Studie: Dauerkatheter als Dekubitusprophylaxe - Studiendesign?

Danke fürs Abkoppeln.

Zum Thema Studie. Ethisch fragwürdige Studien müssen von einem Gremium abgesegnet werden. Denen muss man nachweisen, dass die These-die neue Methode ist besser- nachweisen.

Mich interessiert, welche Methode hier angewandt wurde.

Nehmen wir mal an, es wurde nur beobachtet. Dann stellt sich für mich die Frage, ist die Hypothese, dass es zu einer so gravierenden Veränderung der Durchblutung kommt, überhaupt haltbar. Oder hat man hier falsche Rückschlüsse gezogen.

Wie mißt man so eine Veränderung der Durchblutung überhaupt? Wenn ich recht informiert bin, gibt es bis dato nur eine einzige Studie (Tierversuch) der nachweist, dass es zu einer Entzündung der Blase bei DK kommt. Achtung: Entzündung ist net gleichbedeutend mit Kontamination welche unbestritten auftreten wird.

Elisabeth

PS Kann man aus den Literaturangaben des aktuellen Expertenstandards entnehmen welche Studie von Fr. Ek miteinbezogen wurde? Hat jemand ev. die Zusammenfassung dieser Studie vorliegen?
Die Bibo will Geld sehen für den Arrtikel. Das will und kann ich net ausgeben.
 
Da muss ich nächste Woche mal guggen, ob ich es entnehmen kann.
 
(Was genau meinst du mit "quantitative" Forschung? Der Begriff ist mir so nicht geläufig, möchte ich nicht qualitatives erforschen?)

Das verwundert mich jetzt ein wenig, da du durch dein Studium ja zumindest Grundlagen in empirischer Forschung haben muss. Der Unterschied zwischen quantitativer und qualitativer Forschung war so ziemlich das erste, was ich im Fach Pflegeforschung gelernt habe. Und auch die Soziologie hat diese Unterteilung übernommen, sie ist durchaus gebräuchlich.

Quantitative vs. Qualitative Methoden

Wie auch immer, bei der Menge an Daten, die Du benötigst, um hier eine repräsentatives Ergebnis zu bekommen, musst Du quantitativ forschen. Eine qualitative Forschung ist bei 1000 Personen kaum möglich.

Eine quantitative Erhebungsmethode bedeutet nicht, dass meine Arbeit eine schlechte Qualität aufweist.
 
Das verwundert mich jetzt ein wenig, da du durch dein Studium ja zumindest Grundlagen in empirischer Forschung haben muss. Der Unterschied zwischen quantitativer und qualitativer Forschung war so ziemlich das erste, was ich im Fach Pflegeforschung gelernt habe. Und auch die Soziologie hat diese Unterteilung übernommen, sie ist durchaus gebräuchlich.

Quantitative vs. Qualitative Methoden

Wie auch immer, bei der Menge an Daten, die Du benötigst, um hier eine repräsentatives Ergebnis zu bekommen, musst Du quantitativ forschen. Eine qualitative Forschung ist bei 1000 Personen kaum möglich.

Eine quantitative Erhebungsmethode bedeutet nicht, dass meine Arbeit eine schlechte Qualität aufweist.

Aha, nunja, ich sehe die Studiengänge unterscheiden sich grundlegend. Emp. Sozialforschung ist nur ein Kurs von vielen im Bereich der Forschungsmethoden und der Statistik, die Grundlagen der Emp. Sozialforschung sind bei mir aber auch wieder ein Semester her, die Statistik ist da noch frischer. Ich finde die Unterscheidung aber nicht so wichtig, die Validität einer Studie zu erreichen finde ich da interessanter...

Mal ganz offtopic habe ich allerdings den Eindruck, Claudia, als versuchtest du in jedem Post irgendwie mich "schlecht zu machen" oder als unwissend darzustellen.
Darf ich, solang ich noch keinen Bachelor habe, nicht mit diskutieren? Oder darf ich das nur wenn ich Pflegewissenschaften studiere?
Wenn ja, dann klinke ich mich lieber aus als mir weiter die Mühe und die Gedanken zu machen, wenn ich deine Posts nur missverstanden habe: forget it.
 
Nein, entschuldige bitte, ich will Dich nicht schlecht machen. Quantitativ und qualitativ sind keine exotischen Begriffe; ich dachte wirklich, jeder, der sich mit dem Thema Forschung befasst, könne damit etwas anfangen.

Das Design einer Studie (und festzulegen, ob du mit quantitativen oder qualitativen Methoden arbeitest, ist der erste Schritt des Designs) ist meines Erachtens ausschlaggebend für die Validität.

Übrigens beschreibst Du hier in Beitrag #20 eine quantitative Studie :wink1:.
 
Um zu eindeutigen ergebnissen zu kommen... wie müsste die erwähnte Studie aussehen? Ich denke mit der einfachen Beobachtung, dass Pat. mit DK schneller einen Deku bekommen weil es zu einer (fraglichen) Umverteilung der Durchblutung kommt, kann es hier net getan sein. Was muss konkret beachtet werden?

Elisabeth
 
Um zu eindeutigen ergebnissen zu kommen... wie müsste die erwähnte Studie aussehen? Ich denke mit der einfachen Beobachtung, dass Pat. mit DK schneller einen Deku bekommen weil es zu einer (fraglichen) Umverteilung der Durchblutung kommt, kann es hier net getan sein. Was muss konkret beachtet werden?

Doch, die einfache Beobachtung der Dekubitusinzidenz wäre schon möglich. Damit ließe sich ein Unterschied zwischen Studien- und Kontrollgruppe leicht herausfinden. Der Grund allerdings bliebe reine Spekulation.

Inwiefern kann man die Durchblutung bestimmter Hautareale messen? Ist das ein invasives Verfahren, oder könnte man das mittels der Temperatur dort herausfinden? Es gibt doch so ein bildgebendes Verfahren für Temperaturunterschiede; ist sowas bei Menschen anwendbar?
 
Doch, die einfache Beobachtung der Dekubitusinzidenz wäre schon möglich. Damit ließe sich ein Unterschied zwischen Studien- und Kontrollgruppe leicht herausfinden. Der Grund allerdings bliebe reine Spekulation.

Ich sehe hier viele mögliche Störvariablen (Grunderkrankung, Nebenerkrankungen, Ernährungssituation, Mobilität, Compliance....)
Ist hier wirklich der DK die Ursache, oder eigentlich etwas ganz Anderes.
Schwierig!
 
Und genau hier sehe ich das Problem. Ich kann mir kaum vorstellen, dass man jeden Pat. der Studie entsprechend aufwändig untersucht. Zumal so eine Studie ja net nur aus 20-50 Pat. bestehen dürfte- wenn ich von "Cross-over" ausgehe.
*grübel* Was kommt da überhaupt infrage? MRT? Angio? Szintigraphie? SPECT? PET?

Es bleibt spannend. Mal sehen, ob jemand eine Zusammenfassung der Studie finden kann.

Elisabeth

PS Zu den verschiedenen Studiendesigns: http://www.medicalforum.ch/pdf/pdf_d/2010/2010-41/2010-41-133.PDF
http://www.ash-berlin.eu/hsl/freedocs/93/studiendesign.pdf
http://www.alexanderriegler.at/PDF/ES.pdf
 
Ich sehe hier viele mögliche Störvariablen (Grunderkrankung, Nebenerkrankungen, Ernährungssituation, Mobilität, Compliance....)
Ist hier wirklich der DK die Ursache, oder eigentlich etwas ganz Anderes.
Schwierig!

Das meint Paula mit der Validität. Wie kann ich sicherstellen, das zwischen Dauerkatheter und Dekubitusinzidenz ein Zusammenhang besteht? Das ist in der Klinik sehr schwer feststellbar; dort sind eigentlich nur quasi-experimentelle Studien möglich. Du wirst zwar Patienten auswählen, die sich in etlichen Punkten ähneln (Alter oder Grunderkrankungen wären da ein gutes Beispiel), aber Du kannst wahrscheinlich nicht alle Störfaktoren ausschließen.

Natürlich könntest Du Faktoren, bei denen Du einen Effekt vermutest, ebenfalls sammeln und dann schauen, ob sich da ein Zusammenhang ergibt. Also beispielsweise: Ist die Dekubitusrate bei den Diabetikern höher als die Durchschnittsrate in ihrer Gruppe?

Viel problematischer sind Störfaktoren, die wir noch gar nicht als solche erkennen.
 
@Claudia

Gut man nimmt also Patienten mit möglichst ähnlichen Merkmalen, was aber zur Folge hat, dass meine Ergebnisse nur Gültigkeit für diese Population haben.
Man kann dann natürlich viele Untergruppen bilden mit der Erkrankung xy um auch einigermaßen vergleichbare Ergebnisse zu bekommen.
Stell ich mir sehr aufwendig vor und die Problematik mit dem unbekannten Störvariablen, wie du ja schon sagtest, bleibt ja trotzdem bestehen.

Ui ui ui, kaum hat man mal ein bisschen Ferien, kommen meine Defizite wieder ans Licht.:wink1:
 
@Claudia

Gut man nimmt also Patienten mit möglichst ähnlichen Merkmalen, was aber zur Folge hat, dass meine Ergebnisse nur Gültigkeit für diese Population haben.
...

Schöne Erklärung warum Skalen und Scores so ihre Probleme haben beim Routineeinsatz. Net alle passen auf alles. Welche passt? Wer kennt schon die Studien zu der entsprechenden Skalen und kann dann überprüfen, ob seine Population passt.

Wenn ich es recht verstehe, sehen wir alle die Aussage von Fr. Ek bezüglich des Zusammenhanges von Umverteilung der Durchblutung bei DK eher als fragwürdig an- oder?

Elisabeth
 
Ich denke, hier gibt es zwei verschiedene Thesen. Erstens: Patienten mit einem DK entwickeln häufiger Dekubiti als Patienten ohne, trotz Inkontinenz. Dies scheint die Beobachtung von Frau Ek zu sein; mehr wird zumindest in dem o.g. Artikel nicht behauptet.

Zweitens: Ein liegender DK führt zu einer übermässigen Durchblutung der Blasenregion, wodurch die Sakralregion unterversorgt wird. Dies wurde bisher nur im Tierversuch beobachtet.

Die Hypothese lautet nun: Die erhöhte Anzahl der Dekubiti hängt mit der Minderdurchblutung im Sakralbereich zusammen. Das klingt theoretisch zwar plausibel, aber der Beweis für diesen Zusammenhang steht noch aus.
 
Gut man nimmt also Patienten mit möglichst ähnlichen Merkmalen, was aber zur Folge hat, dass meine Ergebnisse nur Gültigkeit für diese Population haben.
Jepp, das ist die Krux bei klinischen Studien. Sie sind alle nur begrenzt anwendbar; allerdings machen die Forscher da auch keinen Hehl draus. Es wird immer angegeben, wie die Stichprobe zusammengesetzt war, und das man nicht automatisch darauf schließen darf, dass die Ergebnisse auch auf andere Gruppen anwendbar sind.

Um eine wirklich repräsentative Stichprobe zu machen, muss die Probandenanzahl sehr hoch sein. Solche Studien existieren, aber sie sind lang, aufwändig und kostenspielig, die kriegst Du nicht immer finanziert. Werden Pharmazeutika getestet, kannst Du allerdings von einer solch hohen Probandenzahl ausgehen. Bei Studien mit neuen Zytostika z.B. testest Du nicht nur die Patienten einer Klinik, sondern nahezu bundesweit. Da kommen über die Jahre schon eine genügend große Zahl zusammen.
 
... Zweitens: Ein liegender DK führt zu einer übermässigen Durchblutung der Blasenregion, wodurch die Sakralregion unterversorgt wird. Dies wurde bisher nur im Tierversuch beobachtet.

Im Tierversuch wurde lediglich die Blasenentzündung nachgewisen- net die Veränderung der Durchblutung der Sakralregion. Wie will man das auch nachweisen?

Elisabeth
 
Das war ja meine Frage:

Inwiefern kann man die Durchblutung bestimmter Areale messen? Ist das ein invasives Verfahren, oder könnte man das mittels der Temperatur dort herausfinden? Es gibt doch so ein bildgebendes Verfahren für Temperaturunterschiede; ist sowas bei Menschen anwendbar?

Andererseits: Wenn es Hinweise darauf gibt, dass DKs eher Dekubiti fördern anstatt verhindern, sollte man dann nicht auf den DK als Dekubitusprophylaxe verzichten, auch ohne den genauen Grund zu kennen? Jedenfalls so lange es keine Hinweise darauf gibt, dass sich die Dekubiti eher auf die Störfaktoren zurückführen lassen?

(Wir bräuchten wirklich das Studiendesign...)
 
Ich hab mir gerade die Publikationsliste von Frau Ek, Pflegewissenschaftlerin aus Schweden angeschaut. Hat jemand noch ein paar Infos mehr? Ich habe keine Ahnung, um welche Studie es sich handeln koennte..
 
Ich gehe eher davon aus, dass die Pat. ohne DK öfter bewegt werden. Die Notwendigkeit ist einfach gegeben.

Denkbar wäre auch, dass ein DK in den verschiedenen Scores eher zu einer Abwertung des Dekubitusrisikos führt. Dann hast du eine falsche Beurteilung die zu unzureichenden Maßnahmen führen würde.

Die Hautbelastung bei Inkontinenz ist net in Zusammenhang zu bringen mit der Entwicklung eines Dekubitus... nur besteht der Mensch ja aus mehr als nur den komprimierten Hautgefäßen. Eine ständige Feuchtigkeitsbelastung der Haut hat ja auch andere Auswirkungen- z.B. "Windeldermatitis", Pilzinfektionen.

Elisabeth
 
@Claudia: Entschuldige bitte, ich glaube wir haben etwas aneinander vorbei geredet, wir scheinen einen anderen Wortschatz zu haben, aber dasselbe zu meinen ;)

Was ich mir vorstellen kann ist eine reine Aktenschau. Da kann man dann auch mit einigen Tausend (rein theoretisch) arbeiten, man kann über einen langen Zeitraum und an vielen Orten nach der Inzidenz von Dekubiti bei liegendem DK forschen.
Was natürlich soviel Geld und Zeit kostet, dass niemand das bezahlen würde. Schade eigentlich.
 
Damit hast aber immer noch net die Ursache.

Ich wäre interessiert an einer unabhängigen studie welche Auswirkungen die Wechseldruckmatratzen (net die LowAirloss) hatten auf die Dekubitusentwicklung. Hier wäre besonders interessant, ob das Versprechen der Firmen: man braucht net lagern wirklich erfolgreich war.

Das könntest nach Aktenlage untersucht werden. Du müsstest nur zusätzlich die Lagerungsprotokolle miteinbeziehen. *grübel* Ne geht doch net. Man unterschreibt ja auch Handlungen, die man aus Zeitgründen net durchführen konnte.

Pflegeforschung hat wohl so ihre Schwierigkeiten.

Elisabeth
 

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