Und immer wieder: Keime...

kaja

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27.06.2010
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mal eine frage an euch
morgen;

lest euch doch bitte mal die anfrage durch - wie ist denn eure meinung dazu ?

Sehr geehrte Damen und Herren;

Ich arbeite auf einer Station mit einer erheblichen Keimbelastung. Wir betreuen Patienten mit

Stenotrophomonas_maltophilia
Streptokokken
Klebsiella - ESBL wirksam / multiresistent
Staphylococcus_aureus / multiresistent
Pseudomonas_aeruginosa /
Serratia_marcescens
Häm. Streptkokken der Gruppe A und B
Enterococcus spp.
MSRA im Trachealsekret/Pufianlage
Acinetobacter baumannii / multiresistent /Trachealsekret und Pufi-Einstichstelle

Auf Station werden die gängigen Hygienemaßnahmen eingehalten.

Ist es nun möglich, mit diese Patienten nach draußen zu gehen; event. Einkaufszentren zu besuchen ? In welcher Weise müssen nun Patienten und auch Betreuer, aber auch zufällig begegneten Personen, geschützt werden ?

Ich danke Ihnen schon im Vorfeld für Ihre Mühe, und bin gespannt auf Ihre Antwort.

Mit freundlichen Grüßen
 
Arbeitest du auf einer Intensivstation? Wenn ja, dann sollten die Patienten keine Einkaufszentren besuchen.

Arbeitest du im Altenheim? Wenn ja, dürfen Patienten selbstverständlich ihre Wohnung verlassen.

Zur allgemeinen Info empfehle ich dir die Seiten des RKI's.
 
An wen geht die Anfrage ?
 
Weil auch im Krankenhaus nicht jeder Keim auf jeder Station gleich behandelt werden muss. Je nachdem von welchem Bereich die Userin schreibt, muss ich entweder oder arbeiten - dass ein Patient isoliert ist oder auch nicht. Gut, das Einkaufszentrum und die Intensiv werden recht unwahrscheinlich sein, weil der Patient sonst nicht intensivpflichtig wäre.

ESBL auf Intensiv = Isolation
ESBL auf einer Normalstation = keine Isolation
ESBL auf einer Stammzelltransplant = Isolation
ESBL im Altenheim = keine Isolation
ESBL daheim = keine Isolation

das als Beispiel.

Einen multiresistenten ESBL gibt es übrigens nicht, zumindest hat er sich noch nicht bei mir vorgestellt. ESBL bedeutet, dass der Keim bestimmten Antibiotika's gegenüber unwirksam ist. Also ein resistenter Keim. Ein multiresistener ESBL wäre ein weisser Schimmel oder schwarzer Rappe.

Gefragt hierbei ist Fachwissen um die Keime, wahlweise das Lesen der Hygieneleitlinien des Hauses.
Elisabeth, bevor du diese als Drehbuchstandards verstehst - sehe ich nicht so. Schon alleine wenn ich im Forum die Unsicherheit bezüglich Keimen lese, verstehe ich warum unser Haus auf Hygieneleitlinien setzt.

Wenn du nun den ESBL anschaust, wirst selbst innerhalb eines Hauses Verwirrung stiften. Weil nämlich auf Station A der Keim nicht isoliert wird, wohl aber auf Station B.
Das führt wiederum dazu, dass ich mich eigentlich mit der Materie auseinandersetzen muss um zu wissen, warum Station A (interne Allgemeinstation) den Keim nicht isoliert, wohl aber Station B (interne Intensivstation).

Grund für die Isolation ist der Immunstatus der dort liegenden Patienten.

Ein Intensivpatient mit Zustand nach Reanimation ist in der Regel deutlich abwehrgeschwächter als ein Patient der zur RR-Einstellung ins Krankenhaus kommt - nur mal als Beispiel.

Keime kann man nicht sehen, hat aber davon gehört, gesehen machen krank. Keime werden gerne verharmlost und im nächsten Zeitungsartikel, steht dann wieder "die Zelle der Killerviren - ist die Seuche schon bei uns?!"

Das wiederum macht Angst - Angst wiederum macht Unsicher und wer unsicher ist macht Fehler...

Wem willst nun glauben?

Also müsste ich mich mit den Keimen auseinandersetzen - will ich das?
 
??? Der Pat. darf die Isolation net verlassen- richtig?

Elisabeth
 
unter bestimmten Voraussetzungen darf er auch die Isolation verlassen - für Untersuchungen z.B. unter bestimmten Vorkehrungen.

Du kannst dem Patienten ja nicht Untersuchungen vorenthalten, oder? Wäre Ethisch mehr als bedenklich.
 
Ich spreche übrigens vom Patienten der Intensivstation, der mit dem ESBL isoliert ist, nicht falsch verstehen.

narde2003 schrieb:
Arbeitest du auf einer Intensivstation? Wenn ja, dann sollten die Patienten keine Einkaufszentren besuchen.
- weil wenn sie das können, sind sie nicht mehr intensivpflichtig....
 
Ich empfinde eine Hygieneleitlinie nicht als Drehbuchstandard, sondern als nützliche Sache - gerade wenn ich es nicht so im Kopf habe, wer wird wie isoliert. Welches Desinfektionsmittel muss ich für welchen Keim einsetzen.

Kennst du alle behüllten und unbehüllten Viren aus dem Kopf?
 
Hygienerichtlinien haben leider oft das gleiche Problem wie Drehbuchstandards- sie sind nicht 1:1 umsetzbar. Fängt schon an bei baulichen Unterschieden und hört bei akut nicht vorrätigen Desinfektionsmitteln nicht auf. Und da ist dann die erste Hürde, die sich nicht nehmen lässt, wenn man keine Ahnung hat. Gibt hier im Forum ja leider mehr als genug Beispiele.

Wäre die Frage: wie erreicht man, dass tatsächlich adäquat zum Keim und seiner Lokalisation sofort richtig reagieren kann.

Elisabeth

PS Unsere SAA zum Thema MRSA enthält 35 Seiten, die Light-Version ist immer noch 4 Seiten lang und hat dann noch ihre Schwächen, weil nicht überall so umsetzbar.

Elisabeth
 
Sorry, die Desinfektionsmittel die in unseren Leitlinien stehen, sind im Haus vorhanden.

Allerdings verlangen sie von dem Nutzer, dass er auch noch denken muss.

Unsere Hygieneleitlinien haben 2 bis 3 Seiten - sollte also zeitlich lesbar sein, bedarf aber des "mitdenkens" was du ja bei deinen Drehbuchstandards vermeiden willst.

Übrigens verlangen die Gesundheitsämter Hygieneleitlinien für Krankenhäuser.

Womit wir wieder dabei wären, dass du in der "Gebetsmühle" des "Drehbuchstandards" bist und ich aber unsere Leitlinien als Hilfestellung bei Unsicherheit sehe.
 
Vorhanden sind sie schon- nur oft erst nach einiger Zeit. Wer halt schon alle Desinfektionsmittel vor? Ist ne Kosten- und ne Frage der Lagerkapazität. Für MRSA sind alle gut ausgerüstet. Für den Noro u.ä. auch noch... aber dann wirds dünn. Und dann hast ein kleines Problem.
Isolation wie gefordert scheitert nicht selten an den nicht vorhandenen Isozimmern. In wieviel KH mag es so sein, dass ausschließlich Einzelzimmer vorgehalten werden. Selbst Intensivbereiche haben das net immer.

Hygienerichtlinien müssen praktikabel sein. Es muss schnell möglich sein- auf einen Blick brauchts die Infos. Und da finde ich 4 Seiten ehrlich etwas überdimensioniert. Was interessiert mich? Isolation, Desinfektionsmittel, Schutzkleidung.

Elisabeth
 
Wieviele Desinfektionsmittel glaubst du brauchst du für ein Haus?

Wir haben 2 Flächendesinfektionsmittel - ein Aldehyd und eines aus Sauerstoffbasis.
Damit hast schon alles abegedeckt.

Dann haben wir Händedesinfektionsmittel für unbehüllte Viren und "normales", davon allerdings diverse zur Auswahl, damit jeder das Mittel seiner Wahl bekommt (das er auf der Haut verträgt).

Mittel zur Stuhldesinfektion bei Cholera sind innerhalb von 8 Stunden von der Apotheke besorgt, solltest mal in die Verlegenheit kommen diese zu benutzen zu müssen, ansonsten gäbe es für den Stuhl noch andere Entsorgungsmöglichkeiten und du kämst wieder mit den vorhandenen aus.

Übrigens, genau das was du wissen willst - Isolation, Schutzkittel und Desinfektionsmittel stehen in unserer Leitlinie.
Dazu noch welche Müll muss genutzt werden und muss sich der Besucher "verkleiden" oder nicht.

Elisabeth, es mag sein, dass es bei euch ein Problem ist mit einem Hygieneplan zu arbeiten, dein Haus keine entsprechenden Desinfektionsmittel im Vorrat hat, das ist aber glaube ich nicht Standard.
 

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