Schwieriger Patient

Wenn das facettenreiche menschliche Sein nicht in die gwünschte quadratische Form passen will, dann kann man auch mal ein bischen nachhelfen- wozu gibts schließlich die kleinen Helferchen.
Hauptsache er passt sich den erwarteteten Normen an und ist damit leicht zu handhaben. Und ein ev. mehr schläfriger Pat. ist immerhin besser als ein Pat., der den Pflegeablauf stört, weil er sich mit seiner Sitaution nicht abfinden kann.

Elisabeth
 
darum geht's nicht.

Auf Dauer einen Menschen zu betreuen, der mir kontinuerlich seine Wertschätzung verweigert, mich ausschließlich herumkommandiert wie beim Militär, der ständig wegen irgendeiner Kleinigkeit ausflippt, fast nicht zufriedenzustellen ist
Wo ist da die Norm? Norm von annähernd normal, relativ normal, das wär ja alles o.k. aber davon ist das von Antonia geschilderte sehr, sehr weit entfernt.
Patient macht sich fertig, macht Ehefrau fertig, macht PK fertig, das ist in Ordnung? Nein, find ich nicht, findet auch Antonia nicht und nicht ihre Kollegen die das täglich aushalten "dürfen".
Leichte Sedierung meint NICHT schläfrig - sondern im Nebeneffekt weniger aggressives Verhalten - was wünschenswert wäre.
Das Verhalten des Patienten wirkt sich auch sehr stark auf die Ehefrau aus, nicht nur auf den Pflegedienst, die sollte Dir auch leid tun, die restlichen 23 Stunden, wenn sie mit ihrem Ehemann alleine ist.
Ein etwas leichteres handling - wäre durchaus wünschenswert, für alle Beteiligten.
 
Woher weißt du, dass der Pat. sich fertig macht, die Ehefrau sich fertig macht? Kennts du die Situation? Wir kennen nur die subjektive Aussage von Antonia- mehr nicht.

Eigentlich laufen alle unsere Tipps in die Richtung: den Pat. zu normieren, sich anzupassen. Es gibt Infos und die haben die Schublade geschlossen, in der er sitzt.

Wenn unser Ziel ist, die Charaktere von Pflegeempfängern unseren Vorstellungen anzupassen, dann wirds schwierig. Ich glaube, dass Pflege nicht mit diesem Anspruch angetreten ist.

Der Griff zu der sedierenden Tablette scheint eine (beliebte) schnelle und einfache Lösung des Problems. Diese Art der Sedierung sollte nicht das erste Mittel der Wahl sein.

Der Pat. ist laut unseren Infos voll orientiert und versucht, auf eine für Pflegende unangenehme Weise sein bisheriges Leben fortzuführen. Dabei kommt sowohl er, als auch Pflegekraft an seine Grenzen. Und die einzigste Lösung dieses Problems ist eine Tablette? Dann würde ich fats ketzerisch fragen: wer die Tablette braucht sollte nochmal überdacht werden.

Ich habe agressive Pat. erlebt, die so eine Lebenskrise versucht haben zu verarbeiten indem sie all und jeden der in ihre Nähe kam geschlagen und bespuckt haben. Und nicht selten war der Zugang zu diesen "renitenten" Pat. ganz einfach: einmal nicht auf die eigene Routine bestehen, sondern den Pat. bestimmen lassen. Damit kann man Kommunikationsgrundlagen schaffen, die dann auch ermöglichen Grenzen aufzuzeigen... auf beiden Seiten.

Es gibt sie die ewig stoffligen Pat., nörgelnd, ungehalten, aggressiv. Und? Nicht selten werden diese Leuts ruhig, wenn sie merken, man ist Fachkraft genug sich nicht in emotionale Debatten hineinziehen zu lassen. Da bleibt dann nur die distanzierte faktenorientierte Pflege.

Mein Anspruch ist nicht, die Welt zu verbessern. Jeder soll so leben können, wie er will... solange er nicht meine körperliche Unversehrtheit bedroht- sprich: ich tätlich angegriffen werde.

Wenn die Ehefrau die Situation als belastend erlebt, dann braucht sie Hilfe... aber keine Empfehlung: lassen sie ihren Mann sedieren, dann wirds wieder.

Es gibt extra ausgebildetes Personal für solche Situationen- in der Regel nicht aus der Pflege kommend. Meist sind es Psychologen u.ä.. Es gibt sicher auch in der Stadt eine solche Anlaufstelle. Die dürften auch fachlich geeignet sein, die Situation in der Familie zu beleuchten und fachlich kompetenten Rat zu erteilen.
Im Gegensatz zu uns, können sie sich einen eigenen Überblick verschaffen und nicht die Sitaution durch die Brille von betroffenen Pflegekräften ansehen.

Elisabeth
 
Es bedarf keiner Tätlichkeit um versehrt zu werden.
Eine ggfs. medikamentöse Therapie nach einer eingehenden Untersuchung/ausführlichen Gespräch bei einem Facharzt bedarf der Kontrolle und ist keine Einbahnstraße, keine Sackgasse, aber EINE Möglichkeit. Bei Bluthochdruck, Diabetes .... gibt's auch verschiedene Medikamente, mancher braucht mehrere, bis die richtigen in der richtigen Dosierung ermittelt werden. Gibt es keine ursächliche Therapie wird im konventionellen Bereich ebenfalls - symptomatisch behandelt.
Die häusliche Pflege in der Privatsphäre eines Menschen gestaltet sich völlig anders als die stationäre Akutversorgung. Die Kooperation und Zusammenarbeit mit dem Hausarzt ist - nicht normal????
Es scheint ja auch NICHT so zu sein, dass dem Patienten NICHT ständig entgegengekommen wird - trotzdem läuft's nicht besser.
Grundsätzlich erscheint mir die Schilderung - realistisch und nicht emotional überlagert. Warum dann erst mal an allem zweifeln, ist DAS normal, oder auch schon eine Form des Schubladendenkens?
 

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