"Nu ham´se sich ma´nicht so!" - ist so ein Umgangston mit Patienten normal?

HoneyBloom

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Hallo!

Also, mein derzeitiger Einsatz ist ja in der Notaufnahme.

Ich muss sagen, ich bin leicht schockiert wie der "Umgangston" mit den Patienten ist.

Es kam z.B. ein junger Herr rein, mit einem Arbeitsunfall. Teilamputation des Zeigefingers.
Er war (m.E. verständlich) von Schmerzen und "Angst" geplagt. Die anwesenden Schwestern und die Ärztin empfanden es aber als nicht so verständlich.
"Nu ham se sich ma nich so", meinte die eine Schwester, weil der Pat. per "aua" seine Schmerzen äußerte, während sie die Wunde mit Octenisept reinigte.

"Oh, ja Männer sind ja auch immer so schrecklich wehleidig!" frotzelte die Ärztin mit verdrehten Augen.
Dann kam der Chefarzt vorbei "Was denn hier los?" "Ach, nichts wichtiges, nur eine Teilamp. vom Finger. Des mach ich nebenbei-"

Das alles, im Behandlungsraum, beim Patienten.
Und das Ganze zog sich auch so durch den Tag des besagten Pat.
Ich als kleine Schülerin habe versucht mich mit Sätzen wie "Also, wenn mir ein Teil meines Fingers fehlen würde, wär ich auch nich so gut drauf" 'schützend' vor den Pat. zu stellen.
Wurde allerdings mit "Jaaa, aber doch nicht SO" abgeschmettert.

Jetzt möchte ich mal gerne wissen. Sehen Mitarbeiter, die schon mehrere Jahre dort arbeiten was, was ich nicht sehe?
Werden nur ganze Amputationen oder blutige Autounfälle ernst genommen?

Warum muss man so einen Umgangston an den Tag legen?
Ich bin echt frustriert. Mir nimmts z.T. den Spaß an der Arbeit.

LG-Honey
 
Ich glaube, so ein Einstellung hat nix damit zu tun, wie lange man wo arbeitet. Klar wird man im Laufe der Zeit etwas desensibilisiert. (Ich sage bewusst nicht "abgestumpft"!) Aber so mit Patienten umzugehen (vor allem noch vor dem Patienten, hätte nix dagegen, wenn es später im "stillen Kämmerlein" zu solchen Bemerkungen kommen würde), zeugt nicht gerade von Empathie...

Als Schüler hast Du mit Deiner Bemerkung alle möglichen Mittel schon ausgeschöpft, es sei denn, Du möchtest ein richtig ungemütliches Gespräch mit den Leuten da. Da aber scheinbar mehrere Leute so sind, bestärken sie sich auch noch gegenseitig in ihrem Verhalten, also wiürde es für Deinen Standpunkt eher schwer...

Bleibt für Dich, Dir das als schlechtes Vorbild "abzuspeicher", um es später besser zu machen!
 
Ich denke das ist unterschiedlich.

Als Patientin habe ich schon sehr einfühlende Betreuung in der Notaufnahme erlebt und auch, dass ich mich nicht so anstellen soll, weil eigentlich wolle ich doch nur einen gelben Schein haben (war dann ein knöcherner Aussenbandabriss).

Ich persönlich nehme Menschen mit Schmerzen ernst. Ein Aua beim Desinfektionsmittel auftragen, würde ich jetzt aber nicht sofort mit einer PCA-Pumpe beantworten.
 
nun - ist die Frage ob der Spruch auf die Schmerzreaktion beim Desinfizieren der Wunde kam oder allgemein auf die Situation bezogen war.

Wenn ich mir einen Finger teilamputiert hätte, würd ich schreiend im Zickzack die Wände hochlaufen, denn das ist mein WERKZEUG! Das brauch ich tagtäglich und wenn ich Pech hab, (in diesem Fall als KS ist das so), benötige ich das Werkzeug auch noch jeden Tag im Job ^^

Ich weiß nicht, ich wär voll schockiert, wenn mir sowas passieren würde (hatte mir mal einige mm tief ein Loch in den Zeigefinger gerissen, das war schon grenzwertig für mich - es hat geblutet wie Sau, es tat höllisch weh und es sah alles andere als schön aus - so mit runterhängendem Fleisch und Freigabe des Blicks bis auf den Knochen *bähks*).


Manche Leute sind halt nicht empathisch,.. ich denke auch - nimm es als schlechtes Vorbild nicht in dein Repertoire auf und überlege nach wie vor, wie es dir in so einer Situation als Patient gehen würde und - wie du dir wünschst, dass man dir begegnet...


Als Schüler hatte ich mir in solchen Situationen leider auch nie getraut, die Klappe weit aufzureißen ... wenn es heute meine Kollegen wären, wär das sicher anders ^^
 
Hallo

Kollegen, die einen solchen Umgangston an den Tag legen, gibts wohl in jedem Bereich, denke ich. Normal sollte es aber trotzdem nicht sein. Klar, es gibt wehleidige Menschen, aber bei denen kann man sich solche Bemerkungen auch sparen.
Dein Patient mit der Teilamputation zählt für mich aber nicht unter wehleidige Menschen, denn er hat immerhin gerade einen Teil seines Fingers verloren. AdVitamAeternam hat es ganz treffend beschrieben: Ich würde vollkommen am Rad drehen, nicht nur wegen der Schmerzen, sondern auch wegen der Amputation! Und jedem Arzt oder jeder KS würde ich deutlich sagen, wohin sie sich ihre Kommentare stecken können - glaube ich zumindest. (Gott sei Dank war ich noch nicht mal annährend in so einer Situation)
Als Schülerin kann man sich vielleicht an die Kollegen wenden, die ebenfalls nichts von so einem Umgangston halten und ihnen sagen, was einen stört.
 
Hallo!

Als schlechtes Vorbild nehme ich mir die Kollegen sowieso.
Ich finds richtig traurig, dass fast die gesamte Belegschaft so einen Umgangston drauf hat.
Vllt ist sowas ja echt "Gruppenzwang"?

Richtig blöd (ums mal platt auszudrücken) find ichs immer, dass man als Schüler dem Pat. kaum beistehen kann. Weil man ist ja halt noch Schüler.
Aber besagte Empathie hat, so sehe ich das, nichts mit dem Schülerstatus zu tun. Nur will sich sicherlich keiner von denen ws von einem Schüler "sagen lassen" *seufz*
Und das, obwohl ich älter als manch eine dort bin...

Achja, und beim Desinfizieren der Wunde "rubbelte" (natürlich nicht ganz so hart wies klingt ;-)) die Schwester am Finger herum, um ihn vom Blut und Dreck zu befreien. Das Motoröl sollte schließlich da weg.

Da es aber so viele Pflegekräfte und Ärzte in der Ambulanz sind, frage ich mich auch, obs ein lokales Problem ist. Oder ob das nicht in vielen Ambulanzen so zugeht.

Genauso, wie mal ein Mann nach einem Autounfall eine Schulterluxation hatte, sediert wurde, um diese wieder einzurenken.
Eine Schwester stand dort, hob die Decke und kicherte "Komm mal XY!" Beide luschten unter die Decke und kicherten. Die "Ich bin ein Hengst"-Unterhose des Pat wurde dem gesamten Dienst gezeigt.
Ich glaube nicht, dass er geplant hatte mit so einer Unterwäsche ins KH zu gehen.

Ach ich weiss auch nicht, ich könnte noch xtausend solcher Geshcichten erzählen. Weil es mich richtig wütend macht. Aber bleibt wohl nur zu hoffen, dass ich nicht so werd.
 
Hallo,

die positiven Geschichten sind auch nicht die, welche im Gedächtnis bleiben und gerade in so einem Bereich ist unsensibles Verhalten natürlich nicht entschuldbar.
Menschen die solche Kommentare ablassen, sind meist nur unsicher und haben scheinbar dies als Strategie gefunden um sich abzuschirmen. Eine denkbar schlechte Strategie, die man aber in mehreren Bereichen finden kann.

Ich mag jedoch Pauschalisierungen generell nicht und denke daher auch nicht dass das Personal in Notaufnahmen überwiegend einen repsektlosen Umgangston pflegt.

Gruß Mary
 
Hehe, nicht nett, klar. Aber mir rutsht so etwas auch mal raus, allerdings in harmloseren Zusammenhang. Wenn bspw. der Patient es vor Schmerzen kaum aushält, wenn man das Viggo-Pflaster löst (recht häufig, komischerweise^^)
 
Hehe, nicht nett, klar. Aber mir rutsht so etwas auch mal raus, allerdings in harmloseren Zusammenhang. Wenn bspw. der Patient es vor Schmerzen kaum aushält, wenn man das Viggo-Pflaster löst (recht häufig, komischerweise^^)

Die kleben aber auch manchmal super fest! :D
 
Ich habe ähnliches ebenfalls in der Ambulanz erlebt.
Auf Stationen gar nicht hingegen.
Allerdings auch nicht nur in der Ambulanz wo ich gearbeitet habe, auch wo ich mit Bekannten da war, die als Patient dort waren. (in verschiedenen Ambulanzen).

Habe es häufiger als unangebracht empfunden wie dort mit Patienten umgegangen wird.
Gerade VOR Patienten sollte man sich so keinesfalls äußern.

Hab auch schon öfter erlebt das Pfleger/Ärzte mitten im Satz abbrachen und anfingen sich privat zu unterhalten oder den Raum verließen. (ohne sichtbaren grund, und ohne das angefangene Sätze jemals zu Ende geführt wurden).
Was ich ebenfalls einfach als unhöflich sehe und empfinde. Ich habe es noch kein einziges mal erlebt das sich jemand vorstellt.
oder sogar sagt was gemacht wird.

Eigentlich sollte auch gerade in einer Ambulanz, wo viele ja noch selbst nervös, ängstlich usw. sind, etwas mehr Empathie zu finden sein.
Konnte leider wenig davon erleben bisher.
 
Immer diese Pauschalisierung!
Natürlich ist eine solche Aussage wie oben genannt nicht in Ordnung. Darüber braucht man auch gar nicht diskutieren, es ist aber wahrlich nicht in jeder Ambulanz so.
Ich will da nichts entschuldigen, aber es ist manchmal schon extrem schwer, sich seinen Teil nur zu denken und nicht laut auszusprechen. Die Hemmschwelle, sich notfallmäßig im KH vorzustellen, sinkt scheinbar mit jedem Tag. Und während du deine Zeit besser bei "wirklichen" Notfällen (okay, bei mir zählt eine Fingeramputation dazu) verbringen solltest, dich mit Insektenstichen oder Halsschmerzen rumärgerst. Und trotzdem versuche ich, auch diesen Patienten mit Respekt und Verständnis zu begegnen. Und ich stelle mich auch immer vor. Aber da kann ich auch nur für mich sprechen.

Übrigens darf man auch als Schüler Kritik üben. Wenn man sich in der Situation nicht traut, dann wenigstens im Abschlussgespräch.
 
Als Patient, der da mit teilamputiertem Finger sitzt würde ich mich Erstversorgen lassen, dann das KH verlassen und mich anderweitig behandeln lassen und mich dann beim KH mit einem dicken Beschwerdebrief revanchieren.
Ich finde mal das geht überhaupt nicht! Wir reden ja hier nicht von nem oberflächlichen Schnitt in den Zeigefinger beim Brötchenaufschneiden. Und selbst da, haben solche Sprüche nichts vor dem Patienten zu suchen. Sowas kann ich im stillen Kämmerlein von mir geben, aber nicht vor einem verletzten Patienten, der in diesem Falle vermutlich ordentlich Schmerzen gehabt haben wird ....
Das hat auch einfach was mit Feingefühl zu tun. Wir arbeiten ja schließlich im KH und nicht beim Metzger!
Außerdem ist auch ein KH ein Dienstleister, beim Frisör muss man sich ja auch nicht solche Unverschämtheiten bieten lassen ...
 
Teilamputationen müssen eigentlich schnellstmöglich in den Op. Man kann auf die Schnelle auch gar nicht feststellen, ob Sehnen und Nerven noch zu retten sind. Gründlich desinfiziert wird eigentlich nach der AN.
Geschieht die Versorgung doch in der Ambulanz, sollte man auch da erstmal lokal betäuben, dann tut auch das Reinigen der Wunde nicht mehr so weh.
Im Allgemeinen geht es in der Notaufnahme schon etwas roher zu; stimmt.
Hauptsache, es geht schnell und effektiv, auf psychische Betreuung wird wenig Wert gelegt.
Ich selbst versuche, sensibel zu bleiben, aber auch viele Pat. treten nicht sehr angenehm auf.
 
Ich finde auch, dass ein solcher Ton sich nicht vor dem Patienten gehört. Aber selbst im Stationszimmer sollte man nicht über Patienten lästern. Wenn ich ständig abfällige Bemerkungen über Patienten mache, wenn ich mich im Kollegenkreis befinde, besteht die Gefahr, dass sich meine Einstellung und mein Verhalten den Patienten gegenüber mit der Zeit verändern.

Außerdem sollte man sich gerade in unserem Beruf bewusst sein, dass nicht jeder auf eine Situation gleich reagiert. Was den Einen ängstig, ist für den Nächsten nur eine Kleinigkeit.
In meiner Ausbildungszeit habe ich in einer chirurgischen Ambulanz erlebt, dass ein Schreiner mit einem Abgetrennten Daumernendglied in die Ambulanz kam. Ich war total schockiert und der Patient hat das ganz locker gesehen, so nach dem Motto: "Endlich lästern meine Arbeitskollegen nicht mehr, weil ich als Schreiner mit 20 Jahren Berufserfahrung noch alle Finger komplett habe."
 
Als Patient, der da mit teilamputiertem Finger sitzt würde ich mich Erstversorgen lassen, dann das KH verlassen und mich anderweitig behandeln lassen und mich dann beim KH mit einem dicken Beschwerdebrief revanchieren.
Ich finde mal das geht überhaupt nicht! Wir reden ja hier nicht von nem oberflächlichen Schnitt in den Zeigefinger beim Brötchenaufschneiden. Und selbst da, haben solche Sprüche nichts vor dem Patienten zu suchen. Sowas kann ich im stillen Kämmerlein von mir geben, aber nicht vor einem verletzten Patienten, der in diesem Falle vermutlich ordentlich Schmerzen gehabt haben wird ....
Außerdem ist auch ein KH ein Dienstleister, beim Frisör muss man sich ja auch nicht solche Unverschämtheiten bieten lassen ...
sehe ich ganz genauso! und die kritik schön an die pdl. mit namen derjeniger, die sich so unmöglich verhalten haben.
 
Eine Schwester stand dort, hob die Decke und kicherte "Komm mal XY!" Beide luschten unter die Decke und kicherten. Die "Ich bin ein Hengst"-Unterhose des Pat wurde dem gesamten Dienst gezeigt.
Ich glaube nicht, dass er geplant hatte mit so einer Unterwäsche ins KH zu gehen.
tja, seit meinem fahrradunfall, wo ich glücklicherweise nicht bewusstlos o.Ä. war, aber halt in die unfallambulanz musste, achte ich ziemlich penibel darauf, dass an meiner kleidung, unterwäsche und körperpflege alles stimmt! denn ich war seeehr dankbar dafür, dass ich mich am abend vor dem unfall einigermaßen rasiert habe und auch keine hässliche unterhose an hatte :lol:
und das würde ich übrigens jedem raten, der nicht das erleben will, was du da oben schilderst!
 
Will an dieser Stelle mal einschmeißen: Vielleicht hat das erfahrenere Personal den jungen Pat auch richtig eingeschätzt, nämlich, dass man ihm mit lockeren Sprüchen und betont relaxtem und alltäglichem Umgang die Angst nehmen und ihn ablenken kann,und somit in dieser Situation alles richtig gemacht...

Jeder ist anders.
 
Ganz klar : Beschwerde bei der PDL.
Das Verhalten ist ja wirklich unter aller Kanone :schraube:
Ich hoffe der Pat. hat einen saftigen Beschwerdebrief geschrieben.

Obwohl manchmal würd ich auch am liebsten sagen "Stellen Sie sich nich so an"
Als ich noch in der Notaufnahme gearbeitet habe(werd ich nie vergessen!!) kam nachts um 2.30uhr ein Pat. mit RTW . Die Rettungsdienstler übergaben mir "kopfschmerzen.....ggf. Migräneanfall" Ich gehe zu dem Pat. spreche kurz mit ihr und frage "Welche schmerzmittel haben Sie zu hause genommen und wie lange bestehen die Kopfschmerzen schon?" Pat. sagt "Tja Kopfschmerzen hab ich seit 2Stunden und Schmerzmedi habe ich noch nicht genommen!!!!!!!!!":schraube::schraube::schraube:
Und dafür MUSSTE ich den doktor wecken, nach einer Perfalgan i.v Gabe wurde die Patientin, auf wundersame Weise geheilt, nach 25min entlassen!!:boxen:
Da fragt man sich auch was bei manchen im Oberstübchen so los ist. :schlafen:
ich begegne jedem Pat respektvoll und empathisch aber irgendwann is auch mal schluss............oder???
 

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