1.)Anamnese
Adrian E., 16 10/12 Jahre alt, Größe 182cm, Gewicht 88kg, Kopfumfang 58cm, Beinlänge 91cm, Armlänge incl. Hand 30cm, Körpermitte in Höhe der Symphyse.
Altersentsprechende Entwicklung, besucht die 10. Klasse der Realschule
- Familienanamnese: Eltern sind verheiratet, beide berufstätig (Mutter halbtags), 1 Schwester (23 J.)
- Krankheitsanamnese: Seit 6/06 Krampfanfälle, die sich in Form von Myoklonien in der rechten Gesichtshälfte äußern à zur Abklärung stationäre Aufnahme am Uniklinikum Mannheim. Auf Grund eines MRT`s wurde die Verdachtsdiagnose Astrozytom WHO I° im linken Temporallappen gestellt, außerdem erfolgte eine medikamentöse Einstellung mit Antikonvulsiva.
Ende September erfolgte eine erneute stationäre Aufnahme in Mannheim wegen gehäuft auftretenden und verlängerten Krampfanfällen. Wegen einer offenen Hirnbiopsie erfolgte die Verlegung in die Kinderklinik Heidelberg. Die histologische Analyse des Tumorbiopsats ergab die Diagnose Glioblastoma multiforme WHO IV°. Der Tumor ist auf Grund seiner Lage und diffus infiltrierenden Wachstums inoperabel, die Prognose infaust. Zur palliativen Therapie ist eine orale Chemotherapie und eine niedriggradige lokale Bestrahlung geplant.
Als Begleiterscheinungen des Tumors traten eine symptomatisch fokale Epilepsie, eine rechtsseitige Hemiparese, Wortfindungs- und Sprachstörungen sowie teilweise verschwommene Wahrnehmung auf dem linken Auge auf. Durch die Wortfindungsstörungen und die motorischen Einschränkungen, die der Pat. bewusst erlebte, kam es häufig zu Frustration und Ärger über seine Unbeholfenheit, die ihm sehr zusetzte.
Der psychische Zustand des Pat. war oft schwer zu beurteilen, da Adrian in diesem Punkt verschlossen und in sich gekehrt war. Er erfuhr jedoch von seinen Eltern große Unterstützung und Rückhalt, und wurde zusätzlich von einem Seelsorger betreut.
Von der Hirnbiopsie blieb eine Naht vom Haaransatz an der linken Stirnhälfte bis zum linken Ohr, sowie ein ca. 1cm lange Nahtstück an der rechten Stirnhälfte zurück.
2.)
a) Pflegehandlungen:
- Mobilisation/Transfer vom Bett in den Rollstuhl
b) Ressourcen:
- linke Körperhälfte uneingeschränkt beweglich
- Pat. ist ansprechbar und orientiert
c) Defizite:
- rechtsseitige Hemiparese (dominante Körperhälfte)
- durch Wortfindungs- und Sprachstörungen teilweise erschwerte Kommunikation
- geschwächter Kreislauf durch Immobilität, bedingt durch OP
- teilweise mangelnde Selbsteinschätzung des Pat., äußert sich beispielsweise in ruckartigem Aufstehen ohne Unterstützung à erhöhte Sturzgefahr
Ablauf:
Planung: Ressourcen und Defizite feststellen, dementsprechend Pflegehandlungen planen.
Kontakt herstellen über Blickkontakt und Ansprache, Pat. über Maßnahme informieren, dabei auf Verständnis achten und somit Missverständnissen durch Aphasie vorbeugen.
Dabei den Pat. in den Ablauf mit einbeziehen, selbst Vorschläge machen lassen, Vorgehen genau absprechen (besonders wegen erhöhter Sturzgefahr).
Bett auf Arbeitshöhe bringen und Rollstuhl platzieren. Zuerst Pat. beim Übergang in sitzende Position unterstützen, spiralförmige Bewegungen fördern, evtl. durch Anheben des Kopfteils passiv unterstützen.
Danach Bewegung zum Bettrand, wieder spiralförmig, Pat. stützt sich mit dem rechten Arm ab, Pflegeperson stabilisiert vor allem. In der Endposition sitzt der Pat. am Bettrand, nun Ruhepause gewährleisten, um Überanstrengung vorzubeugen, loben, nächste Schritte absprechen. Während der Mobilisation an den Bettrand befindet sich die Pflegeperson an der rechten Bettseite, um vor allem die geschwächte Körperhälfte des Pat. zu unterstützen.
Bett runterfahren, um Anstrengung zu minimieren, Schuhe anziehen, Füße auf den Boden aufstellen, rechtes Bein stabilisieren durch Knie der Pflegeperson. Linker Arm um die Schultern der Pflegeperson legen lassen, dann nach Absprache langsam Aufrichten, dabei auf rückenschonende Haltung achten. Drehung, dabei auf die Haltung des rechten Beins achten, dann langsames Absetzen in den Rollstuhl.
Nach der Maßnahme Feedback Pat. – Pflegeperson, evtl. Verbesserungsvorschläge, Pat. loben, außerdem körperliche Verfassung beobachten.
Insgesamt während der Maßnahme:
Bewegungen nicht vorgeben, sondern eigenständige Impulse des Pat. unterstützen und den Körper stabilisieren. Außerdem mit Pat. reden, Befinden beobachten, Ruhepausen gewährleisten.
3.)Kontaktaufnahme/Interaktion
Kontaktaufnahme durch Blickkontakt und Sprache, Verdeutlichung durch Gestik und Darstellen, um Missverständnissen vorzubeugen. Währenddessen auch versuchen, den psychischen Zustand des Pat. zu erfassen und Gesprächsbereitschaft signalisieren.
Für die Planung des Ablaufs schrittweise Interaktion, Pat. wird miteinbezogen, Eigeninitiative gefördert und ein Gefühl der Zugehörigkeit vermittelt.
Während des Ablaufs gleichzeitig-gemeinsame Interaktion, gibt dem Pat. das Gefühl, aktiver und gleichberechtigter Partner zu sein.
4.)Nötige Unterstützung
Der Pat. kennt die Bewegungsmuster zwar und konnte sie vor seiner Erkrankung selbstständig ausführen, muss jedoch auf Grund der motorischen Defizite die Abläufe neu erlernen und sich auf die Veränderungen erst einstellen. Hauptsächlich geht es dennoch darum, dem Pat. Stabilität und Sicherheit zu geben, die er braucht, um die neuen Abläufe zu erlernen und zu automatisieren.