Gestaltung der Praxiseinführung im 1. Lehrjahr

julim

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Akt. Einsatzbereich
Geriatrie
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PFK/PA
Hallo,

ich wollte gerne etwas über eure Einarbeitung neuer Schüler (erster Praxiseinsatz) erfahren.

Früher gab es bei uns eine Einführungswoche, in der die Körperpflege unter Praxisanleiter-Aufsicht geübt wurde, sowie Prophylaxen, Lagerung, Vitalzeichenkontrolle und das Einfinden in den Stationsablauf. Ich selbst habe dies noch in meiner Ausbildung so erlebt und fand das sehr gut. Man fühlte sich gut vorbereitet um mit den Schwestern und Pflegern im normalen Stationsablauf mithalten zu können.

Mit den Jahren wurde die Einarbeitung auf einen Tag beschränkt.
Inhalte die ich am ersten Tag schaffe:
  • Vorstellung untereinander (Alter, Beweggründe für Ausbildung, Erfahrungen in der Pflege)
  • Vorstellung OÄ,CÄ, Therapeutenteam
  • Erstgespräche (Ängste, Wünsche Vorstellung Schüler und Pflegeteam, Planung Zwischen- und Abschlussgespräch, Planung Lernaufgaben)
  • Hausstandard für KP, ISW, Vitalzeichen
  • Stationsführung
  • Führung durchs Krankenhaus
  • Erklärung Patientenkurve, Blatt für spezielle Maßnahmen, Sonderkurve
  • Betten machen üben + Erklärung Funktionsweise Bett, Klingelanlage, Nachtschrank
  • Oberflächendesinfektion
  • Essenausgabe + anschließendes Dokumentieren Kalorien- und Trinkmenge
  • Vitalzeichenkontrolle (RR, P, T) - Untereinander, dann am Patienten
  • Funktionsweise Spülraum und Schieberspüle
  • Funktionsweise Stationsküche, Kaffeemaschine
Die Schüler haben, wenn Sie am nächsten Tag mit einer Schwester mitgehen, noch nie einen Patienten gewaschen oder dergleichen (Theorie vor dem Einsatz sind 4-6 Wochen). Körperpflege ist am ersten Tag nicht machbar, da ich 7 Schüler gleichzeitig habe. Mittlerweile ist auch das Problem, dass die Schüler teilweise erst 16 Jahre alt sind und noch nie in einem Krankenhaus waren.

Ich bin momentan noch in der Praxisanleiter-Weiterbildung und möchte meine Abschlussarbeit auf die Vor- und Nachteile einer längeren Einarbeitungszeit in unserem Haus ausrichten und freue mich, etwas über eure Erfahrungen und Vorgehensweisen zu erfahren.

Danke!
 
Moin Moin,
bei uns sieht es so aus: der Einführungsblock geht 2 Monate. Dort lernen die Erstkursschüler dann die Basics wie Hygiene, Vitalzeichen, Grundpflege etc. In der letzten Woche des Einführungsblocks bekommen dann alle Erstkursschüler einen Zweitkursschüler zugeteilt. Der Zweitkursschüler spricht mit "seinem Schützling", findet heraus was evtl. an Vorerfahrungen in der Pflege vorhanden sind, etc. und führt den Erstkursschüler dann auf seiner ersten Einsatzstation ein. Der Zweitkursschüler ist jemand der auf der Station schon einen Einsatz hatte und sie kennt.

Die Erstkursschüler werden dem Team vorgestellt, Station gezeigt, etc. Der weitere Einführungstag gestaltet sich dann unterschiedlich: einigen waschen ihren ersten Patienten, einige machen ihren ersten einfachen Verbandswechsel, einige lernen Vitalzeichen in der Praxis zu messen und zu dokumentieren... halt je nach Wissensstand/Vorerfahrungen. Diese ersten kleinen Anleitungen werden von den Zweitkursschülern im Rahmen der Einführung gemacht. Dieses Projekt wird schon seit ein paar Jahren bei uns gemacht und hat sich in der Praxis bewährt. Wichtig ist, dass die Erstkursler nur Dinge machen die sie sich zutrauen und auch machen wollen. Wenn sie z.B erstmal nur bei einer Grundpflege zuschauen möchten ist auch das in Ordnung.
Des Weiteren gibt es in unserem Haus auf fast allen Station sogenannte Schülerordner. Da sind z.B. Tagesablaufpläne der Station drin (wann wird was gemacht etc.), Ansprechpartner, welche Nebenarbeiten auf der Station anfallen, Anleitungslisten (was auf der Station "spezielles" gelernt werden kann - z.B. Umgang mit Telemetrie bei Kardiologen), Listen mit fachspezifischen gängigen Abkürzungen, Definitionen der wichtigsten Erkrankungen, etc. pp.

So, ich hoffe ich konnte dir etwas weiter helfen.
 
Ich kann hier auch nur aus meiner Erfahrung erzählen. Bei uns in der Krankenpflegeschule ist das auch in etwa so organisiert wie es WildeSchwester beschrieben hat.

Wir hatten vor unserem 1. Einsatz einen Theorieblock welches zwei Monate dauerte. In diesem Zeitraum hatten wir ein Projekt was ''Schüler leiten Schüler'' hieß. Dabei werden die Unterkursschüler von den Mittelkursschüler bei dem jeweiligen Einsatzort in den grundpflegerischen Tätigkeiten angeleitet.

Einen Schülerordner haben die meisten Stationen bei uns auch, was ich persönlich sehr nützlich finde bei der Einarbeitungsphase, oder als kleines Nachschlagewerk für die wichtigsten Tätigkeiten.

Mir ist es auch fremd, dass eine Praxisanleiterin 7 Schüler gleichzeitig hat. Springst du dann von Station zu Station um Anleitungsstunden zu geben weil ihr ein Mangel an Praxisanleitern habt, oder habt ihr auf deiner Station 7 Schüler gleichzeitig eingesetzt? Würde mich interessieren, wie das bei euch organisiert wurde.

Nichtsdestotrotz finde ich es schwer machbar 7 Schüler gleichzeitig gut anzuleiten, da man schlechter die Bedürfnisse/ Wünsche eines Schülers entgegenkommen kann, dann fehlt einfach die Zeit für die Praxisanleitung.
 
Hi,

ich lese mit Erstaunen, wie andere Einrichtungen die Einarbeitung der Erstjährigen handhaben. Bei uns gab es sowas nicht. Nach 6 Wochen Theorie wurden wir auf unsere Einsatzstationen verteilt. Dort wurde uns kurz die Station gezeigt, und dann hieß es: Anpacken und ranklotzen! Sie haben schon mal einen Patienten gewaschen? Prima, Sie und ihr Mitschüler waschen heute früh Zimmer 3 und 5. Man lief einfach mit einer Schwester mit, manchmal hatte man Glück und die Kollegin war eine Mentorin, meistens aber eher nicht. Eine wirkliche Anleitung erhielten wir nur selten, man machte einfach, war's richtig, war's gut, wenn nicht, gab's Schelte. Learning by doing sozusagen. Was in der Schule behandelt wurde, wurde als bekannt vorausgesetzt und nicht hinterfragt. Dass man gewisse Dinge auch einfach mal üben muss und auch Fehler macht, wird meist großzügig übersehen. Welche Schwester macht schon Fehler?!

Umso wichtiger ist es mir jetzt, unsere Erstjährigen an die Hand zu nehmen, auch wenn ich weder Mentor noch Praxisanleiter bin. Ich kann die Jungs und Mädels nicht alleine irgendwohin schicken, ohne mich zu vergewissern, ob sie das, was ich ihnen aufzutragen gedenke, auch wirklich beherrschen. Fragen wie "Hast du das schon mal gemacht? Soll ich nochmal mitkommen? Hast du noch Fragen?" sollten eine Selbstverständlichkeit sein. Auch wenn ich sie während meiner eigenen Lehrzeit eher vermisst habe.

Von daher würde ich es begrüßen, wenn es ein stimmiges Einarbeitungskonzept nicht nur auf dem Papier, sondern auch in der Lehrpraxis gäbe. Welches eben nicht nur einen Tag vorsieht, um das Wichtigste und Essentielle zu erklären, sondern tatsächlich die Chance gibt, sich ohne Angst vor Fehlern langsam an die gestellten Aufgaben anzunähern.
 
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Hey, danke für eure Antworten.
Die Kurse kommen bei uns in anderen Intervallen. Das erste kommt und das Zweite und Dritte hat bspw. in der Zeit Schule. Den Praxisanleiter-Mangel haben wir zurzeit durch Schwangerschaft, sonst wären wir zu zweit auf 2 Stationen. Wir sind ein Pflegeteam für 2 Stationen (gleiches Fachgebiet). Das heißt 5 Schüler auf der einen und 2 auf der anderen und ich springe hin und her.

Wie erfolgt bei euch die Kontrolle des Schülers (@Flossi, @WildeSchwester)?
Also ob er zum Beispiel hygienische Grundprinzipien beherrscht?

@Jillian
Unsere Schüler dürfen z.B. viele Tätigkeiten erst, wenn Sie es in der Theorie abgeschlossen haben (bestimmte Themen).
Zum Thema Körperpflege und Dekubitusprophylaxe wird nebenbei das Thema anatomisch mit abgearbeitet.
Bei Blutdruck, sprechen sie parallel übers Herz.
Unser erstes Lehrjahr darf daher momentan eigentlich nicht einmal Blutzucker messen, da das Thema Injektion noch nicht dran war, das gleiche für Verbandswechsel.
 
Bei uns auf den Stationen können die Schüler aus dem Intranet Handlungsabläufe ausdrucken, z.B. s.c. Injektion. Dort sind die einzelnen Schritte beschrieben wie man beispielsweise eine s.c. Injektion durchführt, mit Vorbereitung und Nachbereitung. Der Praxisanleiter kann dann die Durchführung des Schülers beobachten und bewerten welche Handlungsschritte gut waren und welche wiederum ausbaufähig wären.
Somit haben Praxisanleiter und Schüler etwas schriftliches in der Hand, wo man (wenn man zu einem späteren Zeitpunkt die Anleitung nochmals durchführt) die Fortschritte vergleichen kann.

Zudem bekommen die Schüler PUT-Tage im Laufe der Ausbildung (Praktischer Unterrichtstag).
Dort kommt eine Lehrerin von der Schule, die dann mit einem Schüler Patienten betreut. Die Lehrerin beobachtet den Schüler bei den pflegerischen Tätigkeiten und bewertet diese. Zum Schluss bekommt der Schüler einen Zettel wo drauf steht welche Handlungen gut waren und welche verbessert werden sollten.
 

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