Schlechtes Gewissen

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Mein Gott, was für´n Hickhack! Natürlich ist man gerne hilfsbereit und im Rahmen meiner Möglichkeit würde ich auch helfen, aber wenn sich jemand gerade nicht in der Lage sieht (aus was für Gründen auch immer), ist es auch besser, wenn er/sie in diesem Moment die Finger davon lässt. In meinem Ausbildungsvertrag steht nicht, das ich ab sofort verpflichtet bin jedem und allem und in jeder Situation zu helfen. Und bei Unterlassung Kündigung??? Schwachsinn! Sorry, aber man muss ja nicht gleich mit Kanonen auf Spatzen schießen.
Alex, mach dir keinen Kopf. Das nächste Mal bist du vielleicht schon etwas gelassener.
 
ich finde deine aussage eher schlimm. wenn man plötzlich angst hat, dann macht man sowieso mehr falsch als richtig und es kann eben jedem passieren.

klar wäre es besser gewesen alles zu tun was möglich ist, aber manchmal geht es halt nicht, vor allem wenn man das erste mal in eine solche situation gerät. deshalb muss man sich ja nicht so fertig machen. man lernt draus fürs nächste mal.

Hast du überhaupt verstanden welche Aussage ich meinte.

Es bezog sich darauf das es als völlig normal geschrieben wurde das man ja denkt nen anderen kümmert sich. Das finde ich nicht in Ordnung.

Ich muss mich doch nicht immer nur auf den ersten Beitrag beziehen.

Diese Aussage find ich nicht ok so.

geht doch vielen so. ich hab mal gehört je mehr andere menschen in der nähe sind, desto weniger greift jemand ein. 1. denken alle jemand anderes wäre sicher geeigneter und 2. will bei so vielen zuschauern auch niemand einen fehler machen. ich würde sagen: das ist total normal!

ob bei unfällen, überfällen, fahrraddiebstahl, es ist doch immer dasselbe.
 
Hallöle!

Wie leicht man aus der Entfernung sagen kann, wie man in bestimmten Situationen reagiert. Wenn man dann plötzlich mit einem Notfall konfrontiert wird, sieht das schon ganz anders aus.
Ich persönlich bin eben kein "höheres Wesen", das in jeder Situation perfekt reagiert, nur weil ich Krankenschwester bin. Und ich fühle mich in einer solchen Situation wahrscheinlich nicht sicherer als jeder andere Mensch, unabhängig vom Beruf.
Als ich zufällig in eine ähnliche Situation wie Alex kam (da war ich übrigens schon examiniert!), brauchte auch ich einige Sekunden, bis ich mich in Bewegung setzen konnte. Und mir zitterten trotz Erfahrung die Knie. Vor allem, weil ich im KH meine "Hilfsmittel" habe: Blutdruckmesser, BZ- Gerät, Zugang, O² etc.! Meine "Super- Krankenschwester- Kräfte" halfen mir da nicht wirklich weiter. Vielleicht hätte ich besser reanimieren können, aber die Dame hatte "nur" Dyspnoe. Die OK- Hochlagerung hatte der Kellner dank logischem Menschenverstand schon selbständig gemacht, und ich hab halt noch das Händchen gehalten und auf den RTW gewartet.

Liebe Alex, ich finde es gut, dass du dir Gedanken machst, wie du (besser) reagieren kannst in einer solchen Situation. Denn das allein zeigt schon, dass du nicht jemand bist, der wegschaut...!

Lieben Gruß
 
Es bezog sich darauf das es als völlig normal geschrieben wurde das man ja denkt nen anderen kümmert sich. Das finde ich nicht in Ordnung.

Warum darf man als Pflegekraft nicht denken, ein anderer kümmert sich schon drum? Sind Pflegekräfte ganz besondere Menschen?

Elisabeth
 
Doch klar darf man es.

Aber jetzt nicht mal nur in der Situation gesehen finde ich diese Haltung eben sehr bedenklich.

Das kann halt sehr böse ausgehen.
 
Vermutlich bin ich eine böse Schwester. Wenn ich nämlich privat an einem Unfall vorbeikomme, freue ich mich, wenn schon genug Andere helfen und ich meiner Wege gehen kann. Und selbstverständlich ist es legitim in einer Ausnahmesituation (und das ist ein Notfall außerhalb des KH für jeden von uns) überfordert zu sein und erst mal wie erstarrt dazusitzen. Ich würde mich nicht davon freisprechen, auch wenn es bis jetzt nicht dazu gekommen ist (mir wird praktischerweise erst wenn alles vorbei ist eiskalt, schwindelig und übel).
 
Natürlich ist es horrormäßig "draussen" einen Notfall anzutreffen! Aber spätestens als examinierte denke ich sollte man kurz seine Gedanken ordnen und handeln!
Nur was ich überhaupt nicht verstehen kann, ist die Aussage, wieso soll ich helfen nur weil ich eine Pflegekraft bin...
Ein Feuerwehrmann geht auch nicht an nem brennenden Haus vorbei und denkt sich, ach da stehen ja genug Passanten!!! (überspitzt gesagt)
Mir gehts jetzt nicht um die Alex sondern um die Einstellung generell, mein Gott, wieviel ist schon passiert, wieviele Leute wurden schon verprügelt und wieviele lagen stundenlang im Graben und keiner hat geholfen...
Wenn ich mir vorstelle, dass jemand von meinen Angehörigen irgendwo kollabiert o.ä. und es gehen Leute vorbei, ok, aber wenn selbst Krankenschwestern vorbeigehen... oh man....
Und p.s. ich denke nicht, dass das was mit Altruismus zu tun hat.
 
Ich kann euch sehr gut verstehen. Seit ich die Ausbildung gemacht habe, ziehe ich Unfälle magisch an. Gsd. ist es noch nie zu akut lebensbedrohlichen Situationen gekommen *ganzfestaufholzklopf*, aber ich bin schon zu 5 mal Loch im Kopf, 2 mal Krampfanfälle, 1 mal durch Fensterscheibe geflogen, 1 mal Angelhaken im Gesicht, 1 mal Bewusstlosigkeit und noch etlichen kleineren Unfällen dazugekommen (und ich bin nicht bei der Rettung :emba:). Aber es trotzdem etwas ganz anderes, als in der Arbeit. Hier bist du darauf vorbereitet, hast Hilfsmittel zur Verfügung, Kollegen oder Ärzte sind meist auch nicht weit, usw.
Ich kann mich an die meisten der Unfälle gar nicht mehr klar erinnern, irgendwie hab ich jedesmal im Affekt gehandelt und ich war immer heilfroh, wenn ich endlich die Rettung da war. Danach war ich immer selbst nahe des Tränenausbruches, der Bewusstlosigkeit oder mir war speiübel und ich merkte unter welchem Schock ich selbst stand.

Es ist eben jeder Mensch anders, da hilft das Krankenschwestersein auch nicht weiter. Ich habe auch Kollegen, die man erst "anstupsen" muss, bevor sie sich in einem Notfall aus ihrer kurzfristigen Versteinerung lösen, andere dafür behalten einen kühlen Kopf. Manche könnte man wohl unter einer Notfallsituation die schwierigsten Rechenaufgaben stellen und sie würden die nebenbei auch noch lösen. Jeder reagiert anders darauf. Das einzige was ich dir wirklich raten kann, besuche so viele Erste Hilfe Kurse wie möglich. Auch wenn man sich denkt, "hab ich eh schon 20 mal gehört", "kann ich schon im Schlaf", bringt es sehr viel Sicherheit.

Gruß,
Lin
 
In diesem Thread geht es doch nicht darum, an jemandem vorbeizulaufen (was auch bei einem Laien Unterlassenen Hilfeleistung wäre)? Es geht darum, auch als Fachkraft in dieser Ausnahmesituation so geschockt zu sein, daß Helfen nicht möglich ist. Und das finde ich bei jedem Menschen legitim. Ich würde auch von keinem Feuerwehrmann erwarten, daß er sich ohne Ausrüstung in ein brennendes Haus stürzt (nur mal wegen des Beispiels weiter oben).
 
Liebe Kollegen,

zahara hat glaube ich mehr aus dieser Situation als manch lang erfahrener Kollege hier.

Was ich da lese läßt mir teilweise die Haare zu Berge stehen.
Es sollte Konsens bestehen
1. jeder Hilft und das nach Zumutbarkeit, demjenigen der ein bestimmtes Alter und Ausbildung hat ist dies eben in besonderem und höherem Maße zuzumuten als einem Kind, Behinderten oder Alten gebrechlichen Menschen. Deshalb steht auch die Zumutbarkeit als unbestimmter Begriff im §323c.
2. Niemand verlangt Perfektion! Es kann auch einer GuK was daneben gehen, das bestreitet niemand!
3. Wenn ein Arzt gerufen wird, brauche ich ja nicht hingehen ich bin ja keiner - da kann ich nur sagen, jeder blamiert sich so gut er kann!
4. Wir reklamieren in anderen threads, dass wir so Professionell und Qualifiziert sind und im Extremfall auch die Verantwortung für Menschenleben haben und dann lese ich hier, dass einige Meinen, dass einer Examinierten nicht mal EH Maßnahmen zuzumuten sind?

Nur um den doc zu rufen brauche ich keine Examinierte.
Wenn ich hier einige Meinungen als Aussenstehender lesen würde, würde mir beim nächsten Krankenhausaufenthalt ganz schön flau im Magen und meine Meinung über GuK zumindest nicht steigen.
Die Berufsgruppe selbst schätzt ihre fachliche Quali nicht besonders hoch ein, da nicht einmal EH Maßnahmen zuzumuten sind?

Es sollte doch klar sein, jemand im Gesundheitsberuf hat zu helfen und in seltenen Fällen könnte es Ausnahmen geben warum dies jetzt ausgerechnet bei dieser Situation nicht möglich war, vielleicht bei nahen Angehörigen oder eigenen Kindern. Nicht helfen von Gesberufen wäre für mich die absolute Ausnahme.

Immer noch kopfschüttelnd.

Gruß renje
 
Ein Feuerwehrmann geht auch nicht an nem brennenden Haus vorbei und denkt sich, ach da stehen ja genug Passanten!!! (überspitzt gesagt)
Klar, ein Feuerwehrmann hat auch immer einen Feuerlöscher bzw. ein Feuerwehrauto dabei...
 
Es geht mir ums Prinzip Narde, einerseits schreit die Pflege, dass niemand uns für voll nimmt... dass viele Patienten/Ärzte meinen wir könnten eh nur Becken schieben und Windeln wechseln und alles andere ist Arztsache... alle schreien Pflege soll akademisiert werden... mehr Anerkennung usw....
und dann trauen sich einige nicht mal erste Hilfe zu leisten!
Meiner Meinung nach ist das ein Armutszeugnis.
Und natürlich hat nicht jeder Feuerwehrmann einen Feuerlöscher dabei ( danke für den Hinweis ), aber ich denke nicht, dass es Feuerwehrleute oder Polizisten oder wie auch immer gibt, die völlig sorglos vorbeischlendern!
Hab das Thema heute auch mal auf der Arbeit angesprochen, war ne hitzige Diskusion, aber einige sagten, dass diejenigen die nicht helfen, vielleicht mal über ihre Berufswahl nachdenken sollten. Das ist jetzt nicht unbedingt meine Meinung, aber ich hatte auch kein plausibles Gegenargument.
Naja, ich hoffe das wenn ich mal Hilfe brauche, keine ängstlichen, oder sich einfach nicht-dazu-in-der-Lage-fühlenden Kollegen vorbeilatschen.
Es soll ja keiner einen auf Mutter Theresa machen, nur ein bisschen Hilfsbereitschaft kann keinem schaden.
 
Hallo Anni,

ich finde es immer sehr leicht aus der Ferne eine Urteil zu fällen, hinterher sind alle klüger und hätten es 1000mal besser gemacht, ganz klar.

Zahara, nochmal meine Hochachtung, du setzt dich damit auiseinander, es wird dir sicher nicht nochmal passieren.

Aus meiner langjährigen Rettungsdiensterfahrung weiss ich, dass nicht wirklich alle Notfälle auch welche sind. Ich persönlich halte mich mittlerweile auch zurück, wenn wo schon viele Leute stehen gehe ich vorbei. Nicht jeder der am Boden liegt braucht eine Reanimation. Wenn ich sehe, wie KollegInnen in der Klinik handeln bis das Rea-Team eingetroffen ist, dann wird es mir teilweise auch ganz anders, das ist aber hier nicht das Thema.

Wir haben hier eine Schülerin im 2. Ausbildungsjahr, die ausserhalb der "geschützten Umgebung" Klinik auf einen Notfall triff. Sie hat genauso wie die Chirurgin, die auch Notärztin ist eine Blockade.
Auf sie prallen folgende Eindrücke:
Du musst helfen
Du wirst Krankenschwester, es ist deine Pflicht
Oh mein Gott, ich kann das nicht
Oh mein Gott ich habe nix zur Verfügung
Ich bin doch erst im 2. Ausbildungsjahr
Ich weiss nicht was ich tun soll

Das und noch einiges mehr muss Zahara durch den Kopf gegangen sein in der Situation. Ähnlich wie die Notärztin, die bis der Rettungswagen kam und sie aus ihrer Starre "erwachte".

Was hätte Zahara machen sollen?
Ich finde ihr macht es euch sehr leicht, aus der sicheren Entfernung zu sagen, ich hätte da aber...

Nur weil jemand Schülerin in der Krankenpflege ist macht einen das nicht zum Übermenschen, auch wenn ihr alle denkt ihr würdet total cool und überlegt reagieren. Auch ihr die ihr drohend den Finger hebt, habt irgendwann mal ganz klein angefangen.

In meiner Anfangszeit im Rettungsdienst war ich über jeden Krankentransport in der Schicht froh und dankbar. Heute nach mehr als 20 Jahren Erfahrung im Bereich Klinik und RD reagiere ich anders, Ergebnis:
Kniesehnenplatte abgerissen, Kreuzband gerissen, Tibiakopfchen abgesprengt.
Wofür? Für nix und wieder nix - Dankt es mir jemand? Nein.

Also Zahara, lass dich nicht kirre machen, nur weil du eine einzige Blockade hattest wirst du keine schlechte Krankenschwester werden.
 
Nach diesem zusammenfassenden und beruhigenden Schlusswort möchte ich den Thread schliessen.

Bei wesentlichen Neuigkeiten bitte Nachricht an mich, dann kann ich wieder aufmachen.
 
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