Lernen durch Selbsterfahrung?

Selbsterfahrung in der Ausbildung ist

  • gut, ich kann dadurch die Patienten besser verstehen

    Stimmen: 55 52,4%
  • nicht notwendig

    Stimmen: 5 4,8%
  • ist mir egal

    Stimmen: 1 1,0%
  • ist in manchen Bereichen nicht schlecht

    Stimmen: 44 41,9%

  • Umfrageteilnehmer
    105
Nein, im Ernst. Also natürlich bin ich für Selbsterfahrung in der Ausbildung. Das ist im Leben generell so - meine Meinung. Das, was man selbst erlebt (hat), kann man viel besser nachvollziehen. Nur ein "Betroffener" kann auch selbst nachempfinden. Ein Arzt z.B. kann noch soviel über eine Krankheit wissen, Bücher ohne Ende geschrieben haben. Dennoch kann er sich nicht vollständig in den Patienten hineinfühlen. Ich glaube, ich drücke mich ein bisschen wirr aus. Aber man lernt durch Selbsterfahrung automtisch.

Solange solche Texte erscheinen.

Dialyseheinz- ich hoffe, ich konnte dir damit eine befriedigende Antwort geben.

Elisabeth
 
Solange solche Texte erscheinen.

Dialyseheinz- ich hoffe, ich konnte dir damit eine befriedigende Antwort geben.

Elisabeth

Das, was man selbst erlebt (hat), kann man viel besser nachvollziehen.
Das ist doch trotzdem nichts Falsches. Natürlich kann man besser nachvollziehen, was man selbst erlebt hat. Sieh es mal im Größeren:

Man kann nur WIRKLICH nachvollziehen wie es in amerikanischen Ghettos zugeht, wenn man dort gelebt hat.
Man kann nur WIRKLICH nachvollziehen wie es ist einen Ferrari zu fahren, wenn man es getahn hat.
Man kann nur WIRKLICH nachvollziehen wie es ist eine Spritze in den Bauch zu kriegen, wenn man eine bekommen hat...

Es sagt niemand: "Ich weiß das das nicht schlimm ist Hr. X, stellen sie sich mal nicht so an", es geht darum die Situation besser begreifen zu können indem man sie 1x erlebt/nachgestellt hat.
 
Wirklichkeit und Realität sind zwei völlig verschiedene Sachen. Wirklichkeit ist das, was du als Welt wahrnimmst. Das muss/ wird nicht identisch sein mit der Sicht deines Nachbarn.

Es gibt ein ungeschriebenes Gesetz in der menschlichen Gesellschaft, dass wenn mehrere die Wirklichkeit gleich erleben, dass man diese zur Realität (der Gruppe) erhebt.

Beispiel: Ein Mensch, der seit seiner Geburt nur per PEG ernährt wird- wird dem die orale Nahrungszufuhr fehlen? Wird er darunter leiden?

Elisabeth
 
Beispiel: Ein Mensch, der seit seiner Geburt nur per PEG ernährt wird- wird dem die orale Nahrungszufuhr fehlen? Wird er darunter leiden?

Jepp, da er nicht isoliert lebt und bei Anderen miterleben kann wie toll doch das Andere ist/sein kann.

Aber das nichts mit dem Thema zu tun.
 
Nur kleiner Hinweis: Ihr dürft auch nicht vergessen, dass jeder Mensch ein anderes Schmerzempfinden, oder viell. vor Spritzen mehr oder weniger Angst hat, als ihr. Man kann nciht automatisch von sich auf andere schließen!
 
@maniac- er kann nichts vermissen, was er nicht kennt. Das andere ihre Nahrung über den Mund bekommen hat er gesehn- aber nie danach gefragt. Es war eine Qual für alle Beteiligten ihm mit ca. 3 Jahren das Essen beizubringen.

Ich denke, es hat schon etwas mit dem Thema zu tun. Es zeigt die Grenzen der Selbsterfahrung.

Elisabeth
 
Oh, ich denke, man kann sehr wohl auch Dinge vermissen, die man nicht kennt. Das ist noch schmerzvoller, weil man sie nicht artikulieren kann.

Pauschalurteile sind nicht gut. Besser: Sich anhören, wie empfinden andere das, und wie empfinde ich es? Was ist ähnlich, was ist anders?

Eventuell werden ähnliche Empfindungen durch andere Erlebnisse ausgelöst.
Wenn ein Pat. große Macht- und Hilflosigkeit durch die Krankenhausbehandlung und distanzierte Ärzte bspw. fühlt, kann ich ihm das vielleicht nachempfinden, weil ich zwar nie in seiner Situation war, aber doch durch z.B. Erlebnisse als Kind ähnlich gefühlt habe. Der eine wird dann wütend, der andere zieht sich zurück.

Medikamente austesten ist großer Quatsch.
Spritzen tun weh, das wissen wir alle. Wir wissen aber auch, dass die Vorstellung von den Schmerzen alles noch verstärkt und Muskelentspannung helfen kann.
 
Um etwas vermissen zu können, muss man es kennen- hier: gespürt haben, wahrgenommen haben. Der Genuß der anderen war für den Betreffenden nicht nachvollziehbar, da nie wahrgenommen. Zumal Essen ja mehr ist als nur die orale Info. Außer der oralen Info hat er ja alles wahrnehmen können und offensichtlich war dies für ihn die Information die er mit Essen verbunden hat: z.B. Geselligkeit, Freude, Gespräche.

Pauschalurteile sind nicht gut. Besser: Sich anhören, wie empfinden andere das, und wie empfinde ich es? Was ist ähnlich, was ist anders?

Das wäre ein möglicher Weg. Durch die Selbsterfahrung sich selbst kennen lernen, sich austauschen und zu der Erkenntnis kommen: ich komme mit meiner Selbsterfahrung an meine Grenzen. Meine Erfahrungen werden nie die des Patienten sein können. Meine Erfahrungen können allenfalls ähnlich sein. Dies muss mich dazu bringen, stets offen zu sein für die Angaben des Pat. und nicht meine Kenntnisse über seine Erfahrungen stellen wollen.

Elisabeth
 
Dies muss mich dazu bringen, stets offen zu sein für die Angaben des Pat. und nicht meine Kenntnisse über seine Erfahrungen stellen wollen.

Elisabeth

Nein, das Letztgenannte sollte man nicht tun.
Man kann aber bestimmt durch Selbsterfahrung dazu kommen, andere besser zu verstehen. Stichwort Empathie, nachempfinden, sich einfühlen können. Natürlich sind wir alle Individuen. Wer stets von sich auf andere schließt, ist auch unsensibel.
 
Wie kann ich durch Selbsterfahrung Empathie lernen?

Elisabeth
 
Na gut, Elisabeth, vielleicht sollte ich Selbsterfahrung durch Selbstbeobachtung/Selbstreflexion ersetzen. Wenn ich mich frage: Welche eigenen Erfahrungen habe ich, die denen des Gegenübers ähnlich sein könnten?
Ich fürchte allerdings, das hat mit dem "Lernen durch Selbsterfahrung" in der Pflegeschule wenig zu tun, hier ging es wohl eher um praktische Maßnahmen.
Ich verstehe schon gut, was du meinst. Beispiel: die Spontangeburt. Man kann 10 Frauen fragen, wie sie es erlebt haben, und es wird 10 verschiedene Antworten geben von "schönes Erlebnis" bis "furchtbar". Es finden sich allenfalls grobe Übereinstimmungen.
Doch wenn ich so überlege...Bevor ich selbst eine Sectio hatte, habe ich die Sache unterschätzt, weil es ja keine Op am Kranken ist.
Man muss schon erstmal selbst Pat. gewesen sein, um eine Ahnung davon zu bekommen, wie es anderen möglicherweise geht. Mit gestellten Situationen wird man das schwerlich hinbekommen.
Am wichtigsten bleibt einfach der Dialog, die Kommunikation.
 
Am wichtigsten bleibt einfach der Dialog, die Kommunikation.

Das erscheint mir der entscheidende Aspekt zu sein. Bemerkt der Azubi nonverbale Zeichen beim Gegenüber und ist er bereit diese nicht sofort zu deuten sondern in einem Kontext zu sehen.

Beispiel: Stark bewußtseinsgetrübter Intensivpat. bekommt Besuch von der Angehörigen. Die Herzfrequenz steigt. Was bedeutet dies? Freude? Unbehagen?
Hier steht man wieder vor einer Grenze. Ohne Sozialanamnese kommt man nicht weiter.

Und ich gehe mit dir konform: die Bedeutung der Selbsterfahrung wird reduziert auf: finde ICH gut oder finde ICH nicht gut. Und ICH wird gleichgesetzt mit Pat./ Bew..
Eigentlich wieder ein Zeichen, dass die aktuelle Pflegausbildung viel zu wünschen übrig lässt.

Elisabeth
 

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