandelt hat oder um einen NSTEMI. Da können sich die Behandlungen unterscheiden.

Außerdem müsste man wissen, ob der Patient weitere schwere Erkrankungen hat, die den outcome des Patienten beeinflussen.
 
Es hieß offiziell von ärztlicher Seite keine Reanimation. Eine Patientenverfügung lag jedoch meines Wissens nach nicht vor, Angehörige waren nicht erreichbar.
Die Patientin selbst ist geistig vollkommen fit und hat selbstverständlich mitbekommen, dass sie in einer heiklen Situation war. Sie hat während des Infarkts den Arzt angefleht, sie nicht sterben zu lassen.

Gestorben ist sie ja auch nicht. Ein Aufenthalt auf der Intensiv macht wie schon gesagt nicht immer Sinn. Warum fragst Du nicht auf Station den behandelnden Arzt, warum er sich so entschieden hat?

Du brauchst keine schriftliche Patientenverfügung, wenn die Patientin in der Lage ist, ihren Willen mündlich kundzutun.
 
Oft müssen die Patienten auch erst "rekompensiert" werden bei einer kardialen Dekompensation bevor ein HK gemacht werden kann. Es ist bei Patienten in dem Alter wie in deinem Beispiel nicht ganz ungewöhnlich, dass erstmal auf einen Herzkatheter verzichtet wird.
 
Danke erstmal für die schnellen Antworten!

@Marty - wenn ich das richtig verstanden habe handelte es sich um ein NSTEMI.

Ich habe leider keine Möglichkeit mehr auf Station Nachfragen mehr zu stellen, da mein Einsatz kurz nach dem Vorfall beendet war. Das war wahrscheinlich auch der Grund, warum mich das noch beschäftigt hat.

Ich hatte mir wohl nach dem "Erlebnis" das erste mal bei einem Herzinfarkt dabei zu sein mehr Aktionismus erwartet. Das Argument von Susi erst auf Rekompensierung zu warten leuchtet mir ein - ein Untersuchungsmarathon wäre tatsächlich eine große Belastung.

Also vielen Dank nochmal - für mich ist das Thema abgeschlossen.
 
In unserem Haus ist es üblich, beim V.a. Akutes Kornoarsyndrom die Patienten für ca. 6 Stunden intensivmedizinisch zu überwachen, wenn die Kapazität es zulässt. Die Patienten erhalten die üblichen Medis (Heparin, Nitro , ASS ...) und nach 6 Stunden KontrollEKG und Laborkontrollen. Zeigt sich ein Hebungsinfarkt schon am Anfang, wird eine schnelle Verlegung ins HK-Labor angepeilt, wenn der Patient denn einverstanden ist. NSTEMIs werden oft vital stabil etwas später verlegt
 
Hallo,

außer den bereits geannten Maßnahmen kämen sonst noch Echo und Röntgen dazu. Das Echo wird gemacht, um die Ventrikelfunktion und eventuelle Einschränkungen bzw. Verschlechterungen zu beurteilen. Im Röntgen würden mögliche Stauungen in der Lunge (bedingt durch einen schlechten Ventrikel) sichtbar werden.
In ihrem Fall wurde vermutlich bereits geröngt, aber je nach dem wie der klinische Verlauf ist, wird dies auch nochmal wiederholt :)
Ich arbeite auf einer Aufnahmestation, wo sich auch die Überwachung und Intensiv befindet. Wenn jemand mit STEMI oder NSTEMI kommt, bleiben sie bis zur Intervention auf jeden Fall erstmal bei uns und am Monitor ;)
Ich hoffe, ich konnte etwas helfen ;)
 

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