Diagnose: "Versorgungsproblem"

Das Problem ist, dass die Kasse es oft genug nicht trägt, wenn kein plausibler Grund für die Einweisung vorhanden ist. Dann bleibt das Krankenhaus - da die Entscheidung zur Kostenübernahme ja Monate nach der Behandlung fällt - auf den Kosten sitzen.

Sowas kostet unsere Arbeitsplätze! Gerade deshalb finde ich solche Machenschaften ein Unding.

Ich weiß nicht, in welchem Bereich Du arbeitest. Vieler meiner Palliativpatienten sind nachstationär auf Unterstützung angewiesen. Der Anteil der Angehörigen, die weder ihre Leute selbst versorgen, noch Unterstützung in Anspruch nehmen, noch sich überhaupt um Anträge o.ä. kümmern wollen (das Krankenhaus bietet eine 24-Stunden-Rundum-Versorgung und kostet nichts, welche Frechheit von uns, über Entlassung zu sprechen), ist leider nicht so gering, wie Du denkst.
 
Noch einmal die Aufforderung: beweg dich auf die Seite der Angehörigen. Wie würdest du reagieren?
Viele Angehörige haben Panik vor der eigenständigen Versorgung zu hause. Auch das ist übrigens ein selbstgemachtes Problem der Pflege. Der Allmachtsanspruch: nur professionelle Pflege kann eine ordentliche Pflege gewährleisten schlägt zurück. Angehörige haben es längst verlernt, wie man einen Schwerkranken versorgt. Arbeitgeber wollen vollflexible Arbeitnehmer. Da passt kein Arbeitnehmer, der zuhause noch jemanden zu versorgen hat.

Wie gesagt, ein gesellschaftliches Problem.

Elisabeth
 
Wie gesagt: Ich habe Hochachtung vor jedem, der die Aufgabe übernimmt, seine Angehörigen zu Hause zu versorgen. Ich kann jeden verstehen, der dies - warum auch immer - ablehnt oder sich Unterstützung und Entlastungsmöglichkeiten holt.

Was ich nicht abkann: Sich der Verantwortung, die man meiner Meinung nach nun einmal hat - die meisten haben mal was von "in guten wie in schlechten Zeiten" gesagt - vollständig entziehen und gar nichts machen zu wollen: weder Pflege, noch Finanzierung, noch Organisation, sondern am liebsten abwarten und hoffen, dass sich das Ganze von selbst erledigt.

Und ja, das kommt vor: sicher nicht beim Gros der Angehörigen, aber auch nicht bei einem verschwindend geringen Anteil.
 
Ich glaube, deine Vorstellungen betreffs so einer Pflegesituation sind mehr als romantisch verklärt.

AWMF online - S3-Leitlinie Allgemeinmedizin: Pflegende Angehörige

Was fehlt, sind professionelle Begleitung solcher Pflegesituationen. Dies scheitert aber schon an den Finanzen. Wenn durch die Pflege ein Gehalt verschwindet im familiären Finanztopf, dann ist das Pflegegeld eigentlich nur ein Obulus um dies auszugleichen.

Nochmal: es ist ein gesellschaftliches Problem dass Angehörige den Weg ins KH suchen, wenn es um Kurzzeitpflege geht.

Wer schreibt eigentlich die Einweisung ins Krankenhaus?

Elisabeth
 
@Elisabeth und Claudia: Ich muss euch beiden Recht geben.
Dieses Versorgungsproblem kenne ich ebenfalls zur Genüge. Unser KH verfügt über ein sehr gutes Entlassungmanagement, aber wenn sich die Angehörigen quer stellen, kann es sehr nervenaufreibend sein.
Bei uns wird bei der Anamnese festgestellt, ob poststationärere Hilfebedarf besteht. Versorgen die Angehörigen den Pat. wird ein Gespräch mit diesen geführt, ob sie für zuhause etwas brauchen. Oft wird dieses verneint und wenn dann der Zeitpunkt der Entlassung bevorsteht, weigern sie sich die Pflege weiter zu übernehmen. Am liebsten sind mir die Ausreden, wie "so können sie Papa nicht nach Hause schicken, er ist viel schlechter geworden". Obwohl sich der Zustand des Vaters in keinster Weise verändert hat.

Ich habe auch schon erlebt, dass nichts angenommen wird. Obwohl die ganze Organisation übernommen wird, z.B. Bereitstellung eines Pflegebettes, scheitert es daran, dass die Angehörigen nicht imstande sind, einen Termin zu vereinbaren. Ein weiteres Beispiel: ein Pat. hatte einen Herzstillstand und wurde erfolgreich reanimert. Er erlitt jedoch einen Hirnschaden und war pflegebedürftig. Nach einer Reha landete er auf unserer Station: schlechter AZ (er lag vor einigen Jahren wegen eines Prostatakarzinoms bei uns und wurde deshalb bei uns aufgenommen). Es stellte sich heraus, dass der AZ seit der Reanimation so war und sich niemand nach der Reha um einen Kurzzeitpflegeplatz gekümmert hat und die Gattin überfordert war. Ich führte ein Gespräch mit der Gattin, was nach dem Aufenthalt passieren sollte. Die Gattin wollte ihn mit nach Hause nehmen und keinesfalls in eine Kurzzeitpflegeeinrichtung geben. Ich vereinbarte einen Termin mit der Überleitungspflege, zu dem sie nicht erschien. Meine Hilfsangebote ihr den Transfer, Einlagenwechsel, Essen eingeben, usw. zu zeigen und sie anzuleiten schlug sie aus. Sie könne das alles. Natürlich am Entlassungstag sagte sie zu den Ärzten, sie könne die Versorgung nicht übernehmen, da ich ihr nichts gezeigt habe und sie überfordert sei. Es folgten weitere Gesprächte mit ihr, Sohn und Schwiegertochter, dass darin ausartete, das die Gattin weinte, da sie vollkommen überfordert sei, die Kinder sie weiters aufstachelte, dass wir zuviel von ihr verlangten. Im Endeffekt drohte sie, uns in die Zeitung zu bringen. Solche Fälle können mich wirklich an meine Grenzen bringen.
Das war nur ein Beispiel, aber solche oder ähnliche Probleme treten in letzter Zeit immer häufiger auf.

Wie Elisabeth schon sagte, es ist auch ein gesellschaftliches Problem. Kurzzeitpflegeplätze sind sehr rar und Langzeitpflege sehr teuer. 24-h-Betreuung ist ebenfalls für viele nicht leistbar, da ist eben die günstige Variante KH sehr beliegt. Mich wundert es nicht, dass die Krankenkassen pleite sind :knockin:.
Ich bin neugierig, wohin das noch führt und ob man eine Lösung dafür findet. Die Menschheit wird immer älter, aber der Platz für sie immer weniger.

Gruß,
Lin
 
Du benötigst doch keine Einweisung, wenn Du Freitag um 18.00h in der Notaufnahme aufschlägst :)

Ich verkläre die Pflegesituation nicht romantisch. Eben weil wir uns der Aufgabe bewusst waren, sind meine beiden Großmütter, als sie nicht mehr allein bleiben konnten, in Pflegeheime gezogen. Uns war bewusst, dass die Pflege größtenteils an meiner Mutter hängengeblieben wäre und sie überfordert hätte.

Ein Bekannter hat seine Ehefrau zwölf Jahre lang gepflegt, war aber vernünftig genug, ab einem gewissen Punkt eine Sozialstation hinzu zu ziehen, und hat sich auch seine jährlichen vier Wochen Kurzzeitpflege gegönnt, um Urlaub zu machen.

Ich verstehe nicht, wo das gesellschaftliche Problem ist, wenn die Ressourcen doch zumindest in einem gewissen Maß vorhanden sind und es offensichtlich auch Menschen gibt, die es wagen, diese in Anspruch zu nehmen.
 
@Lin: Genau diese Geschichten meine ich. Ich bin gern bereit, den Angehörigen jedwede mögliche Unterstützung zu gewähren. Ich ärgere mich aber, wenn Menschen Beratungstermine platzen lassen, nicht wie versprochen bei Kassen oder Ämtern anrufen oder weitere Verzögerungstaktiken anwenden. Zumindest die Art an Mithilfe kann ich erwarten. (Elisabeth, ich rede hier nicht von alten, gebrechliche, selbst pflegebedürftigen Menschen, sondern von Leuten, die physisch wie mental nicht mit solchen Dingen überfordert sind.)
 
Und dazu kommt ebend das Problem, dass viele gar nicht wissen, worauf sie sich einlassen.
Wer hat denn noch Pflege erlebt in der eigenen Familie? Einer ganze Generation wurde suggeriert, dass es für diesen Fall professionelle Pflege in Heimen usw. gibt. Das bringt auch Unsicherheit und Ängste mit sich. Und die "Vogel-Strauß-Politik" war schon immer sehr hilfreich. Man verdrängt das Problem, wo es nur geht. Krank/ Sterben werden immer die andern, man selber nicht. Wenns dann passiert, dann ist derjenige restlos überfodert und versucht durch Abwehrtaktik den Entlassungstermin hinaus zu zögern.

Was kann man dagegen machen? Deutlich machen, dass man die Dienstleistung Pflege heutzutage kaufen muss und dass die Nächstenliebe nur von Familienmitgliedern erwartet werden kann?

Ich befürchte, dass das Problem in den nächsten Jahren noch krasser auftreten wird mit der demographischen Entwicklung auf die niemand vorbereitet ist. Den die jetzt Jungen, haben noch weniger am Hut mit Pflege- sie sind es nicht gewohnt eigene Bedürfnisse zugunsten von Bedürftigen zurück zu nehmen. Woran liegts? Wir, die Elterngeneration, haben es verpasst ihnen zu zeigen, dass Geben seeliger den Nehmen ist.

Elisabeth
 
Das Problem würde schnell vom Tisch sein, wenn man den Angehörigen diese Leistungen in Rechnung stellen würde.

das schreibst du, und machst mir ein vorwurf ob ich mal überlegt habe:knockin:.

@lillifee- hast du schon mal überlegt, wie es Angehörigen gehen mag, die 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche, 12 Monate im Jahr und das über viele Jahre einen schwerst Pflegebedürftigen versorgen?

ich hab nichts gegen pfelgende angehörige gesagt, sondern das sie nicht mehr klar kommen.

erst richtig lesen, dann andere runtermachen, und vielleicht selbst mal überlegen, am besten vorher!
 
Ich befürchte, dass das Problem in den nächsten Jahren noch krasser auftreten wird mit der demographischen Entwicklung auf die niemand vorbereitet ist. Den die jetzt Jungen, haben noch weniger am Hut mit Pflege- sie sind es nicht gewohnt eigene Bedürfnisse zugunsten von Bedürftigen zurück zu nehmen. Woran liegts? Wir, die Elterngeneration, haben es verpasst ihnen zu zeigen, dass Geben seeliger den Nehmen ist.

Elisabeth

Ach, das ist aber auch ziemlich pauschal gesagt.
Viele meiner Kollegen haben unterstützungsbedürftige Eltern oder Schwiegereltern im Haus, und die gewöhnen sich auch recht schnell daran, von den Jüngeren umsorgt zu werden.
Meine Tante konnte meine Großeltern zuhause pflegen, da ein großes Haus da war und sie vor Ort - ich in meiner kleinen Mietswohnung könnte das nicht.
In der Gesellschaft ist außerdem weit verbreitet, dass man bei Problemen zuerst mal ins KH geht, nach dem Motto, die machen das dann schon.
Die Kurzzeitpflege gibt es bei uns erst seit ca. 5 Jahren.
Ob es nicht auch oft an den verantwortlichen Ärzten liegt, die nicht sehen wollen, wann es angebrachter ist, den Sozialdienst einzuschalten als die apparative Medizin anzufahren? Oder schlicht Bettenpolitik?
 
ich hab 3 jahre in der amb. pflege gearbeitet, und oft erlebt, das die angehörigen die kranken unbedingt selbst pflegen wollten wg. dem pflegegeld.

ein ehepaar hatte ich auch, was mich persönlich sehr berührt hat, weil sie quasi von dem pflegegeld seiner frau leben mussten, weil die rente leider nicht reichte.

es gibt aber auch andere fälle, die eben auf das geld scharf sind.
 
Die beste Aufnahme an die ich mich bis heute erinnere. Notaufnahe, 20 Uhr: Pat. aus dem Heim isst seit 14 Tagen nichts mehr :knockin: -> Therapie: beim Essen anwesend sein, da der Pat. vergaß zu essen, wenn man es ihm nur ins Zimmer stellte (das war in den Osterferien).

Es ist schon auffallend, dass viel mehr Pat. von Heimen in den Ferienzeiten mit solchen Diagnosen eingeliefert werden. Beliebt sind dann auch noch V.a. Illeus (was sich als Obstipation herausstellt), HWI am DK (nanonanet), reduzierter AZ (komisch, dass alle bettlägrigen noch am Vortag selbstständig waren), usw.
Es besteht demnach (auch wenn ich es nicht beweisen kann) nicht nur ein Versorgungsproblem durch Privatpersonen, sondern auch in Pflegeheimen in der Urlaubszeit. Bevor ich gesteinigt werde, möchte ich dazu sagen, dass das Problem sicher nicht am dortigen PP liegt, sondern daran, dass einfach zuwenig Personal dort ist und in der Urlaubszeit müssen dann andere Möglichkeiten gesucht werden.
Es fällt auch auf, dass wir Pat. mit solchen Diagnosen meist aus gewissen Heimen bekommen, was meine Vermutung sehr stark untermauert.

Zu den Ärzten: zum einen herrscht natürlich ein sehr großer Druck, die Bettenbelegung so hoch wie möglich zu halten. Solche Pat. eignen sich natürlich sehr gut. Liegen sehr lange, als Arzt hat man sehr wenig Arbeit mit solchen Pat., Gefahr am WE operieren zu müssen ist sehr gering, WE-Auslastung ist gewährleistet, da die Angehörigen natürlich nichts dagegen haben, wenn sie am WE noch da bleiben.
Zum anderen bekommen die Ärzte sehr großen Druck von den Angehörigen. Wenn zuerst vom Arzt gesagt wird, der Pat. wird nicht aufgenommen oder kann vom Hausarzt behandelt werden, wird oft stündlich angerufen, bis es dem Diensthabenden reicht und er doch nachgibt.

Gruß,
Lin
 
das schreibst du, und machst mir ein vorwurf ob ich mal überlegt habe...

Das eine schließt das andere doch nicht aus. Pflege ist eine Dienstleistung, die bezahlt werden muss.

Auf der anderen Seite steht aber das Problem, dass pflegende Angehörige nun mal haben und das sich nicht wegdiskutieren lässt, nur weil wir eine Idealvorstellung von häuslicher Pflege haben, wie sie sein sollte.
Mit der Rechnung würdest du die vielelicht die Spreu vom Weizen trennen und die von euch als großen Anteil beschreibenen unwilligen Angehörigen verprellen. Wahrscheinlich würde rauskommen, dass der Anteil gar nicht so groß ist und das die Verzweifelung über die häusliche Situation auch zu diesem Weg führen kann. Übrigens kann ich mir gut vorstellen, dass es einem erst in einer ruhigen Zeit bewusst wird, dass man es nicht mehr aushält.

*grübel* Wäre mal interessant, warum Angehörige ihre Pat. im KH abliefern. Wie sieht die Statistik das? Wäre doch mal eine Aufgabe für die Pflegeforschung.

Frage: Warum bringen Angehörige "gesunde" Pat. ins Krankenhaus?
Thesen: Sie scheuen den verwaltungstechnischen Aufwand bezüglich einer Kurzzeitpflege.
Sie sind überfordert mit der Pflege?
Sie Können die Kosten für eine Kurzzeitpflege nicht aufbringen.
Sie wollen die Kosten für eine Kurzzeitpflege nicht aufbringen.
Es gibt zu wenige Kurzzeitpflegeplätze.
Wenn mal einmal diese Entlastung erfahren hat, wird es dann öfter genutzt?

Vielleicht hat ja eine Schule Interesse an der Fragestellung. Obwohl, hier braucht es mehr als ein paar gefühlte Zahlen und ich könnte mir vorstellen, dass die Krankenkassen durchaus Interesse an solch einer Studie hätten.


Elisabeth
 
und die patienten selbst? vielleicht hört sich die kurzzeitpflege als eine vorbereitung auf unbeliebten einzug in eine pflegeeinrichtung, vielleicht kämpfen sie krampfhaft dagegen. aus einem krankenhaus wird man entlassen und kommt wieder nach hause. ich glaube allein dieser begriff kurzzeitpflege macht unsicher. und wie ist es mit ambulanten diensten? was bieten die an?
 
*grübel* Wäre mal interessant, warum Angehörige ihre Pat. im KH abliefern.
Hallo Elisabeth..*wink
Das würde mich auch ,mal interessieren.
Oft wird sich auch was ausgedacht...So nach dem Motto " Es geht nicht mehr und Oma muss auf jedenfall aufgenommen und durchgecheckt werden.
Am besten eine Woche.
Leider Alltag in einer Notaufnahme.
Wenn es aber heißt, Oma bleibt für eine Nacht und kann am nächsten Tag abgeholt werden....Dann : Nein, daß geht nicht..Wir fahren morgen weg.....
Ich glaube das viele Angehörige einfach genervt sind.
Wer blickt denn schon durch den Antrags und Formularwirrwarr durch?
Viele sind auch mit der Pflege überfordert.
Für mich verständlich, aber dieses abschieben finde ich einfach unmöglich.
Viele Ärzte haben auch schon gar kein Bock mehr auf Diskussionen mit teilweise " agressiven " Angehörige und nehmen Oma halt auf.
Oft ist doch die Diagnose Harnwegsinfekt und Exsikkose.
Das passt doch immer.

Grüßle
 
Die Hausärzte weisen aber auch flugs aus den Altenheimen per V.a.-Diagnose ein. Kaum ist der Pat. in der Ambulanz, beginnt er abzuführen - das war dann der Ileus!
Die Ärzte sind doch die Einweiser und Aufnehmer! Wie soll denn ein Umdenken stattfinden, wenn sie nicht damit anfangen?
 
Das ist eine Rechnung, die oftmals nicht aufgeht.
Es kann nicht Aufgabe der Krankenversicherung sein soetwas zu stemmen und zu finanzieren.
Meine 80 jährige Nachbarin erhielt für ihren Mann eine Rechnung über 6000 € von der Krankenkassen zugesandt, weil aus der Dokumentation keine behandlungsbedürftige Erkrankung ersichtlich war, und weil sich der Aufenthalt aus Waschen, Duschen, Füttern( reine Pflegeaufgaben) usw. beschränkte.
Ich denke, daß sich da im Nachhinein so mancher umschauen wird, wenn die Rechnung folgt. Allerliebste Grüße Fearn
 
Hallöle!

Gerade bei pflegebedürftigen Patienten findet sich aber doch recht leicht ein Einweisungsgrund. Besonders bei "AZ- Verschlechterung" kann man selten beweisen, dass sich der Zustand des Pat. nicht wirklich verschlechtert hat.
Unsere Notaufnahme weist praktisch keinen Patienten ab, denn kaum einer der Ärzte will sich zu weit aus dem Fenster lehnen. Was ist, wenn du `ne 85jährige zurück ins Heim oder nach Hause schickst, die dann kurz danach dort verstirbt (was ja in dem Alter auch nicht so unrealistisch ist). Dann heißt es, die war aber doch grad im KH, die wollten die nicht...! Und man steht schneller in der "Bild" als gedacht.

Und zu den pflegenden Angehörigen:
Es gibt so viele, die jeden Tag versuchen, ihren Angehörigen bestmöglich zu versorgen und es auch schaffen. Nur bekommen wir das selten mit, weil eben die nicht ins Krankenhaus kommen.
Wir sehen immer nur die, die entweder überfordert sind oder keinen Bock mehr haben. Schade drum, denn so kommt es, dass wir oftmals alle über einen Kamm scheren.
Und wenn dann mal einer kommt, der es wirklich psychisch oder physisch einfach nicht mehr schafft, seinen Angehörigen zu versorgen, dann bekommt er die Blicke oder Kommentare zu spüren, die eigentlich ganz andere verdient haben.

Thema Kurzzeitpflege:
Ein Thema, dass mit vielen Ängsten für die Pflegenden und besonders für die Gepflegten verbunden ist. Für viele Menschen ist Kurzzeitpflege eine Vorstufe zum Heimplatz.
Die Angst, danach nicht wieder nach Hause zu dürfen, bringt viele dazu, ihren Angehörigen ein schlechtes Gewissen zu machen oder zu betteln, dort nicht hin zu müssen. Beim KH- Aufenthalt wissen beide Seiten, dass der nicht ewig möglich ist, also praktisch ein Kompromiss (wenn natürlich auch kein guter).

Ich glaube daher nicht, dass es eine pauschale Lösung dafür gibt, wie man die "Feriengäste" (so werden die "Versorgungsopfer" bei uns genannt) verhindert. Für mich ist es wichtig, denjenigen zu helfen, die nicht aus Egoismus oder so ihre Angehörigen ins KH bringen, sondern aus Überforderung oder Hilflosigkeit. Denn denen kann man helfen, bei den anderen ist Hopfen und Malz verloren.

Lieben Gruß
 
Und zu den pflegenden Angehörigen:
Es gibt so viele, die jeden Tag versuchen, ihren Angehörigen bestmöglich zu versorgen und es auch schaffen. Nur bekommen wir das selten mit, weil eben die nicht ins Krankenhaus kommen.).

Natürlich sieht man die auch. Die sind ja auch mal krank und bedürfen einer Anstaltspflege :mrgreen:.
Dagegen hat sich auch niemand was Ich sehe es nur nicht ein, wenn das System aus purem Egoismus ausgenutzt wird (wie schon geschrieben wurde "Was Vati kann morgen wieder heim? Ne, das geht nicht, wir haben Urlaub geplant").
In solchen Fällen kann man sich sämtliche Hilfs- und Unterstützungsangebote an den Hut stecken. In meinen paar Arbeitsjahren hab ich seitens der Angehörigen Dreistigkeiten gehört, da könnte ich ein Buch darüber schreiben. Da wird gedroht, erpresst, verhandelt was das Zeug hält. Aber genau solche jammern am lautesten, wenn sie auf einen Termin im KH länger warten müssen oder dass sie soviel Sozialabgaben zahlen müssen *grummel*

Gruß,
Lin
 

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