Antibiosen richtig vorbereiten (Wirkungsverlust nach bestimmtet Zeit?)

MeredithGrey

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Innere Medizin
Hey:nurse:
Ich hab' mal eine Frage im Bezug auf das 'richtige' Vorbereiten von Antibiosen i.v.
Wir haben im Moment einige neue Kollegen auf Station, die ihre eigene Routine haben und demnach Infusionen "wie sie wollen"/wie sie Zeit haben für den nächsten Dienst aufflösen/vorbereiten.
So hab ich mal im Internet recherchiert, um zu erfahren wie lange man vor der i.v Gabe die Infusionen (Antibiotika) vorbereiten/mischen darf - allerdings bin ich nicht fündig geworden..
Eine andere Kollegin meinte mal, man dürfte Antibiosen niemals so früh auflösen (wir reden von einem Zeitraum von 5-6 Stunden), da ansonsten die Wirkung "verloren geht". Ist da etwas wahres dran?
Ich kann mir das ganze nicht so einfach vorstellen und ich weiß leider nicht mehr genau, was ich damals während der Ausbildung gelernt habe. :|

Ich hoffe ihr könnt mir da ein bisschen Klarheit schaffen. Eine Begründung dazu wäre ebenfalls super hilfreich!

Vielen Dank!
LG:-)
 
Im Beipackzettel (auch im PC) findest du ganz viele Infos dazu
 
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Eine Stunde vorher:
Hier aus dem Urteil:

"Die Klägerin, die nach ihrer Behauptung in
folge des Infusionszwischenfalles Dauerschaden, u.a.
eine rechtsseitige Teil-Parese davongetragen hat,
nimmt die Beklagte auf Zahlung eines Schmerzensgeldes
und Feststellung der Ersatzpflicht
für die eingetretenen und künftigen Schäden in Anspruch. Sie trägt
vor, die Infusionslösung sei bei ihrer Vorbereitung
durch die diensthabende Schwester verunreinigt worden.
Zu der bedrohlichen Insterilität sei es deswegen gekommen,

weil die Krankenschwester die Lösung nicht, wie es den
Anforderungen an die Hygiene entspreche, erst kurz vor
der Applikation, sondern jedenfalls länger als eine

Stunde davor zubereitet habe. In der Klinik der Beklagten war das damals, wie unstreitig ist, Aufgabe
der in der Zeit von 13.00 bis 20.00 Uhr auf Station
diensttuenden Schwester und vor dem Schichtwechsel
von dieser zu erledigen"


Nachzulesen z. B. unter
 
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Durch höchst richterliches Urteil festgelegt (BGH): ..."unmittelbar vor Verabreichung, maximal innerhalb 1 Stunde!" das betrifft alle Zubereitungen die IV, IM oder IA verabreicht werden. Bei lipidhaltigen Zubereitungen ist die Verabreichung unmittelbar nach Zubereitung ohne weiteren Verzug angezeigt!
 
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Im Beipackzettel (auch im PC) findest du ganz viele Infos dazu

Testweise habe ich jetzt mal bei 2 häufig auf unserer Station verabreichten Antibiosen in den Beipackzettel geschaut (Ceftriaxon & Tazobac): Da steht nix drin zur Zeitspanne.

Mich würde interessieren, wie vielen Kollegen die korrekte Zubereitung im erlaubten Zeitfenster tatsächlich möglich ist. Bei uns ist die erwähnte 1h-Spanne unmöglich einzuhalten und nicht praktikabel.
 
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Es ist Dir unmöglich, innerhalb von einer Stunde eine gerichtete Kurzinfusion anzuhängen? 8O

Was machst in dieser Zeit Unvorhersehbares, das mehr als 60 Minuten dauert?
 
Es ist Dir unmöglich, innerhalb von einer Stunde eine gerichtete Kurzinfusion anzuhängen? 8O
Richtig. Mir, und allen anderen Kollegen auf allen anderen peripheren Stationen auch, in jedem KH, in dem ich bisher gearbeitet habe.

Was machst in dieser Zeit Unvorhersehbares, das mehr als 60 Minuten dauert?
Unvorhersehbar ist davon nichts. Ich weiß genau, dass ich im FD und SD beim Richten von Medikamenten, egal welcher Darreichungsform, zig-mal von Patienten, Angehörigen, Klingeln und Telefon unterbrochen werde. Im ND ist es genauer zu planen.

Wie machen denn das diejenigen, die es schaffen? Steht ihr dann frühs beim ersten Rundgang im Stationsflur mit einem Wagen mit 30 Infusionen, und löst die direkt vorm Patientenzimmer auf, Stück für Stück? Oder wo/wie macht ihr das? Ich bin ehrlich, dafür haben wir weder Zeit noch Personal. Würde gerne wissen, wie es schaffbar ist, um meine Abläufe evtl. zu optimieren.
 
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Versetzte Zeiten, so dass die Infusionen ein wenig mehr über den Tag verteilt sind.
Auflösen mittels Überlaufkanüle, so dass ich mehrere Antibiosen in einem Rutsch auflösen kann. Oder andere Kurzinfusionen richten, während das Antibiotikum immer von einer Flasche in die andere läuft, bis sich die gesamte Trockensubstanz aufgelöst hat.
NaCl-Flaschen aus Kunststoff statt Glas (beim jetzigen AG), bei dem ich die Flüssigkeit im Strahl rausdrücken kann, wodurch sich im Tazobac kein "Wirkstoffkuchen" bildet.
Zeitnahes Auflösen, also nicht zum 19.00h Rundgang schon die Antibiosen für 21.00h mitnehmen.
Und natürlich hänge ich nicht bei allen 36 Patienten die Kurzinfusionen an, sondern jeder Kollege richtet die Antibiosen für seine Patienten.

Zugegeben, ich arbeite inzwischen in einer chirurgischen Abteilung, und die Medikamente wie Novamin oder Pantoprazol werden so früh wie möglich oralisiert, so dass nicht so sehr viele Kurzinfusionen anfallen, aber manche Antibiosen gibt es bekanntlich nicht in Tablettenform. Um die kommen wir nicht herum.
 
Möglicherweise habe ich ja was falsch verstanden, aber war die Frage der TE nicht, ob und wann Antibiose vor der Gabe auflösen darf?
Du fragst was einen davon 60 Minuten davon abhalten könnte, die Antibiose vor Ablauf von 60 Minuten zu geben?
Von mehrmals täglich lese ich nirgends was.
 
Man darf Infusionen grundsätzlich maximal 60 Minuten vor der Verabreichung richten, Antibiosen ebenso wie alle anderen. Die entsprechenden Quellen wurden weiter oben angegeben. Und ich habe die Erfahrung gemacht, dass dies im Regelfall auch zu gewährleisten ist.

Jillian erklärte jedoch, dass es in all ihren bisherigen Arbeitsverhältnissen und durch alle Kollegen (also grundsätzlich) unmöglich gewesen sei, Kurzinfusionen innerhalb einer Stunde nach Auflösen anzuhängen. Was bei mehreren Antibiotika-Gaben pro Tag eine erschreckend hohe Anzahl von Reanimationen bedeuten würde - denn das die Vorrang vor der Kurzinfusion hat, da gehe ich völlig mit Dir konform.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich möchte mich jetzt hier nicht verzetteln, aber ich mag mich auch ungern „vorführen“ lassen, indem sich über meine Beiträge lustig gemacht wird.

Reanimation war nur ein Beispiel von vielen.
Neuaufnahme eines aufwendigen Patienten wäre ein weiteres Beispiel.
Übernahme eines multimorbiden Pat. nach komplizierter OP (in Jillians Fall nach Endoskopie mit Nachblutung) wäre ein weiteres Beispiel.
Plötzlicher pflegerischer Mehraufwand bei einem Patienten (z.B. Incompliance) wäre ein weiteres Beispiel.
Notorische Unterbesetzung (zu viele nicht aufschiebbare Aufgaben bei zu wenig Zeit) könnte sich so auswirken?
…..

Wer schon mal auf einer ITS tätig war, weiss, dort ist es selbst bei 1:2 Pflege nicht selten, dass mehrmals pro Tag reanimiert wird (länger als 60 Minuten).

Auf einer IMC, die ich kenne, gibt es (haarsträubenderweise noch) eine 1:8 Pflege. Wenn von diesen 8 Patienten 3 schwerst pflegebedürftig, 3 komplett incompliant und die anderen 2 „anspruchsvoll“ sind, vergehen 60 Minuten in Null Komma Nix.

Auch auf den peripheren Stationen sind die Patienten doch in hohem Masse so multimorbide, dass sich das Personal fragt, wo die Zeit für die Versorgung hergezaubert werden soll und warum diese Pat. nicht wenigstens auf IMC liegen.

Dass es bei Jillian wirklich
nie klappt, interpretiere ich so immer noch nicht; dass könnte @Jillian gerne aufklären.

Man darf Infusionen grundsätzlich maximal 60 Minuten vor der Verabreichung richten, Antibiosen ebenso wie alle anderen.
Das wusste ich schon, aber danke.
 
Das habe ich zu Ceftriaxon gefunden:
Haltbarkeit der zubereiteten Lösung:Die chemische und physikalische Stabilität der gebrauchsfertigen Lösung wurde über 48 Stunden bei 2-8 °C bzw. 24 Stunden bei 25 °C nachgewiesen.
Aus mikrobiologischer Sicht sollte die gebrauchsfertige Lösung sofort verwendet werden.
Wenn die gebrauchsfertige Lösung nicht sofort verwendetwird, ist der Anwender für die Dauer und die Bedingungen der Aufbewahrung verantwortlich und die Lagerdauer sollte 48 Stunden bei 2-8 °C bzw.24 Stunden bei 25 °C nicht überschreiten, sofern die Zubereitung unter kontrollierten und validierten aseptischen Bedingungen stattgefunden hat .
Ich habe es mir angewöhnt ,die Antibiotika vor meinem Rundgang aufzulösen, die Patienten die Antibiose bekommen, werden zuerst aufgesucht, vor dem Zimmer wird das Infusionsbesteck angesteckt und entlüftet, dann wird die Infusion angeschlossen.
In den letzten 40 Jahren, die ich in der Pflege arbeite, ist es nur sehr selten vorgekommen, daß ich die 60 Minuten überschritten habe, in der so einige Antibiosen,verabreicht sein müssen.
 
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An einer eingenässten Schutzhose verstirbt der Patient nicht, auch wenn sie ohne Frage für ihn unangenehm ist. Und kein Angehöriger kommt zu Schaden, wenn ich ihm erkläre, warum ich allen Patienten (und nicht nur seinem erkrankten Familienmitglied) lebenswichtige Medikamente wie Antibiotika zeitgerecht verabreichen möchte und er hält noch 15-30 Minuten warten muss bis ich eine neue Flasche Wasser bringe. Ans Telefon wird bei externen Anrufen gegangen wenn gerade Zeit ist (Rettungsdienst bzw andere Kliniken mal ausgenommen).
 
Die Medikamente für einen Notkaiserschnitt und im Schockraum sind immer fertig. Die kann man nicht kurz vorher richten. Sie liegen im Kühlschrank bereit. Das geht gar nicht anders.
 
Notorische Unterbesetzung (zu viele nicht aufschiebbare Aufgaben bei zu wenig Zeit) könnte sich so auswirken?
Das ist wohl der Hauptgrund für die zeitliche Verzögerung und die anderen suboptimalen Arbeitsabläufe. Die Hälfte unserer Betten sind bereits gesperrt, aber wir sind weniger als die Hälfte unserer geplanten Besetzung. Rechne ich alle routinemäßig anfallenden Arbeiten, unaufschiebbare Aufgaben, Notfälle und die nebenher geschehende Einarbeitung neuer Mitarbeiter und Betreuung von Praktikanten hinzu, mit mir allein als exam. PK für meine Station (statt wie geplant 3), ist für mich nicht verwunderlich, dass ich meine KIs nicht zeitnah nach Zubereiten anhängen kann. Das Verständnis diverser Menschen würde sich arg in Grenzen halten, wenn ich ihr Anliegen abwimmle oder ignoriere mit dem Argument, dass ich jetzt meine KIs mache und keine Verzögerung dulden kann. So pingelig bin ich nur, wenn ich mit BTMs hantiere.

vor dem Zimmer wird das Infusionsbesteck angesteckt und entlüftet
Hierzu haben uns unsere Hygieniker die rote Karte gezeigt: Das (teilweise) Zubereiten von KIs auf dem Stationsflur sei unhygienisch und tunlichst zu unterlassen.
Auf die Frage, wie ich dann zeitnah alle KIs zubereiten UND anhängen soll, wenn schon ein Rundgang durch alle Zimmer 1-1,5h dauert, erntete ich seinerzeit nur ein Schulterzucken. Für mich ziehe ich daher den Kompromiss, die KIs unter möglichst sterilen Bedingungen zuzubereiten, dafür aber länger zu brauchen, bis sie am Patienten hängen.

Einen Kollegen, der das unter vergleichbaren Bedingungen konsequent in 1h schafft, hab ich im Leben noch nicht getroffen.
 
Das eine sind die (rechtlichen) Vorgaben, das andere die (pflegerische) Realität. Wie das zusammengebracht wird, interessiert ein Gericht kaum.
Wie sieht es denn mit Gefährdungsanzeigen zum Thema aus?
Der AG kann sich sonst billig aus der Verantwortung schleichen - habe doch davon nix gewusst.....
 
"Hierzu haben uns unsere Hygieniker die rote Karte gezeigt: Das (teilweise) Zubereiten von KIs auf dem Stationsflur sei unhygienisch und tunlichst zu unterlassen." Unsere Hygienikerin hat uns angewiesen, das Infusionsbesteck in die fertig aufgelösten Flaschen zu stecken, und erst vor dem Patientenzimmer das Besteck zu entlüften. das hat mit zubereiten nichts zu tun,und es gäbe keinerlei hygienische bedenken.
Da dies keine Zubereitung mehr sei. So unterschiedlich sind die Ansichten der Hygieniker.
Im Falle von Jillian, würde ich , bei diessen Zuständen,regelmäßig eine Gefährdungsanzeige schreiben.
Meine Erfahrung mit den Obrigkeiten hat mir gezeigt, dass alles was nicht schriftlich gemeldet wird, sofort vergessen wird, wenn es hart auf hart kommt.
 

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