Examensrede unter problematischen Bedingungen

Drunken Bird

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Hallo ihr Lieben,

heute habe ich erfahren, dass ich als Kurssprecherin das große Los gezogen habe, eine Rede bei der Lossprechung zu halten.

Ansich wäre es kein Problem, ein paar Anekdötchen zu erzählen und im Hintergrund paar Kurs-Fotos der vergangenen drei Jahre laufen zu lassen.
Von beidem gibt es zu wenig; warum, erklärt sich nachfolgend.

Ich bin etwas ratlos, in welche Richtung es gehen soll, da unser Kurs leider sehr zerrissen ist.
Um das Problem beispielhaft zu verdeutlichen: von 18 Leuten wollen 13 nicht mehr zur Examensfeier, der Grund hierfür sind die restlichen 5.
Es wurde viel intrigante Spalterei betrieben, viel gehetzt und die drei Jahre waren für die meisten von uns ein Höllenritt.

Es liegt in meiner Natur, alle immer irgendwie zusammenhalten und an einen Tisch bringen zu wollen, um Wege miteinander zu finden. Dies ist mir in diesem Fall leider nicht gelungen.

Ich möchte gerne die Rede halten, doch auf die üblichen Dankesfloskeln verzichten, genauso auch auf das Heucheln einer schönen Ausbildungszeit, denn das war sie nicht.

Habt ihr eine Idee, wie man es ausgestalten kann, um es dennoch zu einem schönen Abschluss zu bringen, ohne mit leeren Phrasen um sich zu werfen und ohne dass jemand mit einem unangenehmen Gefühl rausgeht?

Im Moment bin ich ziemlich ratlos. Ich weiß, dass ich nichts mehr retten kann, das habe ich 3 Jahre lang versucht. Aber ich weiß, dass ich die Möglichkeit habe, mit gut gewählten Worten für alle den letzten gemeinsamen Tag gut zu beenden.

Ich bin euch für jede Anregung und Gedanken hierzu dankbar.

Liebe Grüße
 
Vielleicht in der Rede den Fokus eher auf die Zukunft, und was sie für euch bringen wird, lenken?
 
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Glaub mir, ich würde zu gerne sagen, wie es ist und das tue ich normalerweise auch. Doch es nutzt nichts, an dieser Stelle Gift zu spucken... Ich neige dazu, ins Zynische zu rutschen, das kann böse werden.
Etwas unglücklich, wenn auch die Klinikdirektion und Kollegen anwesend sind 8O

Den Zukunftsblick habe ich bereits aufgegriffen, aber schon wieder fast verworfen. Mit der Ausbildung bin ich nun seit fast 20 Jahren in der Pflege, da kann ich keine verträumte Augenwischerei mehr aufbringen (nicht falsch verstehen, ich liebe, was ich tue, sonst hätte ich die Ausbildung nicht doch noch in Angriff genommen).

Aber zu diesem Aspekt könnte ich zumindest die Frage in den Raum stellen, aus welchen Gründen jeder für sich diesen Berufswunsch entwickelt hat. Um diesen Gedanken dann mit ins Berufsleben zu nehmen.
Das wäre schonmal ein Ansatz, danke :)
 
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Als Außenstehende, müsste ich mir ein Urteil über eure Klasse erlauben, anhand deiner kurzen Beschreibung, finde ich es erstaunlich, dass ihr TROTZ dieser Schwierigkeiten trotzdem alle euer Examen in der Tasche habt. Egal wie ihr es geschafft habt, ob allein, in streng geschlossenen Grüppchen, mit der Bildung von Allianzen oder auf ganz anderem Wege, ihr seid diese Hürden gegangen und seid nun fertig. Das kann man in einer Rede würdigen.
Man kann auch die besonderen Schwierigkeiten betonen. Eine realistische Sicht auf die schwierige Zeit ist nichts Schlechtes, niemand wird ignoriert haben, wie ihr euch gebärdet habt. Ein bisschen wie beim Reflektionsgespräch: auch wenn es schlecht lief, bringt es Bonus, wenn man dies erkennt, erwähnt, und analysiert.

Ich wünsche euch trotz alledem eine gelungene Examensfeier, und einen guten Start ins Berufsleben.
 
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Danke für Deine Worte.
In dieser Betrachtungsweise bin ich vollkommen bei Dir. Die Problematik allerdings zu thematisieren, hatte ich (aufgrund der Anwesenheit von Familien, Klinikvorstand etz) nicht in Erwägung gezogen.
Doch vielleicht ist es nicht der falsche Weg, es anzusprechen und zu betonen, dass es dennoch geschafft wurde, wenn auch leider nicht von allen.
Leider sind nach der Probezeit noch 6 Leute zusätzlich auf der Strecke geblieben. Eine Schwangerschaft und die Restlichen sind an dem Psychoterror im Kurs zerbrochen. Traurige Bilanz, sehr beschämend. Doch diesen Punkt auch noch aufzugreifen, wäre (für mich) zu emotional und vermutlich auch deplaziert.
 

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