josi83
Senior-Mitglied
- Registriert
- 18.06.2010
- Beiträge
- 130
- Beruf
- Examinierte Altenpflegerin, Studentin
- Akt. Einsatzbereich
- Ambulante Pflege
- Funktion
- Qualitätsbeauftragte
Bitte? Brettspielen und Malen als Beschreibung für die Aufgaben der Altenpflege? Es scheint mir, als würdest Du keinerlei Vorstellung von der Arbeit der Altenpfleger haben.Hallo !! Naja,also das sind doch nunmal zwei unterschiedliche Berufe,die man nicht so ohne weiteres vergleichen oder gar werten kann,denk ich. In der Altenpflege steht meines Wissens die Betreuung der Bewohner im Vordergrund und mit Malen oder Brettspielen kann man nunmal,z.B.auf ner ITS nix anfangen. Nee,man sollte da lieber nicht vergleichen...Jedem das Seine sag ich immer. LG Micha
Altenpfleger unterstützen Ärzte bei diagnostischen Maßnahmen, führen eigenverantwortlich Präventions-, Prophylaxe-, Rehabilitatin- und Palliativpflegemaßnahmen im Rahmen des Pflegeprozesses durch.
Krankenbeobachtung sowie eine umfangreiche Behandlungspflege gehört ebenfalls zu den Schwerpunkten in der Arbeit mit multimorbidem Klientel.
Altenpfleger begleiten Patienten und Angehörige über einen langen Zeitraum, daher liegen weitere Schwerpunkte in
- der Beratung, Anleitung und Schulung von Patienten und pflegenden Angehörigen,
- stätiger Beziehungsaufbau und -förderung,
- psychosoziale Unterstützung, Förderung der Comliance
- Breite Kenntnis über und Organisation von Möglichkeiten der Kostenübernahme,
- Breite Kenntnis über und Organisation von Wohnraumanpassenden Maßnahmen, Hilfsmitteln, Versorgungsformen, weitere unterstützende Hilfen.
- Pflegekräfte müssen teilweise den gesamten Haushalt/ das gesamte Leben der Patienten organisieren und managen, dazu gehören die gesamte Haushaltsführung, Arztkontakte, Sanitätshäuser, Apotheken, Therapeuten, Terminvereinbarungen, Speisenversorgung, Antragsstellungen/ Bewilligungen, Schaffung eines förderlichen Umfeldes, Kontakterhalt zu Gemeinden, Kirchen, Nachbarn, Angehörigen, Unetrstützung/ Durchführung der Tagesgestaltung/ Freizeitgestaltung und das alles bitte ganz individuell angepasst an die Lebenssituation, Wohn- und Umfeldsituation.
- Umgang mit und Kompensation von erschwerenden Faktoren (bauliche/ organisatorische/ strukturell): Schon mal einen Monat auf die Bewilligung einer Wechseldruckmatratze nach drei organisierten Kostenvoranschlägen gewartet? (Sozialamt) Patienten lehnen dringlich benötigte Leistungen ab, bzw. bezahlen diese nicht. Patienten weigern sich gegen Pflegehilfsmittel (Lifter etc.) aus Kostengründen o.a., Pflegehilfsmittel können nicht oder nur eingeschränkt genutzt werden aufgrund baulicher Gegebenheiten (Zimmer zu klein um Pflegebett mittig zu platzieren, Decke kann benötigten Deckenlifter nicht tragen, Türen zu eng um Rollstuhl hindurchzuschieben), Badezimmer ist zu klein, Patient muss im Schlafzimmer gepflegt werden, es ist kein Bad vorhanden, Patient muss in der Küche gewaschen werden, verwahrloste Wohnungen können nicht grundgreinigt werden, da Patient Kostenübernahme verweigert, Patienten können die Wohnung nicht verlassen aufgrund eines Treppenhauses, Patient ist gestürzt, Feuerwehr muss geholt werden, Patient öffnet die Wohnungstür nicht, Feuerwehr muss geholt werden, Räume müssen umgestaltet/ Möbel umgestellt werden, Teppiche entfernt, Herde gesichert werden. Finaler Patient braucht kurz vor Wochenende oder Feiertagen Pflegehilfmittel/ Bedarfsverornungen (ärztliche Verordungen, Bewilligung der Kasse, Auslieferung durch Sanitätshaus = viel zu viel Zeit. Ich könnte ewig so weitermachen.... Pflegekräfte in der ambulanten Versorgung haben einen unglaublichen Ideenreichtum, Organisationstallent diese Faktoren zu kompensieren und mit ihnen umzugehen. Pflegekräfte in der ambulanten Pflege sind überwiegend Altenpflegekräfte.
Besonders zu bedenken im häuslichen Bereich: Hausärzte streuben sich gegen häufige Hausbesuche, oder lehnen diese komplett ab; Fachärzte zu finden, die Hausbesuche durchführen, ist Glückssache; Hausärzte weigern gelegentlich sich eine adäquate Wundversorgung sicher zu stellen; PD sind abhängig von Hausärzten, denn Sie vermitteln einen Großteil der Kunden.
Jetzt habe ich noch den ganzen Bereich der Dementenbetreuung und psychosozialen Unterstützung vernachlässigt, der ein hohes Maß an
- kommunikativen Fähigkeiten/ Wissen
- Empathie, Abgrenzungsfähigkeit, Tolleranz
- Fähigkeiten zum Umgang mit Gewalt, Aggression, Selbstgefährdung/ Selbstverletzung, suizidgefährdeten, depressiven, psychotischen Patienten, krankheitsbedingen Verhaltensauffälligkeiten....
- .....ich könnte ewig so weiterschreiben
Akutversorgung im Krankenhaus hat natürliche andere Ansprüche an pflegerisches Handeln als die häusliche oder stationäre Altenpflege. Genauso auch anders herum.
Vielleicht ist sogar zu erkennen, dass es ettliche Überschneidungen der Aufgaben gibt, sicher mit anderer Schwerpunktsetzung.
Ein fachlicher Austausch dieser beiden "Bereiche" würde für jeden lehrreich sein und den Horizont erweitern.
Weniger effektiv ist es sich durch eine Abwertung der "anderen" Berufsgruppe voneinander zu distanzieren. Wie soll sich jemals eine Lobby für das Pflegefach entwickeln, wenn es innerhalb krieselt...?
Leider muss auch ich feststellen, dass Altenpfleger durch Krankenpfleger diskriminiert werden, schade... sogar im Studium durch Kommelitonen und Professoren. Muss das denn sein?