Jugendliche, vollalkoholisierte Patienten

Da es keine Zahlen gibt, die einen steigenden Konsum belegen könnten, tippe ich persönlich darauf, dass diese Annahmen auf dem aktuellen Trend beruhen, die Jugend "schlecht zu reden".
Ich persönlich kenne nämlich selber diese gar nicht so neuen Trends wie "vorglühen" u.ä.
Und bevor jemand auf die Idee kommt, dass ich diese Aussage treffe, weil ich selber evtl. zu der "heutigen Jugend" gehöre: ich bin 30 und selber Vater. :mryellow:
Philipp, der behauptet, dass die Jugend heute auch nicht mehr das ist, was sie noch nie war
 
Hallo Phillip,

ich möchte keinesfalls die Jugend schlecht reden, wieso auch?
Ich beziehe mich auf meine Erfahrungen in den verschiedensten Bereichen des Krankenhauses und des Rettungsdienstes.
Fakt ist, dass ich schon immer viele Betrunkene Jugendliche im Rettungsdienst gefahren habe.
Fakt ist aber auch, dass ich in der Klinik, dieses schon oft betreut habe, deren Promillespiegel, aber vor einigen Jahren in der Regel unter 2 waren, wogegen heute, die Promillespiegel in der Regel um die 2,5 liegen.

Ich war auch kein Engel, allerdings niemals so betrunken, als dass ich in einer Klinik gelandet wäre.

Übrigens finde ich es schön, dass es in deinem Teil Deutschlands dieses Problem nicht gibt.

Nüchterne Grüsse
Narde
 
Hallo Narde2003,

ich kann Dir da vollkommen Recht geben. Es ist schlimmer geworden, habe Patienten kennengelernt die seit ihrem 12 Lebensjahr getrunken haben. Wo
es normal in der Familie war, dass man erstmal nur nippt....und sowas auch bagatellisiert wurde.

Alkohol in allen Situationen als Verhaltensweise bei Problemen, als Gewohnheit, usw....keine anderen Möglichkeiten gelernt....ausser zu trinken...gibt viele Ansätze warum, weshalb......

Alkoholgenuss mit 12 Jahren, mit 18 Jahren der erste Entzug, dann immer wieder Selbstversuche, immer wieder Entzüge ohne Erfolg. Es ist eine eine Krankheit, ob als primäre oder sekundäre Diagnose. Kann dazu ein sehr gutes Buch empfehlen:

-Die Psychoanalyse der Alkoholismus von Andreas Rost

Wobei als Lektüre für den Patienten selber gibts auch 2 sehr gute Bücher.

-Lieber schlau als blau
-Die Suchtfibel

Leider habe ich diese Bücher zur Zeit verliehen, kann euch jetzt nicht die ISBN geben. Aber ich denke ist auch mit dem Titel zu finden.

Liebe Grüße Brady
 
Ich war auch kein Engel, allerdings niemals so betrunken, als dass ich in einer Klinik gelandet wäre.

Hmm, also ich weiß nicht wie es bei euch ist, aber ich geb mal zu: Ich war schon ein zwei Mal so betrunken das ich in der Klinik gelandet wäre, hätte mich jemand so gefunden ;-)

Und hätte mich jemand hingefahren dann schon ein paar Mal mehr....

Wirklich da gewesen war ich nie, aber die Indikation war gegeben :-)
 
Ich war schon ein zwei Mal so betrunken das ich in der Klinik gelandet wäre, hätte mich jemand so gefunden ;-)
Hallo Maniac,

ich denke aber, daß Du dann erstmal für eine gewisse Zeit genug vom Alkohol hattest*gg*.....?

Aber es gibt Jugendliche, die bringen sich zum Erbrechen um dann fröhlich weiter zu trinken und dann keine Pause einlegen. Oder es wird eine zeitlang pausiert um dann zu bestimmten Zeiten wieder richtig zuzuschlagen.

Liebe Grüße Brady
 
Richtig!
Nunja, hab ich auch schonmal gemacht *gg* Muss man dann durch ;)

Naja, meine wilden Jahre sind glaub ich vorbei, trinke selten...
Hmm, in Bezug auf den anderen Thread von Elisabeth ... Bin ich alt? ARGH
 
Mal ne Frage? Was macht man denn sinnvollerweise mit Teenies (12-16j) mit über 2,5 Promille? Klar, überwachen ausnüchtern und .. heimschicken?
Oder Eltern verständigen? Wegen Aufsichtspflicht ( ist megapeinlich für beide) oder bei uneinsichtigen Eltern Meldung an Jugendamt (kann extrem Stress zu Hause bedeuten!) ????

Allein nur mit verständnisvoller und routinierter Pflege ist es doch nicht getan.
Ich weiß, wir können nicht wirklich das aktuelle Aloholproblem lösen, aber als GESUNDHEITS- und KrankenpflegerInnen sollten bei unserer Arbeit doch Ansätze der Gesundheitsförderung zu erkennen sein?
Ich weiß keinen Rat ...
ebel
 
Hallo Ebel,

selbstverständlich müssen die Eltern ihre Sprösslinge abholen.
Das Jugendamt wurde bisher noch nicht eingeschaltet.
Aber es gab schon Eltern die sich nach Wochen bei uns gemeldet hatten, da die Krankenkasse ihnen eine Rechnung hat zu kommen lassen.
Sie mussten wohl einen Teil des Aufenthaltes wegen unterlassener Aufsichtspflicht selbst bezahlen.

Die Eltern reagieren unterschiedlich auf die Alkoholsünde ihrer Sprösslinge, während es den einen furchtbar peinlich ist, dass ihre Tochter/Sohn bei uns gelandet ist und sie noch in der Notaufnahme eine Standpauke halten, zucken andere wieder nur mit den Schultern und sind der Ansicht, "mei, des miassn's höit no lerna" auf Deutsch: Das Kind muss es halt noch lernen.

Schönen Abend
Narde
 
Mir persönlich ist es elativ egal, wie die Eltern damit umgehen. Sicherlich, den Kopf schüttle ich auch bei gewissen Reaktionen, aber das wars. Dies ist eine Sache, über die ich mir solange nicht den Kopf zerbreche, bis es bei meinen eigenen ( noch nicht vorhandenen ) Kindern so ist - was hoffentlich nicht kommen wird.

Ansonsten verkabeln, überwachen, ausnüchtern lassen und dann ab nach Hause - und vermutlich bis zum nächsten Mal.

Cys
 
Ich muss, leider, meine Ansicht revidieren.
Meine Frau, die in der Suchtberatung arbeitet, hat mir eine Seite genannt, wo ich mich mal umgeschaut habe.
Hier der Link zu einer Studie von 2004.
Studien ginko e.V.
 
Zuletzt bearbeitet:
vor zwei Wochen wurde in unsere Notaufnahme ein 11jähriger Patient mit dem Rettungsdienst eingeliefert. Z.n. 1 Flasche Wodka!!!!!

Meiner Ansicht nach, ist hier der Gesetzgeber bzw. die Exekutive massiv gefordert dagegen vorzugehen. Es wird sich nie ganz verhindern lassen, dass unter 16 bzw. 18jährige je nach Prozent Alkohol an das Zeug kommen (ältere Freunde etc.).

Es kann allerdings nicht sein, dass ein 11jähriger an einem Kiosk o.ä. Alkohol kaufen kann. Egal welche Ausrede (für meine Eltern, Ausweis vergessen, Geschenk etc.)
 
Es gibt, soweit ich informiert bin, ein Projekt im Kreis Hamm.
Da wird bei Einlieferungen aufgrund von Drogenkonsum (auch Alk!) sofort Möglichkeiten im Rahmen der Suchtberatung und -hilfe angeboten.
Das sollte imo Standard werden!
Denn seien wir doch mal ehrlich: die Junks, Alks usw. werden kurz ausgenüchtert und dann möglichst schnell wieder nach Hause geschickt. Hilfsangebote (Soz.Dienst usw.) werden doch viel zu selten gemacht und genutzt.
Philipp
 
Hallo,

zu diesen Thema,

also ich arbeite auf einer Kinderintensiv und in den letzten Jahren hat sich das Problem von alkoholisierten Kindern deutlich verschärft (jünger und mehr). Aus diesem Grund wurde vom Landkreis ein Projekt ins Leben gerufen und zwar geht kein Kind heim, ohne ein Gespräch mit einem Suchtberater der Caritas bzw. Psychologen (die Eltern sind nicht immer begeistert) gehabt zu haben.

Gruß aus Bayern

8)
 
Hallo Krotob,

wie ist eure Erfahrung mit diesem Projekt?

Habt ihr auch "Stammgäste" trotz des Projekts?

Schönen Abend
Narde

Edit Narde: ich habe mir erlaubt dich umzuhängen, an diesen Thread passt es besser
 
Hallo Narde,

huihhh, jetzt bin ich woanders angekommen :flowerpower:, viele Dank fürs umsetzen, hab diesen Pfad selber nicht gefunden.

Also die Erfahrung von uns ist eigentlich positiv und wir haben so gut wie keine Stammkunden (wobei Stammkunden im Jugendlichen- oder Kindesalter noch sehr selten sind). Wer nicht begeistert ist, sind am Anfang v.a. die Eltern selbst und auch manche Kollegen (ein kleiner Rausch hat noch nie geschadet ...). Ich finde es gut, da wenn ein Kind auf Intensiv kommt, ist der kleine Rausch längst überschritten (und die Kosten sind auch nicht zu vernachlässigen).
Zusammengefasst, natürlich gibt es kleine Ausrutscher (die sind auch nicht unser Problem), aber das Projekt finde ich als eine gute Suchtpräventionsmaßnahme (die Früchte werden sich in der nächsten Zeit hoffentlich zeigen).

schönen Abend

:wink:
 
Bin in der NA und vor allem am Wochenende halten wir dafür extra immer 2 Betten parat.
Allerdings muß ich dazu sagem daß unsere Klinik in der Nähe einer sehr großen Dicothek mit Pilspub, Bowlingbahn, ... ist.
Die Patienten werden immer jünger (auch unter 16 Jahre!!!) und der Abend auch (bereits gegen 21:00h).
Schon irgendwie traurig, oder?

Was mich persönlich aber am meisten schockt, ist das Verhalten der Eltern. Wenn ich dann anrufe, um ihnen mitzuteilen, ihr Sohn/Tochter sei nach dem Magenauspumpen mit 2,4 o/oo auf der Intensivstation sind viele noch nicht einmal besorgt, geschweige denn entsetzt. Sie halten es auch nicht für nötig, vorbei zu kommen und fragen nur, wann sie Ihren Sprößling abholen können, und ab er/sie noch ein Frühstück bekommt.

Mein Sohn ist jetzt 13 Jahre alt und das stimmt mich echt nachdenklich.
 
Hallo,

ist die Frage wie bekämpft man das?
Prävention bei Jugendlichen ist meist sinnlos(kenne das von mir), Beispiel Rauchen(es ist verboten, nach einiger Zeit schmeckt es, man probiert verschiedene Sorten aus usw) und Zähne putzen(die böse Cola hat 12 Zuckerstückchen, ist mir doch als Kind egal, das Zeug schmeckt gut und basta.
Hatten das Thema letzte Woche auch in der Schule.
Das die Eltern das als normal ansehen ist schon krass.

SG Martin
 
Prävention bei Jugendlichen ist meist sinnlos(kenne das von mir), Beispiel Rauchen(es ist verboten, nach einiger Zeit schmeckt es, man probiert verschiedene Sorten aus usw) und Zähne putzen(die böse Cola hat 12 Zuckerstückchen, ist mir doch als Kind egal, das Zeug schmeckt gut und basta.

Ähm, nö...

Weil dir deine Eltern nicht die entsprechenden Werte vermitteln konnten und du schon als Kind soweit warst nicht zu rauchen, nicht zu saufen oder nicht literweise Cola zu trinken, dann ist das eine zwar eine persönliche Erfahrung, die aber nicht auf ganz Deutschland (oder meinetwegen Europa oder Terra) anzuwenden ist...!

Es gibt durchaus genug Kinder/Jugendliche/junge Erwachsene die es packen NICHT irgendwelchen Suchtmitteln zu verfallen...!!


(Nichts für ungut, wollte dich nicht pers angreifen, aber das kann ich so nicht stehen lassen)
 

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