Impfgegner und Verschwörungstheoretiker unter Pflegekräften

MidaZolam

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Hallo zusammen,

Ich beobachte in sozialen Medien immer öfter, dass Pflegekräfte Anhänger von Verschwörungstheorien sind bzw. oft auch an nicht belegte „Alternativmedizin“ glauben. Alles was mit der Pharmabranche zu tun hat wird fast schon dämonisiert.
Gerade unter Impfgegnern findet man relativ häufig Pflegekräfte nach meiner Beobachtung.

Das Fatale an der Sache ist, dass diese Fachkräfte oft dem Gegenüber suggerieren, durch die Ausbildung eine besondere Kompetenz in diesem Bereich zu haben.
Für das Ansehen des Berufs ist das imho mehr als schlecht, ganz zu schweigen von den Auswirkungen der zunehmenden Impfmüdigkeit.

Das sind natürlich alles nur Beobachtungen. Daher würden mich eure Erfahrungen hierzu interessieren.
Wie kann man dieses Problem angehen?

Ich freue mich auf Austausch!



Edit:
Ich habe nichts gegen Alternativmedizin, solange sie wirksame Therapien ergänzt und nicht ersetzt.
 
Ich würde eher erwarten das gerade Menschen mit Medizinischer Bildung dem Schmu nicht erliegen.
Woher kommt das, dass Menschen die es besser wissen sollten diesen Mist glauben?

Ich selber habe das noch nicht so sehr beobachtet.
Einzig in meinem Einsatz in der Psychiatrie waren ein paar Kollegen Esoterisch angehaucht was sich aber noch in einem vertretbaren Rahmen hielt.
Ich finde den ein oder anderen Ansatz zur Schmerzbewältigung und Immunstärkung bzw. Erklärung eine Supprimierung nicht verkehrt. Irgendwann biegen die dann ganz komisch ab. Aber der Ansatz war gut.

Impfgegner kann ich gar nicht verstehen. Da haben die Leute dann aber nicht im Unterricht aufgepasst.
 
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Hallo Midazolam,

ich empfinde es ähnlich wie du. Dass Positionen mit einem beruflichen oder gesellschaftlichen Stand gefestigt bzw. alleinig gerechtfertigt werden ist in meinen Augen kein unbekanntes Phänomen. Wer nur damit argumentiert, argumentiert mit "Eminenz" und nicht mit Evidenz und disqualifiziert sich damit selbst vom ehrlichen, wissenschaftlichen Diskurs. Solche "eminenten" Protagonisten erscheinen mir wie Sand im Getriebe der Professionalisierung und Weiterentwicklung der Pflege - in allen Belangen (Praxis & Wissenschaft).

Dass das Ansehen unseres Berufsstandes darunter leidet wird aber nur von denen verstanden, welche auch sonst (Achtung: provokante Formulierung) "pseudowissenschaftlichem" kritisch gegenübersehen. D.h. verrammel ich alle Fenster, weil ich am Himmel "Chemtrails" sehe, werde ich wohl auch in einer Pflegefachkraft, welche mir in einer Tetanusschutzimpfung den Teufel an die Wand malt, einen Sympathieträger sehen. Was ich damit sagen will ist, dass wohl in jeder noch so abstrusen Filterblase vermeintliche "Fachleute" zu finden sind.

Ein wichtiger Ansatz zur Prävention solcher Falschinformationen (alternative Fakten?) und unwissenschaftlichen Auswüchsen könnte die Ausbildung unseres Berufsstandes darstellen. Schule ich "meine" angehenden Fachkräfte in Gütekriterien von Wissenschaft und Forschung (Beispiele dazu: Hier & Hier) und kritischer Selbstreflexion, könnte viel "fachliches Unkraut" schon im Keim verhindert werden. Vereinzelt kommen solche Inhalte schon in den Ausbildungen vor - werden aber wohl noch an Bedeutung bzw. Relevanz, also auch an Vertiefung gewinnen müssen um der angesprochenen Problematik Herr werden zu können. --> Es gibt schon zu viele "Heiler" da draußen, welche leere Versprechungen an Hilfesuchende machen und doch nur ihrem, auf Wachstum ausgelegten Kontostand zuarbeiten.

Herausgefordert bin ich immer dann, wenn ich auf einen Zupflegenden treffe, welcher sich mir so gegenüberstellt - ich versuche diesem dann mit aller offenen Freundlichkeit (im Ideal könnte man es auch Liebe nennen) und fachlich fundiert gegenüber zutreten - aber kann ihn natürlich nicht entmündigen. Ich muss ihn mit seinen eventuellen "Eigenheiten" aushalten und kann ihm nur Angebote machen, welchen er zustimmt oder welche er ablehnt. Letztendlich bin ich nur im Einverständnis (oder stellvertretenden / mutmaßlichen Einverständnis) des Zupflegenden für sein Wohlbefinden bzw. der Kompensation seines Selbstpflegedefizits (wie Orem es nennen würde) verantwortlich.
 
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Woher kommt das, dass Menschen die es besser wissen sollten diesen Mist glauben?
Ich glaube, daß viele Pflegekräfte, die solchen Hokuspokus glauben, sich dadurch besser fühlen, weil sie ja gegen die ach so böse "Schulmedizin" sind. :ccol1: Sie stehen dann sozusagen "drüber" (glauben sie).
Wer nur damit argumentiert, argumentiert mit "Eminenz" und nicht mit Evidenz und disqualifiziert sich damit selbst vom ehrlichen, wissenschaftlichen Diskurs. Solche "eminenten" Protagonisten erscheinen mir wie Sand im Getriebe der Professionalisierung und Weiterentwicklung der Pflege - in allen Belangen (Praxis & Wissenschaft).
Ja, aber das Problem ist, daß im Bereich der Pflege bzw. Pflegewissenschaft nur ganz, ganz wenig Evidenz vorliegt - bei vielen Maßnahmen ist keine Wirksamkeit belegt, man kann dies z. T. nur vermuten. Das liegt daran, daß Pflegesituationen super komplex sind, verglichen z. B. mit einem einfachen physikalischen Versuchsaufbau, wo man z. B. nur drei Parameter (Temperatur, Dichte, Druck...) mißt.
Das gleiche Problem haben letztlich alle Sozialwissenschaften, auch in der Medizin sind bei weitem nicht alle Therapien belegt... auch in der Psychologie stellt es sich als schwierig dar, den Leuten "in den Kopf zu schauen", daher sind Konzepte wie Freuds Ich/Es/Über-ich schwerlich beweisbar. Daher z. B. auch die Herangehensweise der Behavioristen, die das Ganze als "Blackbox" betrachten und nur beobachtbares Verhalten bewerten. Usw. 8-)
 
Ich danke euch für eure Einschätzungen dazu.


Mir scheint es zum Teil tatsächlich schlichte Unkenntnis zu sein. Da fehlt es dann an vor allem tieferen Kenntnissen des Immunsystems, chemischen Grundlagen und Kenntnissen bezüglich wissenschaftlichen Arbeitens.
Sehr oft wird hier anekdotische Evidenz bemüht.

Zum Teil (der meiner Meinung nach geringere) scheinen einige wirklich richtig tief in dieser Szene drin zu stecken.

Wäre tatsächlich ein spannendes Forschungsthema.
Ich kann mich an eine Befragung von Hebammen erinnern, die ihre Einstellungen zu Impfungen beinhaltete.

Gerade gefunden:
http://www.paediatrie-links.de/Hebammen und Impfung_RKI2008.pdf
 
Ich gehöre zu den wenigen, die echt noch Masern, Windpocken und Keuchusten gehabt haben. Neulich hat mir die Betriebsärztin gesagt, bei Masern gibt es keinen lebenslangen Schutz nach einer Infektion und bei Keuchusten auch... Auch meine HepatitisB Impfung musste ich wieder auffrischen.
Ob man sich gegen Grippe impfen lässt oder nicht muss jedem selbst überlassen bleiben. Ich habe mich erst die letzten 2 Jahre impfen lassen vorher nie und meine einzige Grippe hatte ich 1999! Eine Ärztin hat sich die letzten beiden Jahre impfen lassen und ist trotzdem erkrankt.
 
Neulich hat mir die Betriebsärztin gesagt, bei Masern gibt es keinen lebenslangen Schutz nach einer Infektion
Das kenne ich aber anders:
"Eine Masernerkrankung hinterlässt lebenslange Immunität."
siehe RKI - RKI-Ratgeber für Ärzte - Masern unter "Klinische Symptomatik"
Auch meine HepatitisB Impfung musste ich wieder auffrischen.
Ja, da muß man alle paar Jahre mal schauen, wie der Titer ist, und ggf. auffrischen.
Ob man sich gegen Grippe impfen lässt oder nicht muss jedem selbst überlassen bleiben. Ich habe mich erst die letzten 2 Jahre impfen lassen vorher nie und meine einzige Grippe hatte ich 1999! Eine Ärztin hat sich die letzten beiden Jahre impfen lassen und ist trotzdem erkrankt.
Naja, 100% ist der Schutz nicht.
 

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