Arbeiten als Krankenschwester wie vor 20 Jahren?

Hallo fearn,

ist das traurig, was du mit deinem Vater erleben mußtest !!!

Ich fange meine Ausbildung im April an... und freue mich schon sehr darauf.
Aber solche Erlebnisse, wenn man schlechter Organisation, Inkompetenz und Ignoranz ausgeliefert ist und Patienten massiv darunter leiden müssen - da kann man schon die Wut bekommen !

Wir können nur versuchen jeder an seinem Platz das Beste zu geben und zu ändern was zu ändern ist.

Wenn ich das mit dem Waschen der Patienten um 2.00 Uhr morgens höre - unglaublich !!! und trotzdem sind da welche gesund geworden ?!

Liebe Grüße von M!aren
 
Könnt Ihr Euch noch erinnern, wie die Stellenangebote damals in den Fachzeitschriften aussahen für Pflegepersonal?
Da wurde richtig viel angeboten, von Prämien, freies Wohnen, Umzugskosten, Ski- und Freizeitpässen, kostenlose Saunabenutzung und was die alles angeboten hatten, falls man wechselt.
Danach probierte man mit verschiedenen Nationalitäten mit Emigrantenhintergrund Personal anzuwerben. (von den Philippinen, Korea, USA, Jugoslawien, Polen, Rußland usw. ) Mich erinnerte das immer ein wenig an diese " Heiratsinstitute", die Bräute aus dem Ausland nach Deutschland holen. Es war schon enorm,- was die gerade sprachlich manchmal in kurzer Zeit leisteten.
Es gab damals einen "richtigen " Fortschritt bei der Bezahlung des Pflegepersonals. Das war so Anfang der 90 er.
Was mir auch immer wieder im Laufe der Jahrzehnte auffiel, und ich kenne diese "Geschichten" schon aus meiner Kindheit ist die Sitution der KPH´s in den Kliniken. Also da hieß es schon in den 60ern ständig: " Die KPH´s müssen alle eine 3 jähige Ausbildung machen, sonst werden die nicht mehr angestellt" und alle KPH´s wurden ständig verunsichert und in Existenzängste versetzt. In unserer Klinik ist das Thema mal wieder aktuell. Späterhin hat man den Personalmangel damit wieder ausgleichen müssen. Komisch, daß immer dieselben Themen IMMER wieder aufkommen, nicht?
Als würde ständig das Rad neu erfunden werden. Weiterentwickeln tut sich damit nicht wirklich etwas. Eigentlich müßte man im Laufe der Jahre ja mal etwas gelernt haben aus den gemachten Erfahrungen. Kaum bekommt man einen neuen Dienstherren oder eine " neue " PDL, dann kommen wieder die alten Themen auf den Tisch. Es wird ganz viel heiße Luft um diese Themen verbreitet und hinterher ist alles beim Alten geblieben oder man muß auf die alte Schiene zurück.
In gleicher Weise ging es mit verschiedenen Pflegetechniken zb. Wadenwickel oder in der Decubitusbehandlung. Zunächst war das DIE Methode schlechthin, dann war es verpönt und es hieß: Um Gottes Willen! Wie kannst Du nur?- jahre später wurde das wieder hervorgepuhlt und war wieder das "BESTE" was es gibt. Mit den Jahren bleibt man gelassener, wenn man sich dieses Hin-und Her zig mal angesehen hat. - Nun ist es ja so, daß man durchaus Decubiti zubekommen hatte oder Fieber gesenkt bekam. Angeblich aber funktionierte das nie, wenn man sich die neuen Trends dann anhört, bis wieder mal einer so eine Reliquie hervorzaubert und "neu " einführt.- Natürlich meinen die jungen Schwestern und Pfleger dann: " Die alten halten an den alten Zöpfen fest, die abgeschnitten gehören." aber was nutzt es, wenn die regelmäßig wieder nachwachsen.- Ist vielleicht ganz gut, wenn man sich das mal anhört,- wie oft man in den Jahrzehnten dieses "rin in die Kartoffeln- raus aus den Kartoffeln " schon angehört hat. Eigentlich ist es zum Schmunzeln und man lernt damit viele Dinge nicht mehr SO ernst zu nehmen, die wie ein Regierungswechsel funktionieren. Im System hat sich nicht viel gändert und nun nach der Privatisierung unserer Klinik erlebe ich, daß bei der gesamten Organisation vieles genauso gemacht wird, wie wir das früher organiseiert hatten. DAS ist jetzt der Renner und total modern.- Nichts Bereichspflege, nichts Übergabe am Bett usw. usw. Liebe Grüße fearn
 
@ M!aren
Die Patienten waren sogar viel zufriedener als heute.
Es gab in dem Maße wie heute keine Nörgeleien und nicht diesen Umgangston, den manche Patienten heute mitbringen.
Dabei erinnere ich mich: morgens gab es nur 1 Becher Carokaffee mit oder ohne Milch. 1 Brötchen, Butter, Marmelade und mit Milch angerührten Quark. ( keine Wurst, keinen Käse) 2 mal die Woche 1Ei
Es gab kaum Beschwerden darüber.
Abends zb. nur belegte Brote und Pfefferminztee.
Heute wo es für alle Patienten und Besucher rund um die Uhr herum Kaffee geben muß, da hört man sich mindestens 10 mal am Tag das Gemecker an, weil der letzte Patient nicht bescheid gesagt hat, daß der Kaffee zum 20 mal leer ist und mit 1/5 des Personals ständig gefüllt sein muß, wie bei McDonalds.
liebe Grüße fearn
 
An den gräßlichen Pfefferminztee, die Scheibe Graubrot mit abgepackter Wurst und das bis auf die 16 tel "Dekotomate" oft rein vitaminfreie Essen ... erinnere ich mich als Patientin mit Schaudern... !
 
Das tut warscheinlich jeder, der sich an den Tee erinnert,- ;-))
Aber alle tranken den und kaum einer beschwehrte sich darüber.
Ich denke manchmal: JE mehr man anbietet, je mehr Forderungen werden gestellt und je unzufriedener werden die Menschen, nicht nur im Krankenhaus, sondern in allen Lebensbereichen. lg fearn
 
Ja, da hast du schon recht, getreu dem Motto "Wir jammern auf sehr hohem Niveau " ...

Ich erinnere mich noch wie eine Verwandte von mir, Spätaussiedlerin aus Russland, hier ins Krankenhaus mußte und furchtbare Angst hatte.
Und dann soooooooooooo unglaublich begeistert war wie gut und schön es hier in Deutschland im Krankenhaus ist.
Das Essen wird ans Bett gebracht und man kann sogar auswählen - man ist nicht darauf angewiesen, dass Verwandte einem etwas bringen.
Alles ist sauber, keine Kakerlaken, ja nicht mal Ameisen !
Der Arzt behandelt einen ohne Bestechung.
Die Medizin bekommt man, muß sie sich nicht selbst auf dunklen Wegen besorgen - und noch nicht einmal bezahlen !

usw usw
 
Was sehr viel angenehmer war, zumindestens bei den Erwachsenen ( nicht bei den Kindern), das waren geregeltere Besuchszeiten.
Das mag sich verschroben anhören.
Es ist so, daß ich im letzten Jahr 2 sehr große Operationen hatte, und wenn man an der Infusion liegt, Schmerzen hat, dann sind die eigenen Besucher tatsächlich genau so eine Belastung, wie die der Mitpatienten. Ich hab mehrmals gedacht:" Wenn die doch endlich gehen würden und ich könnte ganz einfach die Augen zu machen."
Als Schwester ist der Aufwand mit den ungeregelten Besuchszeiten im Vergleich zu früher sehr viel aufwendiger geworden.
Vor allem aber seit den Fernsehserien, in denen manche Besucher dem Pflegepersonal die Blumen zum in die Vase stellen in die Hand drücken wollen, wie in der Schwarzwaldklinik. Das Phänomen verdanken wir zb. dieser Serie.
Sehr auffällig sind die verkürzten Liegezeiten der Patienten.
Mit einer Total Op lag man 2 Bis 3 Wochen , heute 3-4 Tage. Eine Geburt blieb damals 7 Tage. Eine Katarakt Operation lag jeweils 1 Woche. Heute hat man mehr Schreibkram, es waren mindestens 300% mehr Personal im Dienst und das Bett war dann viel länger belegt. Dh. es gab höchstens 20 Katarakt Operationen in der Woche ( um mal ein Beispiel zu bringen). Heute sind es mit dem wenigen Personal 20 Operationen die tagesstationär pro Tag operiert werden, hinzu kommen die 6 bis 8 Operationen der P-Station und ca 6 -10 größere Operationen, der allgemein Station. Es gab 2 bis 3 Op Tage in der Woche, früher und wenn man das mal zusammenrechnet wird die 10 fache Menge der Patienten operiert, aufgenommen und entlassen.-
Es wundert mich nicht, daß es heute so in der Pflege aussieht. Die Augenklinik mag vielleicht kleinere Operationen haben, aber der Wechsel der Patienten ist wirklich enorm. Die Betten sind noch voll, dann stehen die nächsten 10 Aufnahmen da. 3 Schwestern bewältigen morgens 30 bis 50 Aufnahmen, Entlassungen und Operationen. Im Mittagsdienst werden 2 eingesetzt, weil die Augenklinik ja vor jahrzehnten nicht viel zu tun hatte. Das System kippt aber langsam. Die fitten Patienten lassen sich in den Arztpraxen ambulant operieren und gehen nach 1 Stunde nachhause. Die Patienten die die Klinik wählen haben alle Vorerkrankungen, Behinderungen und Komplikationen. Dabei sieht man nicht: Welche Patienten haben denn eine schwerere Augenerkrankung?- alte Menschen, behinderte und bettlägerige Menschen,( die sich zb. durch Schmierinfektion ein Hornhautulcus zugezogen haben.), schlecht eingestellte Diabetiker, Hypertoniker,- Patienten die ein schlecht eingestelltes Glaukom haben; Rheumatiker, Patienten mit MS. Wenn es sich jüngere unkompliziertere Patienten handelt, dann sind das Verätzungen oder Verbrennungen,die man alle 10 Minuten rund um die Uhr spülen muß. Also fast ausschließlich KEINE einfachen Patienten. Die Augenklinik erwirtschaftet ausschließlich "grüne " Zahlen. Wenn Ihr mal bitte nachdenkt: Welchen Stellenwert hat die Augenklinik beim anderen Pflegepersonal und welchen Ruf,- wegen der früheren Kataraktoperationen, die so lange in der Klinik bleiben mußten?
Das ist natürlich eine Schilderung der " Essenz" der allgemeinen Entwicklung und soll bitte nicht als Jammerei aufgefaßt werden, sondern um zu verdeutlichen, was in den letzten Jahrzehnten warscheinlich mit allen Abteilungen mehr oder weniger passiert ist. Bei den Kliniken mit " kleineren" Operationen trifft das natürlich noch prägnanter zu.
Liebste Grüße Fearn
 
Die Rechnung mit den zufriedenen "Kunden" als Patienten wird nicht aufgehen, je mehr wir uns anstrengen, desto mehr Angriffspunkte bieten wir daß man sich beschwehren kann. Das soll nun nicht heißen, daß wir nicht an der Qualität der Pflege arbeiten sollten, aber es ist der falsche Weg der eingeschlagen wird, etwas zu verbessern. Würden die etwas mehr Personal für die Patienten zur Verfügung stellen, daß man sich ordentlich mit denen befassen könnten, dann hätten wir zufriedenere Patienten und eine bessere Qualität. Aber nicht dadurch, daß wir jedem Kaffee geben müssen. Statt man den Menschen Zeit gibt ihre pflegerische Tätigkeit gut und zur Zufriedenheit auszuführen, packt man dem am Boden liegende, Personal auch noch das Kaffee kochen und Tassen spülen auf und nimmt das von der Zeit die man dem Patienten geben müßte noch fort. So einen Mist kann man nur vom Schreibtisch aus planen und denken, daß der Kaffee die Menschen zufrieden macht. Das mag am Schreibtisch wirken, am Krankenbett ist einem egal, ob da Kaffee ist, wenn es einem mies geht.
Es gibt eher Ärger, wenn sich ein Besucher beschwehrt, daß er keinen Kaffee hatte, statt wenn einem Patienten etwas an Pflege gefehlt hätte. Wenn es dem nämlich richtig schlecht geht und der kann nicht einmal mehr alleine essen und trinken, dann kann der keinen Beschwerdebrief mehr schreiben, während wir in der Zeit die Gesunden betüddeln müssen.lg fearn
 
Hallo Fearn,

zu Deiner ausgehenden Frage. Also Dein fachliches aktuellles Wissen geht statistisch gesehen gegen "Null". Doch das stimmt nicht, weil du bringst Lebenserfahrung mit, hast Dich weiterentwickelt (Computerkenntnisse) und bist hier im Forum aktiv.

Würde ich nach so langer Zeit wieder in der Pflege arbeiten wollen. Ich würde einfach beim Einstellungsgespräch sagen wer ich bin.

Ja und ich würde die Bereitschaft signalisieren mich "fit" zu machen.

Andreas
 
?? Andreas????
Deinen Tread kann ich nicht nachvollziehen.
Ich arbeite seit 35 Jahren ununterbrochen in der Klinik als Krankenschwester, unterrichte Augenheilkunde und Optik und Du meinst mein pflegerisches Wissen sei gleich Null?
Hab ich was verpaßt?
Das Thema hier heißt Krankenschwester vor 20 Jahren, dh. heißt doch nicht zwingend, daß man seit 20 Jahren nichts mehr getan hat, sondern ganz einfach, daß ich 35 Berufsjahre mitbringe.
So ein Quatsch mit Soße. Ich bin jedes Jahr mehrmals zur Fortbildung auf der AAD und absolviere alle Fortbildungen die das Haus anbietet, das sind in 2010
insgesamt 6 geplante Fortbildungen, von denen einige über mehrere Tage gehen.
Was möchtest Du mir denn beibringen?
Wenn Du die Treads gelesen hast, dann würde Dir auffallen, daß ich aufgelistet habe, was sich im Gegensatz zu heute verändert hat. Ich hab die Entwicklung schon am eigenen Leib miterfahren.
Computerkenntnisse?
Ich bin neben beruflich selbstständig. Wir programmieren und hosten Webseiten für Firmen in Suse Linux und HTML.
Ich adminstriere einen Rootserver selbst und besitze ein sehr erfolgreiches eigenes Forum, daß bei Google auf Seite 1 zu finden ist. mit einem Ranking von 5.( ich habe neben meinem Beruf noch Fotografie studiert und bin deshalb( noch) zu 80 % angestellt und verdiene den Rest meines Lebensunterhaltes mit meinem 2. und 3 Beruf. ( Eigentlich könnte ich meinen Pflegeberuf noch weiter reduzieren, was ich aber wegen einer chronischen Erkrankung, die in die Frührente führen könnte im Moment auch keinen Fall machen werde. Dh. nicht daß ich nun auf Frührenter hinarbeite, denn ich arbeite gerne, eben nur, daß ich damit rechnen muß am Ende wenn ich nun reduziere, dumm da zustehen. Ich hoffe, daß ich jedoch bis 65 alles schaffen werde was mit meinem Job zu tun hat.
Wann bitte soll ich die Fortbildungen die Du meinst noch machen?
Ich weiß sogar wie ich mit "Kunden " umgehen muß und was dazu gehört wenn man "Selbst- und ständig" ist.
Nun Du siehst ich lerne gerne, aber sicherlich nicht die Grundbegriffe der Pflege noch einmal. Dann wäre ich ein sehr schlechter
Praxisanleiter.

Liebe Grüße fearn
 
Hallo!

So, es ging mir einfach darum. wenn man zwanzig Jahre nicht im Beruf gearbeit hat ist das berufliche Wissen gegen "Null", das sind statistische werte die kannst du nachlesen ... "Halbwertzeit des Wissens", da du ja auf meine Angebote anspielst, was ich nicht gemacht habe!

Ich habe einfach versucht einen Tip zu geben wie man wieder im beruf arbeiten kann wenn man es will.

Und deine argessive Antwort verstehe ich nicht.

freundlich

Andreas
 
Ich war für die Fachausbildung zum Intensivpfleger und der Ansprechpartner meines Sohnes fürs Abhören usw. Und nun bei seiner PDL Ausbildung ebenfalls. Habe seine Diplomarbeit Korrektur lesen müssen.

Wenn ich etwas lernen möchte, dann sollte das etwas Neues sein.
Es ist schon so, daß ich daß natürlich dadurch, daß ich im Stationsdienst noch arbeite,- immer den Vergleich zur Realität im Kopf habe, und der Aspekt ist für mich schwerwiegender, weil er mir mehr liegt. Dh. ich lese und lerne,sowie höre und ich sehe im Gegensatz dazu das was in der Praxis passiert. Ich bin sicherlich nicht allwissend. Aber meinen Job hab ich im Griff. Was meinst Du wie man seinen Unterricht an den Krankenpflegeschulen vorbereitet?
Da marschiert man hin und labert ohne einen blassen Schimmer von dem was man tut?
Laut Statistik ißt jeder Mensch 2, 5 Heringe pro Tag. Ich hatte heute noch keinen. Mein Mann und meine Kinder ebenfalls nicht. Hast Du vielleicht heute unsere 10 Heringe verspeist? Irgendwer muß die ja alle essen...
In Deiner Anrede steht: Hallo Fearn!
Ich hab die 3 mal gelesen, weil ich dachte: Der Herr kann Dich nicht meinen....
Du schreibst da mein berufliches Wissen, sei gleich Null. Wenn ich Dir schreiben würde: Du hast keine Ahnung von dem was Du tust, dann würdest Du sicherlich genauso begeistert sein.
Würde ich nach 20 Jahren in den Beruf zurückkehren, so wären das erste was ich mir nehmen würde einige aktuelle Fachbücher, und zwar BEVOR ich mit dem Arbeiten beginne, und nicht erst wenn ich da stehe und dumm drein schauen muß. -
Wer will denn da wie ein Blinder herumstapfen und sich lächerlich machen?
Wenn es etwas zu lernen gibt, dann bin ich der erste der laut " HIER ! " schreit und geschrien hat.
Meine Fachfortbildungen auf der AAD und DOC finanziere ich seit Jahren selbst.-
Mein letzter Krankenpflegekurs, den ich unterrichtete der ging für 6 Wochen zum Außeneinstatz nach Namibia.
Mein Aufenthaltsort war dann die Klinikbibliothek, weil ich Tropenkrankheiten die heir nicht vorkommen vorbereiten mußte.
Wie könnte ich die Schüler unterrichten, wenn ich soviel berufliches Wissen hätte wie eine Scheibe Toastbrot?



Liebste Grüße Fearn
 
@ M!aren
Die / 16 Dekotomate war wirklich ein Problem. Man hatte wirklich kaum die Möglichkeit an diese Tomate zu kommen, die man dann zwischen allen Patienten aufteilen mußte. Wir hatten zb. eine Zeit lang einen Blumenkasten auf dem Fensterbrett in dem wir Petersilie usw.anpflanzten, um das Essen ein bißchen zu dekorieren. Als die Blumenerde verboten wurde, da war es dann mit der Deko vorbei. Au weia! War das ein Aufstand!
Oder aber wenn man 2 Kuchen zwischen 32 Patienten aufteilen mußte.
32 Eier kochen überigens keine 5 Minuten um weich zu sein, die kochen entweder länger oder man muß sie anderes aufsetzen. Wenn 32 Eier im kochenden Wasser sind, dann ist das Wasser erstmal kalt. -
Das Essen kam in großen Kübeln auf die Station und man mußte zb. die Salate einfüllen. Eine Schwester hatte dann mal die Soße für den Fisch über die rote Grütze verteilt und der Fisch bekam die Vanillesoße. Auf den Bechern stand nicht drauf, welche Soße das sein sollte. 32 Patienten aßen Fisch mit Vanillesoße und die rote Grütze mit der Soße für den Fisch und nicht einer sagte : " Bäh oder Pfui!" Ich meinte noch zu Sr. E." Hör mal die müssen sich doch gleich in Scharen beschwehren ( zu recht).- "Au, weia!"- Es kam nicht eine Beschwerde bei uns an über dieses seltsame Essen.- Man glaubt es kaum. Ich frage mich noch heute, ob das keiner bemerkt hat und ob das vielleicht lecker geschmeckt haben könnte? lg fearn
 
Als Schüler war eigentlich schon klar wofür man in welchem Ausbildungsjahr zuständig war.

Im ersten Jahr war im Frühdienst der Ausleerraum dein Reich, die Desinfektion der Waschschüsseln und allem anderen waren nach dem Waschen deine Aufgabe. Genauso wurdest mit dem Eimerchen und Lappen zum Nachtkästchen wischen geschickt, aber über die gesamte Station.
Sonntags im Spätdienst wurden von den Schülern die Nachtstühle im Badezimmer geputzt, aber gründlichst.
Bettenbeziehtage auf der ganzen Station gab es auch.

Ein Highlight waren dann Heparine aufziehen.
Wir hatten schliesslich einen Spritzenplan für Heparine.

Patientenwiegetage waren auch sehr beliebt, die Sitzwaage, ein Monstrum mit einem irrsinnsgewicht wurde von Zimmer zu Zimmer gezerrt und als Erstjahresschüler durftest dann auf dem Wiegeplan die Gewichter eintragen.

Ausserdem wurden Patienten noch gebadet, auch ein Job der Schüler - so richtig in einer Badewanne mit hausgemachtem Fichtennadelschaumbad.
Im Anschluss natürlich die Badewanne hübsch desinfizieren. Es gab immerhin auch Hoyerlifter - ähnlich wie die Waagen richtige unhandliche Monster.

Im 3. Jahr war es uns dann unter Aufsicht gestattet die Tabletten zu stellen und gelegentlich, je nach Station, die Visite ausarbeiten - das highlight des Einsatzes überhaupt. Es hätte von uns keine gewagt danach zu fragen ob sie auf Visite mitgehen dürfte. Kurz danach wurde das Visitenmitgehen eh abgeschafft, mangels Zeit dafür.
Wer Visite ausarbeiten durfte, musste auch jede Menge Pläne überarbeiten.
Tropfenplan, Wiegeplan, Insulinplan, Heparinplan, Inhalierplan, RR-Messplan, Fiebermesspläne,Verbandplan, Dekubitusprophylaxeplan und Essenspläne.

3 mal wöchentlich gab es für die Patienten Eier zum Frühstück und Eis mittags zum Nachtisch. Nachdem Mittagessen war es Schülerspflicht eine Runde mit dem Kaffeewagen zu machen und an Patienten Kaffee oder Tee zu verteilen. Der Kaffee und Tee kam in Metallbehältern aus der Küche und war meist nimmer ganz so heiss. Für Kaffee gab es dann Thermobehälter auch sehr schick. Der Tee war nicht wirklich zu definieren im Geschmack und Geruch. Wasser gab es nur für Diabetiker, alle anderen hatten sich das von zuhause mitbringen zu lassen.
Viele Patienten wollten damals immer noch ein Obstmesserchen, was es natürlich nicht gab.

Aus Schülersicht würde ich sagen es hat sich extrem viel geändert.
 
Narde: 80-90% deines geschilderten ist heute noch so ... hier... ;-)
 
deshalb meinte ich ja anfangs, dass sich nicht soviel verändert hat:D
 
Hallo zusammen,

habe auch noch mal in meinem "Gedächtnis" nachgekramt.
Also zu meiner Lehrzeit (vor 26 J.) mußten wir noch im FD: Pat.waschen, Staubwischen in allen Zi., ggf.(WE) auch die Zimmer und den Flur wischen, das Frühstück vorbereiten und an die Patienten verteilen, Geschirr einsammeln und aufwaschen, das Bettgeschirr einweichen, schrubben und desinfizieren, Handschuhe desinf., trocknen und pudern, zum Mittag kam das Essen in Menagen (Wahlessen Fehlanzeige), wurde dann per "Kelle" ausgeteilt (ist auch heute noch so, gibt allerdings Wahlessen), anschließend wieder alles abwaschen, Kaffee kochen für Nachmittags, Kuchen aufschneiden usw.

Nach der Wende bekamen wir dann Reinigungskräfte, das Staubwischen machen wir aber immer noch (da die "Reinigungstanten" nur die freigeräumten Flächen säubern).
Pat. waschen habe ich in der Nachtwache auch noch kennengelernt, das begann dann meist so 4:00 Uhr, auf einigen Stat. mußten wir das Wasser früh noch warm machen (auf dem Gasherd). NW haben wir zu Anfang 12 Stunden gemacht, da mußte man zu Dienstbeginn noch alle Pat. ins Bett bringen.
NW -Aufgabe war auch noch, Reinigung der Dienstzi., Arztzimmer und des Klubraums (inkl. Bohnern), Wäsche waschen und aufhängen bzw. abnehmen, bügeln und einsortieren.

Finde aber trotzdem, dass der Zusammenhalt besser und intensiver war.
Auch die außerdienstlichen Aktivitäten (z.B. Ausflüge, Veranstaltungen usw.) brachten einen besseren Zusammenhalt in den Kollektiven.

LG Delta:cheerlead::cheerlead:
 
Hmm, vieles hat sich wirklich nicht geändert. Wir waschen zB auch heute noch nachts... ^^
 
Ja die guten alten Zeiten!
Meine Lehrzeit war von 1980-`83 in der ehemaligen DDR. Ich erinnere mich an diese Zeit mit einem lachendem und einem weinendem Auge zurück!
Auch ich war im KH_gelände untergebraucht, und hatten da so richtig unseren Spass.Aber wir waren dann am anderen Morgen wieder fitt, und nicht so wie die meisten jüngeren Kollegen heute.
Platten legen, Tupfer drehen, Steritrommeln füllen und diewerse andere arbeiten sind mir noch sehr gut in Erinnerung. Es gab nur eine "Krankenkuve" auf der alles stand, Laborbefunde wurde nachts ausgeschnitten und aufgeklebt. Die vielzahl der Dokumentation gab es nicht. Wir hatten ein "Übergabebuch" das von Schicht zu Schicht geführt und weitergegeben wurde. Da standen wirklich nur die Dinge drin, die wirklich wichtig waren.
Wenn ich manchmal so die Übergabeberichte lese, da sieht man, das oft nicht die zeit dafür da war, oder es war einfach nichts. Ich denke, das wir damals trotz putzen, scheuern,desinfizieren undvorbereiten fpür die nächtse Schicht mehr Zeit für den Patienten hatten. Das arbeiten war damal ein MITEINANDER und nicht wie heute ein GEGENEINANDER. Ich habe oft das Gefühl, das jede(r) besser sein will als der andere!
Mädels und Jungs, zusammen geht es immer leichter!!!

Liebe Grüße aus dem Osten
 
vor exakt 20 Jahren war ich noch in der Ausbildung
Im wenige Jahre zuvor neu gebauten Krankenhaus herrschten damals (aus heutiger Sicht) traumhafte Verhältnisse, für 34 Patient im Frühdienst mind. 4 ex.PK und 2 Schüler, man hatte nicht mehr als 6 Patienten zu versorgen, konsequente Bereichspflege, Pflegeplanung und Übergabe* am Bett waren schon Standard.
Geführt wurde die Pflege von einer PDL die noch sehr weitreichende Machtbefugnisse hatte.
Langweilig war's nicht aber weniger hektisch.
Alle Fahrten hatte man selbst zu machen,
Laborzettel mit Strichcode-Etiketten und handschriftlicher Eintrag mit Bleistift (!),
einige Laborparameter wurden nicht im Hauslabor bearbeitet sondern extern bei 2 verschiedenen Laboren von denen jedes sein eigenes Formular hatte, man musste trotzdem häufig im jeweiligen Büchlein nachschauen welcher Wert welches Röhrchen benötigte und in welches externe Labor das Zeugs musste,
pro Tag 3 handschriftlich und nur mit speziellem (!) Stift anzukreuzende Essenskarten (NEIN, kein Kreuz sondern 1 Querstrich IM Feld war richtig), Karten vorbereiten - im ND.
Es wurde mind. 1x/Woche das Bett bezogen,
die Patienten hatten noch ihre "Halb-bis Ganzgötter" (Stationsarzt, Oberarzt, Chefarzt), was auch mit der doch sehr ländlichen Umgebung zu hat, Schüler spülten Gläser und Becher, wischten Tische und Nachtkästchen.
Nahezu jede Station hatte ihren Zivi/ ihre FSJ'lerin.
Nachmittags gab's Kaffee, Tee oder Kakao mit Gebäck, früh 1 Ei auf Bestellung, Marmelade und Butter in Glasschälchen, Kaffeemilch in putzigen Minifutzelkännchen.
Es gab noch Dauernachtwachen, mit entsprechendem Arbeitsvertrag.
Im Nachtdienst waschen war offiziell verboten.
Tägliche Ganzkörperwäsche und anschließend Ganzkörperpflege mit Lotion waren der Standard, einmal die Beine nicht waschen war grad noch o.k.
Ah ja der Franzl- der Franzbranntwein - der kam häufig zum Einsatz.
..... und es gab bereits Großcontainerförderanlagen (Essen, Apotheke, Lager) UND Kleinkastenförderanlagen.
... und eine "Leitstelle" pro Stockwerk/ca. 100 Patienten, wo zum Teil ausgearbeitet wurde, mit der Kleinkastenförderanlage versendet wurde, Formulare vorbereitet wurden, Formulare/Laborergebnisse wurden auf die Station gebracht (...)
Im Personalaufenthaltsraum wurde gequalmt- permanent und konsequent
es gab noch einen Patientenaufenthaltsraum
In der Cafeteria, die ausschließlich für's Personal war, gab es billiges Essen, das sich jeder leisten konnte, leider schloss diese bereits um 15:00. Für Patienten gab es nur einen Kiosk. (heute gibt es "nur" noch eine für alle, teuer ist's obendrein, ein großer Salatteller ist Luxus - weil's nach Gewicht geht)
Es brauchte noch laaange keinen Leitungsdienst der nur koordiniert, telefoniert und KEINEN Bereich übernehmen kann.


Bis Ende letzten Jahres hatten wir sogar noch die exakt gleichen Pflegewägen wie in der Ausbildung, etwas weniger als hüfthoch, Schrankmodule als Einsatz, offener Abfalleimer, lecker.


was mich zu früher unterscheidet?
Das nahezu ständige Gefühl von Unzufriedenheit und permanenter negativer Stress, eine gewisse Aussichtslosigkeit - Du wirst sowieso nicht wirklich mit allem rechtzeitig fertig.
War ich früher seeeeeeeeehr stolz darauf was ich kann, wofür ich stehe, was ich leiste und wo ich arbeite
so muss ich mich heute zunehmend öfters dafür schämen, nein das ist jetzt kein Witz. Das schlechte Gewissen wurde zum permanten Begleiter.


*das ist das Einzige was gleich geblieben ist, die Übergabe am Patientenbett. ALLES andere gibt's nicht mehr, hat man gestrichen, wurde umstrukuriert, abgebaut, umgebaut....
 
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