Ich muss mir hier auch etwas von der Seele schreiben.
Ich bin Schülerin im 1. LJ und befinde mich grade in meinem ersten Einsatz. Ich liebe meine Ausbildung und bekomme oft Bestätigung , dass ich sehr gut arbeite und ich die Patiente toll behandle. Ich bin offen und bin einfach glücklich bei meinen Patienten.
Ich kann "viel ab", z.B. wenn wir Apoplex Patienten haben, die einfach nur liegen und kaum etwas von sich geben, oder andere schwerkranke Patienten. Aber nun ist etwas in mein Leben getreten, dass ich bisher einfach nicht wahrhaben wollte.
Letzte Woche, als ich Spätschicht hatte, hat meine Kollegin eine Patientin tot aufgefunden. Als ich es nur hörte, fing mein Puls an zu rasen. Ich bekam Panik.Ich dachte nur "bitte nicht jetzt, bitte nicht hier, nein...!" und verspürte nur Angst. Ich sah von weitem, wie sie sie in ein leeres Zimmer schoben. Sie haben sie auch dann versorgt.
Erst wollte ich sie nicht sehen. ich hatte so ein schreckliches Gefühl in meinem Körper, alles sträubte sich dagegen da rein zu gehen .Ich hatte vorher noch niemals mit dem Tod eines Menschen zu tun gehabt. Und irgendwie diese reale Tatsache einfach weggeschoben.
Später habe ich sie mir angesehen, auch kurz berührt. Ich war einfach nur Angsterfüllt...traurig...und sah immer wieder in meinem Kopf ein bestimmtes Bild von ihr.
Die Tage darauf waren schrecklich. Ich habe dauernd geweint...Sie war jeden Tag in meinem Kopf ich habe kaum geschlafen, hatte Alpträume. Obwohl ich sie 2 Wochen ca. nicht mehr gesehen habe, sie kam nämlich nochmal auf Station, nachdem sie schonmal da war.
Einige Tage später ging es mir schon besser, dann kam der nächste Schlag. Da war eine Dame, die ich sehr mochte und sie mich. So schlecht es ihr auch manchmal ging, wenn ich kam, lächelte sie. Nahm meine Hand...und Streichelte einmal mein Gesicht . Und genau dieses Bild kann ich nicht vergessen. Wie sie lächelte. Wie ich mich mit ihr unterhalten habe, wenn ich bei ihr im Zimmer war. So kleine Dinge. Am tag, wo sie starb , Half ich ihr beim Waschen. Ihr ging es schlecht, sie konnte nicht viel mitmachen und wollte sich hinlegen. Verschluckte sich auch beim Mundausspülen... Wo ich mir dummerweise einmal Gedanken machte, ob ich damit nicht ihren Tod gefördert hätte, als ich ihr dann auf den Rücken geklopft habe o__o aber von dem Gedanken habe ich mich verabschiedet...Ich habe sie soweit es ging frisch gemacht und habe sie danach nicht mehr gesehen, weil ich bis nach dem Frühstück bei anderen Patienten war.
Dann klingelte es in ihrem Zimmer. Ihre Tochter rief um Hilfe. Ich rief die anderen Schwester. Danach funktionierte ich nur noch. Ich sah sie, wie ihre Tochter sie im Arm hielt. Ihr Gesicht ohne Leben, sah irgendwie blau aus, sie war schlaff. ich zog die andere Patienten mit ihrem Bett aus dem Zimmer. Ich zitterte am ganzen Körper und die Tränen drückten in meinen Augen. Die anderen Schwestern holten den Defi, die diensthabende Ärztin stürmte rein. Ich hörte nur den Defi.
Ich kümmerte mich um die andere Patientin. Sie fragte: "Wird Frau XY nun sterben?" . Ich schaute sie an, konnte nichts sagen...
Sie starb dann auch. Aber ich wollte sie dann nicht mehr sehen... Ich konnte es einfach nicht. Ich sträubte mich wieder im Inneren. Und da war wieder dieses ekelhafte, kalte Angstgefühl.
Als ich dann später, nachdem ich was geholt hatte, wieder in die Station kam, sah ich diese verhasste Blechbüchse, in der die Toten abgeholt wurden. Dieses Ding macht mir Angst. Immer wenn es mir entgegenkommt, bekomme ich Angst und Gänsehaut.
Tage nach ihrem Tod weinte ich viel. Hatte Angst vor dem Tod. Davor, dass Menschen die ich Liebe sterben, davor dass ich sterbe. Ich hasse den Tod . Aber er ist real und er umgibt mich nun tagtäglich.
Ich muss immernoch oft an sie denken, und daran wie sie mich anlächelte und meine Wange streichelte . Wie sie sprach, alles. Aber es wird mit jedem Tag einfacher.
Trotzdem habe ich Angst vor dem nächsten Toten.
Wird es für mich Routine oder werde ich immer wieder so leiden? Wann werde ich mich endlich trauen einen Verstorbenen mal zu versorgen und nicht so eine extreme Angst zu haben? Davor habe ich wirklich richtig Panik.
Der Tod ist für mich was kaltes, endgültiges und angsterregendes...ein schlimmes Schicksal. Ich kann es irgendwie nicht als Erlösung sehen für die alten Menschen...und bei den jüngeren...ohje ich will garnicht daran denken...
Zwischendurch kam mir der Gedanke, dass ich vielleicht in meinem Beruf nicht richtig bin. Aber da weiss ich, dass der Gedanke falsch ist. Ich liebe diesen Beruf. Nur der Tod schränkt meine Freunde manchmal ein.
Ich rede mit meiner Mutter oft darüber...aber das reicht mir nicht...Ich muss für mich und meine innere Einstellung eine Lösung finden. Um nicht immer diese schlimmen Bilder und Gedanken zu haben...
Ich hoffe es klappt eines Tages?