Eskalation im Spätdienst

Sr.Sandra

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27.08.2007
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307
Ort
Berlin
Beruf
Krankenschwester
Akt. Einsatzbereich
Psychiatrie/Traumatologie/Geburtsmedizin
Hallo
ich hatte heute eine Situation in der ich merken musste wie schwer es ist professionell zu reagieren.
Ich bekam zufällig mit wie ein Patient einem anderen vorwarf, dass er ihm etwas aus dem Nachttisch gestohlen habe und gegessen habe. Dabei war der beschuldigte Pat. vorher zu mir gekommen und hatte mich gefragt ob er die Lebensmittel die schon seit Sonntag beim Brot lagen verwenden darf. Ich habe ja gesagt und der Pat. hat eine Paprika benutzt. Dies waren wie sich später rausstellte die 2 Paprika von Pat. X.
Nun bat mich der beschuldigte Pat um klärung.
Ich bat also Pat. X zum Gespräch wobei er sich erst weigerte, ich energischer er solle jetzt bitte zum Gespräch mit seiner Bezugspflege kommen. Daraufhin der Pat. es sei schlimm genug das ich seine Bezugspflege sei. Dann im Gespräch habe ich versehentlich die Namen von 2 Pat. verwechselt und habe versucht die Situation zu klären (leider ja mit dem falschen Patientennamen des Beschuldigten.) Daraufhin entschuldigte ich mich das ich die namen verwechselt hatte, äußerte aber das die Situation die gleiche bliebe.
Auch musste ich die einhaltung von Stationsregeln ansprechen (Abmelden ins Gelände mit Zeitansage, Lebensmittel im Zimmer und so). Pat. wollte das Gespräch abbrechen und bezeichnete mich als inkompetente Schwester. Worauf ich leider etwas die lauter wurde. Als der Pat. raus wollte habe ich mich an die Tür gestellt und äußerte wir müssen das jetzt erstmal klären. (Ich weiß selbst, dass dieses Falsch war und es zur Freiheitsberaubung zählt) Pat. lies sich auf kein Gespräch ein auch meine Aussage das es Regeln gibt interessierte ihn nicht. Er sagte nur er kenne die Regeln und ich habe sie ihm nicht zu erklären.
Dann stellte der Pat. im Rahmen der Med. übung seine Med. und ging ins Gelände.
Ich zog mich ins Arztzimmer zurück und mir liefen leicht die Tränen. Als mich die Extrawache ansprach was war, konnte ich die Situation nurnoch weinend verarbeiten. Sie tröstete mich und erklärte mir ich hätte sie ruhig rufen können.
Ich habe danach die Bezugspflege bei dem Pat. niedergelegt und habe mir auch schwere Vorwürfe wegen meinem Verhalten gemacht.
Mitpatienten sahen dann leider auch das ich geweint hatte und eine Pat. sagte es sei auch menschlich zu weinen, leider haben wohl auch andere Pat. die situation mit mir und Pat. X mitbekommen da es im Dienstzimmer (Kanzel) war, eine Pat. sagte nur sie findet das sich Hr. X wieder mal unmöglich verhalten habe.
Was würdet ihr jetzt machen? Meine Kollegin mit der ich kurz danach telefonierte sagte ich soll es als besonderes Vorkommnis schreiben. Der ND sagte ich soll erstmal nur selbst schauen wie ich die Situation verarbeite. Ich selbst bin deshalb noch sehr bedrückt.
Danke schonmal im Vorraus für Eure Tipps.
 
Ich verstehe nicht so ganz, was folgender Satz, sowohl semantisch, wie auch im Gesamtzusammenhang aussagen will:

" Dann stellte der Pat. im Rahmen der Med. übung seine Med. und ging ins Gelände. "
 
Sorry der Satz hat mit der Eskalation nichts zu tun. Ich war nur so durcheinander und habe den ganzen Aublauf während und nach der Sache geschildert. Eigentlich hat die Med. übung nichts mit den Vorfall direkt zu tun.
 
ok,
danke für die schnelle Antwort !

Mich würde Euer stationäres Konzept, die Patientengruppe bez. Krankheitsintensität und vor Allem die Häufigkeit sogenannter " Eskalationen " interessieren um mir ein etwas transparenteres Bild dieser Situation, welche Dich offensichtlich stark mitgenommen hat, machen zu können.

Hintergrund meines Nachfragens ist nämlich ein noch bestehendes Unverständniss gegenüber der Definition " Eskalation " in diesem Zusammenhang !

Auf mich wirkt das Beschriebene eben harmlos und relativ unspektakulär
( im Grunde wie der ganz normale Psychiatrie-Alltag )
- gerade deshalb würden mich mehr Hintergrundsinformationen interessieren
 
Hallo

Ja und was hat dich nun zum weinen gebracht? Nur das er dich als inkompetent betitelt hat? Würde mir ja sowas von egal sein wenn das ein Pat. zu mir sagt. Gut das du die Bezugspflege bei diesem Pat. abgegeben hast, somit wird alles wieder gut! Ich würde auch nicht nochmal mit diesen Pat. über das Thema reden, hat ja eh kein Zweck.

LG Karo
 
@ Karo:

Es sollte einem/einer nicht ganz egal sein, was die Patienten über ihn/sie denken ! Weder bei positiven noch bei negativem Feedback ! Raum für Selbstreflexion sollte eigentlich immer vorhanden sein. Selbsredend kommt es auf den Krankheitsgrad, die stationäre Situation und das persönliche Verhältnis zwischen Pleger und Patienten an, wie bestimmte Aussagen gewertet werden .
Da wir aber darüber bisher nur sehr wenig wissen, sollte man nicht gleich mit Pauschalratschlägen kommen, die eventuell nicht passen.
 
Bist Du alleine auf Station? Wenn Dir die Situation zu heikel war warum hast Du keinen hinzu geholt?
Ansonsten muss ich sagen das ist eine typische Situation in der Psychatrie.
Rede mit Deinen Kollegen darüber, das hilft immer noch am besten da diese auch den Patienten kennen. Wir im Internet können nur vermuten und unser Ding mit rein interpretieren.
 
Hallo Sandra,

ich kenne den genauen Verlauf des Gespräches nicht, was mir aber beim Lesen ins Auge gesprungen ist, das du nicht bei einem Thema geblieben bist,den Patienten zum Gespräch "verdonnert" und dann och ihn (so kann ich mir vorstellen hat er es empfunden) gemaßregelt hast, wegen Regelverletzungen.
Du schilderst, dass es zu einem Streit zwischen 2 Patienten kam, weil du einen Fehler gemacht hattest, nämlich nicht hinterfragt, ob die Paprika jemanden gehören.
Im nächsten Schritt bist du zu dem Patienten gegangen, hast ihn zu Gespräch zitiert ,statt dich zu entschuldigen und einfach zu sagen :"Herr soundso, das war mein Fehler mit den Paprika, das tut mir leid!"
Hier wäre es gut gewesen nach der Entschuldigung die Situation stehen zu lassen, und zu gucken, wie sich der Patient jetzt dir gegenüber verhält und nicht noch direkt, obwohl die Situation bereits angespannt wurde und der Patient dir signalisierte, dass ihn dass gerade nicht interessiert, die Regelverletzungen anzusprechen.
Dadurch hättest du die anschließende Situation vermieden.
Gespräche über Regelverletzungen führt man nicht zwischen Tür und Angel.Ich weiß nicht wie euer Konzept ist und wie ihr Gespräche führt.
Ich glaube aber schon sagen zu können, dass du da für dich gucken musst, was du wann wie und auf welchem Weg mit deinen Bezugspatienten erreichen willst.Das sich vor die Tür stellen auf keinen Fall richtig ist hast du ja selbst erkannt.
Mir hat in solchen Geschichten immer geholfen, die Perspektive zu wechseln und mich in die Situation des Patienten zu versetzen.Diese Haltung relativiert vieles, weil man seine eigenen Grenzen deutlich spürt. in der Umsetzung kann dies nämlich bedeuten, dass dein Gegenüber schlimmstenfalls gar nicht in der Lage ist seinen Gefühlen verbal ausdruck zu verleihen und du leicht hättest in eine fatale Situation kommen können.Ich würde aggressiv werden, wenn mich jemand nicht rauslassen würde.
Versteh meine Worte nicht als Vorwurf oder Schuldzuweisung,-darum bitte ich ausdrücklich, du hast nun in dem Augenblick so reagiert, versuche aber bitte das ganze gut zu reflektieren und nicht den Patienten, so wie es die anderen Patienten bereits getan haben, in eine Schublade zu stecken und für dich zu behaupten, das Ganze habe nichts mit dir zu tun.
In der Psychiatrie zu arbeiten bedeutet für mich mein Denken, Handeln und meinen Umgang mit den Menschen, seien es Kollegen oder Patienten, immer wieder zu hinterfragen und auf der meta-ebene mein Kommunikationsverhalten zu reflektieren.
Die Bezugspflege hätte ich auf keinen Fall sofort abgegeben.Solche Patienten fordern uns nämlich auf unser Verhalten zu überdenken und sie tragen dazu bei, dass man wächst.
Zweifelsohne ist es nicht möglich immer supergut und total richtig zu reagieren, dafür ist man von zuvielen Einflüßen abhängig, aber ich kann daran arbeiten, dann wann es immer es mir möglich ist ein bißchen besser, im Sinne von situationsgerecht und angemessen reagieren zu können und /oder Äußerungen auch einfach mal stehen zu lassen.
Ich hätte ein klärendes Gespräch mit dem Patienten angestrebt im Beisein eines Kollegen bzw. eines Arztes, je nachdem wie euer Konzept ist und wie stark du dich fühlst.
Alles Gute
papu
 
ok,


Mich würde Euer stationäres Konzept, die Patientengruppe bez. Krankheitsintensität und vor Allem die Häufigkeit sogenannter " Eskalationen " interessieren um mir ein etwas transparenteres Bild dieser Situation, welche Dich offensichtlich stark mitgenommen hat, machen zu können.

Danke für deine Hilfe, da ich noch nicht so lange auf der Psychatrie arbeite ist es eine schwierige Situation für mich.
Bei uns ist es so, die Ärzte setzen alles an, z.B. bei diesem Pat. , dass Stationsregeln dringend eingehalten werden müssen da es sonst zu einer schnellen Entlassung kommt. Wir müsen uns dann um die Umsetzung kümmern. Der Pat. ist seit kurzem so, dass er scheinbar auf keine Frau hören möchte, da die Männer immer berichten Hr. X ist doch total absprachefähig. Leider war das als ich den Bezug übernommen hatte noch anders.
Bei uns gibt es 2 Kräfte die einen Pat. in Bezug nehmen und dafür verantwortlich sind, dass Regeln und Strukturen eingehalten werden, z.B. Abmelden zum Ausgang und ins Gelände verbunden mit Zeitansage bzw. absprache wie lange. Wir haben auf sehr gemischte Krankhesbilder auf Station und bis jetzt gab es so eine Situation bzw. so ein Verhalten für mich noch nicht auf Station. Klar gibt es immerwieder schwierige Patienten die eingegrenzt wreden müssen, das ist normalerweise auch kein Problem, aber diesmal war es für mich schon schwierig, da wir z.zt. wegen Krankheit und Urlaub fast jeden Tag nur mit Extrawachen arbeiten die die Regeln nicht kennen und durchsetzten können.
Somit sind wir (das Stammpersonal) noch mehr gefragt die Regeln einzuhalten und für Ordnung zu sorgen (Anordung vom Oberarzt es muss auch in Personalknappen Tagen alles ordentlich laufen).


@ papu Ich hatte dem Pat. schon vor der Situation mit der Beschuldigung zum Gespräch in die Kanzel gebeten um mit ihm über Stationregeln zu sprechen, da er sie mehrfach am Nachmittag verletzt hatte, was er auch zugestimmt hatte(sonst machen wir sowas im Gesprächsraum, aber da ich ja zu dem Zeitpunkt alleine war, fand es in der Kanzel statt), nun kam noch die Situation hinzu die in meinen Augen genauso wichtig war und ja im Grunde auch teilweise auf die anzusprechende Stationsregel anknüpfte (Lebensmittel im Zimmer). Wobei ich ehrlich sagen muss, dass ich bestimmt nicht an der sache mit der Paprika schuld bin, es gibt bei uns die regel Lebensmittel haben nichts im Zimmer zu suchen, sondern sind mit namen beschriftet im Kühlschrank aufzubewahren. Also konnte ich davon ausgehen, dass die Lebensmittel sie seit 2 tagen in der Küche lagen Stationsware sind und für alle Patienten zum benutzen dalagen. Also sehe ich das mit der entschuldigung nicht ein, auch hat der Pat. ja gleich den Mitpat. angegriffen und nicht erst PP um Klärung gebeten. Du hast ja recht im Nachhinein hätte es anders laufen können, nur war es meinermeinung nach auch vom Pat. angelegt dass ich es beruhen lasse und nicht mache. Was aber definitiv nicht der richtige Weg gewesen wäre.
Ich und auch meine Kollegen mit denen ich heute gesprochen habe, sagen es ist besser den Pat. nicht im Bezug zu haben, er erhält jetzt als 2. Bezugspflege statt mir unseren 2. Pfleger. Ich werde nicht mehr mit dem Pat. arbeiten, denn auch die Kollegen meinen, dass der Pat. es anlegt uns Frauen anzugreifen. Diese Situation war ja icht die erste Sache die vorgefallen ist. Vorher hat der Pat. es ja auch schon oft drauf angelegt mit mir und anderen Kolleginen in die Diskussion zu gehen, was wir falsch machen.
Ich habe mir jetzt überlegt ich werde die Sache nicht melden, wie es Kollegen meinten sondern werde versuchen in weiteren Situationen wie diesen nurnoch mit einer 2. Kollegin bzw. einem Kollegen die Sache zu handeln. Für mich hat dieser Dienst jedoch gezeig wie wenig Erfahrung ich noch mit solchen Patienten habe obwohl ich schon 6 Monate auf der station bin, aber ich werde mit meinen Kollegen daran arbeiten.
 
Hallo ich wollte nur kurz bekannt geben, ich habe gestern wieder Dienst gehabt und di Backgruppe in der auch der Patient war betreut.
Wir hatten ein gutes Verhältniss und auch die Kommunikation hat geklappt.
Später habe ich mich beim Pat. entschuldigt, dass mein Verhalten nicht ganz einwandfrei war und ich ihn nicht im Zimmer zu einem Gesprääch hätte zitieren sollen (mich auch nicht vor die Tür stellen), gleichzeitig habe ich ihm aber auch gesagt, dass es nötig war mit ihm zu sprechen und die Situation mit dem Mitpat. zu klären.
Der Pat. konnte dies gut annehmen und hat mir erklärt, dass er von mehreren Kollegen das Gefühl hat, abgewertet zu sein und deshalb auf meine Ansprache so reagiert hat. Auch hat er mich nur als inkompetent betietelt weil er nicht mehr wusste wie er reagieren soll. Bzw. war es stellvertretend für andere Kollegen mit, die ihm sehr oft abwerten (das ist jedenfalls sein Gefühl).
Wir haben uns darauf geeinigt, dass ich darauf achte das die Stationsregeln eingehalten werden, aber es immer offen in den Abend ud Morgenrunden anspreche, da auch andere gegen die Regeln verstoßen.
Nun können wir wieder besser miteinander umgehen. Die Bezugspflege habe ich aber trotz allem nicht wieder angenommen, was denke ich z.zt. aber auch besser ist.
LG Sandra
 
Hallo Sandra,

das finde ich super dass du das gemacht hast und in genau diese Richtung ging mein Ansatz.
Dem Patienten kann ich auch nur Respekt zollen und es zeigt mal wieder wie stark diese Menschen Wertungen mitbekommen und darauf dann auch reagieren.Er hat es ja gut beschrieben (Schublade schrieb ich)
Ich denke wann immer eine solche Situation auftritt, habe ich die Chance egal wie nervig sie war, zum positiven zu nutzen und für mich was daraus zu machen.
Hast du getan,-besser gehts nicht:roll:
LG
papu
 
Hilfe!!!
Euch fehlt wirklich noch die Erfahrung!
Das hört sich ja fast an wie eine Erziehungsanstallt.
man kommuniziert nicht! man redet mit den Menschen...
Ihr sollt nicht erziehen...Ihr sollt pflegen!
Hoffentlich erzieht Ihr Eure Kinder nicht genauso

pardon musste raus

Gruß Jasper
 
Hallo Jasper,

mir ist nicht klar, auf was sich deine Aussage bezieht?
Ich habe aber auf keinen Fall wie du die Auffassung, dass man in der Psychiatrie pflegen sollte...
Den Kontakt den pflege ich da mit Sicherheit, ansonsten haben die meißten Stationen in der Psychiatrie Konzepte, die auch Regeln beinhalten, an die sich Patienten zu halten haben.Dies mag manchmal den Anschein von Erziehen haben , hat aber im jeweiligen Kontext des Konzeptes eine ganz eigene Bedeutung.
Und sich über Begrifflichkeiten aufzuregen und gleich mangelnde Erfahrung dahinter vermuten, finde ich ehrlich gesagt etwas verwegen
Gruß
papu
 
(...)

Dies mag manchmal den Anschein von Erziehen haben , hat aber im jeweiligen Kontext des Konzeptes eine ganz eigene Bedeutung.
(...)
Gruß
papu


.... und manchmal sind wir, die in " der " Psychiatrischen Pflege tätig sind, durchaus auch angehalten, erzieherische Massnahmen in die Wege zu leiten und durchzuführen. Sprich: Wir erziehen auch !!!!!!

Die Lebenssituationen Jener die " psychiatrisch " behandelt werden ( Es ist sehr interessant, wie viele verschiedene Krankheitstypen unter diese Kathegorie fallen ) erfordert manchmal diese Schritte !!!
 
Hallo Sandra,

insgesamt war dein Verhalten nicht offen genug. In so einer Situation hätte es garnicht zu einer "Eskalation" (auch wenn ich das Wort deplatziert finde) kommen müssen.
Dass der Patient die Paprika aß, war deine Schuld, denn du hast es ihm erlaubt. Deswegen musst du das offen und sofort zugeben und eingestehen und mit dem Hr. X zusammen eine Lösung vereinbaren, wie du es wieder "gutmachen" kannst.
Denn auch du bist ein Mensch, und kein unerschütterlicher Fels in der Brandung.
Im übrigen hätte ich es selbst dann nicht falsch gefunden, wenn du dich dazu bereit erklärt haettest, am nächsten Tag ein paar Paprika für ihn von Privat mitzubringen. Wobei ich mir sehr sicher bin, dass wenn du das vorgeschlagen haettest, er so "gerührt" gewesen wäre, dass er es nie angenommen hätte und die Situation wäre quasi "Deeskaliert".

Was du gemacht hast, war zu 100% falsch:

Durch die "beorderung" zu einem Gespräch hat er sich bedroht, erniedrigt und unfair behandelt (erst wird er beklaut, dann muss er auch noch zum Gespräch) gefühlt.
Daraus resultierte natuerlich eine Trotzreaktion mit sinnlosen Schimpfereien ("du inkompetente Schwester")...
Dass du ihm dann noch den Weg versperrt hast, grenzt an eine ziemliche Frechheit, und du kannst froh sein, dass so ein unverantwortliches Verhalten nicht wirklich ESKALIERT ist (Hr. X knallt dir eine, was eine durchaus versändliche Reaktion wäre), und ich denke auch, dass du Glück gehabt hast, so einen einfühlsamen Patienten gehabt zu haben, der in dem Moment deine Verzweiflung gespürt hat.


Ich bin froh, dass ein PSYCHISCH KRANKER Patient diese Situation so gut weggesteckt hat, wie du im späteren Post (Backgruppe) geschrieben hast. ER hat sich sehr gut reflektiert und hat dir in ebendieser Backgruppe gezeigt, wie man es richtig machen: Offen sein, Gefühle und Fehler eingestehen, sich entschuldigen.

Auch, wenn das jetzt ziemlich mies ist, möchte ich noch ein paar Dinge dazu sagen:

1. Finde ich diese Situation nicht nur psychiatrisch alltäglich, soll heißen dass es solche Situationen doch auch zuhauf im normalen Alltag gibt. So etwas sollte man selbst ohne KRPFL.Ausbildung mühelos meistern können.

2. Arbeitest du auf einer Station für psychosoziale Problemfaelle im weitesten Sinne. Da sind solche leicht zur durchschauenden Auseinandersetzungen doch nur die Spitze des Eisbergs.

Ich würde sagen, du hast viel aus dieser Situation gelernt. Auch, dass du das alles nicht in die reingefressen hast, sondern dir zusammen mit anderne Gedanken gemacht hast, wie du solche Situationen das nächste mal vermeiden kannst, ist genau richtig.
Auf der anderen Seite wundere ich mich, weshalb dich die Sit. so dermaßen geschockt hat, dass du erstmal ein paar Tage im Wasser standest. Ich will echt nicht wissen, wie deine Reaktionen auf schlimmere Situationen aussehen, und mich wundert es, dass das deine bisher schlimmste Situation auf der Station war.

Meiner Meinung nach fehlt dir sowohl noch ein ganzer Brocken soziales Empfinden (welches man schwer aus Büchern lernen kann), und die nötige Härte und Abgebrühtheit für die Psychiatrie. Eigentlich sollen wir die Leute dort ja pflegen, und dieses Ziel sehe ich bei dir in weiter Ferne.
Falls du weiterhin in diesem Bereich tätig sein willst, wünsche ich dir viel Glück, dass du niemals irgendeine Form von Gewalt (Fixierungen...), psychotische Denkweisen und sonst irgendetwas verwirrendes erleben wirst.
 
Nun will ich auch mal meinen Senf dazugeben...:razz1: Während meiner Ausbildung habe ich für ca. 6 Monate in verschiedenen psychiatrischen Fachabteilungen arbeiten dürfen und denke, das Wort Eskalation ist hier vollkommen fehl am Platz! Missverständnis 8O trifft es wohl eher... Sicher sind solche Situationen unangenehm und es gibt auch immer wieder Patienten, die gezielt provozieren um Schwachstellen im Pflegekollektiv zu finden - und das beschränkt sich nicht nur auf psychiatrische Stationen... Ich finde es nicht gerade professionell, das Gespräch an einem Ort zu führen, den alle Patienten einsehen können - dadurch würde ich mich (als Patient) fühlen, wie an den Pranger gestellt - ein solches Gespräch sollte in Ruhe geführt werden und am besten mit allen beteiligten Parteien um zukünftig derartigen Missverständissen vorbeugen zu können. Da du wusstest, dass der Patient dem weiblichen Personal zu der Zeit sehr kritisch gegenüber stand, hätte ich mir vielleicht sogar noch einen neutralen Zeugen hinzugeholt, um das ganze sachlich zu gestalten und zu reflektieren, wie die Situation zustande kam und wie man in Zukunft in solchen Fällen reagieren könnte, ohne mit Schuldzuweisungen um sich zu werfen, denn mit derartigen Alltagssituationen müssen die Patienten ja schliesslich lernen, umzugehen und zu leben - vor allem um wirkliche Eskalationen:sbaseballs: vermeiden zu können, wenn sie später wieder in ihrem gewohnten Umfeld sind und niemand mehr ein Auge auf ihr Tun und Handeln wirft.

Naja, ich denke mit solchen Situationen wächst man auch selbst und ein zweites Mal reagiert man anders - schliesslich lernt man nie aus - vor allem nicht in der Psychiatrie, wo derartige Konflikte sehr häufig sind. Aber je länger du dort arbeitest, umso besser lernst du damit umzugehen und richtig zu reagieren - alles eine Frage der Zeit :wink:
 

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