14.01.2008 - 3SAT - 20.15 Uhr: Auf Leben und Tod

narde2003

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Die Heilmittel sind ein Teil der Krankheit selbst', stellte einst der Literat Oscar Wilde fest. Dass diese Einsicht so falsch nicht ist, belegt 'Tödliche Keime'. Die erste Folge der vierteiligen Fernsehdokumentation 'Auf Leben und Tod - Sternstunden der Medizin' zeigt auf spannende Weise, wie die Heroen der westlichen Medizingeschichte durch akribische Beobachtung, riskante Experimente oder auch durch bloßen Zufall der Diagnose und der Therapie von Infektionskrankheiten auf die Spur gekommen sind.

Die Geburt war nie ein Kinderspiel. Noch bis zu Beginn des 18. Jahrhunderts starb jeder dritte von zehn Säuglingen in den ersten Wochen, oft wurden sie zeitgleich mit ihren Müttern begraben. Vor allem in den großen Universitätskrankenhäusern fielen die Frauen massenhaft rätselhaften Infektionen zum Opfer. Der erste Mediziner, der das Kindbettfieber nicht als 'gottgegeben' akzeptierte, war 1846 Ignaz Semmelweis in Wien. Als sich ein Kollege in der Pathologie mit einem Seziermesser leicht verletzte und daran qualvoll starb, fand er die Ursache für den Tod der Wöchnerinnen: Sie wurden während der Untersuchung durch die Mediziner infiziert, die zuvor Leichen obduziert hatten. Der Tod klebte an den Händen der Ärzte. Semmelweis wies die Kollegen an, sich die Hände mit Chlorkalklösung zu waschen - mit Erfolg: Die simple Desinfektionsmaßnahme bewahrte hunderttausende Frauen vor dem Kindbettfieber.

Schutz vor Infektionen! Entscheidend in dieser großen Erfolgsgeschichte der Medizin ist - neben der Hygiene - die Entdeckung der Immunisierung. Als ihr Begründer gilt ein einfacher englischer Landarzt: Dr. Edward Jenner, der Bezwinger der Pocken. Ende des 18. Jahrhunderts beobachtete er, dass Melkerinnen, die bereits an harmlosen Kuhpocken gelitten hatten, sich nicht mit der tödlichen Krankheit ansteckten. Darum wagte Jenner 1796 einen riskanten Versuch: Er infizierte einen Bauernjungen erst mit der Absonderung aus den harmlosen Kuhpocken einer Melkerin und sechs Wochen später mit Variola Vera, dem Pockensekret eines Todkranken. Das beispiellose Experiment gelang: Der Junge blieb gesund, die Schutzimpfung hatte ihn gegen die Pocken immunisiert. Edward Jenners Gartenhaus in der englischen Provinz wurde zur ersten Impfstation der Geschichte.

Allerdings: Jenner wusste weder, wie sein Impfstoff wirkte, noch kannte er den Erreger. Die Welt der Mikroben war noch nicht entdeckt. Und es sollte noch rund 50 Jahre dauern, bis sie Louis Pasteur in Paris unter das Mikroskop nahm. Bei Forschungen für die Alkoholindustrie fand er heraus, dass Hefebakterien Rübensaft zu Schnaps vergären, Essigbakterien ihn aber ungenießbar machen. 'Wenn Bakterien Alkohol verderben', fragte sich Pasteur, 'können sie dann nicht auch den Menschen krank machen'? Mit dieser Frage im Kopf widmete er sich der Erforschung der Tollwut und entwickelte einen Impfstoff aus dem Rückenmark tollwütiger Kaninchen. 1885 testete er ihn erstmalig an einem Menschen. Das Ergebnis war eine Weltsensation: Joseph Meister, ein vierzehnjähriger Junge, den ein tollwütiger Hund vierzehn Mal gebissen hatte, wurde wieder gesund. Die Krankheit war besiegt.

Schon drei Jahre zuvor untersuchte Pasteurs Freund Robert Koch in Berlin die Keime der Lungentuberkulose. Doch wie sich zeigen sollte, können zwischen Krankheitsbestimmung und Therapie Jahrzehnte liegen: Erst ganze 61 Jahre nach Kochs Erforschung der tödlichen 'Armeleutekrankheit' - zwischenzeitlich half die Entdeckung der 'X-Strahlen' durch den Physiker Wilhelm Conrad Röntgen sie besser zu diagnostizieren - gelang es in den USA, ein Antibiotikum herzustellen, mit dem die 'Schwindsucht' ausgerottet werden konnte.

Info: Gedreht an historischen Schauplätzen.

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