Jemand spricht es aus. Ehrlich gesagt bin ich froh, dass es jemand angesprochen hat, dieses komische, mulmige Gefühl, dass mich so oft während der theoretischen Einheiten begleitet.
Die Anatomie ist ohne Frage eines der lernintensivsten Fächer und man sollte auch Zeit da rein stecken, allerdings habe ich eine Diskrepanz zwischen den Lehrmethoden und Struktur (ich sage nicht Fähigkeiten, jeder hat seine Talente) festgestellt.
Betreffend der Terminologie kann man, wie ich finde, sich relativ gut entlanghangeln und versteht doch was gemeint ist (die Dozenten werden schon wissen, dass man mit dem ventriculus cordis sinister, ventriculum sinister/sinistra/sinistrum das linke Ventrikel, die linke Herzkammer meint. Man kann in der Pflegeausbildung keine Kenntnis um die Deklination "unbekannter" Adjektive verlangen). Wenn mir jemand zuruft "Vena Cava!" weiß ich genauso Bescheid wie wenn er sich vertut und "Venum Cavum!" ruft.
Meine Dozenten sind diesbezüglich relativ entspannt solange man sich keine groben Schnitzer erlaubt.
Wir hatten im letzten Block eine neue Dozentin, die uns die Nieren erklären sollte. Dann kam sie, lehrte sie und verwirrte. Sie ging tatsächlich in das atomare Level von Glucose-Molekülen. Ich bin und bleibe der Meinung, das dies mir nicht in der Pflege eines Menschen hilft. Ich sollte natürlich um die Filtration wissen, was die Glucose wo zu suchen hat, wo sie filtriert wird und in etwa wie besonders, da man oft auf Menschen mit Erkrankungen der Niere trifft, allerdings ging das mit dem Molekül so tief, sodass es eher Schaden (heillose Verwirrung) als Nutzen (die Übertragung eines Glucose-Moleküls auf eine pflegerische Situation?) angerichtet hat.
Bei uns besteht das Problem, dass wir zum selben, oder zusammengehörigen Thema auch mal gerne unterschiedliche Dozenten haben, die sich nicht untereinander absprechen. Das ist schwierig insbesondere wenn man versucht, dem jeweiligen Dozenten zu erklären, dass Dozent A es so erklärt hat und Dozent B dann sagt "Das ist zwar oberflächlich richtig aaaaaber...." und dann rutschen wir wieder in eine Exkursion der molekularen Biochemie (interessant aber schwer übertragbar wenn man kein Grundlagenwissen in Besagter besitzt).
Strukturtechnisch habe ich persönlich schon aufgegeben. Im ersten Lernblock den Bewegungsapparat in der Anatomie aber dazu nix weiter im zweiten Lernblock dann Nieren und ihre Verdauungscrew und Athrose und Athritis. Zumindest hat man sich den Bewegungsapparat noch mal ins Gedächtnis gerufen.
Mir scheinen Ausbildungsinhalte recht arg durcheinandergewürfelt und obwohl ich sie interessant finde war ich doch heillos überfordert im ersten Einsatz mit den wie manche sagen "einfachsten Erkrankungen" (häufigsten) u.a. Demenz, Athrose. Allerdings war meine Station sehr onkologisch behaftet was sowieso zu einer Überforderung meinerseits geführt hat.
Es ist schwer nicht (nur) für die Klausuren zu lernen, einfach weil der Leistungsdruck entsteht und viele Inhalte nicht in Zusammenhang mit Pflegesituationen gesetzt werden können (besonders im ersten Lernblock!). Ich merke nun im zweiten Einsatz, dass sich mein Blick geschärft hat und es mir leichter fällt, die Anatomie zu verstehen und in Zusammenhang mit den Patienten zu sehen und mir damit die Dinge besser zu merken.
Das soll ein Lichtblick für uns Schüler sein, die Leber wächst mit ihren Aufgaben.
Kurz gesagt: Die Dozenten sollten untereinander kommunizieren was, wie gelehrt wird, die Übungsaufgaben sollten auch im Unterricht durchgeführt werden und Anatomie muss in Bezug zu Funktion, Disfunktion und Praxis gebracht werden.
Allerdings haben die Dozenten bei uns es gerne wenn die Schüler den lütten Kutscher machen, d.h. lächeln, winken und so tun als verstünden sie wie es um sie geschieht.