Anleitung von Auszubildenden im 1. Einsatz

kräuterfrau

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03.10.2008
Beiträge
791
Ort
Neureut, Karlsruhe
Beruf
GuK, Candida BA Angewandte Pflegewissenschaften
Akt. Einsatzbereich
Innere Medizin, Gastroenterologie, DHBW Student
Funktion
Gerätebeaufragte
Hallo liebe Forum Gemeinde,

mein Start in den neuen Beruf ist geglüct. Ich habe auf einer inneren Station angefangen, die auch ein paar onkologische und palliative Betten hat. Das Patientengut ist hoch betagt, multimorbid. Die Personalsituation wie überall ausbaufähig.

Nun, obwohl ich vor ein paar Monaten selbst Auszubildende war, muss ich jetzt selbst die Schüler anleiten. Dabei ergeben sich für mich folgende Probleme:

1. Besonderes schwierig ist für mich die Schüler anzuleiten, die keinerlei Vorerfahrungen haben. Leider gibt es keine ausgewiesene Zeiten für die Anleitung und ich muss ca. 13-15 Patienten versorgen und dann im Vorbeigehen die Schüler im Blutdruckmessen, Dokumentetionssystemen, Grundpflege anleiten. Auch Sachen wie wo trägt man in die Kurve die Werte aus dem Frühdienst hin, und wohin mit den Werten aus dem Spätdienst.

2. Dabei komme ich an meine Grenzen, möchte aber immer in einem angemessenen Ton kommunizieren. Gibt es hierfür Tipps von den erfahrenen Praxisanleitern?

3. Ich verstehe, dass die Situation für viele junge Menschen ein Schock ist und dass sie ein bisschen Zeit brauchen um sich anzupassen. Was kann ich machen um sie zu motivieren?


Ich bin gerade Bezugsperson für eine Schülerin im 1. Einsatz. Ich habe ihr schon 3 Mal erklärt, dass die Werte (Puls, Temperatur, Schmerzintensität) in die linke Spalte gehören, wenn man sie im Frühdienst gemessen hat und in die rechte Spalte, wenn man sie im Spätdienst gemessen hat. Sie trägt alle auf den Grenzstrich zwischen den beiden Spalten ein. Wahrscheinlich weil sie mich nicht verstanden hat. Ich bin wirklich keine Schreckschraube. Aber das stimmt mich ein bisschen traurig.

Davor hatten alle Unterkursler einen Praxisanleitungstag, wo sie Stationsablaufübersicht bekommen haben, sich die Räume anschauen konnten und auch das Dokumentationssystem kennen lernen durften.

Ich habe ihr gestern als Hausaufgabe gegeben sich den Stationsablauf anzuschauen für den Frühdienst, sich zu überlegen was sie davon schon kann und einen ungefähren Plan für ihren Früdienst herzustellen.

Ich fühle mich mit der Aufgabe überfordert und möchte aber im Haus und auf der Station bleiben.

Wie geht ihr die anfängliche Anleitung an?
 
Hallo Kräuterfrau!

1. Wenn du dich überfordert fühlst, solltest du das ganz schnell mit deiner Stationsleitung besprechen. Denn diese hat doch die Entscheidung getroffen, dass du die Anleitung der Schüler auf ihrer Station machst. Frag sie mal, warum sie gerade dich dafür ausgewählt hat und bitte sie um Mithilfe. Wie ich lese, bist du noch relativ neu auf dieser Station und musst dort selber noch deinen Platz finden.
Teile ihr deine Unsicherheit mit und bitte sie, bei den ersten Anleitung dabei zu sein. Ebenso bei den Gesprächen, die nach einer Anleitung erfolgen sollten. Vor allem, wenn eine Schülerin sich nicht an deine Anweisung hält, benötigst du die Unterstützung deiner SL bei einem Kritikgespräch. Damit die Schüler merken, dass das, was du vermittelst richtig ist und genauso gemacht werden muss.
Bitte um die Zeit für eine adäquate Anleitung. Diese soll nicht nur aus "learning by doing" bestehen, sondern beinhaltet auch Zeit für Gespräche und Trockenübungen.

2. Wenn sich Schüler nicht an deine Anweisungen halten, suche das persönliche Gespräch in Form eines Kritikgespräches mit ihnen.
Das Gespräch sollte sachlich, konkret und konstruktiv, unter 4 Augen geführt werden. Lass die Schüler schildern, wie sie deine Anweisung verstanden haben. Da hörst du dann gleich, was von deiner Anweisung bei ihnen angekommen sind. Anschließend erläuterst du die Problematik der falschen Eintragung auf der Kurve. Das Ziel dieses Gespräches sollte sein, dass die Schüler die Aufgabe verstanden haben. Ihr einigt euch, dass die Eintragungen in Zukunft richtig gemacht werden und du das kontrollierst.

Erkundige dich nach einer Weiterbildung zur Praxisanleiterin. Das hilft dir viele Unsicherheiten abzubauen und bringt dir Sicherheit im Umgang mit Schülern und neuen Mitarbeitern. Dort lernst du Techniken der Anleitung und sehr viel im Bereich Gesprächsführung.

Lass den Kopf nicht hängen. Selbst wenn du nicht die Anleitung der Schüler nicht machen möchtest, ist das doch kein Grund die Station oder das Haus zu verlassen.

LG opjutti
 
Hallo liebe Opjutti,

das Gespräch mit der Stations/Bereichsleitung ist bereits gelaufen, an den Rahmenbedingungen wird sich in der nächsten Zeit kaum was ändern. Außerdem gehört Anleitung einfach dazu. Mit den Schülern, mit einem höheren Ausbildungsstand komme ich besser klar. Auf der Station werden wohl aber nicht nur diese eingesetzt.

Das Gespräch mit der Schülerin habe ich auch schon geführt. Es hatte wenig Erfolg. Mir gelingt es immer noch nicht den "anleitenden" Ton zu haben. Entweder komme ich mir zu streng vor, oder zu lasch.

Mute ich zu viel zu, wenn ich Nacharbeit zu Hause erwarte? Ist es böse, wenn ich sage "Ich habe es dir schon 3x erklärt, was davon ist dir genau nicht klar?"
Mit meinen Aufgaben abseits der Anleitung komme ich klar. Die Station ist so ein bisschen im Umbruch, was ich als Chance betrachte, denn ich kann mich bereits nach kurzer Zeit einbringen. Und Team ist auch OK. Ich bekomme da auch Unterstützung. Nur davon was mir Kollegen vorschlagen, ist nicht immer alles dabei was ich anwenden möchte. Sie meinen ich sei eher zu gutmütig.
 
Hallo Kräuterfrau,

es gibt keinen "anleitenden" Ton.

Ich finde es sehr schade, dass das Gespräch nix gebracht hat. War außer dir und der Schülerin noch jemand bei dem Gespräch anwesend? Habt ihr einen Konsens gefunden und diesen schriftlich fixiert?

Es gibt doch Regeln auf eurer Station, an die sich die Schülerin zu halten hat! Was sagt denn deine SL dazu?

Nacharbeit finde ich nicht das richtige Mittel, die Schüler zur Einsicht zu bringen. Mit so etwas hast du gleich einen negativen Ruf im Schülerbereich.
Sprüchen wie: "Ich habe es dir schon 3 x erklärt usw.", sind nicht sehr konstruktiv und könnten die Schüler eher blockieren, weil sie Unfähigkeit zum Ausdruck bringen und damit Angst erzeugen.
Inwieweit hast du ihr erklärt, was für Folgen ihre fehlerhafte Arbeit (Eintragung) nach sich zieht?
Bring sie mit "W"-Fragen zum Nachdenken und Reflektieren: Warum machst du die Eintragung anders?
Was könnte sein, wenn die Eintragung plötzlich anders gemacht wird?
Was für Folgen/Probleme könnten für den Patienten entstehen?
Was kann ich tun, damit du meine Anweisung besser verstehst?
Was glaubst du, warum die Eintragung so gemacht werden soll?
Welche Gründe können es sein, dass diese Eintragungen
genauso gemacht werden sollen?

Dann muss sie bei jeder Frage ihr Handeln erklären und du erkennst, wie weit sie die Anweisungen verstanden hat.
Bei unbelehrbaren Schülern gäbe es noch die Möglichkeit die Schule einzuschalten.

Versuche einen Weg zu finden, der sich in der Mitte bewegt. Es gibt Situationen, in denen muss man streng sein, aber es gibt auch Momente, das sollte die weiche Seite in den Vordergrund treten.

Alles Liebe weiterhin

opjutti
 
Hallo Opjutti,

es steht fest manche können es besser, manche schlechter.

Deine Ausführungen haben mir sehr geholfen.

Ich merke ich gehe das Thema vielleicht zu emotional an. Der Tenor bei meinen Kollegen war, das ist oft so und man muss schauen wie man das Beste daraus macht.


Ich frage mich nur warum solche Sachen keine Priorität haben. Das war der Inhalt des Unterrichts. Auch teilweise Fachterminologie. Aber das werde ich wohl in einem Gespräch nicht ändern können und mit meinem Wollen kann ich wohl nicht motivieren. Ich möchte auf keinen Fall eine Schreckschraube werden, die ihre Kinder zum Frühstück frisst.

Mir kommt das einfach als unmotiviert rüber.

Vielleicht ist mein Engagement zu hoch. Ich bin am Dienstag eine Stunde länger geblieben und 3 Azubis unser System erklärt+ Übungskurven ausgefüllt. Deswegen bin ich ein bisschen verärgert. Und ich sehe das bringt mich nicht weiter.
 
Ich hab die Leute immer erst mal nur mitgenommen und zuschauen lassen und peu á peu Arbeiten delegiert. Hat eigentlich immer gur funktioniert. Besser als i-welche Extraanleitungen. Es hat was von "Wir machen das gemeinsam".

Was du auf gar keinen Fall machen solltest: länger bleiben um deine, ev. überhöhten, Ideale doch nich umsetzen zu können. Das kann dich sehr schnell an deine physischen und psychischen Grenzen bringen. Den AG wird dieses unentgeltliche Engagement freuen. Nur für Gottes Lohn bekommst du nix.

Elisabeth
 
Hallo Kräuterfrau, die Antworten von opjutti find ich schon ganz gut. Mir ging es auf Normalstation auch so, dass ich relativ früh als Frischexaminierte Schüler an die Hand bekam und mir der Umstieg von Schüler auf jetzt Examinierte schwer gefallen ist. Aber du wächst da rein, stress dich jetzt am Anfang nicht so. Sicher ist es schade, dass die Schülerin es nicht umsetzt, so wie du ihr es sagst. Versuch es mal mit den Fragen, die opjutti geschrieben hat: Warum schreibst du die Vitalzeichen in die Mitte? Vielleicht kannst du ja auch noch eine erfahrenere Kollegin mit einbeziehen, sie fragen, was sie machen würde. (Bitte entschuldigt die fehlenden Absätze, meine Entertaste funktioniert hier beim Antworten nicht!).
 

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