Warum zu noch unfaireren Bedingungen arbeiten?

novalgin

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Hey. Ich hab da mal ne frage, die eventuell als dumm oder verletzend aufgenommen werden könnte.

Aber warum arbeiten eigentlich noch so viele leute für Helios und co.? 20pat auf normalstation allein im fd, 4-5 intensiv patienten pro pp? Unterdrückung von betriebsräten... für mich klingt das so schrecklich, dass ich mir nie vorstellen könnte woe es ist dort zu arbeiten.

Selber hab ich es nie kennengelernt und hab als Stadtbewohner auch immer die auswahl gehabt, aber an unikliniken oder auch bei anderen sind die Arbeitsbedingungen doch deutlich besser (wenn auch nicht gut!!)? Und die such doch auch alle personal wie verrückt.

Also bitte nicht falsch verstehen, ich Frage ernsthaft aus interesse. Kein Vorwurf.
 
hab als Stadtbewohner auch immer die auswahl gehabt
genau dass ist der Punkt. Viele die auf dem land wohnen, haben eben nicht diese Auswahl, in meiner Heimat gibt es nur 2 Krankenhäuser im Umkreis von 40 km und die gehören nunmal einem Klinikkonzern an, ansonsten gibt's noch ambulante Pflegedienste oder Altenheime die deutlich schlechter bezahlen. Von daher hat man eben nur die Auswahl zwischen Pest und Cholera.
Hier wo ich jetzt wohne, also in der Metropolregion, habe ich mindestens 10 Kliniken im Umkreis von 40 km zur Auswahl, da kann man sich natürlich die Lorbeeren rauspicken.
 
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Ich hatte 5 Krankenhäuser zur Auswahl als ich mein FSJ machen wollte:

KH A: Wir stellen keine Buddhisten ein. Wir können einen nicht Christen auf keinen Fall auf Christliche Patienten loslassen.

KH B: Oh Herr XY, wir wollten sie eigentlich anrufen das wir derzeit nicht einstellen. Weil sie jetzt umsonst zum Bewerbungsgespräch gekommen sind, dürfen sie sich dafür einen Keks nehmen (kein Witz)

KH C: Wir würden Sie gerne einstellen, aber wir können ihnen leider selbst nicht die FSJ Vergütung von 255€ monatlich zahlen. Ein Wertausgleich in Form von kostenlosen Essen oder Unterbringung in dem Mitarbeiter Wohnheim können wir uns auch nicht leisten. "Sie dürfen aber gerne für Umsonst für uns arbeiten"

KH D: Es tut uns Leid das wir uns erst nach 8 Monaten bei ihnen melden... bla bla bla... Oh sind jetzt bereits in einem FSJ? Möchten sie ihr jetziges FSJ abbrechen und zu uns kommen?

KH Helios: (2 Tage später) wann möchten sie bei uns anfangen?


Seit ich jetzt bei Helios bin, bin ich immer gut behandelt worden und die Arbeitsbedingungen waren besser als beim TE beschrieben. Bezahlung könnte immer besser sein aber ich bin bescheiden und wurde im RD noch schlechter bezahlt (als RAiP/RS anstatt als 3. Mann als 2. Mann eingesetzt und gleichzeitig aber nur als RAiP 870€ Brutto bezahlt worden). Und da Helios mich weiterhin gut behandelt werde ich Helios treu bleiben auch wenn die Bedingung irgendwo schöner sein sollten.
 
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Hallo Novalgin!
Diese Frage habe ich mir auch schon oft gestellt. Ich habe selbst mal für Helios gearbeitet, unter Bedingungen, die selbst Günter Walraff so nicht gesehen hat.
Viele (tolle, kompetente) Kollegen bleiben dort, weil etwas Neues vermutlich noch mehr Angst macht. Frei nach dem Motto: Der Teufel, den man kennt, ist besser als der, den man nicht kennt.
Ich sage jetzt mal ganz ketzerisch, dass man sich mitschuldig macht, wenn man da arbeitet. *schnellweg*
 
Ich wage mal anzuzweifeln, ob man das so verallgemeinern kann.... ich war bei einem kirchlichen Träger, .... war jetzt auch nicht so der Burner.... das benachbarte KH des gleichen Trägers hatte jedoch viel bessere Bedingungen, bei gleicher PDL und GF.... da fragt man sich auch, wie das sein kann....
 
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Woanders ist es auch nicht besser.......nur anders.....;-)
Ansonsten weiß ich nicht, warum jemand aus der Einöde nicht wegzieht, um ein bißchen mehr Auswahl an potentiellen Arbeitgebern zu haben?
 
Ich wage mal anzuzweifeln, ob man das so verallgemeinern kann.... ich war bei einem kirchlichen Träger, .... war jetzt auch nicht so der Burner....
Sehe ich ähnlich; ich war auch früher lange in einem KH, das zur Diakonie gehörte. Wurde dann verkauft an eine private Klinikkette (aber nicht Helios). Im Prinzip hat sich dann eigentlich wenig geändert, schlecht war es vorher schon (geworden), das ging über die Jahre schleichend immer mehr bergab. :-( War echt mal ein tolles Haus zum arbeiten.
Woanders ist es auch nicht besser.......nur anders.....;)
Seh ich nicht so. Aus meinem alten Team sind damals mehrere Kollegen gleichzeitig gegangen, als die oben beschriebene Übernahme nahte... was man von denen so hörte, ging es denen eindeutig besser (2 waren an ein städtisches Klinikum gegangen).
Ansonsten weiß ich nicht, warum jemand aus der Einöde nicht wegzieht, um ein bißchen mehr Auswahl an potentiellen Arbeitgebern zu haben?
Kann ja z. B. auch sein, daß man gebunden ist? Z. B. ein Haus hat?
 
Gut, das kann natürlich schon sein........prinzipiell kann aber jeder Mensch oder jede Familie sich überlegen, in eine attraktivere Gegend zu ziehen.
Nicht irgendwo aufs platte Land, wo es egal in welcher Branche kaum Arbeitsplätze gibt....
 
Gut, das kann natürlich schon sein........prinzipiell kann aber jeder Mensch oder jede Familie sich überlegen, in eine attraktivere Gegend zu ziehen.
Nicht irgendwo aufs platte Land, wo es egal in welcher Branche kaum Arbeitsplätze gibt....


Naja - die Gegend ist ja oft eben nicht attraktiver, sondern vielleicht der Arbeitsplatz. In den Ballungsräumen sind die Mieten sehr viel höher, vor allem in den netteren Wohngegenden und wenn Kind und Kegel dranhängen, kann man eben nicht mal eben umziehen. Wir sprechen ja auch nicht von riesigen Gehaltsunterschieden, sondern von vielen kleinen Kröten, die man schlucken muss. Und wenn das Mehr an Gehalt dann für die Miete drauf geht, dann lohnt es eben nicht. Sofern man überhaupt eine Wohnung findet, die nicht luxussaniert wurde, was in vielen Metropolen ja zunehmend ein Problem wird.

Wenn ich Kinder habe und ein funktionierendes Netzwerk, kann ich auch nicht mal eben wegziehen, weil ich meiner Arbeit nicht nachkommen kann, wenn ich kein Betreuungssystem habe.

Mal eben umziehen und seinen Lebensmittelpunkt komplett verlagern, kann man nur als Single.
 
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