Tiere im Krankenhaus bei sterbenden Patienten

Blackcat

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27.08.2006
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ruhrgebiet
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examinierte GuK
Akt. Einsatzbereich
ambulante pflege
Funktion
Intensiv- und Beatmungspflege
hallöchen...
ich schreibe euch, weil ich in den letzten tagen dinge erlebe, die mich echt zum nachdenken bringen.
wir haben im kh auf der neurochirurgischen station eine patientin (65 j.), die an bronchial-ca leidet und schon seit 2 tagen präfinal ist. (wir haben dort auch einige betten für schmerzpatienten, deshalb liegt diese frau auch bei uns)
gestern kamen die kinder(schon erwachsen), der mann, die schwester und die enkel von ihr.
eine der töchter hat heute bei ihr übernachtet im zimmer.
diese patientin hatte bis gestern eine sehr nette mitpatientin, die auch ausgebildete KS ist und mit der sie sich sehr viel und lange unterhalten hatte, als es ihr noch besser ging. Ich muss dazu sagen, dass diese pat. sehr, sehr schnell abgebaut hat. letzte woche ist sie noch mit mir und rollator zur entspannungstherapie gelaufen und dann ging es ihr seit mittwoch schon viel schlechter.
jedenfalls hat diese mitpatientin, mir erzählt, dass frau r. gerne nochmal ihre "jungs", sprich ihre kater sehen möchte, eigentlich sollte sie nochmal für ein paar tage nach hause und danach ins hospiz, aber dadurch, dass es alles so schnell ging, war dasnicht mehr möglich.
nun ist es so, dass ständig mind 5 personen bei ihr im zimmer sind, die ihr sagen "mama, du darfst uns net alleine lassen usw". ich bin ja der meinung, dass manche menschen einfach nicht gehen können, wenn die familie da ist und sie festhält, außerdem denke ich, könnte es sein, dass sie einfach nocheinmal ihre kater sehen möchte und erst danach in ruhe gehen kann.
ich habe heute solang mit einer schwester geredet (bin schülerin), bis sie meinte, sie wolle mal versuchen, die spätschicht davon zu überzeugen, dass man mal kurz die katzen ins KH "schm,uggeln" könnte (wir können ja auch so tun, als wüßten wir es nicht, dass nu ihre tiere kurz da sind).
ich hoffe jetzt, dass es heute abend klappt....vielleicht kann dann die arme frau in ruhe und frieden gehen.
abgesehen davon finde ich es krass, dass die ganze familie so um sie versammelt ist (klar finde ich es gut, dass sie nicht alleine ist), ich persönlich habe echt den eindruck, die warten regelrecht darauf, dass sie stirbt (ich hoffe, ihr versteht, wie ich das meine und empfinde). schon heftig, wenn man in das zimmer reinkommt um die frau zu lagern, man muss erst mal so 5-8 personen rausbitten.....ich könnte so ehrlich gesagt, auch nicht in ruhe und frieden gehen....die arme frau kann so nie loslassen, zumal sie auch wirklich starke schmerzen hat (medis wirken auch nur zum teil) und es ihr echt zu wünschen wäre, wenn sie erlöst wird.
das nun erstmal meine gedanken zu dieser patientin und jetzt von mir die frage, ob ihr so einen fall im kh auch schon hatet, wo die tiere mitgebracht wurden (heimlich oder mit erlaubnis) und was das dann für eventuelle auswirkungen bei den patienten hatte.

liebe und nachdenkliche grüße cat
 
Hallo Blackcat,

als ich deinen Text gelesen habe kam bei mir die Frage auf, warum man die Angehörigen bei der Pflege aus dem Zimmer bittet - warum bindet ihr sie nicht mit in die Pflege ein?

Gruß,
Suzee
 
hey!
mittlerweile machen wir des auch so. die angehörigen fangen jetzt auch schon selbst an, sie ein wenig zu lagern, geben, wenn es möglich ist tabletten (tavor exp.) und machen mundpflege (wir gucken nat. auch nach ihr und schauen, ob alles in ordnung ist).
ihr geht es von tag zu tag übrigens besser, gestern hat sie sich mit mir etwas adäquat unterhalten, schimpft, dass der DK drückt und sie möchte unbedingt im stuhl sitzen.
sowas haben selbst meine kollegen noch nicht erlebt, dass sich jemand noch einmal so erholt.
mittlerweile wird auch wieder überlegt, ob man sie noch in ein hospiz bringt (fände ich persönlich ja echt gut).
am freitag war sie gar nicht mehr ansprechbar und montag erzählt sie wieder und rappelt sich nocheinmal richtig auf.
na, ich bin gespannt, was da noch alles so kommt....
liebe grüße cat
 
Hallo,

ich habe das schon öfter erlebt in meinem alten Kh (Tumorcentrum) das Pat. sich noch mal aufgerappelt haben. Ich habe die Erfahrung gemacht das, dass noch mal das letzte Aufflammen der Pat. ist.
Einmal haben wir es möglich machen können das ein Junger PAt. (18 ) sein Hund noch mal sehen durfte. Und zwei Tage später ist er dann verstorben.
Aber die Augen leuchteten so als er seinen Hund nochmal in die Arme nehmen durfte auch für uns ein unbeschreibliches Gefühl.

Gruß TinaG.
 
Hallo,wir haben einen solchen Fall bei uns in der Klinik noch nicht gehabt. Wieviele Katzen hatte denn die Frau? Ist sie denn noch bei Euch oder habt Ihr sie schon ins Hospiz verlegt? Hat das mit den Katzen noch geklappt?

Ich hab auch schon die Erfahrung gemacht,dass sich Patienten nochmal aufrappeln um dann bald zu sterben. Bei einer Patientin hatten wir schon gedacht, sie hat das Schlimmste überstanden (war noch relativ jung) als es ihr wieder besser ging und kurze Zeit später starb sie dann.
 
Hallo,


ich halte Tiere prinzipiell für sehr "anregend" auch wenn es nicht die eigenen sind und natürlich auch bei Personen, die nicht Präfinal sind bin ich der Meinung, dass es den meisten sehr viel Spaß und Freude bereitet. Wir haben auch vor kürzerer Zeit in einem unserer Seniorenheime ein Basisprojekt gestartet und bringen (so sieht es der Plan vor) jeden Monat die Heimbewohner mit Tieren zusammen. Nach 2 Probeläufen war die Reaktion bisher ausschließlich positiv.


Gruß
Dennis
 
also das mit den beiden katern hat dann doch noch geklappt, leider weiß die patientin davon nichts mehr, aber für den moment wird sie des schon noch mitbekommen haben, hoffe ich.
noch ist die patientin bei uns (sie ist auch noch ansprechbar), von einer verlegung wurde bisher nichts mehr gesagt. Mal schauen, ob es überhaupt noch soweit kommt.
gleich habe ich ja wieder frühdienst, mal gucken, wie es hr heute so geht und ob schon was neues in sachen hospiz ansteht

LG cat
 
Wenn ich mir überlege, dass wir grübeln wie wir einer sterbenden Pat. ermöglichen können ihre Katzen nochmal zu sehen... und in Münster wird ein Gorillababy auf der Kinderintensiv betreut... da bekomme ich... . *grmpf*

Elisabeth
 
Hallo Elsiabeth,

da stimm ich dir 100% zu.

gruß TinaG.
 
Hallöle,


ich denke mal da stimmt jeder 100% zu, aber ein kleines Affenjunges ist natürlich sehr viel medienwirksamer.


Gruß
Dennis
 
Hallo Blackcat,

als ich deinen Text gelesen habe kam bei mir die Frage auf, warum man die Angehörigen bei der Pflege aus dem Zimmer bittet - warum bindet ihr sie nicht mit in die Pflege ein?

Gruß,
Suzee

weil dann solche Sprüche kommen:
- dafür bin ich nicht priviligiert
- das ist doch wohl ihre Aufgabe
- wenn sie das nicht allein schaffen, haben sie den
falschen Beruf, Schwester
- usw.....:angryfire:

und bevor ich durch solche unsinnigen Diskusionen kostbare Zeit verliere, kümmere ich mich lieber selbst um die Patienten. :nurse:

Was das "hineinschmuggeln" von Tieren im Krankenhaus betrifft:
Das machen wir auch.
Die Tiere kommen ausschließlich mit den Besitzern in Kontakt.
Dadurch kann den anderen Patienten nichts passieren.
 

- "Dafür bin ich nicht priviligiert!"
- "Das ist doch wohl ihre Aufgabe!"
- "Wenn sie das nicht allein schaffen, dann haben sie den
falschen Beruf, Schwester!"
- usw..

Hallo Binarella,

in solchen Situationen gehört es zur Aufgabe einer Schwester/eines Pflegers mit den Angehörigen in einen konstruktiven Dialog zu treten, meinst du nicht? Stichwort "Unvoreingenommenheit" - was die einen Angehörigen sagen trifft nicht zwangsläufig auch auf andere Angehörige zu.

Grüße von der Grangepflecheschilerin
 
Hi Grangepflecheschilerin

Ich gehe keiner Kommunikation aus dem Weg.
Aber in bestimmten Situationen ist es klüger,
einfach zu machen und nicht zu diskutieren.
:nurse:
Leider sind der größte Teil der Angehörigen überfordert
mit der "Demenz" und/oder Immobilität ihrer Mutter/Vater/Oma/Opa.
Da dauert es, bis wir unsere "Psychologische" Arbeit bei ihnen geleistet haben.
Wenn du allerdings im Frühdienst zu viert 45 Patienten waschen, drehen und beköstigen mußt, dann bleibt nur wenig Zeit, für die Belange der Angehörigen.
So sind die Tatsachen und da wird nichts verschönert!
 

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