Pflege eines Patienten mit Dekubitus

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[...]Was aber hilft, ist die Anordnung 3 oder 5 mal tgl. irgendwo an den gefährdeten Stellen etwas aufzutragen: der Patient wird bewegt - die gefährdeten Areale werden gründlich inspiziert und erhalten somit soviel Aufmerksamkeit wie selten. Aber das ginge auch mit ... Wasser (lieber nicht) oder (besser) Luft.
Bitte aber nur sinnvolle und zugelassene Produkte, keine selbstgemischten Pasten... und sowieso: Warum bedarf es einer Anordnung etwas "aufzutragen"? Die Pflege hat die Verantwortung eine Dekubitus-Risikoeinschätzung zu betreiben (was auch eine Neuerhebung bei Veränderungen bzw. in regelmäßigen Abständen mit einschließt) und Risikostellen zu beobachten, von regelmäßiger Lagerung bzw. Mobilisation einmal ganz abgesehen - dazu braucht man nicht eine ärztliche Anordnung bzw. eine "Ausrede"...
 
Meines Erachtens hilft PC 30V schon, allerdings der Kasse des Herstellers.

Hmm. Soll ich mal den Versuch wagen, all die teuren Medikamente und Behandlungsmethoden aufzuzählen, die in der Medizin routinemäßig zum Einsatz kommen (ohne das der Patient wirklich davon profitiert) und auch nur die Kassen der Hersteller - teilweise auch die privaten Kassen der Ärzte - füllen? Werde dies aus Zeit- und Diskretionsgründen unterlassen, denn die Liste wäre lang. :)

Wenn ich einen Dekubitus Grad 1 habe, werde ich mit Druckentlastung, dem Patienten mehr nutzen als mit dem Öl.
PC 30 V ist kein Öl - aber egal. Was aber nicht egal ist: Niemand behauptet, das Pflegemittel an Stelle der Lagerung zu verwenden.

Und nun sehe ich mich zu einer kritischen Bemerkung veranlasst: Ich bin über die Art und Weise, wie hier mit Meinungen, die nicht der eigenen Denkschablone entsprechen, umgegangen wird, entsetzt.

Zur Faktenlage: Die Wirkung von PC 30 V bezüglich Dekubitus-Prophylaxe wurde weder falsifiziert noch verifiziert. Es existieren noch keine abgeschlossenen placebokontrollierten Doppelblindstudien. Ergo lässt sich hier nur einigermaßen seriös über praktische Erfahrungen diskutieren. Persönliche Standpunkte sollten als solche gekennzeichnet und nicht als vermeintliches Wissen "verkauft" werden.
(a la -> Wieder ein Unaufgeklärter, der den Werbeaussagen auf dem Leim gegangen ist)

Anscheinend ist Arroganz manchem hier so zur Gewohnheit geworden, dass sie gar nicht mehr wahrgenommen wird. Leider habe ich hier noch keine herausragenden Fachtexte gelesen, die diese Überheblichkeit einigermaßen legitimieren würden. :gruebel:
 
Hmm. Soll ich mal den Versuch wagen, all die teuren Medikamente und Behandlungsmethoden aufzuzählen[...]
Kannst du gerne machen. Aber nicht hier im Thread.

[...]Ich bin über die Art und Weise, wie hier mit Meinungen, die nicht der eigenen Denkschablone entsprechen, umgegangen wird, entsetzt.
Ich könnte dem entgegnen, dass ich entsetzt bin, dass es immer noch Pflegekräfte gibt, die von moderner Wundversorgung und Dekubitusprophylaxe nichts oder nicht viel wissen, denn das Zurückgreifen auf und das Verteidigen solch dubiose Mittel wie PC30V, das "Wundermittel" gegen "Wundliegen" zeigt, dass wohl ein Bedarf an "einfachen Lösungen" besteht, bei denen man nicht viel nachdenken muss. Aber wenn ich ehrlich bin wundert es mich nicht.

[...]Zur Faktenlage: Die Wirkung von PC 30 V bezüglich Dekubitus-Prophylaxe wurde weder falsifiziert noch verifiziert. Es existieren noch keine abgeschlossenen placebokontrollierten Doppelblindstudien.
Stimmt. Soweit ich weiß ist auch keine Studie zu diesem Thema begonnen worden (obgleich das Mittelchen schon etliche Jahre existiert) und es würde mich stark wundern wenn eine unabhängige Studie je begonnen werden würde.


Ergo lässt sich hier nur einigermaßen seriös über praktische Erfahrungen diskutieren.
Ergo sollte man sich überlegen, ob man Mittelchen wie PC30V überhaupt einsetzt, wenn weder Nutzen noch Schaden überhaupt untersucht wurden bzw "noch" keine Untersuchungsergebnisse vorliegen sondern nur Erfahrungsberichte.
So etwas erinnert mich immer an die "Erfahrungsberichte" von KollegInnen, die früher immer fleißig geeist/gefönt haben, das hat ja auch soo wunderbar geholfen.
 
Anscheinend ist Arroganz manchem hier so zur Gewohnheit geworden, dass sie gar nicht mehr wahrgenommen wird. Leider habe ich hier noch keine herausragenden Fachtexte gelesen, die diese Überheblichkeit einigermaßen legitimieren würden. :gruebel:

Sollte dies deine Selbsterkenntnis sein?

Ich habe mich bemüht, dir die Pathophysiologie des Dekubitus und seiner Entstehung nahe zu bringen. Wenn du dich bemüht hättest diese wissenschaftlichen Erkenntnisse wahr zu nehmen, müsstest du eigentlich zum selben Ergebnis kommen wie wir: das einzigste was hilft zur Prävention ist Druckentlastung.

Zu der von dir geforderten Studie bezüglich der Wirkung von Rosskastanienextrakt habe ich dir bereits eine Antwort gegeben. Die Wirkung ist bei der Konzentration eher fragwürdig.

Zu Synergieeffekten? Um diese These zu beantworten, würde ich dich bitten, dies genauer zu formulieren. Was stellts du dir darunter vor?

Elisabeth
 
Ich könnte dem entgegnen, dass ich entsetzt bin, dass es immer noch Pflegekräfte gibt, die von moderner Wundversorgung und Dekubitusprophylaxe nichts oder nicht viel wissen, denn das Zurückgreifen auf und das Verteidigen solch dubiose Mittel wie PC30V, das "Wundermittel" gegen "Wundliegen" zeigt, dass wohl ein Bedarf an "einfachen Lösungen" besteht, bei denen man nicht viel nachdenken muss. Aber wenn ich ehrlich bin wundert es mich nicht.

Woher beziehst du die Gewissheit, wer etwas von moderner Wundversorgung versteht und wer nicht? Bist du womöglich "hellsichtig"?
Was nun das "dubiose Mittel" betrifft: Es wird in unserem Haus
a) individuell (nicht pauschal) und
b) sparsam
eingesetzt. Wie ich schon geschrieben habe: Weniger ist hier mehr und man darf sich bei falscher Anwendung nicht wundern, wenn die erhoffte Wirkung ausbleibt. Habe in anderen Einrichtungen (und zugegebenermaßen auch in der eigenen) beobachten müssen, wie Pflegekunden in PC 30 V fast "ertränkt" wurden.
Und nur mal so zur Richtigstellung: Die Bezeichnung "Wundermittel" wurde von militanten Gegnern eingeführt. Ich habe lediglich angemerkt, dass es (in Bezug auf das Threadthema) immer noch besser ist, PC 30 V zu verwenden als Bepanthen. Von einem Wundermittel oder dergleichen war nie die Rede.

Stimmt. Soweit ich weiß ist auch keine Studie zu diesem Thema begonnen worden (obgleich das Mittelchen schon etliche Jahre existiert) und es würde mich stark wundern wenn eine unabhängige Studie je begonnen werden würde.
Du sagst ganz richtig: Das "Mittelchen" ist schon etliche Jahre auf dem Markt. Glaubst du, das wäre noch der Fall, wenn es sich als bedenklich erwiesen hätte? Warum haben die "Warner" und "Skeptiker" noch keine Falsifikationsprojekte in die Wege geleitet?

In unserem Haus hatten wir vor zwei Jahren einen problematischen Fall. Eine 78- jährige Frau, Diabetikerin Typ 2a, mehrfach durchlittene Schlaganfälle, linksseitige Hemiparese, stark inkontinent (Harn- und Stuhl), eingeschränktes Schluckvermögen, Patientenverfügung, die PEG und Infusion ausschließt ...
Das lässt Pflegerherzen höher schlagen. :sdreiertanzs:

Die Angehörige (gleichzeitig bestellte Betreuerin) begrüßte uns mit den Worten: "Für meine Tante ist das hier das dritte Heim. Die offenen Stellen wollen nicht ausheilen. Obwohl die sich in den anderen Einrichtungen wirklich Mühe gegeben haben. Euer Heim ist näher an meiner Wohnung gelegen. Da kann ich meine Tante öfter besuchen. Versucht einfach euer Bestes."

Ein Blick auf den Überleitbogen sagte mir, dass in der vorangegangenen Einrichtung nach Expertenstandard Dekubitusprophylaxe gearbeitet wurde.
Keine erkennbaren Pflegefehler, sondern eher bemerkenswertes Engagement. Die mitgegebene Kopie eines Wundprotokolls zeigte, dass ein direkt am Steißbein lokalisierter Dekubitus, trotz aller Interventionen nicht ausheilen wollte.

Die neue Bewohnerin erhielt logischerweise ein Bett mit Antidekubitus-Wechseldruck-Matratze (Sunmed) kombiniert mit einem individuell ausgewählten Sortiment Lagerungshilfen (Brinkhaus). Selbstverständlich wurde darauf geachtet, dass die verbliebene Eigenmobilität der Bewohnerin erhalten bleibt bzw. durch assistive Bewegungsübungen gefördert wird.

Nachdem wir nun über ein halbes Jahr hinweg das Fortschreiten des Dekubitus' verhindern konnten, allerdings (ebenso wie unsere Berufskollegen des anderen Heimes) die wunde Stelle nicht dauerhaft zu schließen vermochten, zogen wir in Erwägung, in der kurzen Epithelisierungsphase die Stelle zusätzlich (sparsam !!!) mit PC 30 V zu behandeln. Zusätzlich wurde der Hausärztin der Vorschlag unterbreitet, zur Verbesserung der Mikrozirkulation ein Gingko-Präparat zu verschreiben. Mit Zustimmung der Betreuerin erhielt die BW das (hochdosierte) Präparat per Privatrezept. Diese zusätzlichen Maßnahmen korrellierten zwei Monate später mit einem erkennbaren Heilungsprozess, der über Monate anhielt. (kein Dekubitus mehr)

Bedauerlicherweise erlitt die Pflegekundin im Januar dieses Jahres einen erneuten Schlaganfall und musste ins Krankenhaus eingeliefert werden. Dort wurde auch ihr HbA1c- Wert gemessen und der Diabetes medikamentös neu eingestellt. Die BW kam dann leider mit einem Dekubitus zurück.


So etwas erinnert mich immer an die "Erfahrungsberichte" von KollegInnen, die früher immer fleißig geeist/gefönt haben, das hat ja auch soo wunderbar geholfen.
So etwas (der zitierte Ausspruch) erinnert mich an einen deutlichen Hang zu Pauschalurteilen. Ein bequemer Weg, eigenständiges Denken durch unreflektierte "Schwarz-Weiß-Malerei" zu ersetzen.

Nur eben nicht wirklich professionell.
 
Ich habe mich bemüht, dir die Pathophysiologie des Dekubitus und seiner Entstehung nahe zu bringen. Wenn du dich bemüht hättest diese wissenschaftlichen Erkenntnisse wahr zu nehmen, müsstest du eigentlich zum selben Ergebnis kommen wie wir: das einzigste was hilft zur Prävention ist Druckentlastung.
Zum ersten Teil der Aussage: Diese Mühe ist lobenswert, aber die Einflussfaktoren, die einen Dekubitus begünstigen, sind mir bekannt.
Zum zweiten Teil der Aussage: Druckentlastung ist der primär geforderte Handlungsansatz. Soweit Übereinstimmung. Eine weitere Intervention wäre ein gezielter Ernährungsplan, der von der Verfassung des Patienten abhängig ist. Bei Inkontinenten müsste man noch besonders auf Toilettengänge (relativ kurze Intervalle) oder, wenn das nicht mehr möglich ist, adäquaten IKM- Wechsel achten, weil ein Hautkontakt mit Exkrementen zu lokalen Irritationen führen kann, die einen Dekubitus begünstigen. Natürlich nimmt bedarfsgerechte Hautpflege auch einen wichtigen Platz im prophylaktischen Maßnahmenkatalog ein. Und hier gibt es keine allgemeinverbindlichen Standards, weil Menschen sich nun mal individuelle Wesen sind.
Zu der von dir geforderten Studie bezüglich der Wirkung von Rosskastanienextrakt habe ich dir bereits eine Antwort gegeben. Die Wirkung ist bei der Konzentration eher fragwürdig.

Fragwürdig heißt aber nicht: prinzipiell ausgeschlossen.

Zu Synergieeffekten? Um diese These zu beantworten, würde ich dich bitten, dies genauer zu formulieren. Was stellts du dir darunter vor?

Elisabeth
Nehmen wir mal als Beispiel die orale Gabe von Vitamin C. Als isolierte Ascorbinsäure wird sie in geringerer Menge vom Körper absorbiert, als im Verbund mit Bioflavonoiden. Es muss also dann weniger Vitamin C zugeführt werden, um eine ausreichende Versorgung (je nach Indikation) zu gewährleisten. Anders herum, hemmt Ascorbinsäure die Oxydation dieser Begleitsubstanzen, sodass diese im Körper länger aktiv bleiben und notwendige Aufgaben verrichten. Ascorbinsäure und Flavonoide stehen also im synergetischem Verhältnis zueinander. "Unterstützen" sich gegenseitig.

Dieses Prinzip greift allen Anschein nach auch bei den einzelnen Komponenten, aus denen sich PC 30 V zusammensetzt. Aber auch die zusätzliche Substitution von Ginkgo biloba kann hier als synergetischer Faktor angesehen werden, weil es die Durchblutung der Kapillaren (nicht der größeren Gefäße) verstärkt. Die verbesserte periphere Durchblutung führt dann automatisch zu einer verstärkten Aufnahmefähigkeit jener Substanzen, die auf die Haut aufgetragen wurden. Dieser Vorgang ist aus physiologischer Sicht gut nachvollziehbar und spiegelt sich auch in der praktischen Erfahrung wider.
 
[...]Es wird in unserem Haus a) individuell (nicht pauschal) und b) sparsam eingesetzt.[...]
Die Frage ist: Warum wird es überhaupt eingesetzt? Was genau ist der dekubitusprohylaktische Effekt von PC30V?

Und nur mal so zur Richtigstellung: Die Bezeichnung "Wundermittel" wurde von militanten Gegnern eingeführt.
Das stimmt, wobei ich "militante Gegner" lieber durch "Kritiker" ersetzt sehen würde, denn wenn ich mir aber das hier durchlese:

Hersteller schrieb:
Bei PC 30® V handelt es sich um ein medizinisches Hautpflegemittel, welches seit Jahren sehr erfolgreich zur Dekubitusprophylaxe bei Bettlägerigen und zur Stumpfpflege bei Prothesenträgern eingesetzt wird. [...] PC 30® V enthält mit » Dexpanthenol, » Rosskastanienextrakt und » Kamillenextrakt drei sich ergänzende natürliche Wirkstoffe, die an Druck-, Reibungs- und Scheuerstellen Hautreizungen bis hin zu Entzündungen vermeiden helfen.
klingt das schon etwas nach Wundermittel, PC30 V ist wohl so gut, dass es keine Studie und keinen dokumentierten Beweis für eine Wirksamkeit bedarf, um als "sehr erfolgreich" angepriesen zu werden?



Ich habe lediglich angemerkt, dass es (in Bezug auf das Threadthema) immer noch besser ist, PC 30 V zu verwenden als Bepanthen.
Dagegen halte ich: Einem Dekubitus Grad I begnet man am besten mit konsequenter Druckenlastung und der Vermeidung von Scherkräften. Eine Anwendung zur Hautpflege ist eine Sache, Dekubitusprophylaxe eine andere. Dass "gut gepflegte Haut" (physiologisch "feucht", gut durchblutet etc.) weniger dekubitusanfällig ist
Bevor ich da irgendetwas draufschmiere um den Dekubitus zu therapieren muss die Wirksamkeit und auf jeden Fall die Ungefährlichkeit bewiesen werden.

Warum haben die "Warner" und "Skeptiker" noch keine Falsifikationsprojekte in die Wege geleitet?
Vielleicht weil zum Glück die meisten Häuser Belege für die Wirksamkeit teurer Pflegemittel verlangen, bevor sie sie anschaffen und Mittel wie PC30V seltener in Krankenhäusern anzutreffen sind als z.B. in der ambulanten Pflege o.ä.? Wie gesagt, wenn jemand möchte dass ein Produkt gekauft wird, muss die Wirksamkeit bewiesen werden - nicht der Kunde muss die Unwirksamkeit belegen.

Zu dem von die geschilderten Fall kann ich nur sagen: Prima! Freut mich für die Patientin. Hat aber wenig Aussagekraft.

Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft schrieb:
Der viel zitierte Satz "Wer heilt, hat recht" ist spätestens seit der 1932 erschienenen "Methodenlehre der therapeutischen Untersuchungen" von Paul Martini um die Beweispflicht für die Wirksamkeit nach wissenschaftlichen Prinzipien zu ergänzen.
Quelle: Stellungnahme der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft zu außerhalb der wissenschaftlichen Medizin stehenden Methoden der Arzneitherapie (Deutsches Ärzteblatt 95, Heft 14, 3. April 1998).

Dem ist meiner Meinung nach nichts weiter hinzuzufügen. Das Thema ist auch sowieso schon so dermaßen offtopic und die Ansichten jenseits aller objektivität, dass es m.E. wenig Sinn macht hier weiter zu diskutieren.
 
Interessant, mit welcher Arroganz
............ hier pseudo-wissenschaftliche Synergie-Effekte hergeleitet werden.

............ mit welcher Vehemenz doch die Verteidigung eines Mittels, welches sich nur als "traditionell angewendet zur...." bezeichnen DARF (vgl. AMG) und in dessen Packungsbeilage explizit steht, es dürfe nicht auf geschädigter Haut angewendet werden, nun selbst zur Wundheilung erfolgt.

Fälle, wie den geschilderten, kann hier im Forum vermutlich jeder aufbieten. So wird der eine hier mit Eisen und Fönen, der andere mit Mercuchrom, der dritte mit der einen speziellen Matratze eines Herstellers und der nächste mit einem Antidepressivum kombiniert mit einem Babypflegeöl einen ähnlichen Erfolg bei Patienten im Laufe seiner Berufstätigkeit erzielt haben. Dennoch sollte sich m.E. jeder - und vor allem jeder Personalverantwortliche- dringlich davor hüten, diese Erfahrungswerte in Praxis-Standards umzusetzen, die sich auf den nationalen Expertenstandard beziehen.
 
Bitte aber nur sinnvolle und zugelassene Produkte, keine selbstgemischten Pasten... und sowieso: Warum bedarf es einer Anordnung etwas "aufzutragen"? Die Pflege hat die Verantwortung eine Dekubitus-Risikoeinschätzung zu betreiben (was auch eine Neuerhebung bei Veränderungen bzw. in regelmäßigen Abständen mit einschließt) und Risikostellen zu beobachten, von regelmäßiger Lagerung bzw. Mobilisation einmal ganz abgesehen - dazu braucht man nicht eine ärztliche Anordnung bzw. eine "Ausrede"...

Nein. Ich schrieb auch nichts von ärztlicher Anordnung. Wozu auch ?

Wozu die Aufforderung an mich, keine "selbstgemischten" Pasten aufzutragen ? Wozu die Erklärung an mich, wie und wozu man in der Pflege Dekubitusprophylaxe betreibt ? I´m a little bit surprised ;-)
 
Ob eine Substanz von der Haut aufgenommen werden kann, hängt nicht allein von der Durchblutung des Gewebes ab. Stichwort: Molekülgröße, Bindungsfähigkeit usw.

@AlphaCentauri- warum fällt es dir eigentlich so schwer, eine schlüssige Begründung für den Einsatz von PC30V zu finden?
Inhaltsstoffe von PC 30 V LIQ
100 g Lösung enthalten arzneilich wirksame Bestandteile: Trockenextrakt aus Kamillenblüten (4-7:1) 0,4668 g; Auszugsmittel: Ethanol 50% (m/m), Eingest. Roßkastaniensamentrockenextrakt (5- 7:1) 0,7629 - 0,9986 g entspr. 185 mg; Triterpenglykoside, ber. als Aescin, Auszugsmittel: Ethanol 60% (V/V), Dexpanthenol 2,5 g; sonstige Bestandteile: Allantoin, 1- 3-Butandiol, Maltodextrin, Arabisches Gummi, Lactose- Monohydrat, Hochdisperses Siliciumdioxid, Geruchsstoffe.
apotheke 2u: PC 30 V LIQ (250 g) günstig kaufen

PC30V- bewirkt keine Druckreduzierung.
- erhöht nicht die Wahrnehmungsfähigkeit der Haut.
- vermag nicht den intravaskulären Druck zu erhöhen.
- erhöht nicht die Aufnahme von Sauerstoff ins Blut.
- passt nicht den Sauerstoffverbrauch an den Bedarf an.
- erhöht nicht die Nährstoffe in der Blutbahn.
- kann Altershaut nicht verändern: Atrophie und Verminderung der Abwehrzellen sind genetisch bedingt.
- wirkt nicht gegen Hautkrankheiten wie Ekzeme, Soorbefall
- verhindert keine trockene, rissige Haut.
- kann druckgeschädigte, gerötete Haut nicht heilen.
- kann die Entzündungszeichen nicht verändern, die infolge der nutritiven Mirkozirkulation´entstanden sind.
- kann eine steroidinduzierte Hautatrophie nicht rückgängig machen.

Wenn du einen Dekubitus verhindern willst bzw. einen bestehenden Dekubitus heilen willst, bleibt nur die Druckreduzierung. Alles andere gilt als überholt. Eine vermehrte Durchblutung anzuregen in dem betroffenen Gebiet gilt mittlerweile sogar als kontraindiziert. Stichwort: Fönen und Eisen.

Elisabeth
 
Es sei mir zunächst eine *off topic* - Bemerkung gestattet:

Voller Optimismus blicke ich in eine Zukunft, inder man von einem Master- Abschluss aufwärts eine PDL- Stelle besetzen darf. Denn: Wir wollen ja nicht ewig auf der Stelle treten. Es muss da unbedingt was "passieren".

Interessant, mit welcher Arroganz
............ hier pseudo-wissenschaftliche Synergie-Effekte hergeleitet werden.
"Pseudo" wohl nur für den Uninformierten. :rofl:

mit welcher Vehemenz doch die Verteidigung eines Mittels, welches sich nur als "traditionell angewendet zur...." bezeichnen DARF (vgl. AMG) und in dessen Packungsbeilage explizit steht, es dürfe nicht auf geschädigter Haut angewendet werden, nun selbst zur Wundheilung erfolgt.
Was mich betrifft: Ich habe nicht das geringste Interesse daran ein Pflegeprodukt anzupreisen. Und über die rechtlichen Grundlagen, die sich aus den Angaben des Beipackzettels ergeben, bin ich wohl informiert. Unser Pflegedienstleiter (Diplom-Pflegewirt) übrigens auch. Mit keiner Silbe wurde hier ein verantwortungsloser Umgang mit Pflegemitteln zur Disposition gestellt. Und nun - bitte nicht übel nehmen - ein kleiner Exkurs ins Reich der Logik: Wir haben hier also die Aussage eines Herstellers vorliegen. Man stellt dann in Zweifel, dass sich der Hinweis:

Traditionell angewendet zur Vorbeugung gegen Hautschädigungen, wie z.B. Wundliegen (Dekubitusprophylaxe) und zur Stumpfpflege.

auf seriöse Kenntnisse stützt. Gleichwohl aber setzt man die Korrektheit der Aussage:

... darf nicht auf geschädigter Haut aufgetragen werden

kritiklos voraus. Dabei ist doch naheliegend, dass sich der Hersteller mit dieser Aussage nur rechtlich absichert. Genau so, wie bestimmte Nahrungsergänzungsmittel, deren Unbedenklichkeit als erwiesen gilt, oft den zusätzlichen Vermerk haben: "Für Schwangere nicht geeignet". :mrgreen:

Fälle, wie den geschilderten, kann hier im Forum vermutlich jeder aufbieten. So wird der eine hier mit Eisen und Fönen, der andere mit Mercuchrom, der dritte mit der einen speziellen Matratze eines Herstellers und der nächste mit einem Antidepressivum kombiniert mit einem Babypflegeöl einen ähnlichen Erfolg bei Patienten im Laufe seiner Berufstätigkeit erzielt haben.
Korrekt. Aber worin besteht nun der eigentliche Sinn eines Forums? Ich denke es dient dem Meinungs- und Erfahrungsaustausch. Oder liege ich da falsch?

Dennoch sollte sich m.E. jeder - und vor allem jeder Personalverantwortliche- dringlich davor hüten, diese Erfahrungswerte in Praxis-Standards umzusetzen, die sich auf den nationalen Expertenstandard beziehen.
Der nationale Expertenstandard fußt auf aktuell gesicherten Erkenntnissen. Im Vergleich zu den traditionellen Naturwissenschaften steht die Pflegewissenschaft noch am Anfang. Gesicherte Erkenntnisse liegen hier noch weit unter der 1% - Marke.

Im Rahmen einer Fachtagung (2004) die unter der Überschrift Pflege als Medium zur eigenen Erfahrung abgehalten wurde,äußerte sich Prof. Christel Bienstein wie folgt:

Wir haben nun relativ wenig Wissen im Bereich der Pflege, weil wir auch hier in Deutschland erst seit 15 Jahren an Universitäten sind. Im Vergleich dazu forschen die Mediziner schon seit 600 Jahren. Das ist ein großer Unterschied. Wir gehen davon aus, dass wir etwa 0,005 Prozent [!!!] gesichertes Wissen im Bereich der Pflege haben. Die Medizin geht davon aus, dass sie zwischen 15 und 20 Prozent an gesichertem Wissen hat. Wir waren an den noch wenigen Entwicklungen beteiligt. Wir haben den Expertenstandard Dekubitus gemacht und haben uns um Schmerztherapie gekümmert.
Nehmen wir (großzügig) an, die validierten Erkenntnisse hätten sich in den letzten fünf Jahren verdoppelt. Dann wären wir immer noch bei 0,01 Prozent. Ist es in Anbetracht dieser Umstände a) sinnvoll / b) realistisch unsere pflegerische Tätigkeit auf diesen winzigen Teil zu beschränken und abzuwarten, mit welchen Ergebnissen Pflegeforschung künftig aufwartet?

Ich halte das für absolut unrealistisch. Wichtige Impulse müssen hier aus der Praxis kommen. Und das schließt eigenverantwortliches Handeln ein.

 
@ Elisabeth

Ob eine Substanz von der Haut aufgenommen werden kann, hängt nicht allein von der Durchblutung des Gewebes ab. Stichwort: Molekülgröße, Bindungsfähigkeit usw.
Das steht ganz außer Frage. Sind aber die Moleküle diffusionsfähig, nimmt ein besser durchblutetes Gewebe mehr davon auf.

PC 30 V bewirkt keine Druckreduzierung
Da bin ich mir nicht sicher. An den aufgetragenen Stellen fühlt sich die Haut geschmeidiger an. Reagiert also flexibler auf mechanische Reize. Der punktuelle Druck würde sich deshalb auf eine etwas größere Fläche verteilen. Das käme dann einer indirekten Druckreduzierung gleich.

wirkt nicht gegen Hautkrankheiten wie Ekzeme, Soorbefall
Mit Soorbefall assoziiere ich Candida albicans der im PC 30 V enthaltene Kamillenblütenextrakt wirkt hier spezifisch gegen den Pilz.

verhindert keine trockene, rissige Haut.
Unsere Erfahrungen sind hier anders. Aber PC 30 V kann diesbezüglich gut und gern durch eine beliebige Feuchtigkeitscreme (insofern verträglich) ersetzt werden. Natürlich nicht dann, wenn die obere Hautschicht schon Läsionen zeigt.
 
Da bin ich mir nicht sicher. An den aufgetragenen Stellen fühlt sich die Haut geschmeidiger an. Reagiert also flexibler auf mechanische Reize. Der punktuelle Druck würde sich deshalb auf eine etwas größere Fläche verteilen. Das käme dann einer indirekten Druckreduzierung gleich.

Ich gebs auf. So langsam verstehe ich, warum Pflege immer noch belächelt wird: Salbe zur Druckentlastung. *kopfschüttel*

Elisabeth
 
Ich gebs auf. So langsam verstehe ich, warum Pflege immer noch belächelt wird: Salbe zur Druckentlastung. *kopfschüttel*

Elisabeth
Welchem Naturgesetz widerspricht das? Um den Zusammenhang zu begreifen, muss man nur etwas guten Willen aufbringen und zu logischem Denken befähigt sein. Ist man dazu weder gewillt noch in der Lage, muss man es dann wohl beim Kopfschütteln belassen. :)
 
[...]An den aufgetragenen Stellen fühlt sich die Haut geschmeidiger an. Reagiert also flexibler auf mechanische Reize.[...]
Weil die Haut subjektiv geschmeidiger ist ist gleichzeitig die mechanische Belastbarkeit höher? Oh man... :gruebel:


[...]Um den Zusammenhang zu begreifen, muss man nur etwas guten Willen aufbringen und zu logischem Denken befähigt sein.[...]
Ich denke eher, dass man wenn man einen Zusammenhang sehen möchte ihn auch sehen kann, wenn man nur abstrakt genug denkt. Deine Argumentation ist mir nicht schlüssig und ich habe das Gefühl, dass du versuchst, mit pauschalen Aussagen, eigener "Erfahrung" (die hier keiner bestätigen bzw. nachvollziehen kann) und großen Begriffen wie "Synergieeffekt" die in diesem Fall bar jedweder wissenschaftlichen Grundlage (z.B. in Form von Studien) das Produkt zu verteidigen.

Auch Aussagen wie
[...]der im PC 30 V enthaltene Kamillenblütenextrakt wirkt hier spezifisch gegen den Pilz
erwecken den Eindruck, dass hier Herstelleraussagen (die nebenbei gesagt ebenfalls nicht belegt sind) als Tatsachen hingestellt werden um irgendeinen Sinn bzw. Effekt von PC30V zu beschwören.
 
Ich bin zu dieser logischen Schlussfolgerung nicht fähig und denke, ich bin damit nicht alleine. Aber wahrscheinlich habe ich und andere zuwenig Kenntnisse bezüglich der Naturwissenschaften.

Elisabeth
 
Nun hat sich der Kreis der Erkenntnisse ja geschlossen.
Jeder möge sich seinen Standort im Kreis selbst suchen.
Deshalb schliesse ich jetzt hier mal ab.
 
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