Unglücklich nach Stationswechsel

tictac

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08.12.2010
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Beruf
Krankenschwester
Hallo liebe Kollegen, sitze hier und bin zurzeit ziemlich traurig. Habe Ende letzten Jahres meinen Arbeitsbereich gewechselt. Habe mehrere Jahre psychiatrisch gearbeitet und bin jetzt zurück in die Pflege. Der Grund? Bin noch jung und dachte, das kann nicht alles gewesen sein, ich muss nochmal was anderes machen...Magensonden und DK´s legen, mit Infusionen umgehen, etc. Habe mich auch darauf gefreut. Und jetzt? Ich fühle mich nicht wohl und komme da einfach nicht an. :cry: Bin eigentlich ein sehr offener Mensch. Mir macht die Arbeit keinen Spaß, weine schon, wenn ich die Klinik betrete (obwohl mir die noch von meiner Ausbildungszeit bekannt ist). Fühle mich schon bei Kleinigkeiten überfordert, auch, wenn nicht viel los ist auf Station. Mein altes Team war wie eine 2. Familie für mich, wir hatten viele Männer im Team und viele ältere Kollegen, mit denen ich gut reden konnte. Es gab zwar auch mal Meinungsverschiedenheiten, aber nie Grüppchenbildung oder große Zickerein. Das Team, in dem ich jetzt bin, ist überwiegend sehr jung, zwar nett, aber ich habe das Gefühl, dort nicht reinzupassen. Wer von euch mal in der Psychiatrie gearbeitet hat weiß, dass dort ein anderer Schlag Mensch arbeitet, viel trockener Humor, selber etwas schräg,:freakjoint: sehr offen gegenüber neuen Kollegen... man gehört halt gleich dazu. Habe mich damals auch gleich von Anfang an dort wohl gefühlt. Das fehlt mir so! Ich weiß nicht, was los ist, so kenne ich mich nicht. Die Kollegen denken bestimmt, ich bin total bescheuert. :schraube: Habe mich schon vor lauter Verzweiflung ein paar Tage krank schreiben lassen. Das habe ich früher nie gemacht, bin eigentlich immer gerne zur Arbeit. Ich will auch arbeiten... Was soll ich denn Zuhause??? Ich vermute, dass das bei mir Kopfsache ist, kann die neuen Kollegen nicht richtig an mich ranlassen... Ich denke mir immer nur: "Ich bin hier nur Gast, mein Team ist woanders". Zurück in die Psych möchte ich nicht.... die Blöße gebe ich mir nicht nach so kurzer Zeit!


Ach Mensch.... jetzt brauche ich erstmal eine Zigarette!


Lg tictac :nurse:
 
Warum denkst Du, Du gibst Dir eine Blöße, wenn Du zurück gehst?

Man darf sich doch irren, oder? Und dann sollte man seinen Fehler korrigieren.
Du hast es probiert, es war nicht das richtige, fertig.
Vielleicht freuen sie sich ja total , wenn Du wiederkommst.
Ich finde nicht, das man sich etwas vergibt, wenn man dahin zurück geht, wo man sich wohlgefühlt hat und "zuhause" war.

Manchmal passt es eben nicht und man muß sich nicht überall durchbeissen und irgendwas aushalten, finde ich.
 
Hallo Tictac,

manchmal muss man in die Ferne schweifen um zu merken, dass es zu Hause doch am schönsten ist....

Wenn die Psychiatrie das ist, wo du dich wohl und sicher fühlst, dann bleib da !!! Nicht jeder muss und kann in der Pflege arbeiten, genausowenig wie jeder in der Psych arbeiten kann...... Dafür gibt es in unserem Beruf doch soooooviele Bereiche, dass jeder sein Nest findet.
Hör doch mal nach, ob deine Stelle noch zu haben ist.... das hat ja nichts mit Fehler oder Versagen zu tun.
Du hast es probiert und gemerkt, wo du hin gehörst - nun kannst du dich doch entspannt zurücklehnen und deinen Beruf geniessen, in dem Wissen, dass es genau das ist, was dir liegt und du angekommen bist.

Heute ist "angekommen zu sein" immer behaftet mit "Stillstand und Ende" - aber Zufriedenheit ist doch soviel mehr wert als ständige Veränderung und hektische Neuerungen...

Zu Erkennen, dass ein Weg falsch ist und ihn weiterzugehen ist doch dumm.
Wer A sagt, muss NICHT B sagen, er kann auch erkennen, dass A falsch war.

Ich wünsch dir die richtige Entscheidung
Malu68
 
Malu - Du hast das viel schöner geschrieben, als ich. :cheerlead:
 
Nach wieviel Wochen kann man sagen, dass man angekommen ist? Reichen da 4 Wochen?

Elisabeth
 
Nach vier Wochen weiß man, ob einem die Arbeit Spaß macht oder nicht.
 
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Reaktionen: anne-marie93
Ja, manchmal reichen schon ein paar Tage!!!!

Hier geht es ja nicht um das Fachliche - da reichen 4 Wochen sicherlich nicht - aber es geht um das Zwischenmenschliche und die Athmosphäre.
Wenn für einen selbst das gewisse Etwas fehlt, hilft es nicht noch länger abzuwarten.

Dieses Gefühl kennt vllt nicht jeder, aber wer´s spürt, weiß genau, ob er am rechten Platz ist oder nicht.
Vor allem, wenn man weiß, wie es vorher war....

Malu68
 
Das würde ich so nicht sagen. Manchmal ist es auch das absolut Unbekannte, was einen verunsichert. In 4 Wochen hat man vielleicht mal ein bisschen was gesehen... aber ob das Fachgebiet zu einem passt, da braucht es mehr.

Ich wollte ehedem nach 4 Wochen auch abbrechen und musste mir die Frage gefallen lassen, was ich denn überhaupt über das neue fachgebiet wisse? Nix. Ich war bis dahin nur am vergleichen gewesen im Sinne der selbsterfüllenden Prophezeiung. Das hat die Kollegen sehr irritiert, um net zu sagen: abgestoßen. Um anzukommen in einem völlig fremden Fachbereich braucht es mehr als 4 Wochen. Bei mir hat es stets zwischen 6-12 Monaten gedauert. 6-12 Monate, die angefüllt waren mit viel autodidaktischem Wissenserwerb.

Von daher: tictac muss slebst schauen, was ihr wichtig ist und wo sie ihre Prioritäten sieht.

Elisabeth
 
Ich sehe es ähnlich wie Elisabeth - man sollte sich selbst Zeit einräumen, um sich auf die neue Situation einzustellen. Neues, Ungewohntes macht Angst. Eine gewisse Anspannung ist da normal.

Andererseits hab ich auch schon mal nach acht Wochen den Arbeitgeber gewechselt, weil da einfach zu viele Probleme auftauchten. Das war ein ganzes Dutzend Baustellen. Dennoch wäre ich vielleicht etwas länger geblieben, hätte ich nicht nur sechs Wochen Probezeit gehabt. Ich wollte die kurze Kündigungsfrist ausnutzen.

Ich stimme Euch insofern zu: Es ist keine Schande, zuzugeben, dass man eine falsche Entscheidung getroffen hat. Nur sollten Entscheidungen nicht aus einem augenblicklichen Tief heraus gefällt werden.
 
Ich hab selbst auch vor 11 Monaten nach 12 Jahren die Fachrichtung gewechselt.
Mir war nach wenigen Tagen klar, dass ich mich wohl fühle und bleiben will - obwohl ich fachlich vor komplettem Neuanfang stand.
Dieses Gefühl hatte auch nichts mit dem Fachlichen zu tun, aber die Athmosphäre stimmte, die Kollegen haben mich offen empfangen und ich hab mich einfach wohl gefühlt. Alternativ hatte ich mich für eine andere Station beworben und ich weiß heute genau, dass das nix gegeben hätte - weil da eben genau dieses Gefühl völlig fehlte.

Dieses Gefühl hatte ich schon öfter - auch in meiner Ausbildung. Stationen -unabhängig vom Fachgebiet - auf denen ich mich überhaupt nicht wohl gefühlt habe und der Einsatz der letzte Krampf war und ebenso andersrum.
Das spürt man eben in dern ersten Tagen - ich bin allerdings auch bekennender Bauchmensch.

Mit Vergleich hat das galub ich wenig zu tun.
Eher damit, dass tictac vllt gar nicht wirklich wechseln wollte und damit auch nicht offen ist für einen Neuanfang.
Ich höre da so zwischen den Zeilen, dass sie gewechselt hat, "weil man ja noch jung ist und auch mal was anderes machen muss...."

Und da sag ich: Ne, muss man nicht.... Zufriedenheit ist auch was schönes. (s.o. *3)

Malu68
 
Liebe tictac,
vor ungefähr drei Jahren ging es mir ähnlich wie dir... ich habe von einer "kleineren" Psychiatrie auf eine hämatologische Onko in nem Haus der Maximalversorgung gewechselt... totales Kontrastprogramm also... und ähnlich wie du hab ich hier im Forum nach wenigen Tagen/ Wochen mein Herz ausgeschüttet, ich war der Meinung ich werd auf der Station niemals glücklich, hab mich gefragt ob ich zurück soll, wie das denn aussieht nach so kurzer Zeit, hab geweint, war unzufrieden mit mir und der Welt usw... Mein Ehrgeiz war größer als das Heimweh und siehe da, nach drei, vier Monaten wollt ich nie wieder weg... (Inzwischen bin ich wieder in der Psych, allerdnigs aus anderen Gründen:))
Also, wenn du kannst dann gebe dir noch ein wenig Zeit um dich zu aklimatisieren! Und wenn es nicht mehr geht, dann komm wieder "nach Hause", dein Team wird sich sicher freuen- wichtig ist doch das du glücklich bist!
Alles Gute für Dich!
Verena
 
Hallo, erstmal Danke für eure Antworten! Erstmal muss ich sagen, dass ich Elisabeth zustimme, wenn sie sagt, es braucht mehr als 4 Wochen, um sich in einem neuen Fachgebiet richtig einzufuchsen. Und natürlich, Veränderungen und neue Dinge machen oft Angst. Ich selbst bin ein Mensch, der schnell merkt, ob er sich in einem Team wohl fühlen kann oder nicht. Dazu muss ich die Leute nicht erst Monate kennen, ist so ein Bauchgefühl. Keine Frage, nett sind sie aber irgendwas fehlt... wahrscheinlich der ungezwungene, lockere und derbe Humor, die vielen älteren Kollegen (um die 40, 50 rum), die mir, wie "Muttern" mal den einen oder anderen guten Rat gaben. :bussis: Natürlich sollte man nicht alleine davon seine berufliche Zukunft abhängig machen und ich möchte nicht in 20 Jahren bereuen, nichts anderes ausprobiert zu haben. So heute Abend denke ich, ich möchte eigentlich noch nicht aufgeben. Vielleicht sollte ich jetzt zwischendurch nochmal in einem anderen Fachbereich hospitieren... sind ja momentan überall Stellen frei. Jetzt gleich wieder in die Psych zurück würde mich auch nicht 100% zufrieden stellen. Der Weg dort raus, war für mich emotional gesehen lang und schwierig, das soll jetzt nicht alles umsonst gewesen sein.

Und ob mich mein Weg durch die "Somatik" irgendwann wieder zurück in die Psychiatrie führt, wer weiß... Wie waren die letzten Worte meiner ehemaligen PDL: "Alles geht irgendwie seinen Weg..." :wink1: Und dann hat sich auch dort wieder vieles geändert.


LG :nurse:
 
hallo

ich kann dich gut verstehen, nach 4-5 Jahren in einer kleinen Psychiatrie wollte ich auch zurück in die wirklich Medizin bzw. Pflege ........

leider war ich so größenwahnsinnig in einer Zentralambulanz zu landen, zu der Zeit noch möglich ....... leider ist das falsche Wort, denn es wurden 21 Jahre raus

aber die ersten drei Wochen sagte ich meinem Mann jeden Tag beim Nachhausekommen " Da geh ich nie wieder hin"

Ich war nie die Theoretikerin, ich liebe es mit Menschen umzugehen, ich kenne mein Wissen ...... heute, aber in klaren deutschen Worten, ich kann keine theoretischen Vorträge halten ........ obwohl ich das große Latinum habe

Tossy in Kabine drei, kümmers du dich schon mal ...... ja sicher Alabama, Florida, Bahamas was wußte ich denn was eine Tossy war

Weber C in Kabine 2 machst du schon mal alles fertig ........... oh je von welchem Körperteil reden wir hier

jeden Abend mußte ich den Pschyrembel wälzen um mich nicht zu sehr zu blamieren, weil ich natürlich nichts sagte und immer versucht habe einen intelligenten Gesichtsausdruck aufzusetzen

ich lebte nur vom Klauen .... mit Ohren und Augen und abends vom besagten Buch ..... die Kollegen wußten das ich aus der Psychiatrie kam ..... aber ein gewisses Grundwissen haben sie natürlich vorausgesetzt ........ DAS hatte ich ja auch ...... so gar nicht

ich habe mich durchgebissen, weil ich diesen Job wollte, es gefiehl mir in der Ambulanz, trotz meiner anfänglichen null Peilung ........

ich habe diese Ambulanz geliebt und es reichte für 5 Jahre StV, ein halbes Jahr allein Leitung und dann habe ich aus politischen Gründen das Handtuch geworfen nach über 21 Jahren ......... es ist nicht mehr meine Ambulanz....... der Patient steht nicht mehr im Mittelpunkt

also du siehst 4 Wochen sind gar nichts

ich kenne auch einen Einsatz auf einer HNO Station, da wußte ich nach drei Tagen, das sind nicht meine Leute, das ist nicht meine Welt und bin sofort wieder weg ........ du mußt entscheiden

heute lerne ich die Altenheimwelt neu kennen ...... ist auch spannend und die Kollegen lachen, wenn ich sage " Was soll denn der Unsinn" es ist eine Scheinwelt, Lug und Betrug ohne Ende und keiner stört sich dran ......... auch ganz toll

viele Grüsse
Bully
 

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