Kommunikation mit aphasischen Patienten?

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bky.non

Gast
Hallo, ihr Lieben. :-)

Mich würde einfach mal interessieren, wie eure Kommunikation während pflegerischer Tätigkeiten (Bsp. GKW) mit Patienten aussieht, die z.B. infolge eines Apoplex' unter Aphasie und Neglect/Plegie leiden.

Ich beobachte hierbei im Wesentlichen nämlich immer drei verschiedene Methoden:
1) Person A kündigt an, welche Handlung sie als nächstes ausführt, ohne eine Reaktion zu erwarten.
2) Person B fragt 'um Erlaubnis' und versucht, sich mit dem Patienten zu verständigen, um herauszufinden, ob dieser in die Handlung einwilligt oder diese ablehnt (bspw. durch Augenbewegungen oder Lautäußerungen).
3) Person C spricht während der Tätigkeiten über belanglose Dinge und kündigt gar keine Handlungen an.

Nun muss man ja jeden Patienten als Individuum betrachten, aber welche Methode ist eurer Meinung nach am sinnvollsten?

Inwieweit muss ein solcher Patient pflegerischen Tätigkeiten noch zustimmen?
Bzw. wenn dies - wie in vielen Fällen - gar nicht (mehr) möglich ist, ist dann das bloße Fehlen von Abwehrhaltungen (bspw. in Form von motorischer Unruhe, Lautäußerungen, etc.) schon als Einverständnis zu werten?

Ich hoffe, meine Frage war verständlich...

Danke für sämtliche Meinungen. :-)
 
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Grundsätzlich ist immer anzukündigen welche Pflegehandlung man durchführen möchte! Wie soll sich der Pat.sonst darauf einstellen können!? Ob man eine Reaktion abwartet (Zustimmung einholt)kommt meiner Meinung nach immer darauf an von welcher Aphasie der Pat.betroffen ist. Wichtig bei solchen Pat.ist jedoch immer(!!!!!) auf Körpersprache/körperlich.Reaktionen zu achten.Durch gezielte,gute,aufmerksame Beobachtung kann man schon eine Menge herausfinden.Auch ob man z.B gerade etwas macht was dem Betroffenen nicht behagt etc.
 
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Guten Morgen,

wenn der Mensch meine Sprache nicht mehr versteht, dann muss er zumindest aus meinen Handlungen schliessen können, was nun mit ihm passieren soll.

Bei der Aphasie ist ja im eigentlichen Sinne nur das Sprachzentrum betroffen. Also gibt es die Möglichkeit, dass er Sprache versteht, sich selber aber nicht äussern kann, oder dass er weder Sprache versteht noch sich äussern kann.

Grundsätzlich spreche ich mit jedem Patienten, egal ob Aphasie, somnolent oder komatös.

Inwieweit muss ein solcher Patient pflegerischen Tätigkeiten noch zustimmen?
Solange ein Patient, egal durch welchen Weg, kommunizieren kann, dass er eine Handlung ablehnt, oder eben dieser zustimmt, ist dies zu respektieren. Schwierig ist es natürlich, wenn der Patient keine Signale sendet, dann, und erst dann, entscheide ich zum Wohl und im Interesse des Patienten. Idealerweise kenne ich jedoch die Gewohnheiten des Patienten (Anamnese / Biographie) und kann ihm genau das anbieten, was er gewöhnlich bevorzugt.
 
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Hallo bky.non,

ich verwende die 2. Methode. Ich habe auch beobachtet, das es Kollegen gibt, die leider nach der ersten und dritten Methode arbeiten.

Es gibt die Möglichkeit, mit Kommunikations-, Sprach-, und Blicktafeln zu arbeiten (ich habe bei einem Beatmungspatienten in seiner Finalphase, mit einer Sprachtafel {auf Din-A 3 vergrößert und mit transparenter Klebefolie versehen} kommuniziert).
 
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Eine spannende Möglichkeit der Kommunikation mit Aphasischen Patienten (bei erhaltenem Sprachverständnis) ist ein Monitor mit Augensteuerung (gaze control). Ich habe dies testen können, und bin erstaunt, wie gut das ganze funktioniert (funktionieren kann).

Wichtig ist einfach, dass man Kommunikation nicht einfach nur als das gesprochene Wort sieht, sondern JEDE Form der Kommunikation (sofern möglich) erkennt und nutzt.
 
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Hallo Dirkk,

stimmt, den Monitor mit der Augenerkennung habe ich ganz vergessen. Frage: Wo wird so ein Hilfsmittel beantragt und wer übernimmt die Kosten dafür?
 
Meines Wissens sind Hilfsmittel (jeglicher Art) Pflichtleistungen der gesetzlichen Krankenversicherung. Diese sind auch nicht Budgetiert so dass der Arzt, der die Verordnung ausschreibt keine Angst haben muss wegen der Kosten.
Wenn es Probeleme geben sollte, wegen eines angeblichen Budgets, dann wende Dich an den Bundesfachverband Medizinprodukteindustrie.

In der Regel braucht es ein Antragsschreiben an die Kasse, ein Gutachten oder eine Stellungnahme z.B. vom Therapeuten, und das Rezept.

Das Antragsschreiben kann formlos sein, und ich denke, es gibt genug Argumente, die eine solche investition begründen können.
 
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So ganz klar bin ich mir noch nicht was Du lesen möchtest, weil das ein sehr großes Thema ist und es keine einfache Antwort gibt, was jetzt richtig ist, wie man immer vorgehen sollte, weil tatsächlich der Mensch mit seinem sehr individuellen Bedürfnis in dem Moment meine Handlung bestimmt, mein Weg zum "Ziel" ist mir nicht unbedingt zu Beginn klar.

Im Akutbereich habe ich sehr begrenzt Informationen, manchmal gar keine. In der Akutphase verändert sich der Zustand und die Bedürfnisse häufig. Ich erhalte Informationen über die bisherige Zeit auf der Station - darauf verlassen kann ich mich nicht.

Weswegen ich es anders angehen möchte.
Ich fokussiere auf 2 schwer betroffene Patienten in der Akutphase:
Frau Anton
hat einen Schlaganfall in der dominanten Hirnhälfte, sie spricht nicht/abgehakt vereinzelt sehr undeutlich z.B. in 1-Wort-Sätzen, ist halbseitig komplett gelähmt. Ihr ist das bewusst, sie schämt sich, dass sie nicht/ fast nicht sprechen kann, ist verzweifelt, jedoch länger wach und sie wirkt orientiert.
Herr Zwiebel
hat einen Schlaganfall in der nicht dominanten Hirnhälfte, er spricht flüssig- aber ich verstehe häufig trotzdem nicht was er sagt. Er hat ebenfalls eine Hemiplegie, ihm ist das allerdings nicht bewusst. Er ist der Überzeugung er habe keine Einschränkung, weiß aber, dass er sich im Krankenhaus befindet. Zusätzlich hat er einen spät überwindbaren Neglect, ist jeweils nur kurz wach, kann sich kaum konzentrieren, ist in seinen Handlungsabläufen gestört, leicht ablenkbar, schnell erschöpft.

Dazu kommen noch die häufiger vorbestehenden Einschränkungen im Bereich Kommunikation, die Persönlichkeit, was sind das für Menschen, wie gingen sie bisher mit Erkrankungen um, wie ist das soziale Umfeld, was gibt es an weiteren Erkrankungen und und und und.

Um mir klar zu werden, wie die nicht konstante Tagesform des jeweiligen Patienten ist, muss ich das herausfinden, in dem ich einfache Fragen stelle, auf eine Antwort/ Reaktion warte, zur aktiven Mitarbeit auffordere.
Gerade die Körperpflege ist die Zeit in der ich sehr viel erfahre, wenn ich da in Ruhe und Geduld dabei bleiben kann. Was ich dann im weiteren Verlauf nutzen kann.

Frau Anton kann verbal/ nonverbal mit einfachen Fragen umgehen
Sie kann mit den Augen folgen, sie sieht was ich tu, ich kann erfragen wie sie Teilaspekte gestalten haben möchte. Sie ist konzentriert dabei, während der ganzen Handlung. Ich lobe sie häufig.
Herr Zwiebel meint, dass er völlig normal spricht und versucht mir auf 1 Frage alles mögliche zu sagen, einzelne Worten unter den vielen Sätzen die sofort folgen versteh ich und zeigen, dass er schnell vom Thema abkommt. Der Bitte mit Ja/Nein zu antworten kann er vereinzelt nachkommen.
Er muss, bevor ich anfange, erst mal wissen wo ich denn überhaupt bin, außerhalb seines Sehfeldes bin ich nicht da. Er kann sich nur kurz konzentrieren, ich bin permanent beschäftigt (mit Worten, Berührungen, Handlungen) den Ablauf zu gestalten, weiter zu kommen, jedoch immer mit Ruhe und alleine. Hektik - bringt nix.

Bei beiden Patienten führe ich keine sinnlosen Gespräche über Belanglosigkeiten, weil das nicht nur mich ablenkt.
Bei beiden erfrage ich nicht die Zustimmung zu jedem einzelnen Aspekt im Verlauf - jedoch gibt es die wichtigsten Information vorher. Es gibt auch Phasen in denen ich gar nicht spreche, weil meine Berührung wirken soll.
Bei beiden ist das Ziel - die Wahrnehmung zu verbessern, weswegen bei beiden jeden Tag eine therapeutische Ganzkörperpflege sinnvoll ist. Als Teil des ganzes Konzeptes.
Unruhe, Lautäußerungen, Anspannung - ist nicht automatisch immer eine bewusste Ablehnung.
Könnten auch Schmerzen sein, die gestörte Wahrnehmung, Orientierungsstörung, das verarbeiten der Erkrankung, Verzweiflung, Angst, Hilflosigkeit, weiteres.

Mein Herr Zwiebel hat letzte Nacht gar nicht mit mir geredet, auf Ansprache und nochmalige Ansprache hat er mich kurz angeguckt, dann waren die Augen wieder zu. Jede weitere Frage - ein leichtes Kopfnicken.
Bei der Mundpflege - ein nicken - also habe ich mit den Lippen begonnen - worauf er diese zusammengepresst hat. Hm, reicht nicht. Also nächste Frage, darf ich die Backentaschen auswischen. Wieder ein nicken. Mit sanftem Druck habe ich den Unterkiefer etwas nach unten gedrückt, worauf er den Mund etwas weiter aufgemacht hat und ich durfte die Backentaschen auswischen, die vordere Zahnreihe. Auf die Frage ob ich die Zunge vorn auch anfeuchten soll, hat er den Mund selbst noch etwas weiter geöffnet. Gut. Alles braucht seine Zeit. Gleich aufgeben - kann's ja nicht sein.
 
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Hallo Amezaliwa,

bky.non fragte, als erstes nach welcher, der von ihr vorgestellten Methoden, jeder einzelne von uns arbeitet und als zweites, wie vorgehen bei einen Patienten, mit dem keine Kommunikation möglich ist (weder verbal noch nonverbal). Ist das fehlen von Kommunikation (vom Patienten her), ein Einverständnis vom Patienten, in jegliche Versorgung in der Pflege? Wie kann man dann weiter vorgehen?

Es ist ein Wunschdenken von mir, das alle Pflegekräfte, nur noch nach der 2. Methode arbeiten.

Bky.non hat wie ich (damals war ich in der Ausbildung), schon mit an sehen müssen, wie Pflegefachkräfte, leider nach der 1.- und 3. Methode arbeiten.
 
@snail
Du kennst sicherlich den Satz: Man kann nicht nicht kommunizieren?

Wenn ich einen Menschen kaum kenne, ist es schwierig herauszufinden auf welchem Weg er kommunizieren kann.
Es gibt Menschen, die auf einem sehr niedrigen Niveau kommunizieren können, weswegen die volle Aufmerksamkeit dahingeht - das herauszufiltern.
Ich weiß auch nicht ob derjenige mehr kommunizieren könnte, er aber grad in einer Verarbeitungsphase steckt, welche mit einem in-sich-zurück-ziehen einhergeht.
Ein Patient kann auch "Läuse und Flöhe" haben, z.B. einen Schlaganfall und einen fieberhaften Infekt.
Das was an Potiental vorhanden ist mit Akribie versuchen herauszufinden - und Angebote/ Anreize zu setzen, z.B. durch Basale Stimulation - auch mein Versuch.
Die Frage war ja auch - immer vorab alles ankündigen was ich als nächstes tun werde. DAS mache ich nicht immer, wofür ich Gründe habe. Darum soll es auch gehen, die Hintergründe beleuchten.
Ich habe möglicherweise einen Menschen vor mir, der etwas von dem versteht was ich sage.
Wie die Qualität dessen ist - erschließt sich mir unzureichend.
Dann weiß ich nicht unbedingt, wie derjenige das verarbeitet, inwieweit seine Reaktion eine Reaktion auf meine Frage oder meine Handlung ist. Wie lange er zum verarbeiten braucht - weiß ich auch nicht sicher.
Angenommen jemand stöhnt, nachdem ich ihn gewaschen habe. Ich nehme besorgt an, dass das unangenehm war. Ist das stöhnen jedoch sein Versuch zu kommunizieren, wär die Lautäußerung positiv zu werten.
Es macht einen großen Unterschied, ob ich einen Menschen in der Akutphase betreue, oder in einer Langzeitbetreuung. Gerade in den intensiven Langzeitbetreuung im häuslichen Bereich - hat man doch mit der Zeit eine Fülle an Informationen, wie der Patient kommuniziert, eben weil man ihn schon länger kennt UND weil man ein besonderes Augenmerk auf Kommunikationspotentiale hat - oder nicht?
Wenn ich bky.non richtig verstehe, dann hat sie oft beobachtet, dass Patienten übergangen werden, vermutlich auch weil sie meist zusammen mit einer anderen Pflegekraft den schwerbetroffenen Patienten versorgt. Was ich nach Möglichkeit vermeide. Um unnötige Irritationen zu vermeiden und um möglichst viel zu erfahren.
Ich gebe zu dass meine (wiederum lange) Antwort sich nach rumgeiere liest.
Es soll aber wiederspiegeln, dass es nicht DIE richtige Methode gibt und Fehlinterpretationen im Akutbereich, bei einem Patienten mit massiver Einschränkung der Kommunikationsfähigkeit, wohl eher an der Tagesordnung sein dürften.
 
Hallo Amezaliwa,

ich sehe es ja genauso wie du, auch ich habe es so gelernt, das wir nicht nicht kommunizieren können.
Würde es mehr Pflegefachkräfte geben, wie Du es bist, würde byk.non mehr lernen in ihrer Ausbildung.
Du und ich können beobachten und passen die pflegerische Versorgung, an den zu pflegenden Menschen (Patienten) an {es kommt ihm zu gute}.
 

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