Der gute Rat... "kündige doch einfach"

lusche

Poweruser
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13.06.2011
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Moin,
Ich muss das jetzt mal los werden...
Wie oft wird den Usern hier empfohlen doch einfach mal die Stelle zu wechseln?
Tipps wie, „einfach den AG wechseln“...“such dir was Neues“..."da würde ich sofort kündigen..wahlweise.... nicht bleiben“ werden immer wieder gerne gegeben.

Bitte versteht mich nicht falsch, ich finde es super, wenn sich gegen unmögliche Bedingungen (egal ob finanziell, oder organisatorisch, um nur 2 zu nennen) zur Wehr gesetzt wird.

Auch ich habe schon „mit den Füssen abgestimmt“...ich war sogar eine Weile ohne Job. Arbeitslos gemeldet war ich und was in dieser Zeit zugemutet wurde war unsäääääglich; würde hier den Rahmen sprengen.

Es gibt einfach so viele von uns, die sich nicht den Luxus des Kündigens leisten können.
  • Alleinerziehende
  • Alleinverdiener
  • in sozialen Strukturen so eingebunden, dass ein Wechsel nach weit weg sehr kompliziert wäre
  • Alle in strukturschwachen Gebieten
Diese KollegInnen würden sicher auch gerne rebellieren und ihre Bedingungen verbessern, brauchen aber Job und Geld (für Essen und so).

Irgendwo habe ich schon mal die Bedürfnispyramide erwähnt.
Ich kann doch erst an Selbstverwirklichung denken, wenn ich meinen (und den meiner Familie) Hunger, Durst usw. befriedigen kann.

Wo ich klar mitgehe, ist, dass nur Jammern auch nix bringt. In irgendeiner Form muss sich jeder einbringen, machbar und realistisch.

Vielleicht hat ja jemand für die „Vergessenen“ einen konstruktiven Vorschlag, wie sie aktiv etwas bewirken können.

Meine Vorschläge:
  • in die Gewerkschaft eintreten...
  • bei Streiks mitmachen...(als Gewerkschaftsmitglied recht gefahrlos)
  • sich bei internen Problemen (z.B. fragwürdige DP) wehren notfalls mit BR
Wir machen es uns zu leicht, wenn wir „den schwarzen Peter“ auf die abwälzen, die keine Wahl haben...und offenbar ist das (noch) die Mehrheit.

Schauen wir doch mal dahin, wo die Stellen so reich gesät sind...Berlin, München, HH, Rhein-Main, Stuttgart..usw. Also die Ballungsräume.

Kleinstädte, sogar mittlere Städte....ländliche Gebiete...Fehlanzeige und wenn..... dann doch nur mit „wir erwarten“ „sie müssen mitbringenkein „wir bieten“.
"Die" müssen sich um die Bewerber nicht bemühen...Pflegenotstand? Dort nicht.

Bewirbt man sich, gibt´s zu oft nicht mal eine Eingangsbestätigung, geschweige denn eine Absage.
So werden schon die Bewerber gewertschätzt, kann sich jeder vorstellen, wie es liefe, bekäme man die Stelle.

VG lusche
die annimmt, dass die entsprechenden KollegInnen hier nicht schreiben, weil sie entweder gerade verheizt werden, auf der Suche nach einen neuen Job sind, oder sich einfach nicht trauen, weil sie dann sofort als phlegmatische jammernde „Nutzniesser“ zerfleischt werden. Sorry übertrieben formuliert..ich weiss..
 
Und hier ist er wieder : Der "running gag" aller Pflegeforen & Stellengesuche :

"PK su. seriösen AG"
 
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Ich kann es total verstehen,wenn Pflegekräfte aufgrund mangelnder Alternativen bei einem Arbeitgeber bleiben.So mies die Arbeitsbedingungen auch sind.Man muss ja schließlich von etwas leben.Und so mancher hat eine Familie, die auch leben muss.(Jetzt kommt das große )ABER:
Wofür ich jedoch keinerlei Verständnis aufbringe ist dass auf der einen Seite immer groß gejammert wird wie schlecht es doch ist....und auf der anderen Seite aber schön duckmäuserisch nichts dagegen unternommen wird!!! Wenn sich die Pflegekräfte,die mit den Bedingungen unzufrieden sind/unter ihnen leiden, in der Gewerkschaft organisieren würden sähe die Welt anders aus! Dann MÜSSSTEN die Arbeitgeber und auch die Politik was ändern.WIR,die PFLEGE, säßen am längeren Hebel!Aber nein...es wird ja immer irgendein Grund gefunden sich nicht mit in der Gewerkschaft zu organisieren...nicht am Warnstreik teilzunehmen...und immer schön weiter jammern:wut: Und dann wird sich gewundert dass es immmer schlimmer wird.Der Pflegenotstand wird noch viel schlimmer werden.Immer weniger Menschen werden sich in der Pflege ausbilden lassen.Und das hat nicht nur die Politik etc. zu verantworten.Sondern zum großen Teil die Pflege selber:das Kind ist längst in deren Brunnen gefallen und wir rebellieren immer noch nicht im großen Stil.
 
@Wilde Schwester:
Die, die nicht auf die Stelle angewiesen sind, werden kündigen. Die, die auf die Stelle angewiesen sind, harren aus.
Und genau diese Kolleginnen / Kollegen werden sich genau überlegen, ob sie rebellieren und ihre Stelle aufs Spiel setzen oder sich sonstigen Sanktionen aussetzen. Oft sind sie auch so vom Alltag zermürbt, dass ihnen einfach die Kraft zum Wehren fehlt.
Es gibt so einen Punkt, da ist ja-sagen einfacher als nein-sagen...
 
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@Wilde Schwester:
Die, die nicht auf die Stelle angewiesen sind, werden kündigen. Die, die auf die Stelle angewiesen sind, harren aus.
Und genau diese Kolleginnen / Kollegen werden sich genau überlegen, ob sie rebellieren und ihre Stelle aufs Spiel setzen oder sich sonstigen Sanktionen aussetzen. Oft sind sie auch so vom Alltag zermürbt, dass ihnen einfach die Kraft zum Wehren fehlt.
Es gibt so einen Punkt, da ist ja-sagen einfacher als nein-sagen...

Also bitte, was soll denn passieren wenn man seine Meinung sagt? Glaubt hier wirklich auch nur eine Pflegekraft, die nicht im duckmäuserichen Kriechgang durch den Arbeitsalltag geht, dass jemand gekündigt wird, nur weil er seine Meinung sagt? Das ist doch Blödsinn, wie will der AG denn so eine Kündigung begründen? Der fliegt doch vor jedem Arbeitsgericht hinten runter!
Ich habe mich von Anfang an gewährt, auch als ich noch kein BR war und zu Zeiten wo es noch keinen Fachkräftemangel gab. Ich habe meinen Job behalten und hatte ein durchaus angenehmes Leben auf Station, da ich mir eben nicht jeden Unverschämtheit des AG gefallen gelassen habe. Das hat sich bei den Vorgesetzten rumgesprochen und sie haben mich in Ruhe gelassen. Ein "Nein" war ein Nein, ohne Diskussion, bei einem "Ja, ich kann diesen Dienst übernehmen" gab es braves Danke. Bis dahin war es nicht leicht, aber wie gesagt, mein Job stand nie auf Spiel. Leistung zählt halt.
Wenn die Pflege irgendwann mal, ich bezweifle, dass ich dass in meinem Berufsleben noch erleben werde, obwohl ich erst 39 bin, begreift, dass sie sich wehren muss um was zu bewegen, dann haben die AG ein RIESEN Problem. Die Erzieherinnen haben es uns im letzten Jahr mit ihrer Aufwertungstarifrunde doch vorgemacht. Auch von denen hätten die AG nie erwartet, dass sie sich mal wehren und dann ....?? Inzwischen werden sie erst genommen, ein Schritt von dem die Pflege noch meilenweit entfernt ist. Leider ... aber genau bei solchen Meinung wie hier, wundert dass auch nicht weiter.
Also schön weiter Kopf einziehen und meckern, nur nix machen, der Messias kommt sicher.
 
Lieber Jörg,
Ich finde es schön, dass du es geschafft hast...

Bei uns wurden Gegenwehr-Aktionen mit beschi... Dienstplänen und Ignoranz belohnt.... Informationen an die MAV wurden quittiert mit "Ja, das haben wir schon gehört von verschiedenen Seiten, da müssten wir uns mal drum kümmern...." Passiert ist nie was. Ich glaube, das ist der Nachteil von kleinen Häusern. Unsere Leitung war im ganzen Haus bekannt, hatte eine große Lobby und keiner traute sich dran. Kündigungen und Versetzungen, die auf diese Leitung zurückzuführen waren, wurden billigend in Kauf genommen.

In unserem Haus gibt es viele, die schon Jahrzehnte in diesem Haus gearbeitet haben und ihre erarbeiteten "Vorteile" nicht aufgeben wollten und dafür auch geduckmäusert haben.....

In unserer Abteilung waren es auch immer diegleichen, die den Mund aufgemacht haben und oft ein unbequemes Leben hatten... Nachdem es dann auf Kosten meiner Gesundheit ging (habe ich in einem anderen Thema schon beschrieben), bin ich dann gegangen....

Ich war nie Duckmäuser, bin allerdings sozusagen an den Duckmäusern gescheitert.... Weil keiner den Mund aufgemacht hat außer immer dieselben drei Querulanten....
 
Ich kenne es auch, das funktionierende Teams, die an einem Strang zogen, auseinandergerissen wurden. Da wurden Exempel statuiert, damit so was nicht noch einmal passiert. Klar haben die den BR ins Boot geholt, geklagt wurde auch. Trotzdem hat so etwas enorme Signalwirkung und bei vielen wird der Kampfgeist damit im Keim erstickt, weil sie Angst haben zwangsversetzt zu werden.
 
tja, meiner meinung nach, hat sowohl " Joerg " und auch " Wilde Schwester " vollkommen recht - jeder auf seine weise....und genau in diesem spannungsfeld befinden sich jede/r einzelne von uns und muss sich irgendwie selbst positionieren ! eine pauschal- antwort wird es hier nicht geben, auch wenn zum beispiel " Joerg " aus seiner position heraus glaubhaft begründen kann, warum sich ohne widerstand nix ändern wird.
auch ich könnte einfach pauschal sagen: " wandert doch einfach in ein anderes land aus, wo die arbeits- und lohnverhältnisse beser sind. habe ich auch gemacht und bin gut dabei gefahren" .....
 
Ich gebe zu : Ich bin kampfmüde. Daher habe ich meinen Anrufbeantworter abgeschafft und mein Handy ist privat. Ich springe nur noch ein, wenn es mir nützt. Ab einem gewissen Alter nehmen sie einen nämlich trotz Notstandes nicht gerade mit Kusshand. Wechselmöglichkeiten schwinden mit zunehmendem Alter, wie ich in den letzten Jahren erleben durfte. Ich musste lange nach einer Stelle suchen, bei der ich mich nicht verschlechtere. "Zu alt, zu teuer, wir nehmen lieber frisch examinierte, die geben nicht so viel Widerworte, sie kommen aus einer Landesklinik-sie hatten einen BR- nein aus Erfahrung wissen wir, die machen nur Ärger, usw."
Ich hoffe sie schieben das Renteneintrittsalter nicht noch weiter nach hinten.
Vollzeit bis zur Rente sehe für mich nicht als realistische Möglichkeit an. Jedenfalls nicht, wenn ich die weiblichen Ü50 Kollegen sehe. Vor allem nicht bei denen in der Sandwich-Situation, in der ich mich auch zunehmend befinde. Ich will nur noch überleben.
 
Ich bin auch kampfmüde....
Ich genieße es, einfach nur meine Arbeit zu machen, ausreichend Zeit für die Patienten zu haben und zur Krönung auch noch Anerkennung von meinem Chef zu bekommen.
Das war am Anfang so ungewohnt, dass ich damit nichts anfangen konnte.... Traurig eigentlich....
Inzwischen hab ich begriffen, dass ich mir (oder anderen) nichts mehr beweisen muss und es durchaus legitim ist Zeit zu haben und nicht nach Dienstende auf den Brustwarzen nach Hause zu kriechen, weil man so ausgepowert ist. Ich habe nämlich auch noch ein Leben nach der Arbeit..... Tatsächlich!!
 

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