@Elisabeth und Claudia: Ich muss euch beiden Recht geben.
Dieses Versorgungsproblem kenne ich ebenfalls zur Genüge. Unser KH verfügt über ein sehr gutes Entlassungmanagement, aber wenn sich die Angehörigen quer stellen, kann es sehr nervenaufreibend sein.
Bei uns wird bei der Anamnese festgestellt, ob poststationärere Hilfebedarf besteht. Versorgen die Angehörigen den Pat. wird ein Gespräch mit diesen geführt, ob sie für zuhause etwas brauchen. Oft wird dieses verneint und wenn dann der Zeitpunkt der Entlassung bevorsteht, weigern sie sich die Pflege weiter zu übernehmen. Am liebsten sind mir die Ausreden, wie "so können sie Papa nicht nach Hause schicken, er ist viel schlechter geworden". Obwohl sich der Zustand des Vaters in keinster Weise verändert hat.
Ich habe auch schon erlebt, dass nichts angenommen wird. Obwohl die ganze Organisation übernommen wird, z.B. Bereitstellung eines Pflegebettes, scheitert es daran, dass die Angehörigen nicht imstande sind, einen Termin zu vereinbaren. Ein weiteres Beispiel: ein Pat. hatte einen Herzstillstand und wurde erfolgreich reanimert. Er erlitt jedoch einen Hirnschaden und war pflegebedürftig. Nach einer Reha landete er auf unserer Station: schlechter AZ (er lag vor einigen Jahren wegen eines Prostatakarzinoms bei uns und wurde deshalb bei uns aufgenommen). Es stellte sich heraus, dass der AZ seit der Reanimation so war und sich niemand nach der Reha um einen Kurzzeitpflegeplatz gekümmert hat und die Gattin überfordert war. Ich führte ein Gespräch mit der Gattin, was nach dem Aufenthalt passieren sollte. Die Gattin wollte ihn mit nach Hause nehmen und keinesfalls in eine Kurzzeitpflegeeinrichtung geben. Ich vereinbarte einen Termin mit der Überleitungspflege, zu dem sie nicht erschien. Meine Hilfsangebote ihr den Transfer, Einlagenwechsel, Essen eingeben, usw. zu zeigen und sie anzuleiten schlug sie aus. Sie könne das alles. Natürlich am Entlassungstag sagte sie zu den Ärzten, sie könne die Versorgung nicht übernehmen, da ich ihr nichts gezeigt habe und sie überfordert sei. Es folgten weitere Gesprächte mit ihr, Sohn und Schwiegertochter, dass darin ausartete, das die Gattin weinte, da sie vollkommen überfordert sei, die Kinder sie weiters aufstachelte, dass wir zuviel von ihr verlangten. Im Endeffekt drohte sie, uns in die Zeitung zu bringen. Solche Fälle können mich wirklich an meine Grenzen bringen.
Das war nur ein Beispiel, aber solche oder ähnliche Probleme treten in letzter Zeit immer häufiger auf.
Wie Elisabeth schon sagte, es ist auch ein gesellschaftliches Problem. Kurzzeitpflegeplätze sind sehr rar und Langzeitpflege sehr teuer. 24-h-Betreuung ist ebenfalls für viele nicht leistbar, da ist eben die günstige Variante KH sehr beliegt. Mich wundert es nicht, dass die Krankenkassen pleite sind
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Ich bin neugierig, wohin das noch führt und ob man eine Lösung dafür findet. Die Menschheit wird immer älter, aber der Platz für sie immer weniger.
Gruß,
Lin