Konflikte im Pflegealltag

Pseudomonas

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26.11.2009
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13
Beruf
Gesundheits- und Krankenpfleger
Hallo zusammen,

ich verfolge schon seit längerem viele Themen und finde dieses Forum hier echt eine Bereicherungen! :daumen:

Mein erster Beitrag ist leider nicht besonders positiv ... mich juckts im Moment ganz schön unter den Nägeln und ich muss mir jetzt einfach mal Luft machen... und brauche euren Rat!


Ich bin Auszubildender im 3ten Ausbildungsjahr (bin im August fertig)

Mit den Jahren habe ich nun viele Erfahrungen und erste Eindrücke des beruflichen Pflegens sammeln können. Mit der Zeit wächst die Verantwortung, Lerninhalte werden vertieft (Physiologie -> Pathologie), zu versorgende Patientengruppen werden erweitert und man Entwickelt sich schließlich mehr oder weniger zum staatl. geprüften Gesundheits und Krankenpfleger/in (bla bla bla ;) )

Mitlerweile bin ich jedoch an einem Punkt angelangt an dem ich das Gefühl habe... was mache ich hier eigentlich? So langsam aber sicher mache ich mir Sorgen um meine Ideale und meine Prioritäten.

Ich arbeite seit ca. 3 Wochen auf einer Interdisziplinären Station (Chirurgisch und Internistisch) ... Es gibt ca. 4 Stationsärzte + Chefärzte

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Mein Problem ist es jetzt, dass ich wahnsinnig gestresst von der Arbeit komme und das Gefühl habe nichts geschafft zu haben.

Ich versorge (je nach Team-Besetzung) 2-4 Patienten selbständig. Das Team ist äußerst angenehm und sehr nachsichtig mit mir.

Ich kenne weder Ärzte beim Namen , noch weiss ich wer für welchen Bereich zuständig ist. Ich habe versucht mich auch mit den Ärzten bekannt zu machen... teilweise bekam ich nur ein dumpfes "Hallo" oder aber es war völlig egal wer ich bin und was ich mache... wende ich mich mit einem Anliegen an einen Arzt wird ersteinmal mein Namensschild beäugt und dann halbherzig zugehört.... Fragen werden so gut wie nie beantwortet sondern eher abgetan.

Visiten werden abgehalten wenn Ärzte Zeit haben....und die Pflege hechtet hinterher! Egal ob der Patient noch gewaschen werden möchte /soll, gegessen hat etc.

Am Telefon wird man von Mitarbeitern der Funktionsabteilungen für etwas angemault, wofür man nichts kann oder aber nicht dafür zuständig ist.

Ein Beispiel:
Gestern klagte ein Patient über Druckgefühl in der Blase... der DK förderte seit beginn meiner Schicht nicht mehr... daraufhin habe ich in Absprache mit meiner Kollegin den Katheter angespült (wegen evtl. Koagel)... auch ohne Erfolg.... ich also zur Ärztin hin... ihr die Situation geschildert... sie läuft ohne mir was zu sagen ins Zimmer... ich hinterher... dann meinte Sie ohne Überhaupt den Bauch zu tasten .. das sei eine mechanische Reizung des DK's (hirngespinst des ZNS - was ich auch ersteinmal so hingenommen habe).... im Verlauf meines Dienstes wurde der Patient zunehmend unruhiger... er schien schrecklich zu Leiden... ich bin dann zu meiner Kollegin... sie hat schliesslich den Katheter gezogen....Koagel flossen hinterher....später ist meine Kollegin dann von einem Arzt angeschrien worden... was das denn soll.... ohne Absprche mit einem Arzt usw.

Solche und ähnliche Situationen habe ich jetzt schon öfter erlebt...und ich Frage mich jetzt... muss ich mir das antun?
Konstruktive Gespräche sind , laut meiner Erfahrung, total Überflüssig!
Wird solch ein Verhalten einfach so von Pflegenden hingenommen?

Ausserdem vermitteln mir Praxisanleiter ein ähnliches Bild...

Mitschüler und Lehrer kennen das Problem... bei schweren Anliegen wird das ganze dann erfolgreich (theoretisch) Ausdiskutiert.... aber was im Raum steht ... ist schließlich doch "es passiert sowieso wieder"

Teilweise habe ich sogar das Gefühl die devise lautet : "Komm damit klar oder du bist falsch in diesem Beruf"


So langsam weiss ich nicht mehr weiter... ich find es echt frustrierend zur Arbeit zu gehen und zu hoffen dass man anderen Leuten alles Recht machen kann... es gibt noch so vieles was ich jetzt nennen könnte... abe r ich denke ihr habt alle zummindest eine Idee wovon ich spreche.

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Was ist eure Meinung dazu?

Wie geht ihr mit diesem Thema um?
 
Mit der Zeit wächst die Verantwortung...

... ich bin dann zu meiner Kollegin... sie hat schliesslich den Katheter gezogen....Koagel flossen hinterher was das denn soll.... ohne Absprche mit einem Arzt usw.

Pseudomonas, da würde mir als Patient Angst und Bange werden, und nimm es mir nicht übel, aber als Patient möchte ich nicht haben, dass hinter dem Rücken meiner behandelden Ärzte, Pflegekräfte selbstherrlich ohne Absprache etwas an mir veranstalten!!

Sorry, aber in dem von dir beschriebenen Fall, muss ich diesen Arzt ermuntern, seine Nervenkraft zu stärken und wünschen, in ähnlich gelagerten Fällen ganz genauso zu handeln und zu protestieren!

Hier liegt imho ein Teamfehler zwischen Pflege und ärzlichem Aufgabengebiet vor. Gegenseitiges auch fachlich orientiertes Einfühlungsvermögen von beiden Seiten, nämlich Pflege und ärztlicher Seite könnte zum Wohle des Pat. dienen, so denke ich.

Grüße Neuron
 
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Hi Pseudomonas,
nachdem ich deinen Beitrag gelesen habe frage ich mich wo dein Problem ist?
So wie ich deinen Beitrag verstanden habe, sollte ide Überschrift nicht mit Pflegealltag enden sondern Stationsalltag, aber vielleicht habe ich dich nicht verstanden.
Du betreust selbstständig Patienten, die Kollegen sind nett, deine Kompetenz wird anerkannt, wo ist das Problem?
Mir scheint, das dir das nicht langt, das dir die Anerkennung der Ärzte fehlt.
Dazu passt auch das "ich werde Gesundheits- und Krankenpfleger blabla". Mir scheint dir ist das nicht genug -aber vielleicht verstehe ich das ja falsch.
Du scheinst dich dabei als der A....h von allen zu fühlen mit dem man alles machen kann.
Als Schüler wirst du das nicht ändern können, später schon.
Das bezieht sich aber vor allem auf die Kommunikation und den Ton mit dem man redet, nicht auf die Anerkennung durch alle Ärzte.
Generell habe ich auch die Einstellung, das wir für Ärzte am Tag die sind die zu gehorchen haben, eventuell ihren Frühstückstisch decken dürfen aber ansonsten brav zu sein haben. Nachts dürfen wior dann ein bisschen Arzt spielen, damit die Studierten schlafen können.
Solange wir das mit uns machen lassen, finde ich die Ärzte auch vernünftig, ist dies doch ein bequemes Leben, das wir ihnen gönnen.
Im Übrigen kann ich mit der Ärzteeinstellung leben. Ich ignoriere sie einfach und fordere das von ihnen wofür sie bezahlt werden, tags wie nachts.
Hierbei bin ich sehr selbstbewußt und weiss das ich kein Arzt bin. Deine Kollegin hat zurecht Schimpfe bekommen. Sie ist kein Arzt, und die Entscheidung DK raus oder was auch immer liegt beim Arzt. Wir können dann nur nerven und dokumentieren.
Wenn du auch damit Leben kannst fang an zu arbeiten und fordere den Respekt ein den du verdienst ( ich musste auch schon einige Male laut werden wenn Ärzte versucht habe mich mit Brüllen zu überzeugen, allerdings bin ich auch im Allgemeinen recht gut in meinem Fach und im Team gibt es den nötigen Rückhalt).
Solange deine Kollegen zu dir stehen und du gute Arbeit leistest brauchst du eigentlich keine Anerkennung von den Ärzten.
Sollten deine Prioritäten allerdings dabei liegen, probier es mit einem Medizinstudium. Es gibt innerhalb der Pflege leider immer noch zu Viele die nach Ärzteachtung lechzen und dann den eigenen Kollegen in den Rücken fallen, wenn sich Änderungen anbahnen. Davon brauchen wir nicht noch mehr.
Nachdem du aber schon im letzten Jahr alleine Patienten betreust scheinst du gut zu sein. Hoffentlich liegen deine Prioritäten richtig, dann erhält die Pflege weiteren gute Zuwachs.
Liebe Grüße
Pinguin
 
@Pinguin : Da muß ich Dir leider etwas widersprechen !! Wenn der DK dicht ist und nicht angespült werden kann,dann kommt er raus,das ist ne rein pflegerische Aufgabe und man braucht deswegen keinen Doc fragen !! Und mich von nem Doc anschreien lassen geht mal garnich,weil der dann von mir ein Donnerwetter bekommt,daß er nich mehr weiß,was er überhaupt studiert hat !! Son Doc ist auch bloß ein Mensch und ein Angestellter des Hauses,also hat er gefälligst seine Arbeit zu machen und auch auf seinen Ton zu achten. DK-Legen und Ziehen ist rein pflegerische Zuständigkeit,da quatscht mir kein Doc dazwischen. Daß man als Schüler zeitweise der "Fußabtreter" ist,das ist normal,aber auch als Schüler kann man sich wehren.
 
@ Pseudomonas: Mir kommt das alles sehr bekannt vor. Ist leider kein Einzelfall. Du hast wohl einfach eine "schlechte" Station erwischt, bzw. stimme ich dem Benutzer Neuron zu...Keine Absprachen im Team (Pflege/Ärzte)

Außerdem sollten die Ärzte der Pflegekraft zugestehen, das sie die Kompetenz hat den Katheter zu ziehen ohne den Arzt zu suchen und zu fragen. Der Patient war ja wohl unmittelbar in Gefahr, schwerwiegende Folgen ertragen zu müssen.
 
Mir scheint, das dir das nicht langt, das dir die Anerkennung der Ärzte fehlt.
Dazu passt auch das "ich werde Gesundheits- und Krankenpfleger blabla". Mir scheint dir ist das nicht genug -aber vielleicht verstehe ich das ja falsch.
Lieber Pinguin, mir scheint, dass Du Pseudomonas falsch interpretierst, aber vielleicht verstehe auch ich das falsch...

Hallo Pseudomonas, ich schließe mich matteo an: Du scheinst eine schlechte Station, von denen es inzwischen leider viel zu viele gibt, erwischt zu haben. Das Verhalten der Ärzte und Kollegen ist letztendlich ja auch nur Ausdruck ihrer eigenen Überforderung. Sich konzentriert und mit Empathie den Patienten oder Kollegen zu widmen, erfordert Zeit und die ist ja nun mal Mangelware in der Pflege. Ich finde es gut und wichtig, dass Du in Dich hineinspürst und die Situationen und Dich hinterfragst. Und ich empfehle Dir, mit genau dieser Geisteshaltung langfristig nach einem Bereich zu suchen, in dem Du Dich besser aufgehoben fühlst. Außerdem wünsche ich Dir, dass Du Dir Deine Haltung bewahrst und Dich als examinierte Pflegefachkraft nicht von den Verhaltensmustern Deiner Kollegen infizieren lässt.
 
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Hi Pseudomonas,

So wie ich deinen Beitrag verstanden habe, sollte ide Überschrift nicht mit Pflegealltag enden sondern Stationsalltag, aber vielleicht habe ich dich nicht verstanden.
Ich habe es so formuliert weil es nicht das erste mal ist das sich Ärzte auf anderen Stationen mir und anderen Kollegen gegenüber so verhalten
...und meine Befürchtung ist.. später mal auf einer Station zu landen auf der es eben so weiter geht (als examinierte und für Patienten verantwortliche Pflegekraft)
Du betreust selbstständig Patienten, die Kollegen sind nett, deine Kompetenz wird anerkannt, wo ist das Problem?
Das Problem ist das Verhalten der Ärzte... die genau so zu meinen Bezugs-Professionen gehören.. wie Kollegen, Physio , soz. Dienst, Reinigungskräfte etc.
...man ist aufeinander Angewiesen um den Patienten so gut wie möglich zu Therapieren und zu Begleiten.
Mir scheint, das dir das nicht langt, das dir die Anerkennung der Ärzte fehlt.
Nein mir fehlt ein offener und respektvoller Umgang miteinander um meine Arbeit vernünftig und motiviert machen zu können!
Dazu passt auch das "ich werde Gesundheits- und Krankenpfleger blabla". Mir scheint dir ist das nicht genug -aber vielleicht
verstehe ich das ja falsch.
Nein so war das nicht gemeint... ich wollte bloß nicht zu sehr ins Detail gehen. Ich wollte damit nur zeigen das ich als Azubi meine ersten Erfahrungen mache. Ich lerne immer mehr Verantwortung für meine Pflegetätigkeiten zu übernehmen... ich lerne Erkrankungen in ihrer Vielschichtigkeit kennen (Temperatur messen ist irgendwann nicht einfach nur Fieber JA/NEIN sondern lässt mich das Krankheitsbild des Patienten und dessen Verlauf besser erschliessen und gibt mir konkret Auskunft über die Situation des Patienten (ist das so verständlicher? :emba:)
Du scheinst dich dabei als der A....h von allen zu fühlen mit dem man alles machen kann.
Ja das vermitteln mir diese Ärzte wenn sie so mit mir und meinen Kollegen umspringen... wie gesagt es passiert immer wieder (aber nich von allen, dessen bin ich mir schon bewusst) ... ich habe in meiner Rage nicht erwähnt das ich durchaus positive Erfahrungen mit Ärzten gemacht habe. :flowerpower:
Als Schüler wirst du das nicht ändern können, später schon.
Das bezieht sich aber vor allem auf die Kommunikation und den Ton mit dem man redet, nicht auf die Anerkennung durch alle Ärzte.
Das ist mir klar. Aber wie oben schon erwähnt.... es geht mir darum als Teammitglied ernst genommen zu werden um den Patienten vernünftig versorgen zu können.
Generell habe ich auch die Einstellung, das wir für Ärzte am Tag die sind die zu gehorchen haben, eventuell ihren Frühstückstisch decken dürfen aber ansonsten brav zu sein haben. Nachts dürfen wior dann ein bisschen Arzt spielen, damit die Studierten schlafen können.
Das finde ich persönlich sehr schade... aber es ist ok wenn du so zurecht kommst.
Solange wir das mit uns machen lassen, finde ich die Ärzte auch vernünftig, ist dies doch ein bequemes Leben, das wir ihnen gönnen.
Ja weil man so dem Problem aus dem Weg geht.
Im Übrigen kann ich mit der Ärzteeinstellung leben. Ich ignoriere sie einfach und fordere das von ihnen wofür sie bezahlt werden, tags wie nachts.
Hierbei bin ich sehr selbstbewußt und weiss das ich kein Arzt bin. Deine Kollegin hat zurecht Schimpfe bekommen. Sie ist kein Arzt, und die Entscheidung DK raus oder was auch immer liegt beim Arzt. Wir können dann nur nerven und dokumentieren.
Ja nur bedeutete das für den Patienten das er weiter Leiden muss... ihn hat ja keiner Ernst genommen.... und die Blase war stark tastbar!

Der DK saß zu und war nutzlos (bzw. er war sogar die Ursache für die Koagelbildung) anschließend hat der Patient natürlich einen neuen Katheter bekommen ... wobei die Koagel ausgeschwemmt wurden
-> Tschuldigung das hatte ich vergessen zu erwähnen
Wenn du auch damit Leben kannst fang an zu arbeiten und fordere den Respekt ein den du verdienst ( ich musste auch schon einige Male laut werden wenn Ärzte versucht habe mich mit Brüllen zu überzeugen, allerdings bin ich auch im Allgemeinen recht gut in meinem Fach und im Team gibt es den nötigen Rückhalt).
Ich glaube in genau dieser Phase befinde ich mich gerade... schließlich beschäftige ich mich ja mit dieser Problematik und suche nach Lösungen. Ich will arbeiten und das verantwortungsvoll!

Muss ich mir deiner Meinung nach den Respkt erst einfordern - quasi als Belohnung? Obwohl ich mein bestmöglichstes gebe... und mich um meine Arbeit und den Patienten kümmere? (in guter Absicht)
Solange deine Kollegen zu dir stehen und du gute Arbeit leistest brauchst du eigentlich keine Anerkennung von den Ärzten.
Jein. Natürlich ist Anerkennung auf Seiten der Kollegen das A und O ... aber da zähle ich Ärzte genau so zu!
Sollten deine Prioritäten allerdings dabei liegen, probier es mit einem Medizinstudium. Es gibt innerhalb der Pflege leider immer noch zu Viele die nach Ärzteachtung lechzen und dann den eigenen Kollegen in den Rücken fallen, wenn sich Änderungen anbahnen. Davon brauchen wir nicht noch mehr.
Nein das ist auch nicht meine Absicht... ich liebe meinen Beruf! Nur die Umstände legen einem manhcmal Steine in den Weg ... und letztendlich ist dann der Patient der Leidtragende!
Nachdem du aber schon im letzten Jahr alleine Patienten betreust scheinst du gut zu sein. Hoffentlich liegen deine Prioritäten richtig, dann erhält die Pflege weiteren gute Zuwachs.
Dankeschön... dafür, dass du Dir Zeit genommen hast mir deine Meinung mitzuteilen. Und auch wenn du mich oft falsch verstanden hast... hat mir die Beantwortung deines Beitrags geholfen, mir ein besseres Bild von meinem Problem und dessen Lösung zu machen.

Liebe Grüße
Pinguin

Liebe grüße zurück
Pseudomonas


:arrow: PS: Kommentare zu meiner Antwort an Pinguin sind natürlich willkommen!
 
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