Mehr Kompetenzen - Starke Schwestern

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Mein Beispiel stammt von meiner alten Normalstation (Herz-Thoraxchirurgie).
Ein Patient nach ACVB in unserer Klinik bekommt immer Lasix und um dem Kaliumverlust auszugleichen immer Kalium entweder als Brause oder Retardkapsel.
Und wenn dieser Patient, der ohnehin Kaluim in der Medikation hat, maße ich mir an, ihm noch zusätzlich eine Brause zu geben. Ich maße mir sogar noch an eine Kaliumkontrolle zu stellen (ist eigentlich auch Arztaufgabe) - Asche auf mein Haupt!
So handhaben es alle Pflegekräfte auf dieser Station. Und ich maße mir an zu sagen, das ein Kaliumspiegel von sagen wir mal 3,2 oder was auch immer für einen Herzchirurgischen Patienten nicht gut ist und das er da mal schnell recht "schnell" werden kann!

Aber das ist hier nicht die Diskussion, oder? Hier gehts doch um die Ärzte die ihren Schwestern ihre Arbeit aufdrücken, oder?!
Blutabnehmen tu ich allerdings nicht! Das habe ich in der Schule nicht gelernt!
Jetzt wo ich auf Intensiv arbeite ist das natürlich was anderes, da haben die Patienten einen arteriellen Zugang. Und es gehört dort auch zu den aufgaben der Pflegekraft.
 
Ich stimme Elisabeth da voll und ganz zu. Mehr gibt es eigentlich nicht mehr dazu zu sagen. Jeder sollte sich fragen, warum muss ich dem Arzt Tätigkeiten abnehmen? Was habe ich davon? Warum gerade wenn ich selber im Zeitdruck bin? Warum mache ich das lieber, als mich um meine Arbeit zu kümmern? Warum ist mir die Wertigkeit meiner Arbeit nicht so wichtig, oder warum ist die des Arztes wichtiger? Ich kenne auch diese Fragen bei mir. Habe bei mir mal eine psychiatrische Pflegeplanung erstellt. Kann übrigens jeder bei sich auch mal machen*g*. Eine Haltung einzunehmen, diese klar zu vertreten heisst nicht, dass man nicht teamfähig ist. Ein Team wird erst zum Team, wenn jeder gleichwertig ist. Diese Gleichwertigkeit entsteht erst durch die professionelle Haltung der verschiedenen Berufsgruppen. Es heisst nicht "Arbeiten" zu übernehmen die nicht in seiner Kompetenz liegen oder weil ein Arzt mich darum gebeten hat. Man sollte sich immer fragen, warum soll ich das tun? Es ist immer ein Beziehungsangebot, dass schnell dazu verführt, es zur Routine werden zu lassen. Man kann dann beim nächtenmal schlecht nein sagen. Das "Ja" sagen ist soviel einfacher, man geht Problemen aus dem Weg. Genauso, wie ich zu einem Patienten auch mal "Nein" sage, weil es aus pflegerischer Sicht besser ist, so muss mich auch von Kollegen abgrenzen, denn wenn ich das nicht mache oder kann, habe ich keine eigene Haltung. Es ist anstrengend und kann auch schmerzhaft sein, weil jeder Angst hat....oh, jetzt ist der Arzt aber sauer auf mich. Wenn er das ist, dann ist er kein Profi....aber Du. Wenn jemand auch mal "Nein" sagt, dann "höre" ich auf....dann geht man in Diskussion, dann vertrete ich was.....nämlich "Mich und meine Arbeit". Wenn ich selber meine Arbeit nicht ernst nehme......wer dann?
 
Brady schrieb:
. Jeder sollte sich fragen, warum muss ich dem Arzt Tätigkeiten abnehmen? Was habe ich davon? Warum gerade wenn ich selber im Zeitdruck bin? Warum mache ich das lieber, als mich um meine Arbeit zu kümmern?

Weil es mir wichtiger ist, das der Patient vital stabil ist als gründlich gewaschen?
 
jenny83 schrieb:
Weil es mir wichtiger ist, das der Patient vital stabil ist als gründlich gewaschen?
Also ist Pflege bei Dir nur "waschen"??? Es geht halt darum, dass die Kollegen oft meckern, dass sie keine Zeit haben, wenn es darum geht "neue" Konzepte umzusetzen (wobei die meisten ja inzwischen alles andere als neu sind). Wenn sie sich auf pflegerische Dinge konzentrieren sollen (z.B. Basale Stimulation) hat man plötzlich keine Zeit, ... soll man aber Blut abnehmen oder eigenverantwortlich Medikamente geben (oder vieles mehr) hat man plötzlich alle Zeit der Welt. Das ist eben die Schizophrenie dabei.
Und die meisten Patienten sind da NICHT vital bedroht. Oder zumindest verbessert man durch die Blutabnahme nicht die vitale Situation. Genauso beim Beispiel Kalium. Ist der Patient PLÖTZLICH vital bedroht, weil Du den Wert weißt, oder steuert er schon lange darauf hin und wird es auch 2 Minuten länger überleben, bis Du Deinen zuständigen Arzt gefragt hast? Probier es mal aus, ... ich vermute, es wird deswegen nicht zu mehr Reanimationen kommen.
Und da Du bestehende Medikationen ja gerne mal erhöhst, ... würde mich interessieren, ob Du das auch mit der anderen Medikation machst (Digitalis, Betablocker, Antiarrhythmika, Analgetika, Diuretika, ACE-Hemmer usw). Das ist ja auch schon eine bestehende Medikation. Oder ist Kalium nicht so schlimm, weil es ja "nur" ein Elektrolyt ist???
 
jenny83 schrieb:
Ein Patient nach ACVB in unserer Klinik bekommt immer Lasix und um dem Kaliumverlust auszugleichen immer Kalium entweder als Brause oder Retardkapsel.

*grübel*

Liebe Jenny,
es gehört zwar nicht in den Thread, Flexi ich bitte um Entschuldigung, aber ich Frage mich ernsthaft, wenn der Patient immer Lasix bekommt und immer Kalium, weshalb es dann nicht als Dauermedikation angeordnet ist? Oder vtl. auch als Bedarfsmedikation mit dem Hinweis wenn Kalium < 3,4 dann 1 Tablette Kalinor?
Dann müsstest du den Arzt erst gar nicht belästigen.

Einen schönen Tag
Narde
 
Gesellschaftliches Ansehen unseres Berufes...

...ich finde das ist das Stichwort!
Wir alle diskutieren hier ob das Übernehmen ärztlicher Tätigkeiten ein Teil unserer - ohnehin knapp bemessenen - Arbeitszeit ausmachen sollte, um unsere Kompetenzen zu erweitern... aber die Frage ist doch fühlen wir uns selber dadurch aufgewertet - haben wir das Gefühl kompetenter zu sein, wenn wir dieser ärzlichen Tätigkeit nachgehen?
Die Antwort ist doch - ganz ehrlich - ja, denn die Gesellschaft, stellvertretend dafür unsere Patienten, sieht laienhaft darin die Kompetenzen einer Schwester (nimmt sie Blut ab ohne dass es mir weh tut, sie macht ja genau die gleichen Sachen wie ein Arzt z.B.), während die Tätigkeiten wie basal stimulierende GKW oder Mobilisation nach kinästhetischen Grundsätzen für den Patienten kompetenzfraglich nicht nachvollziehbar sind, außer dass sie denken "ui, bin ich aber jetzt gut aus dem Bett kommen" oder "ach nach dem Waschen fühle ich mich ganz anders"...ich glaube für den Patienten - sprich die Gesellschaft - ist das was wir machen, einfach nicht transparent genug... wir werden immer diejenigen sein, die die Patienten waschen und ihnen beim Toilettengang behilflich sein werden, weil sich das Berufsbild heutzutage (habe mir erzählen lassen, dass es früher nicht so war ???) in der Gesellschaft so verankert hat.
Und viele Schwestern/Pfleger (ich teilweise auch, aber ich versuche davon Abstand zu gewinnen... laßt mir nur Zeit) sehen in der Übernahme ärztlicher Tätigkeiten nun mal eine Aufwertung ihres Berufsstandes, weil sie eben denken dass die Patienten sie als kompetenter sehen, ohne darüber nachzudenken dass ihr Beruf viel mehr ausmacht als das... daher verstehe ich es schon, dass viele dann auf einmal Zeit haben und "HIER!!!" rufen wenn es darum geht Arzt-Tätigkeiten zu übernehmen, statt die Zeit dafür zu nutzen einen Hempilegiker nach Bobath zu lagern und ihm so bei der Gesundung zu unterstützen.
 
Was Jenny83 beschreibt ist ganz einfach die Art und Weise, wie man ritualisiertes, nicht hinterfragtes Tun und Machen einbetoniert!
Aus welchen Gründen sollte hier z.B. eine Pflegedienstleitung tätig werden, mehr Personal einzustellen, weil die Pflegenden überlastet sind?
Ich komme ebenfalls von so einer Station. BE (Blutentnahme) zur K+ Kontrolle, BGA Kontrolle und die eigenständige Gabe von Medikamenten wie Lasix i.v., Nitro, K+ und das Anhängen von Antibiotika, wenn der Arzt nicht kam war an der Tagesordnung. Gleichzeitig war man am Jammern, das man so viel zu tun hat, dass es unfair sei, solch kranke Patienten schon am 1. postOP Tag zu verlegen etc.
Kompetent in der Behandlung der Patienten waren die Kolleginnen schon, keine Frage, aber wer hatte es Ihnen erlaubt? Delegiert? Wo war es abgestimmt?
Nichts dergleichen!
Heute hat sich dahingehend etwas geändert, dass nach wie vor die Pflegekräfte diese Tätigkeiten übernehmen, allerdings hat die Station nun den Status einer IMC. Die Kollegen kriegen ein wenig mehr Geld, Stellenschlüssel minimal erhöht und gut (der Grund war aber der, dass es erst einmal ein paar Patienten schlecht gehen musste... und dass ist doch das, was wir nicht möchten, ob Arzt oder Pflegekraft, aber trotzdem soweit kommen lassen müssen, damit sich was ändert).
Ist das die Lösung?
Ich möchte nochmals auf den 2. Beitrag hier v
erweisen und unterstreichen, dass ich unter gewissen Umständen für eine "NEUSTRUKTURIERUNG" der Tätigkeiten für Pflegepersonal bin und GEGEN ein blindes Abschieben von ungeliebten Tätigkeiten, die keiner mehr haben will!
 
narde2003 schrieb:
*grübel*

Liebe Jenny,
es gehört zwar nicht in den Thread, Flexi ich bitte um Entschuldigung, aber ich Frage mich Ernsthaft, wenn der Patient immer Lasix bekommt und immer Kalium, weshalb es dann nicht als Dauermedikation angeordnet ist? Oder vtl. auch als Bedarfsmedikation mit der dem Hinweis wenn Kalium < 3,4 dann 1 Tbl Kalinor?
Dann müsstest du den Arzt erst gar nicht belästigen.

Einen schönen Tag
Narde
Also ich fage mich ernsthaft, ob ihr alle in der Praxis tätig seid?
Ich habe so das gefühl einige sind ein bisschen weit von der Realität entfernt sind.
Um noch ein einmal darauf zurück zukommen. Klar hat der Patient Kalium als Festanordnung. Aber es kommt halt vor das es nicht ausreicht, er zum Beispiel einen sehr hohen Verbrauch oder hat noch zusätzlich einen Lasixbolus erhalten...
 
Jenni reflektiert ihre Arbeit anscheinend nicht. Alles muss ich hinterfragen warum ich es mache oder nicht mache, bei den pflegerischen Aufgaben tue ich es auch. Aber es ist der eigene Narzißmus aus welchen Gründen auch immer man sich an diese Aufgaben wagt; leichtsinnige, nicht berechenbare, nicht in seiner Kompetenz liegende.

Beispiele könnten sein: Bei der jungen Schwester.... Ach, guck mal der Arzt sieht, daß ich so "klein und zart" bin, dass ich keine Bettdecke alleine beziehen kann. Das weiß ich vorher, wenn ich den Beruf übernehme ob ich körperlich in der Lage dazu bin. Bei älteren Kollegen schlägt der Narzißmus vielleicht anders zu. Sie sind doch sehr erfahren, Sie können das doch viel besser als ich, haben mehr Praxis. Ohne Sie als Schwester/Pfleger hier, liefe der ganze Laden nicht.

Sollte man vielleicht für den Arzt eine Pflegeplanung erstellen? Er hat keine Zeit, kriegt es nicht hin... dann kommen wir... übernehmen seine Verantwortung/Arbeit. Verschleiern also die Missstände die herrschen. Ergo muss der Doc sich nicht beschweren, braucht sich nicht mit Vorgesetzten auseinandersetzen weil die Arbeit nicht zu schaffen ist. Also übernehmen wir eine Co-Abhängigkeit und lassen es so weiter kränkeln. Bis die Lage für uns brenzlig wird und wir Personal abgezogen bekommen, weil wir ja sehr viel Zeit haben und unseren Kopf für alles hinhalten.

Bei nicht fachlichen Dingen die ich übernehme, gehe eine persönliche Beziehung zu einer Person ein, der ich mich verpflichtet fühle. Wie kommt man da so leicht wieder raus? Und dann immer wieder dieser Satz, ich tue es wegen dem Patienten... oh, nein. Wieder so ein Narzißmus, wer bin ich denn? Ich bin die Fachpflegekraft, wenn der Arzt seinen Dingen nicht nachkommt, ist es seine Verantwortung. Ich muss mit ihm in die Diskussion gehen wenn das nicht funktioniert. Ich habe die Pflicht mit ihm immer wieder zu diskutieren, wenn dies nichts nutzt, muss ich andere Wege gehen. Aber ich bin nicht der "Retter".
 
Mobitz schrieb:
Und da Du bestehende Medikationen ja gerne mal erhöhst, ... würde mich interessieren, ob Du das auch mit der anderen Medikation machst (Digitalis, Betablocker, Antiarrhythmika, Analgetika, Diuretika, ACE-Hemmer usw). Das ist ja auch schon eine bestehende Medikation. Oder ist Kalium nicht so schlimm, weil es ja "nur" ein Elektrolyt ist???
Ich erhöhe keine bestehende Medikation sondern gebe lediglich, wenn es nötig ist eine Kaliumbrause-Tablette.
Und natürlich mache ich das nicht mit herzkreislaufwirksamen Medikamenten!!!

Wie handhabst du das denn eigentlich auf Intensiv?
Stellst du das Arterenol hoch, wenn du siehst das der Blutdruck in den Keller rutscht oder fragst du vorher den Arzt? Stellst du das Arterenol runter, wenn der Patient plötzlich einen 200er Druck hast oder fragst du erst nach ob du das darfst?
 
jenny83 schrieb:
Ich erhöhe keine bestehende Medikation sondern gebe lediglich, wenn es nötig ist eine Kaliumbrause-Tablette.
Und natürlich mache ich das nicht mit herzkreislaufwirksamen Medikamenten!!!
hmmm, ...
jenny83 schrieb:
Mein Beispiel stammt von meiner alten Normalstation (Herz-Thoraxchirurgie).
Ein Patient nach ACVB in unserer Klinik bekommt immer Lasix und um dem Kaliumverlust auszugleichen immer Kalium entweder als Brause oder Retardkapsel.
Und wenn dieser Patient, der ohnehin Kalium in der Medikation hat, maße ich mir an, ihm noch zusätzlich eine Brause zu geben.
Ist also eine zusätzliche Tablette keine Erhöhung einer bestehenden Medikation??? Vielleicht versteh ich da was falsch.
Kalium kann durchaus kreislaufwirksam sein. Immerhin funktioniert die Herzkontraktion mittels der Natrium-Kalium-Pumpe. Verschiebungen außerhalb des Normbereichs kann also schon in gewisser Weise kreislaufwirksame Folgen haben.
jenny83 schrieb:
Wie handhabst du das denn eigentlich auf Intensiv?
Ich arbeite unter Berücksichtung der koninuierlichen hämodynamischen Monitorings (das auf einer Normalstation nicht gegeben ist) in enger Absprache mit dem zuständigen Stationsarzt.
(wobei ich denke, dass man Äpfel nicht mit Birnen vergleichen kann und eine Dosisanpassung eines Katecholamins in keiner Relation zur Gabe eines Elektrolyts steht, das in der Regel nicht innerhalb von Sekunden eine Kreislaufkrise hervorruft. Und ICH spreche mich direkt mit dem Stationsarzt ab).
 
Die Halbwertzeit eines Katecholamins ist eine andere. Mir fällt jetzt nur Dopamin ein: 1 min. Kalium aus dem Kreislauf zu eliminieren, wenns dann doch zuviel ist, dürfte schwerer sein - zumal eine orale Zufuhr um einiges unkontrollierter abläuft als eine i.v. Gabe.

Aufgabe einer Pflegekraft ist es beratend aktiv zu werden. Hier wäre es eine Ernährungsberatung - kaliumreiche Nahrungsmittel:
  • Hülsenfrüchte (z.B. Linsen, weiße Bohnen)
  • Dörrobst, kandierte Früchte
  • Bananen
  • Nüsse, Kastanien, Avocado
  • Schokolade, Kakao, Ovomaltine, Frühstücksgetränke
  • Pommes Frittes, Chips, Spinat, Fenchel, Pilze
  • Tomatenpüree
  • Diätsalze, Diätaromat

Elisabeth
 
Wovon redet ihr hier eigentlich noch, hat das noch was mit dem eigentlichen Thema zu tun????????



Kleine Anmerkung: Wenn's Kalium zu hoch ist kann die...... ja eine Lasix geben:knockin:dann ist das kosmische Gleichgewicht der Kräfte wieder hergestellt!!
 
Es ging um die Aufgaben einer Pflegekraft und deren Wert: sind die Übernahme ärztlicher (Hilfstätigkeiten) geeignet den Marktwert einer Pflegekraft zu erhöhen oder hat Pflege selbst nicht schon einen hohen Stellenwert?

Was sind die ureigensten Pflegetätigkeiten und welchen Wert haben sie?
Wie ist die rechtliche Regelung in Deutschland?
Ist die Ausbildung in Deutschland ausreichend, um eigenverantwortlich ärztliche Tätigkeiten ausführen zu können?
Welche ärztlichen Tätigkeiten sind geeignet, um von Pflegekräften gefahrlos übernommen werden zu können?

Zu den letzten Fragen ist sicher eine Menge an Meinungen zusammen gekommen. Zur ersten Frage ist her wenig gesagt worden.

Was sind denn nun die Primäraufgaben einer examinierten Fachkraft wenn man ärztliche Tätigkeiten nicht miteinbezieht? Und welchen Wert haben diese Aufgaben für den Patienten/Bewohner - ergo für die Gesellschaft? Warum werden diese Aufgaben so wenig wahrgenommen: einmal vom Anbietenden, zum anderen vom Empfänger der Leistung. Gibt es da Zusammenhänge wie wir diese Leistung verkaufen - nämlich als wertlos?...

Ergo hat sich das Thema nicht erschöpft. Ob es aber zu letzteren Fragen Anworten geben wird????

Elisabeth
 
Also du kannst in den Threads immer nur Fragen, aber die Antworten bist du bisher schuldig geblieben...
Mich würde mal interessieren wie der Aufgabenkatalog einer Pflegekraft deiner Meinung nach aussieht??

Warte auf Antwort
Gruß
 
Es ist zwar nicht höflich, Fragen mit Gegenfragen zu beantworten, da ich den fauxpas aber selbst begangen habe (?) will ich gerne meine Meinung dazu sagen. Um sie möglichst kurz zu fassen, benutze ich mal Teile einer Stellenbeschreibung unseres Hauses... sonst droht bei mir Uferlosigkeit *g*

Aufgaben einer dreijährig examinierten Fachkraft:
  • Erstellung des individuellen Pflege- und Behandlungsplanes des Patienten am Tag der stationären Aufnahme anhand des diagnosespezifischen Behandlungspfades bzw. auf ärztliche Anordnung
Pflegepersonal muss also in der Lage sein, Pflegeprobleme zu erkennen und nach ihrer Priorität sortieren können. nicht muss in der Lage sein mit dem Patienten gemeinsam einen Plan zu erstellen, wie der Genesungsablauf erfolgen soll. Dabei wird sie auch beratend tätig sein müssen: Patientenedukation.
Kompetenzen für diese Aufgabe: Fachwissen in Anatomie und Physiologie, Pathologie, Pharmakologie, psychologisch- soziologische Kenntnisse, Kommunikationsfähigkeit, usw.
  • Koordination und Organisation sämtlicher Leistungen, die der Patient während des stationären Aufenthaltes erhält, Überprüfung der Pflegequalität
Hierbei handelt es sich nicht nur um die Terminbestellung, sondern es geht ganz klar auch um organisatorische Aufgabenverteilung von anfallenden Pflegeaufgaben: verantwortungsvolle Delegation an nachgeordnete Pflegekräfte je nach Ausbildungsstand inklusive Anleitung (z.B. in der Neuro-Lagerung nach Bobath) sowie die nachfolgende Kontrolle der Pflegeergebnisse (Evaluation/ Pflegebericht).
Kompetenzen für diese Aufgabe: Kommunikationsfähigkeit, Organisationsfähigkeit, pädagogische Grundkenntnisse + Kenntnisse über Pflegetherapien, Teamfähigkeit usw.
  • Mitwirkung bei der pflegerischen Betreuung
Meint das Durchführen von pflegerischen Aufgaben, die nicht delegiert werden können - da kein entsprechendes Fachpersonal zur Verfügung steht: würde in der Neuro bedeuten z.B. essen reichen bei Dysphagie.
Kompetenzen für diese Aufgabe: Kenntnisse über Pflegetherapien usw.

  • Einleitung lebensnotwendiger Sofortmaßnahmen bis zum Eintreffen des Arztes
Meint die Basics: Atemwege frei, Beatmung, Creislauf

Der Beruf wird sich zukünftig gravierend ändern. Dafür sind wir nur ungenügend vorbereitet. Und gerade die Übernahme von Hilfstätigkeiten für die Ärzte raubt uns die Zeit für die oben beschriebenen Tätigkeiten. Da kann ich aus Erfahrung sprechen. Und auch das kann ich aus Erfahrung sagen: der Patient wird nicht alleine durch die ärztliche Kunst gesund!!! ... Aber vielleicht habe ich zuviel pflegerisches Selbstbewusstsein für diese Aussage.

@adalbert: Und jetzt würde ich mich freuen, wenn du deine Antworten zu den Fragen niederschreiben würdest.
 
jenny83 schrieb:
Wie handhabst du das denn eigentlich auf Intensiv?
Stellst du das Arterenol hoch, wenn du siehst das der Blutdruck in den Keller rutscht oder fragst du vorher den Arzt? Stellst du das Arterenol runter, wenn der PAtient plötzlich nen 200er Druck hast oder fragst du erst nach ob du das darfst?
Liebe jenny,
nochmals an dieser Stelle der Hinweis:
Intensiv und Normalstation ist hier nicht zu vergleichen, da auf einer Intensiv immer ein Arzt anwesend ist, bzw. sein muss. Das Pflegepersonal hat häufig eine Fachpflegeausbildung und diejenigen die sie nicht haben, haben entweder jahrelange Erfahrung und der Rest wird sicher nicht einfach mal am Arterenol drehen.

Auf deinen Hinweis und Frage, ob hier eigentlich jemand in der Praxis arbeitet, möchte ich die Gegenfrage stellen:
Reflektierst du eigentlich hin und wieder das, was du tust, bzw. nicht tust? Siehst du die Folgen deines Handelns?
 
Elisabeth Dinse schrieb:
Der Beruf wird sich zukünftig gravierend ändern. Dafür sind wir nur ungenügend vorbereitet. Und gerade die Übernahme von Hilfstätigkeiten für die Ärzte raubt uns die Zeit für die oben beschriebenen Tätigkeiten. Da kann ich aus Erfahrung sprechen. Und auch das kann ich aus Erfahrung sagen: der Patient wird nicht alleine durch die ärztliche Kunst gesund!!! ... Aber vielleicht habe ich zuviel pflegerisches Selbstbewusstsein für diese Aussage.

Hallo Elisabeth,

ich denke dass es nicht die ärztlichen Taätigkeiten sind, die uns die Zeit rauben.
Das mag sicher von Haus zu Haus unterschiedlich sein. Ich persönlich halte andere Aufgaben aus dem Bereich Hauswirtschaft (putzen und alles was dazu gehört z.B. Aufbereitung Sterilgut) und dem Bereich Verwaltung und Logistik für die Zeiträuber.
Zuviel Aufbereitung und Geputze, zuviel (unnötige) Krankentransportbegleitungen, zuviel Bestellwesen, Lagerhaltung, Maschinenwartung und Dokumentation.

Der "ärztliche" Bereich im Sinne der Übernahme von Blutabnahme, Viggo legen, bestimmte Medikamente und Infusionen (nach Anordnung) geben finde ich, gehört noch eher zum Arbeiten am Patienten. Von daher finde ich unter Beachtung der unter Beitrag #2 von mir genannten Bedingungen eine Übernahme für sinnvoll.
Aber vielleicht habe ich zuviel pflegerisches Selbstbewusstsein für diese Aussage.
 
Elisabeth Dinse schrieb:
@adalbert: Und jetzt würde ich freuen, wenn du deine Antworten zu den Fragen niederschreiben würdest.

Gerne, muss aber bis Montag warten, da das etwas umfangreicher werden könnte und ich gerade knapp an der Zeit bin (ich bin zur Zeit nicht als Pfleger beschäftigt...).
Gruß
 
duetzmann schrieb:
ich denke, dass es nicht die ärztlichen Taätigkeiten sind, die uns die Zeit rauben.
Ich persönlich halte andere Aufgaben aus dem Bereich Hauswirtschaft (putzen und alles was dazu gehört z.B. Aufbereitung Sterilgut) und dem Bereich Verwaltung und Logistik für die Zeiträuber.
Zuviel Aufbereitung und Geputze, zuviel (unnötige) Krankentransportbegleitungen, zuviel Bestellwesen, Lagerhaltung, Maschinenwartung und Dokumentation.

zum Arbeiten am Patienten.

Trotz Zeitknappheit nochmal ein kurzes Statement...

Habt ihr euch schon mal überlegt welche Aufgaben der Pflegdienst schon alles abgegeben hat??
- Mobilisation machen die Krankengymnasten
- Nagelpflege macht die Fußpflege
- Haare waschen in einigen Fällen der Frisör
- Essen anreichen gerne Praktikanten, Zivis o.ä.
- Vibrax die Krankengymnasten
- "schwierige" Wunden der Wundmanager
- Stomas werden von der Stomatherpie versorgt
- mit den Patienten reden, das übernehmen die grünen, blauen oder wie auch immer gefärbten Schwestern
- Ernährungsberatung die Diätassistentin
Fällt euch auch noch was ein??

Ich frage mich da schon manchmal was denn die Schwester auf der Station noch macht...
Zeit ist da wohl kein Argument irgendetwas nicht zu machen muss aber immer wieder herhalten.

Generell muss ich immer wieder feststellen, wenn ich am Bett arbeite, dass viele Pflegende keine Verantwortung für ihr Tun übernehmen wollen. Die Diskussion über Viggos, i.v., etc. ist da typisch.
Hier ist klar umrissen welche Folgen eintreten können, hier muss der Pflegende zu dem was er macht stehen.
Die, die das Argument der rechtlichen Unsicherheit bringen wollen in meinen Augen keine Verantwortung für diese Handlung übernehmen. Mit einem Delegationsschema wie im Artikel vorgestellt ist das Argument aber voll und ganz entkräftet.

Bezüglich der Übernahme von Verantwortung kann ich als Beispiel noch das Konzept des Primary Nursing einwerfen, dazu aber später vieleicht mehr...

Mein Zug geht gleich...
Gruß
 
Status
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