Ich könnte dem entgegnen, dass ich entsetzt bin, dass es immer noch Pflegekräfte gibt, die von moderner Wundversorgung und Dekubitusprophylaxe nichts oder nicht viel wissen, denn das Zurückgreifen auf und das Verteidigen solch dubiose Mittel wie PC30V, das "Wundermittel" gegen "Wundliegen" zeigt, dass wohl ein Bedarf an "einfachen Lösungen" besteht, bei denen man nicht viel nachdenken muss. Aber wenn ich ehrlich bin wundert es mich nicht.
Woher beziehst du die Gewissheit,
wer etwas von moderner Wundversorgung versteht und wer nicht? Bist du womöglich "hellsichtig"?
Was nun das "dubiose Mittel" betrifft: Es wird in unserem Haus
a) individuell (nicht pauschal) und
b) sparsam
eingesetzt. Wie ich schon geschrieben habe: Weniger ist hier mehr und man darf sich bei falscher Anwendung nicht wundern, wenn die erhoffte Wirkung ausbleibt. Habe in anderen Einrichtungen (und zugegebenermaßen auch in der eigenen) beobachten müssen, wie Pflegekunden in PC 30 V fast "ertränkt" wurden.
Und nur mal so zur Richtigstellung: Die Bezeichnung "Wundermittel" wurde von militanten Gegnern eingeführt. Ich habe lediglich angemerkt, dass es (in Bezug auf das Threadthema) immer noch besser ist, PC 30 V zu verwenden als Bepanthen. Von einem Wundermittel oder dergleichen war nie die Rede.
Stimmt. Soweit ich weiß ist auch keine Studie zu diesem Thema begonnen worden (obgleich das Mittelchen schon etliche Jahre existiert) und es würde mich stark wundern wenn eine unabhängige Studie je begonnen werden würde.
Du sagst ganz richtig: Das "Mittelchen" ist schon etliche Jahre auf dem Markt. Glaubst du, das wäre noch der Fall, wenn es sich als
bedenklich erwiesen hätte? Warum haben die "Warner" und "Skeptiker" noch keine Falsifikationsprojekte in die Wege geleitet?
In unserem Haus hatten wir vor zwei Jahren einen problematischen Fall. Eine 78- jährige Frau, Diabetikerin Typ 2a, mehrfach durchlittene Schlaganfälle, linksseitige Hemiparese, stark inkontinent (Harn- und Stuhl), eingeschränktes Schluckvermögen, Patientenverfügung, die PEG und Infusion ausschließt ...
Das lässt Pflegerherzen höher schlagen.
Die Angehörige (gleichzeitig bestellte Betreuerin) begrüßte uns mit den Worten: "Für meine Tante ist das hier das dritte Heim. Die offenen Stellen wollen nicht ausheilen. Obwohl die sich in den anderen Einrichtungen wirklich Mühe gegeben haben. Euer Heim ist näher an meiner Wohnung gelegen. Da kann ich meine Tante öfter besuchen. Versucht einfach euer Bestes."
Ein Blick auf den Überleitbogen sagte mir, dass in der vorangegangenen Einrichtung nach
Expertenstandard Dekubitusprophylaxe gearbeitet wurde
.
Keine erkennbaren Pflegefehler, sondern eher bemerkenswertes Engagement. Die mitgegebene Kopie eines Wundprotokolls zeigte, dass ein direkt am Steißbein lokalisierter Dekubitus, trotz aller Interventionen nicht ausheilen wollte.
Die neue Bewohnerin erhielt logischerweise ein Bett mit Antidekubitus-Wechseldruck-Matratze (Sunmed) kombiniert mit einem individuell ausgewählten Sortiment Lagerungshilfen (Brinkhaus). Selbstverständlich wurde darauf geachtet, dass die verbliebene Eigenmobilität der Bewohnerin erhalten bleibt bzw. durch assistive Bewegungsübungen gefördert wird.
Nachdem wir nun über ein halbes Jahr hinweg das Fortschreiten des Dekubitus' verhindern konnten, allerdings (ebenso wie unsere Berufskollegen des anderen Heimes) die wunde Stelle nicht dauerhaft zu schließen vermochten, zogen wir in Erwägung, in der kurzen Epithelisierungsphase die Stelle zusätzlich (sparsam !!!) mit PC 30 V zu behandeln. Zusätzlich wurde der Hausärztin der Vorschlag unterbreitet, zur Verbesserung der Mikrozirkulation ein Gingko-Präparat zu verschreiben. Mit Zustimmung der Betreuerin erhielt die BW das (hochdosierte) Präparat per Privatrezept. Diese
zusätzlichen Maßnahmen korrellierten zwei Monate später mit einem erkennbaren Heilungsprozess, der über Monate anhielt. (kein Dekubitus mehr)
Bedauerlicherweise erlitt die Pflegekundin im Januar dieses Jahres einen erneuten Schlaganfall und musste ins Krankenhaus eingeliefert werden. Dort wurde auch ihr HbA1c- Wert gemessen und der Diabetes medikamentös neu eingestellt. Die BW kam dann leider mit einem Dekubitus zurück.
So etwas erinnert mich immer an die "Erfahrungsberichte" von KollegInnen, die früher immer fleißig geeist/gefönt haben, das hat ja auch soo wunderbar geholfen.
So etwas (der zitierte Ausspruch) erinnert mich an einen deutlichen Hang zu Pauschalurteilen. Ein bequemer Weg, eigenständiges Denken durch unreflektierte "Schwarz-Weiß-Malerei" zu ersetzen.
Nur eben nicht wirklich professionell.