Hallo Keksdose,
die Umbenennung erfolgte im Rahmen der Neuordnung des Krankenpflegegesetzes.
Es ging zum einem darum sich von dem anachronistischen "Schwester" zu verabschieden, um endgültig den Weg hin zu einem professionellen Beruf und weg von der christlich geprägten Vergangenheit der Ordensschwestern und Diakonieschwestern zu finden. Dieses damalige Berufsbild und die Auffassungen, die damit verbunden verknüpft wurden, waren geprägt durch das Frauenbild zu Ende des 19ten und Beginn des 20ten Jahrhunderts, d.h. der dienenden, gehorsamen und pflichtbewußten Frau, die sich im christlicher Tugend für ihre Mitmenschen aufopfert. Wobei das Bild sehr patrichial geprägt war, der Mann war der Arzt, die Schwester die ihm unterstehende und befehlsempfangende Frau. Dieses Bild wurde durch die braune Schwesterschaft des Nazi-Regimes noch unterstützt, während es in den 20iger Jahren des letzten Jahrhunderts erste emanzipatorische Prozesse der freien Schwesterschaften unter Agnes Karll gab.
Die Pflege hat sich bis weit in die 50iger Jahre dieses Bild erhalten und sich als Anhängsel der Ärzte verstanden. Aus diesem Grunde kam es in den 80iger Jahren zu massiven gegenläufigen Bewegungen, das Pflegende die übernahme ärztlicher Tätigkeiten (Blutennahmen, Infusionen etc.) ablehnten. Dies wird nun wieder angeheizt durch die Diskussion der "starken Schwestern", wie sie vom Helios Konzern propagiert werden. Es handelt sich also um eine durchaus sehr kontrovers geführte Diskussion, was den Pflege in seinem Selbstfindungsprozess denn ist.
Die Robert-Bosch-Stiftung hat in einige Veröffentlichungen (Pflege neu denken, Pflege braucht Eliten) dazu Stellung bezogen und weitreichende Forderungen gestellt. Diese betrafen zum einem auch die Berufsbezeichung, gingen aber auch über in eine mehrstufige Ausbildung - vom Krankenpflegehelfer, zur GuK bis hin zum universitären Master of Nursing und Nursing Science. Dem ist der Gesetzgeber in Bezug auf die Namensgebung gefolgt, aber nicht in Bezug auf die mehrstufige Ausbildung.
Im weiteren greift der Name einen Paradigmenwechsel auf, d.h. die Sichtweise wurde geändert auf einen gesundheitsfördernde Pflege, die auch den Charakter der Prävention in sich trägt, als auch die wiederherstellung von Gesundheit und nicht nur die Pflege und Versorgung kranker Menschen. Aus diesem Grunde haben sich z.B. schon Krankenhäuser ins gesundheitszentren umbenannt, denn es geht um eine positivere Sichtweise. Diese soll gelenkt werden auf Gesundheit und nicht Krankheit.
Ich hoffe das erklärt dir einiges.
Cheers
Ingo
