Postoperativer Schmerz - unvermeidlich?

Dashka

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Ich bin keine Krankenschwester, sondern erst in der Ausbildung. Gleichzeitig darf ich im Rahmen eines Schmerzforschungsprojekts postoperative Befragungen durchführen, - es wird evaluiert, wie der "Schmerzverlauf" nach verschiedenen OPs unter unterschiedlicher Medikation ist.

Gibt es denn einen "unvermeidlichen" Schmerz? - Leute, die z.B. mit einem Bülaw-Drain nach einer Lungenresektion liegen, haben ALLE Schmerzen und diese Schmerzen sind teilweise sehr stark. (Über "6" der Schmerzskala).

Bedeutet es immer eine "unzureichende Schmerzmedikation" oder ist dieser Schmerz wirklich "Schicksal", mit dem man sich abfinden muss?

Lieben Gruss
Dashka
 
Guten Morgen,

häufig lässt sich ein postoperativer Schmerz reduzieren, indem von Seiten der Anästhesie schon VOR Narkoseende mit einer adäquaten Analgesie begonnen wird (z.B. Piritramid 1,5-3mg iv, je nach Körpergewicht und Eingriff), um so ein möglichst schmerzfreies Aufwachen zu ermöglichen.

Gruß
Die Anästhesieschwester
 
Ich sehe aus den Narkoseprotokollen, dass bei uns Diclo perioperativ gegeben wird, auch Dipi gegen das Ende der OP bwz. im Aufwachraum. Aber diese Schmerzen bei liegendem Bülaw sind trotzdem fast die Norm...
 
Ich bin keine Krankenschwester, sondern erst in der Ausbildung. Gleichzeitig darf ich im Rahmen eines Schmerzforschungsprojekts postoperative Befragungen durchführen, - es wird evaluiert, wie der "Schmerzverlauf" nach verschiedenen OPs unter unterschiedlicher Medikation ist.

Gibt es denn einen "unvermeidlichen" Schmerz? - Leute, die z.B. mit einem Bülaw-Drain nach einer Lungenresektion liegen, haben ALLE Schmerzen und diese Schmerzen sind teilweise sehr stark. (Über "6" der Schmerzskala).

Bedeutet es immer eine "unzureichende Schmerzmedikation" oder ist dieser Schmerz wirklich "Schicksal", mit dem man sich abfinden muss?

Lieben Gruss
Dashka

Abfinden muss sich NIEMAND mit Schmerzen, es ist ein Menschenrecht der WHO, schmerzfrei zu sein.

Und es steht NIEMANDEM zu, den Schmerz eines anderen Menschen zu bagatellisieren bzw. zu bewerten, Schmerz ist ein subjektives Empfinden.

Eine OP ist eine bewusst herbeigeführte "Verletzung" und es ist absehbar, dass Schmerzen auftreten, sobald die Narkose nachlässt.

Bei uns wird in der Regel Novalgin gegeben, 4 x täglich 1 g i.v., da Metamizol einen Spiegel bildet.

Bei (seltenen) schmerzspitzen wird eine Perfalgan KI im Schuss angehängt.
 
Perfalgan soll bei uns 15 Minuten laufen. Steht auf dem Beipackzettel.
 
@ Anima 34: Absolute Schmerzfreiheit kann auch heute nicht garantiert werden, es sei denn, der Schmerzpatient ist dauerhaft voll oder teilweise narkotisiert. Der postoperative Schmerz kann sicher ein Stück weit gedämpft, aber nicht völlig ausgeschaltet werden, wenn gleichzeitig ein klares Bewusstsein gewünscht ist.
 
@ Anima 34: Absolute Schmerzfreiheit kann auch heute nicht garantiert werden, es sei denn, der Schmerzpatient ist dauerhaft voll oder teilweise narkotisiert. Der postoperative Schmerz kann sicher ein Stück weit gedämpft, aber nicht völlig ausgeschaltet werden, wenn gleichzeitig ein klares Bewusstsein gewünscht ist.

Das wage ich zu bezweifeln, ohne dir zu nahe treten zu wollen.
 
Na ja, man kann auch bei rot über eine Ampel gehen, geht halt schneller...

Du bist also der Ansicht, dass der Beipackzettel nicht beachtet werden sollte, wenn ich deine Aussage richtig interpretiere.
 
Hallo

Ich sehe das wie calypso. Man kann die Leute schmerzfrei kriegen, auch ohne, dass sie bewusstseinstechnisch eintrüben. Aber es gibt kein Patentrezept dafür, d. h. es gibt immer Patienten, bei denen das nicht klappt. Diese sind einfach schmerzempfindlicher, was auch manchmal psychisch bedingt ist.

Edit:
Unsere post-OP-Patienten bekommen standardmäßig Dipidolor-PCA und Novalgin-Perfusor. Bei den meisten ist damit adäquates Schmerzmanagement möglich.
 
Na ja, man kann auch bei rot über eine Ampel gehen, geht halt schneller...

Du bist also der Ansicht, dass der Beipackzettel nicht beachtet werden sollte, wenn ich deine Aussage richtig interpretiere.

Nicht richtig interpretiert.
 
Ja, man kann es aber auch im Schuss geben, wirkt angeblich besser.
Im Beipackzettel steht 15 Minuten als Einlaufzeit - wo steht, dass ich das Medikament im Schuss laufen lassen darf und dadurch angeblich eine bessere Wirkung erziehle? Ich würde dies gerne in einer fundierten Quelle nachlesen.
 
@ indy J:

Wie zieht Ihr einen Novalgin-Perfusor auf?
Bin neugierig, weil ich das in 2 Häusern nur als Kurzinfusion kennengelernt hab.

Gruß
Die Anästhesieschwester
 
Hallo

@ indy J:

Wie zieht Ihr einen Novalgin-Perfusor auf?
Bin neugierig, weil ich das in 2 Häusern nur als Kurzinfusion kennengelernt hab.

Gruß
Die Anästhesieschwester

Wir ziehen 5000 mg auf 50 ml NaCl 0,9 % auf, läuft standardmäßig auf 2 ml/h, also 200 mg/h.
 
Im Beipackzettel steht 15 Minuten als Einlaufzeit - wo steht, dass ich das Medikament im Schuss laufen lassen darf und dadurch angeblich eine bessere Wirkung erziehle? Ich würde dies gerne in einer fundierten Quelle nachlesen.

Ich auch, denn bisher war das "Mundpropaganda" von unseren Anästhesisten.
Werd mich mal schlau machen und es dir dann mitteilen, ob und was ich gefunden habe. Kann etwas dauernd, aber sobald ich was hab, meld ich mich hierforums wieder.
 
Na ja, ist Schmerz nicht ein subjektives Empfinden? Ich denke nicht, dass jeder Patient schmerzfrei sein kann. Außerdem muss doch jedem Patienten klar sein, dass es schon schmerzen kann, wenn man operiert wird.
Das heisst nicht, dass man Schmerzen aushalten muss. Aber ich denke Schmerz ist schon sehr sehr sehr unterschiedlich und bedarf auch unterschiedliche Analgesie
 
Also ich habe da eine echt blöde Erfahrng gemacht. Ich hatte einen Nierenstein und mir wurde eine Harnleiterschiene gelegt. Ich habe schon einige OPs hinter mir und bin was Schmerzen betrifft nicht besonders empfindlich. Aber das war menschenunwürdig. Ich habe ca. 10 mal am Tag geäußert, dass ich die Schmerzen kaum aushalten kann. ich bekam Novalgin. Danach nichts mehr. Mir wurde dann mitgeteilt, dass eine solche Schiene eben ein Fremdkörper ist und daher halt Schmerzen verursacht und dass ich das gefälligst aushalten soll. Zufällig kenne ich mich etwas aus und habe dann gesagt, dass ich weiß, dass man Schmerzen gut bekämpfen kann und man ein Recht auf eine adäquate Schmerztherapie hat. Die Antwort war: "Wenn Sie noch so gut diskutieren können, kann es ja so schlimm nicht sein". Das Ende vom Lied war: Nach 3 unerträglichen Tagen wurde in einer Untersuchung festgestellt, dass die Schiene verstopft war und meine Niere vergrößert.
Ich habe das absolute Gegenteil in einem anderen Krankenhaus erlebt, wo ich nach einer schweren OP einen Knopf zur Selbstmedikation hatte (zusätzlich zum ZVK, wo mir alle 6 Stunden Opiate gegeben wurden). Da war so ein Zähler dran und als die Intensivschwester sah, dass ich nicht drauf gedrückt habe (weil ich wirklich keine Schmerzen hatte), drückte sie 2 mal und meinte, es ist wichtig, dass ich absolut schmerzfrei bin wegen Schmerzgedächtnis und so.
Insgesamt ist der Umgang mit Schmerzen leider immer noch vom Krankenhaus abhängig.
 
@ Alexa, was wäre passiert, wenn Du im ersten Fall so starke Medikamente bekommen hättest, dass Du komplett schmerzfrei gewesen wärst? - Deine Niere hätte sich unbemerkt verabschiedet.

Daher ist es sinnvoll, Schmerzen nach solchen Eingriffen nicht ständig durch Medikamente zu unterdrücken und zunächst ein gewisses Schema einzuhalten, damit die Aufmerksamkeit für Komplikationen nicht nachlässt, die sich u.a. eben auch durch ungewöhnlichen Schmerz äußern.

Es ist kein Merkmal für gute medizinische/pflegerische Qualität, wenn nur die Symptome behandelt werden. Es ist nicht unbedingt der ein guter Arzt, der sofort die erwünschten Medikamente bereitstellt. Eine komplette Klinik kann auch nicht nach nur einer selbst erlebten Erfahrung beurteilt werden.

Die Selbstmedikation per Schmerzpumpe wird zwar sehr propagiert (spart nebenbei ja auch Personal), ist aber auch nicht ohne: Wenn die Leber oder die Nieren nicht richtig funktionieren, kann man sich auch bei korrekter Einstellung der Pumpe selbst überdosieren.
 
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