Gibt es eine zwingende Reihenfolge in der Gefährdungsanzeige?

InetNinja

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Hey...

Ich hab genau zu meiner Frage nichts gefunden.

Also Grundsätzlich weiß ich was die Gefährdungsanzeige ist etc.

Überlastung ist/ war da.
- Info an Schichtleitung/ Stationsleitung/ PDL... Wir sind zu wenig o.ä.
- Diese/r bemüht sich um Hilfe
- Bei weiterhin bestehende Gefährdung wird nochmal gemeldet und ggf. die Anzeige geschrieben.

Jetzt hab ich ein Paar Fragen.

- Wenn die Überbelastung/ Gefährdung offensichtlich sind, weil wirklich alle aus dem letzten Loch pfeifen, könnte sich die Obrigkeit rausreden: "Ja hättet ihr mal was gesagt, wir hätten euch doch noch Leute geschickt, die Anzeige war unbegründet". Oder kann man auch erwarten das dort auch unaufgefordert Interveniert wird?
Kann ich von meinem Vorgesetzten erwarten das er sieht wann seine Mitarbeiter Hilfe brauchen?

- Was ist wenn man nichts gesagt hat und dann doch eine Anzeige schreibt?
Klar ist nicht cool, sollte auch angesprochen werden. Den Vorgesetzten übergehen ist nicht geil.

Welche Konsequenzen hätten folgende Szenarien?
-> Es hätte wirklich bei Ansprache die Situation durch Aushilfen oder andere entlastende Maßnahmen entschärft werden können und die Anzeige war daher unbegründet, ist aber geschrieben worden.
-> Jegliche Hilferufe hätten an der Situation nicht viel geändert. Der Vorgesetzte ist einfach "nur" übergangen worden.

Ich hab heute leider in meiner Überforderung diese Reihenfolge nicht eingehalten. Das tut mir wirklich leid. Aber ich wusste echt nicht mehr wo oben und unten war. Der Dienst hat eigentlich entspannt angefangen und ist dann explodiert, das ich eigentlich nur nach reagiert, statt agiert habe.
Bin auch was das alles angeht noch zu unerfahren. Frisch exa, schlecht eingearbeitet, soviel Verantwortung, 1000 Leute die alle gleichzeitig was von einem wollen und dann einen Überlastung feststellen und vernünftig kommunizieren. Nein das hab ich heute nicht gebacken bekommen.

Ich hab wirklich verpeilt meinen Vorgesetzten anzusprechen und um Hilfe zu bitten. (Ich glaube das hätte nichts an der Situation geändert, ich bin fest davon überzeugt das er selber schon versucht hat die Situation irgendwie zu verbessern) Jeder unserer 3 Bereiche ist untergegangen und unser Vorgesetzter hat mit rotiert. Hab das meinem Vorgesetzten auch später gesagt das ich ihm da nicht ans Bein pinkeln wollte. Aber bei uns ist wirklich kaum bis keine Gelegenheit im Spät überhaupt mal in Ruhe miteinander zu sprechen wo man auch mal einen klaren Gedanken fassen kann.

Das ich meinen Vorgesetzten Übergangen habe ist mir jetzt erst 3h nach dem Dienst aufgefallen. Er sagte noch "das musst du mit mir besprechen". Aber unter klingelnden Telefonen, Klingeln, Pat., quängelnden Angehörigen, Ärzten etc. hab ich das gar nicht realisiert das ich genau in diesem Mom. den Vorgesetzten übergangen bin und hab das Ding einfach in das Fax gestopft und weg geschickt.

Ich kann mir nicht vorstellen das mein Faupax rechtliche Konsequenzen hat. Weder für mich noch für den Vorgesetzten wenn die G.Anzeige unbegründet gewesen wäre. Aber das ist kein Wissen. Kann mir dazu einer was sagen?

Gruß Ninja

PS: Ich werd noch mal das Gespräch mit meinem Vorgesetzten suchen. Ich möchte ihm sagen das dass keine böse Absicht von mir war und das hätte er auch nicht verdient. Ich finde es auch wichtig zu sagen, das die Überforderung meinerseits selbst die gute Kommunikation mit den Kollegen gegen die Wand fahren ließ.
 
Was genau ist denn eigentlich passiert? Du schreibst, daß der Dienst zunächst normal begann.
Ist ein Kollege während der Schicht ausgefallen?
Wer ist Dein Vorgesetzter, Deine Stationsleitung? Und der war mit dabei in diesem Chaosdienst? Falls ja, dann wäre es eigentlich seine Aufgabe gewesen, sich zu kümmern.
Von der Reihenfolge her wäre es besser gewesen, ihn zuerst anzusprechen; aber wenn das so chaotisch war, daß ihr beide euch noch nicht mal austauschen konntet, dann war die ****e richtig am dampfen, und die Überlastungsanzeige unumgänglich... :eek1:
Was ergab Deine Überlastungsanzeige, habt ihr Verstärkung erhalten?
Inwiefern fürchtest Du jetzt rechtliche Konsequenzen? Weil Du Deinen direkten Vorgesetzten übergangen hast, oder weil Du nicht sicher bist, ob die Überlastungsanzeige unbegründet war? M. M. n. hast Du weder im einen, noch im anderen Fall rechtliche Konsequenzen zu befürchten. Dein direkter Vorgesetzter könnte etwas beleidigt sein, mehr aber auch nicht. Ihr solltet euch mal aussprechen.
 
Siehe auch
"Die Pflegefachperson muss die Gefährdungsanzeige unverzüglich - also ohne schuldhaftes Zögern – der/dem fachlich Vorgesetzten oder/und der Geschäftsführung des Unternehmens anzeigen. Aus organisatorischer und arbeitsrechtlicher Sicht ist die Information über das Vorliegen einer Gefährdungssituation zeitnah und direkt gegenüber der Stationsleitung/Schichtleitung abzugeben. Diese hat dann entsprechend ihrer Führungsverantwortung abzuwägen, ob sie die Information unverzüglich oder später an die Pflegedienstleitung weitergibt. Wichtig für jeden, der eine Gefährdung anzeigt: Die Verpflichtung zu größtmöglicher Sorgfalt in der auszuübenden Tätigkeit bleibt bestehen! Die Pflegefachperson hat für das eigene Handeln weiterhin die Durchführungsverantwortung – diese Verantwortung wurde keinesfalls mit dem Anzeigen der Gefährdung weitergegeben!"
Service - DBfK
 
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Eine Frage:

Worin unterscheidet sich die Überlastungsanzeige von der Gefährdungsanzeige?
Ehrlich gesagt, höre ich zum ersten Mal von einer Gefährdungsanzeige...

Seit es diese Möglichkeit einer Überlastungsanzeige gibt, habe ich in zwei verschiedenen Häusern gearbeitet. Im ersten haben wir hin und wieder davon Gebrauch gemacht, aber der Direktorin war das von Anfang an ein Dorn im Auge.
Sie zitierte unsere Stationsschwester zu sich, die dann weinend vor uns gestanden hat und sagte, dass wir keine Anzeigen mehr schreiben sollen. Die PDL hatte unsere Leitung nach allen Regeln der Kunst zusammen gefaltet und ihr Inkompetenz und schlechte Personalführung vorgeworfen. Sollte sie noch eine einzige Überlastungsanzeige erhalten, würde sie erneut das "Gespräch" suchen.

Unsere Stationsschwester war eine sehr engagierte Kollegin, die immer viel Verständnis für uns aufbrachte, und sehr oft für uns in die Bresche gesprungen ist. Sie hat mit der PDL gestritten bis aufs Messer. Doch als dann der ärztl. Direktor mit ins Boot geholt wurde, hat sie aufgegeben.
Wir haben ihr zuliebe nie wieder ne Anzeige geschrieben.
 
unsere Stationsschwester zu sich, die dann weinend vor uns gestanden hat und sagte, dass wir keine Anzeigen mehr schreiben sollen.
Wir haben ihr zuliebe nie wieder ne Anzeige geschrieben.
und da wundert man sich noch darüber, dass in der Pflege nix weitergeht und über mangelnde Anerkennung und Wertschätzung.
Da braucht nur ne PDL die SL zusammenfalten - die heult - ja dann ist sie inkompetent.
Sozialkompetenz?
- und das ganze Team kuscht. :beten:

Um auch auf einen anderen thread von dir AUCH Bezug zu nehmen - und woher soll da die Anerkennung kommen???
Wer soll mich da für was anerkennen und wertschätzen, wenn ein ganzes Team sich so verhält und durch kuschen und nicht Melden von Missständen, dann auch noch die mir anvertrauten Pat. gefährde - der SL zuliebe -
Würdest du solchen Menschen oder dieser Berufsgruppe Anerkennung und Wertschätzung zollen?
Sei ehrlich???!!!
 
Stellst du die Situation nicht etwas simpel dar? Ich meine schon.
Glaubst du, wir wären mit der Pflege da, wo wir heute sind, wenn alles so einfach wäre?

Ich habe geschrieben, dass sie mit der PDL gestritten hat darüber. Also wirklich gestritten. Sie war nicht aus Zucker. Erst als die Krankenhausleitung dazu geholt wurde (natürlich für die gegnerische Seite), hat sie aufgegeben. Und dann haben wir es auch gelasssen. Die Anzeigen hatten sowieso keine Konsequenz - es ist nichts passiert. Es kam keine Reaktion - außer nach mehreren Wochen oben beschriebenes.
Nicht alle, die einfach nichts erreichen, sind Duckmäuser und kuschen rum!
Anscheinend kannst du dir nicht vorstellen, was für Zustände in manchen Häusern herrschen. Wenn du dich beschwerst, dass du es nicht mehr schaffst, dass du so nicht mehr weitermachen kannst, wird dir geraten, zu überlegen, ob du für diesen Beruf taugst, und es werden dir Gespräche mit Psychologen angeboten. Oder das Haus bietet einen Kurs an, um Entspannungstechniken zu erlernen...
MAV? Ein Haufen obrigkeitshöriger Luschen. Keine Chance, da frischen Wind rein zu bringen.

Im letzten Sommer waren wir über einen längeren Zeitraum im Frühdienst grundsätzlich zu zweit - bei 8200 Pflegeminuten.
Die PDL kam und sagte, dass es ja auch ausreichen würde, den Patienten auch nur mal das Gesicht zu waschen. Da muss man nichts mehr zu sagen.
 
Nein ich denke nicht, dass ich die zu simpel darrstelle.
Erst als die Krankenhausleitung dazu geholt wurde (natürlich für die gegnerische Seite), hat sie aufgegeben.
Aha, und warum, was hat sich an den Fakten geändert. Warum kann ich diese auch einer KHL gegenüber als Leitung mit Personalverantwortung nicht objektiv und sachlich darstellen?
Ob ich Gehör finde ist eine andere Sache.
Aber dann vor meinen Mitarbeitern zu heulen - geht gar nicht.
Um Mitleid zu bekommen?
Hat ja gut geklappt - ALLE haben gekuscht - die Geschäftsleitung/PDL haben ihr Ziel erreicht.

Nicht alle, die einfach nichts erreichen, sind Duckmäuser und kuschen rum!
Bitte beim Thema bleiben und nichts unterstellen, habe ich nirgends behauptet.

Aber diejenigen, die dann keine Meldung mehr machen aus Mitleid und falsch verstandener Solidarität bei Missständen und damit Pat. gefährden,
damit die SL nicht mehr heulen muss (Achtung etwas Ironie dabei)

Anscheinend kannst du dir nicht vorstellen, was für Zustände in manchen Häusern herrschen.
Doch ist mir bestens Bekannt, ändert aber nicht an meiner persönlichen Verantwortung aus der sich dann AUCH Anerkennung Wertschätzung bildet - als einer der Bausteine dazu.

Wenn du dich beschwerst, dass du es nicht mehr schaffst, dass du so nicht mehr weitermachen kannst, wird dir geraten, zu überlegen, ob du für diesen Beruf taugst, und es werden dir Gespräche mit Psychologen angeboten.
Versteh ich nicht, ja und?
Das rechtfertigt das Kuschen oder mitlaufen?
Dann gibts ne entsprechende Antwort - Stellen in der Pflege gibts genug!!!
Geht nicht immer und überall - ist mir schon klar.

MAV? Ein Haufen obrigkeitshöriger Luschen.
NIcht immer auf die Anderen schimpfen - selbst aufstellen lassen und anderst machen!
Sei froh und dankbar, dass es Kollegen gibt die sich das überhaupt noch Antun bei den von dir geschilderten Zuständen.

Ja und wenn ich diese Zustände erdulde, auch noch Kusche und Argumente finde, warum ich da auch noch mitmache - da fällt mir Anerkennung und Wertschätzung schwer.
Jetzt nicht an dich gerichtet, sondern generell, du steigst ja aus.
Das muss ich den A... in der Hose haben, wenn ich da schon mitmache oder mit erdulde, dies zumindest nicht ohne Widerspruch.

Wertschätzung/Anerkennung muss man sich erarbeiten
Mitleid bekommt man umsonst:nurse:
 
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Und noch etwas zur Anerkennung:

Die erwarte ich automatisch. Nämlich weil wir einen qualifizierten, hochwertigen Job machen, der dringend benötigt wird und dem Menschen dient.
Ich erwarte nicht, auf einen Thron gesetzt zu werden. Aber ich möchte nicht, um einen unserer Tätigkeit angemessenen Respekt zu bekommen, täglich kämpfen müssen. Die Energie stecke ich lieber in die Patientenversorgung.
Wir sind schon 1988 mit Plakaten auf der Straße rumgerannt. Keine Sau hat’s interessiert. Und du musst nicht denken, dass frühere Generationen von Schwestern und Pflegern nicht auf die Idee gekommen sind, sich lautstark bemerkbar zu machen. Aber irgendwann, wenn es immer schlechter statt besser wird, ist auch mal die Luft raus.
 
Schade, dass meine Lieblings-Stationsschwester jetzt in einem solchen Licht erscheint. Da habe ich mich wohl sehr missverständlich ausgedrückt.
Ich wollte sagen: selbst Leute, die was gesagt haben, die sich eingesetzt haben, die richtigen Ärger in Kauf genommen haben, die darüber krank geworden sind, wurden abgeknipst. Wir haben gesehen, dass sie einfach nichts erreichen konnte. Sie war bei den Oberen die unbeliebteste Leitung im ganzen Haus, weil sie sich jeden 2. Tag einen Termin in der Roterteppichetage geholt hat. Sie hatte so viel Energie. Und auch sie hat gedacht, dass sich doch mal irgendwas bewegen müsste. Wir haben sie mit besten Kräften unterstützt. Aber irgendwann war sie durch. Jetzt macht sie Dienst nach Vorschrift. Pulver verschossen.

Ja, ich bin gegangen. Aber bewirkt habe ich dort damit auch nichts. Das war nur für mich.
Die PDL hat mich nach neun Jahren noch nicht einmal gefragt, warum ich gehe. Die Antwort wollte sie nicht hören.
Im Gegenteil: sie starrte in meine Akte und fragte: "auf welcher Station arbeiten Sie noch gleich?"
 
Die erwarte ich automatisch.
Wäre schön.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass im Leben nix automatisch geht oder gibt.

um einen unserer Tätigkeit angemessenen Respekt zu bekommen, täglich kämpfen müssen.
Da gehts nicht um Kampf sondern um Haltung.
Diese Tätigkeit muss ich nach Aussen hin darstellen und vertreten.
Schwarzwaldklinik und andere Sendungen waren da nicht gerade hilfreich.

Wir sind schon 1988 mit Plakaten auf der Straße rumgerannt.
Du siehst, ein Absatz weiter oben, ich gehöre auch nicht mehr zu den ganz jungen Semestern. Da war ich auch schon dabei in München.

Keine Sau hat’s interessiert.
Ich finde es gab schon einige Veränderungen und vor allem den deutliche Anhebung des Tarfilohns damals. Ich gebe dir Recht, dann kam aber nicht mehr viel.

dass frühere Generationen von Schwestern und Pflegern nicht auf die Idee gekommen sind, sich lautstark bemerkbar zu machen.
Nur leider nicht so Laut, dass sie gehört wurden und vor allem nicht daraus zu Lernen und sich zu ORGANISIEREN.

Vielleicht an den Ärzten ein wenig Abschauen, deren Bereitschaft zum Streiken, sowie deren Organisationsform?

Und nochmal:
Wertschätzung/Anerkennung muss man sich erarbeiten
Mitleid bekommt man umsonst:nurse:



Die PDL hat mich nach neun Jahren noch nicht einmal gefragt, warum ich gehe. Die Antwort wollte sie nicht hören.
Ja gibt es bei uns auch, bin in einem großen Haus. Warum Fragen manche nicht?
Weil sie genau Wissen warum die MA Gehen.
PDL sind "meist" nicht doof und teils in ihrer Sandwichposition gefangen und teils zu schlecht ausgebildet, mit ein paar hundert Stunden PDL-Kurs an einem Privatinstitut das natürlich alle bestehen lässt, sonst kommt ja keiner mehr. Jeder ist bares Geld wert.
 
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Wir kommen uns näher.
Das mit dem Organisieren ist leider sehr vielen Kollegen verboten. Sobald du einen kirchlichen Träger hast, ist ein Gewerkschaftsbeitritt tabu. Leider sind noch immer die meisten Krankenhäuser in kirchlicher Hand.
Dadurch auch Streikverbot.
 
Sobald du einen kirchlichen Träger hast, ist ein Gewerkschaftsbeitritt tabu.
Erstens sind das im Verhältnis wenige MA - wenn sich von den anderen jeder 5-10te organisieren würde, man was hätten wir für eine Macht und Schlagkraft.
Tabu vielleicht - aber nicht Verboten.
Immer wieder ein gern genommenes Argument gegen Organisation, sticht aber nicht.
 
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Es ist erlaubt? Ich musste in meinen Arbeitsverträgen (3xkirchlich, 1x Schwesternschaft) unterschreiben, dass mir bekannt ist, dass ich keiner Gewerkschaft beitreten darf und somit auch kein Streikrecht habe.
 
Eine Frage:

Worin unterscheidet sich die Überlastungsanzeige von der Gefährdungsanzeige?
Ehrlich gesagt, höre ich zum ersten Mal von einer Gefährdungsanzeige...
Steht unter dem Link, den ich damals bereits gepostet hatte (unter "Definition"):

"Gefährdungsanzeige, Überlastungsanzeige, Gefahrenanzeige, Entlastungsanzeige – diese unterschiedlichen Begriffe werden in der Regel synonym verwendet und bezeichnen denselben Sachverhalt. Empfohlen wird inzwischen, die Bezeichnung „Gefährdungsanzeige“ zu verwenden. Denn mit der „Überlastungsanzeige“ setzten sich professionell Pflegende immer wieder dem Vorwurf aus, eben einfach nicht genügend „belastbar“ zu sein, um die geschilderte Situation professionell bewältigen und managen zu können. Mit diesem Argument entzogen sich Vorgesetzte gern ihrer Verantwortung und setzten sich über die Meldungen hinweg."

Seit es diese Möglichkeit einer Überlastungsanzeige gibt, habe ich in zwei verschiedenen Häusern gearbeitet. Im ersten haben wir hin und wieder davon Gebrauch gemacht, aber der Direktorin war das von Anfang an ein Dorn im Auge.
Sie zitierte unsere Stationsschwester zu sich, die dann weinend vor uns gestanden hat und sagte, dass wir keine Anzeigen mehr schreiben sollen. Die PDL hatte unsere Leitung nach allen Regeln der Kunst zusammen gefaltet und ihr Inkompetenz und schlechte Personalführung vorgeworfen. Sollte sie noch eine einzige Überlastungsanzeige erhalten, würde sie erneut das "Gespräch" suchen.

Unsere Stationsschwester war eine sehr engagierte Kollegin, die immer viel Verständnis für uns aufbrachte, und sehr oft für uns in die Bresche gesprungen ist. Sie hat mit der PDL gestritten bis aufs Messer. Doch als dann der ärztl. Direktor mit ins Boot geholt wurde, hat sie aufgegeben.
Wir haben ihr zuliebe nie wieder ne Anzeige geschrieben.

Auch dazu hatte ich bereits an anderer Stelle Gerichtsurteile zitiert - man wollte einer Mitarbeiterin eine Abmahnung wegen einer Gefährdungsanzeige geben. Mußte der AG zurückziehen, nachdem ihn das Gericht dazu verknackt hatte.
Und ein ärztlicher Direktor hat hier übrigens eh nix mitzureden! :x Was soll das??

Leute, laßt euch nicht ins Bockshorn jagen!! Ihr seid sogar verpflichtet, Gefährdungsanzeigen zu schreiben, damit sich der AG hinterher nicht auf "hab ich nicht gewußt, hat mir keiner gesagt" rausreden kann!
Ich muß hier Renje zu großen Teilen zustimmen! Vor der Mannschaft heulen geht gar nicht! Das kann sie, wenn sie alleine ist und es keiner sieht. So zeigt Pflege (als Profession) wieder mal Schwäche.
Organisiert euch! Wenn die MAV aus lauter Weicheiern und Waschlappen besteht, die der Klinikleitung in den Ar*** kriechen, besteht (kenn ich, ich war auch bei einem kirchlichen Träger), dann geht in Berufsverbände (DBfK) oder Gewerkschaften (Verdi) und holt euch juristischen Rat und Unterstützung bei denen!
Ich hatte auch Vorgesetzte (SL), die mir allen Ernstes einreden wollten, man könne mich fei "zum Einspringen zwingen". :wut: Mir war gefühlsmäßig damals schon irgendwie klar, daß das Bullshit ist; aber ich hab mich beim DBfK rechtsberaten lassen (steht einem als Mitglied zu) und konnte damit glasklar gegenüber meiner SL belegen, daß sie Quatsch erzählt.
 
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PDL sind "meist" nicht doof und teils in ihrer Sandwichposition gefangen und teils zu schlecht ausgebildet, mit ein paar hundert Stunden PDL-Kurs an einem Privatinstitut das natürlich alle bestehen lässt, sonst kommt ja keiner mehr. Jeder ist bares Geld wert.
Hier muß ich Dir widersprechen:
Die meisten (jedenfalls mir bekannten) Krankenhaus-PDLs heutzutage haben studiert. Entweder Pflegemanagement oder auch in Einzelfällen BWL. (Weitergebildete PDLs kenne ich nur noch aus der ambulanten Pflege oder der Altenpflege.)
Die kennen auch die rechtliche Situation ganz genau, werden sich aber hüten, den "einfachen MA" gegenüber was zu sagen. Siehe oben mein Beispiel mit dem "Zwang zum Einspringen" (haha) : So doof, das zu glauben, war auch nur meine SL, die hatte aber auch nicht studiert. Die PDLs haben sich gehütet, solchen Bullshit öffentlich zu sagen. :D

Ansonsten stimme ich Dir überwiegend zu.
 
Das mit dem Organisieren ist leider sehr vielen Kollegen verboten. Sobald du einen kirchlichen Träger hast, ist ein Gewerkschaftsbeitritt tabu. Leider sind noch immer die meisten Krankenhäuser in kirchlicher Hand.
Nein, das stimmt nicht.
Du darfst sehr wohl einer Gewerkschaft beitreten und kannst z. B. in Deiner Freizeit bei Demonstrationen mitmarschieren, da hat Dir keiner reinzureden. Und Berufsverband geht IMMER.
Abgesehen davon sind, wie Renje schon schrieb, die meisten Häuser nicht (mehr) in kirchlicher Hand. Ich finde grad auf die Schnelle nichts, aber mehr als ein Drittel ist das m. M. n. nicht mehr. Es werden immer mehr private Träger.
Dadurch auch Streikverbot.
Dies wird inzwischen mehr und mehr aufgeweicht bzw. sogar angezweifelt:

"Nicht nur wegen der Digitalisierung, sondern vor allem als Folge von Kostendruck und Ökonomisierung steht die hohe Arbeitsbelastung auch in kirchlichen Einrichtungen ganz oben auf der Agenda. Im saarländischen Ottweiler haben die Pflegekräfte der katholischen Marienhausklinik darauf mit Streiks reagiert, von denen der ver.di-Sekretär Michael Quetting in Kassel berichtete. Als Teil der bundesweiten Bewegung für Entlastunglegten Beschäftigte dort im Oktober 2017 zwei Mal die Arbeit nieder – als erste Belegschaft eines katholischen Krankenhauses überhaupt. Von Spiegel online bis Radio Vatikan hätten sämtliche Medien über diesen »Tabubruch« berichtet, so Quetting. Am ihrem zweiten Streiktag am 25. Oktober 2017 fuhren die Ottweiler Pflegekräfte zum Bischofssitz nach Trier, um über die Kirchenverantwortlichen aufzufordern, gegen den Pflegenotstand aktiv zu werden. Ein erstes Ergebnis: In einem »Mahnruf« fordern der Diözesan-Caritasverband Trier und ver.di von den Bundestagsabgeordneten aus Rheinland-Pfalz und dem Saarland, für eine bessere Personalausstattung in den Krankenhäusern zu sorgen. (...)
Der Rechtsanwalt Bernhard Baumann-Czichon hob hervor, dass auch den Beschäftigten von Diakonie, Caritas und Kirche das Streikrecht zusteht. Es sei ein Irrtum, die Entscheidungen des Bundesarbeitsgerichts (BAG) und des Bundesverfassungsgerichts anders zu interpretieren. Das BAG habe lediglich Möglichkeiten skizziert, wie das Streikrecht unter bestimmten Bedingungen auf dem »Dritten Weg« eingeschränkt werden könnte. Diese Bedingungen – insbesondere die Verbindlichkeit von Entscheidungen und die organisatorische Einbindung der Gewerkschaften – seien aber nirgendwo erfüllt. Und das Bundesverfassungsgericht habe in der Sache überhaupt nicht entschieden, erläuterte der Mitorganisator der Kasseler Fachtagung. Sein Fazit: »Auch im Jahr 2017 gilt: Es gibt kein Streikverbot in kirchlichen Einrichtungen.«


Quelle:

Oder auch:

"Streikrecht im „dritten Weg“[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Das Arbeitsgericht Bielefeld verbot den Streik zunächst[69], die Berufungsinstanz erlaubte ihn.[62]

Das Bundesarbeitsgericht versuchte eine praktische Konkordanz der unterschiedlichen Positionen und entschied die Frage dahingehend, dass die Praktizierung des dritten Weges einen Streik dann ausschließe, wenn die Gewerkschaft organisatorisch eingebunden werde und das – im Streitfall auch durch Schlichtung festzulegende – Verhandlungsergebnis einer paritätisch besetzten Kommission für die Dienstgeberseite als Mindestarbeitsbedingung verbindlich sei. Die Kirche dürfe Gewerkschaften nicht durch Besetzungsregeln für Arbeitsrechtliche Kommissionen und Schiedskommissionen von einer frei gewählten Mitwirkung am dritten Weg ausschließen. Nur wenn sich die Gewerkschaft innerhalb des dritten Weges noch koalitionsmäßig betätigen könne, ließe sich ein Zurücktreten der Rechte der Gewerkschaft rechtfertigen. Sie erhalte dadurch Möglichkeiten zur Mitgliederwerbung. Werde die Gewerkschaft dagegen bei der Tariffindung nicht einbezogen, sei es ihr nicht verwehrt, kirchliche Mitarbeiter zum Streik aufzurufen, um den Abschluss von Tarifverträgen zur Regelung der Mindestarbeitsbedingungen ihrer Mitglieder zu erzwingen."


Quelle:
 
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Du darfst sehr wohl einer Gewerkschaft beitreten und kannst z. B. in Deiner Freizeit bei Demonstrationen mitmarschieren, da hat Dir keiner reinzureden. Und Berufsverband geht IMMER.
Ja, das meine ich aber auch.

Und da gibts dann keine Ausrede mehr, dann könnte man sich ja zumindest hier organisieren:

Kirchliche Gewerkschaft

Hier muß ich Dir widersprechen:
Die meisten (jedenfalls mir bekannten) Krankenhaus-PDLs heutzutage haben studiert.
Ja auch und mir sind noch genügend "Altbestände" bekannt.
 
Es ist erlaubt? Ich musste in meinen Arbeitsverträgen (3xkirchlich, 1x Schwesternschaft) unterschreiben, dass mir bekannt ist, dass ich keiner Gewerkschaft beitreten darf und somit auch kein Streikrecht habe.
Also zum einen geht Deine Gewerkschaftsmitgliedschaft keinen etwas an, Du dürftest sogar lügen (siehe
Mitglied einer Gewerkschaft – Muss man das sagen? - Arbeitsrecht.org )
Oder auch:

Eine Kündigung wegen Gewerkschaftszugehörigkeit wäre auch unwirksam:

"Verletzung von Grundrechten
Die Unwirksamkeit einer Kündigung kann sich auch aus der Verletzung von Grundrechten ergeben. Über § 134 BGB oder § 138 BGB kann die Verletzung eines Grundrechts die Nichtigkeit der Kündigung zur Folge haben.

Beispiele:

  • Kündigung wegen gewerkschaftlicher Betätigung / Gewerkschaftszugehörigkeit"

Quelle:
 
Okay, vielen Dank für die Infos. Vieles davon wusste ich nicht. Irgendwie halten sich diese Gerüchte hartnäckig, und werden wahrscheinlich auch von den Verantwortlichen befeuert.
 
Ich hatte schon befürchtet, ich hätte Dich totgequasselt! :emba:
Ja, vieles wissen die Pflegekräfte nicht und lassen sich daher leicht verarschen. Uns haben sie früher ja auch alles mögliche erzählt und ich hab‘s geglaubt.
 

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