Umgang mit Handys in der Kinder-/Jugendpsychiatrie

Wir sind lange vor dem gleichen Problem gestanden.
Die Handyregelung nur im Ausgang hat dazu geführt dass die Jugendlichen ein handy abgegeben und ihre Zweit Dritt oder Vierthandys versteckt behalten haben.
War ein einziges Versteckspiel.
Inzwischen dürfen die Jugendlichen ihre Handys von 17:00 bis 22:00 auf Station nutzen,und das klappt eigentlich ganz gut.
War ein weiter und diskussionsreicher Weg bis dahin.
Ich arbeite auf einer Kinder und Jugendlichenpsychosomatik,under Jugendlichen sind 12-18 Jahre alt.
 
Hallo bellavera, ich arbeite in der Jugendpsychiatrie, Alter von ca 13 - 18 Jahren, Pat. mit Essstörungen, Depressionen, Entw. einer emot. instab. Pers., Angststörungen, Suizidalität, SVV, Psychosen...usw. Unsere Patienten bekommen ihr Handy während der Besuchszeit ausserhalb der Station und während der Realitätsüberprüfung am Wochenende. Ausserdem bei Aussenschulbesuchen und Terminen ausserhalb und Stadtausgang bzw. Einkäufen ohne Betreuer z. B. für die Kochgruppe. Im Ausgang dürfen die Patienten ihr Handy nicht mitnehmen. Am Klinikum gibt es öffentliche Telefone, die Patienten im Ausgang gelegentlich nutzen und auf der Station gibt es geregelte Telefonzeiten, in denen die Patienten selbst anrufen dürfen, aber auch angerufen werden dürfen. 10-12 Uhr und 15-21 Uhr, 2 Telefonate pro Tag, jeweils 15 Minuten. Gespräche zu organisatorischen Zwecken dürfen nach Absprache zusätzlich geführt werden.
Wir machen damit ganz gute Erfahrungen, es wird zwar gerne mal geschummelt mit dem Wecker, aber das reguliert sich meist in der Gruppe, die anderen achten dann von selbst drauf, dass keiner überzieht. Heimliche Handys tauchen immer mal wieder auf, aber es hält sich in regelbaren Grenzen (zumindest das, was wir mitbekommen ;-)) . Das Argument mit dem Datenschutz verstehen die Jugendlichen im Allgemeinen recht schnell, vielen wäre es nicht angenehm, wenn sie als KJP-Patient unfreiwillig geoutet würden. Auch MP-Player mit Aufnahmefunktion (Bild und Ton) sind nicht erlaubt bei uns.
Patienten mit Anorexie haben noch einmal besondere Regelungen, die als Belohnungs- und Belastungsplan von Eltern, Patient und Therapeut unterschrieben werden und soziale Kontakte nach aussen von der Gewichtszunahme (nicht vom Essverhalten!) abhängig machen...
Ich hoffe damit ist Dir etwas geholfen ;-)
LG Nachteule69
 

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