Lernen durch Selbsterfahrung?

Selbsterfahrung in der Ausbildung ist

  • gut, ich kann dadurch die Patienten besser verstehen

    Stimmen: 55 52,4%
  • nicht notwendig

    Stimmen: 5 4,8%
  • ist mir egal

    Stimmen: 1 1,0%
  • ist in manchen Bereichen nicht schlecht

    Stimmen: 44 41,9%

  • Umfrageteilnehmer
    105
Da hat dir jemand wohl einen dicken Bären aufgebunden.

Ich bin auch gegen das alleinige Lernen per Selbsterfahrung. Was meiner Meinung nach hinterher nie aufgefangen wird, ist die Erkenntnis, dass ich von MEINER Erfahrung nie auf andere schließen darf.

Elisabeth
 
Wie dem auch sei, obs wahr is oder nich, ICH mache sowas sicher NICHT
 
Ich probiere alles aus, was sich ohne Verletzungs- oder Infektgefahr testen läßt... Finalgon an den Arm schmieren (nervt Stunden und juckt wie Schwein), in Bett hochzerren oder mal grob umsetzen lassen, sich Essen anreichen lassen mit geschlossenen Augen (auch mit drin versteckter Traubenzuckertablette wie beim Tablettengeben im Essen - widerlich) und so weiter. Ich würde nie irgendwelche Medis schlucken, um Wirkungen zu testen, aber mal eine feuchte Fingerspitze Dormicum oder Ibuprophensaft testen, damit man weiß, wie das Zeug schmeckt, das man da gleich nem Kind einflößt, ist keine schlechte Idee. Oder zumindest mal dran riechen...
 
na das geht ya auch noch....
das würd ich auch machen..
und waschen lassen und sowas...
 
Ich kann mich sehr gut an die Erfahrungen in meiner Ausbildung erinnern. Es ist in manchen Bereichen sicherlich gut zu wissen wie sich der Patient in bestimmten Situationen fühlt. Das hilft ungemein im Umgang und auch in der Schule. Wir haben uns gegenseitig mit einem Rollstuhl quer durch eine Wohnsiedlung buchsiert (aus Sicht des Patienten manchmal wirklich unschön), zwei Schüler standen hintereinander(der Hintere mit verbundenen Augen) und musste den anderen das Essen anreichen, ohne das dieser helfen konnte(schmierige Angelegenheit). Von diesen Methoden gibt es einige, sie helfen zu verstehen warum Patienten sich in manchen Situationen unwohl fühlen, was man dahingehend verbessern kann. Aber wie will man dem Patienten helfen, wenn man sich selbst einen Katheder legt oder sich selbst spritzt? Tut es ihm dann weniger weh? "Ich kann sie verstehen" ... diesen Satz will niemand hören.. besonders unangebracht auf einer Onkologie oder Palliativstation. Meiner Meinung nach gehen invasive Selbstversuche einfach zu weit und es hilft dem Patienten kein Stück, wenn man ihm vor dem DK-Wechsel sagen kann :"Das ist nicht so schlimm". Oder "Ich weiß wie Sie sich fühlen". Genauso wirken Medis bei jedem Menschen anders. Nichts ist 100% nachvollziehbar.
 
Wir hatten eine Vormittag als "Behinderte" mit Rollstühlen, Augenklappe, Gehstützen, Oropax o.ä. zu meistern (natürlich hatten wir nicht alle Behinderungen gleichzeitig). Das war eine einschneidende Erfahrung, die die ganze Klasse zum Nachdenken brachte und die ich nicht missen möchte.

Trinknahrung und Golitely (das Zeug, dass man vor Coloskopien literweise trinken musste) haben wir auch gekostet. Ich denke sowas ist nicht verkehrt.

Wir hatten uns alle bereits s.c.-Spritzen mit Kochsalz verabreicht, ehe wir zum ersten Mal auf Station kamen, und die Blutentnahmen haben wir auch zuerst an uns geübt. Die wenigsten haben sich dagegen verwahrt (und wenn doch, fand sich jemand, der sich den anderen Arm auch noch anzapfen ließ).

Ich bin als Praxisanleiterin beim "lebenden Modell" geblieben. Mir haben schon etliche Schüler s.c.-Spritzen verpasst, Blutzucker gemessen oder Folienpflaster auf den Bauch geklebt. Ich halte es eher für albern, z.B. an Orangen das Spritzen zu üben. Wer hat denn Hemmungen, in eine Orange hineinzustechen?
 
Das würde ich auch alles machen...
weiß nich ob ich mich weigern würde beim Blutabnehmen..
also wenns dann bei mir nich wehtut kann man echt sagen: DU KANNST DAS! :mrgreen:
 
Wir haben auch viel mit Selbsterfahrung gearbeitet: Einreibungen, Wickel (die kann man leider nicht sehr viel in der Schulmedizin anwenden - aber für den Eigengebrauch super), sämtliche Einschränkungen (Augen verbinden, Beine zusammenbinden, Rollstuhl fahren und gefahren werden, Krücken benützen) Stomabeutel auf den Bauch kleben und den ganzen Tag damit rum laufen - diese Wachsplatten jucken mit der Zeit tierisch, Mundpflege, basale Stimulation, Kinästhetik, Zusatznahrungen kosten, s.c. spritzen, Blut abnehmen, usw.
Aber es war alles freiwillig. Die Mundpflege hab ich aufgrund meines sehr ausgeprägten Würgereizes auch abbrechen müssen - bin deswegen besonders sensibel bei Pat. was diese anbelangt.

Trotzdem glaube ich, dass diese Erfahrungen nicht voll und ganz mit denen der Pat. verglichen werden kann. Immerhin wurden die ganzen Tätigkeiten an mir von Kollegen durchgeführt, zu denen ich eine ganz andere Beziehung und mehr Vertrauen habe als die Pat. zu mir haben. Ich denke, gerade deswegen sollte man Pat. mit den schon erwähnten Sprüchen nicht "anlügen", wie es wird schon wieder, tut nicht weh, usw.

Gruß,
Lin
 
Also zu uns bauen die Patienten ziemliches Vertrauen auf, das merkt man teilweise echt..
Wir haben eine Pat. bekommen die am Anfang total Misstrauisch war und jetzt sagt sie "Danke dass ihr alle so lieb seid" :)
 
, Wer hat denn Hemmungen, in eine Orange hineinzustechen?

Whol keiner, und das alles sind ja noch Dinge die sich im Rahmen halten, aber wenn das Risiko ernsthaft steigt sollte man doch etwas nachdenken.

Ich hätte keine scheu mir mal da das Blut apzuzapfen. Ich kann ja damit leben das evtl ein Bluterguss enstehen kann :D
 
Trotzdem glaube ich, dass diese Erfahrungen nicht voll und ganz mit denen der Pat. verglichen werden kann.

Auch wieder so zweideutig. An sich lernen ist gut weil man dementsprechen reagieren kann, eine Orange sagt nicht aua :)

Doch sich mit dem Rohlstuhlfahren lassen ist etwas was sich spaltet. Ein gesunder Mensch der im Rohlstuhl ist und die Reaktionen dessen Umfeld beobachtet sieht es doch etwas anders er kann ja wieder aufstehen und sagen ja so is das. Ein Kranker Mensch plagt sich evtl. die ganze Zeit mit den Reaktionen kann auch Parranoia bekommen weil er nur schlechtes von den anderen denkt, so gibgs mir jedenfalls damals ;)

Jedoch ist es nie verkehrt zu sehen wie ein Mensch auf dich wirkt sobald du im Rollstuhl sitzt.
 
Im Dresdener Hygiene-Museum gibt es so ein paar "Instrumente", mit denen man ausprobieren kann, wie es sich anfühlt, Altersgebrechen zu haben: gehbehindert, sehbehindert, schwerhörig etc. zu sein, sogar, wie es ist, mit einem Tremor zu schreiben! - Interessante Erfahrung und ziemlich unangenehm, v.a. anstrengend.
Zur Selbsterfahrung gehört v.a. auch der anschließende Dialog mit den anderen Teilnehmern, wie ich es kürzlich in einer M/K-Kur erleben durfte in den verschiedenen Entspannungs- und Therapiekursen. Nicht jedem bringt z.B. die Progressive Muskelentspannung was, keiner empfindet das gleiche, manches ist sogar unangenehm, was der andere als hochangenehm empfindet, aber im Gespräch hinterher kann man dann doch wieder einen Nutzen daraus ziehen, weil man nur so herausfindet, was einem guttut. Es schärft aber auch den Blick auf andere.

In der Ausbildung gab es einen Unterschied zwischen dem Selbsterfahrungs-Lernen. Einmal sollten so Techniken geübt werden (z.B. das ganz banale Blutdruck-Messen) - andere Geschichten waren mehr dafür geeigntet, sich in die Lage des Pat. zu versetzen.
Auf Station haben wir uns mal gegenseitig Blut abgenommen.
Gipsen kann man auch gut üben.
Bei der Magensonde habe ich persönlich die Erfahrung gemacht, das es weniger weh tut, wenn ich sie selbst schiebe!
 
Wir waren mal in einer Medizinausstellung in Berlin..
Da waren die alten Geräte nur ausgestellt - leider..
Aber man konnte in so einen komischen Raum gehen, indem es laut, heiß und windig war...
 
Hallo,

generell zum Thema Selbsterfahrung:

Für mich geht es bei diesen Selbstversuchen (ASE, Waschen, Essen anreichen) in erster Linie um die Erfahrung, "wie fühlt sich das an?".
Ich weiß jetzt, dass ich ASE total entspannend finde. Es gibt sicher viele, denen es auch gefällt, aber wie bei allem, kann man das nciht pauschalisieren und sagen, "das tut jedem gut!" (jetzt mal abgesehen von Kontraindikationen o Schmerzen).
Nicht jeder mag es z.B., sich so anfassen zu lassen.
Aber dafür habe ich auch einen Mund zum Reden! Mit "ansprechbaren" Pat kann ich komunizieren und fragen, was ihnen gut tut und was sie wollen oder nciht.

Das ist natürlich bei z.B. komatösen Pat kaum möglich, aber man kann auch hier Reaktionen beobachten.

Zwischendurch abbrechen ist natürlich bei i.m-Injektionen o DK-Legen schlecht... (ich würde das bei mir selbst auch nciht ausprobieren, weil ich weiß, dass es mir weh tuen würde) Aber durch Gespräche mit Pat weiß ich, dass das sehr unangenehm sein kann. Bei jedem Pat, bei dem ich irgendetwas mache, erkundige ich mcih nach dem Befinden und wie sie es erleben.

Komunikation ist hier das A und O!


Insgesamt bringen mir diese Selbstversuche sehr viel in der Hinsicht, zu sagen,
"ich behandle einen Patienten so, wie ich gerne behandelt werden würde!!"
und weil ich das ständig im Hinterkopf habe und durch solche Selbstversuche immer wieder daran erinnert werde, kann ich mit gutem Gewissen arbeiten.

:nurse:Lg, Ginxx
 
Zum Thema Selbsterfahrung

also wir haben bei uns in der Pflegeschule Ganzkörperwaschungen ASE Esses anreichen Kinästhetik und Blutabnehmen gemacht und ich fand das richtig gut allein schon das Gefühl wie das ist von jemnánden gewaschen zu werden den man nicht richtig kennt...
Aber Medikamente selbst auszuprobieren das kommt mir so vor als wird man dort zur Testperson. Was ich ganz schlimm finden würde wäre an sich selbst eine Magensonde legen zu müssen, habe aus anderen Schulen nur schlechtes gehört... weil alle Schüler sich den Tag dann noch mal durch den Kopf gehen lassen haben.
Außerdem ich kann besser lernen wenn ich etwas praktisch mache und das hat mir sehr geholfen
 
Also um auf den ursprünglichen Grund dieses Beitrages zurückzukommen: Oh ja klasse! Da möchte ich dann gleich als erstes Ritalin ausprobieren und anschließend ein paar Benzos, um wieder runterzukommen :mrgreen:

Nein, im Ernst. Also natürlich bin ich für Selbsterfahrung in der Ausbildung. Das ist im Leben generell so - meine Meinung. Das, was man selbst erlebt (hat), kann man viel besser nachvollziehen. Nur ein "Betroffener" kann auch selbst nachempfinden. Ein Arzt z.B. kann noch soviel über eine Krankheit wissen, Bücher ohne Ende geschrieben haben. Dennoch kann er sich nicht vollständig in den Patienten hineinfühlen. Ich glaube, ich drücke mich ein bisschen wirr aus. Aber man lernt durch Selbsterfahrung automtisch.
Dennoch gibt es klare Grenzen. Medikamente austesten. Ich dachte erst, ich verlese mich!? Also wenn die Lehrkraft aus Sarkamus bestünde okay, dann hätte ich herzlichst mitgelacht. Aber ernst meinen...hmm...nein! Es gibt Sachen, die gehen zu weit, dazu zählen u.a. Medikamente, Katheter etc. Wichtig finde ich auf alle Fälle die Klassiker wie Waschen etc. Man kann ja noch so behutsam vorgehen, erst wenn man selbst gewaschen wird, kann man verstehen, wie sich ein Patient fühlt, nämlich oft einfach ausgeliefert. Und dann kann man noch viel vorsichtiger an die Sache herangehen.

Und vor allem: Ich selbst bin ein praktischer Lerner, ich höre zwar zu. Aber wirklich aufnehmen gelingt mit durch Sehen und aktives Handeln ;-)
 
Selbsterfahrungen in der Ausbildung und auch später gehöhrt wohl absolut dazu!!!! Nicht nur was die tätigkeit selbst angeht sondern auch den klaren Blick auf, was sage ich, mich verhalte.
Da wo Körperverletzung beginnt hört er Spass sicher auf. Lehrer die darüber gehen und das empfehlen muss der Lehrauftrag sofort entzogen werden. Der Rückschluss könnte ja auch gemacht werden: "wenn ich z.B. Medikamente ausprobieren soll, können die ja auch nicht schlimm sein! Welch Vorbild!!!
Dinge wie MS/DK schieben halte ich für äusserst fraglich (Gruppenzwang Infektionsgefahr, Verletzungsgefahr etc.)

Bei Selbsterfahrungen kann es nicht darum gehen den Pat. wirklich nachfühlen zu können!!! (Nein ich habe keinen Krebs! Nein meine Frau/Mann will sich nicht von mir trennen!
Ich bin Krankenschwester und halbwegs Fit und mach den Spruch: "Mensch jetzt helfen Sie doch gefälligst mal mit! Ich will mir nicht wegen Ihnen das Kreuz brechen!" Kommt schon bei gesunden Leuten gut rüber!!)
Da ist Selbsterfahrung echt wichtig. Natürlich auch beim Lagern oder mal in einer CT-Röhre liegen (natürlich ohne Strahlungsbelastung!)
Selbsterfahrung vermittelt der Blick offen zu halten für mich und auch eventuell für die Grenzen des anderen.
Meiner Ansicht nach unabdingbar sowohl im Beruf wie auch Privat!!!
 
Selbsterfahrung bringt keine Erkenntnisse über einen anderen Menschen. Ich lerne lediglich mich selber wahrzunehmen.

Elisabeth
 
An alle, ist jetzt völlig OT (muss aber mal für mich sein)
@Elisabeth
Hi! Ich habe mich nun gerade durch 6 Seiten "Alt Tereat" gelesen...
Aufgemacht von narde im Jahre 2005!
Die letzten drei äusserungen von Mitusern gehen auf die Urprungsfrage:
Zitat Narde: Was meint ihr, ist Selbsterfahrung wichtig beim Lernen, oder kann man darauf verzichten?
Wenn ja, wo hört es auf? Bei der Magensonde oder dem Blasenkatheter?
ein.
Mein Kommentar geht, glaube ich, auch nicht an der Frage vorbei....
Ich habe mich durch Seitenweise Beiträge über Sinn oder gar vieleicht Unsinn von Kinestetik, basaler Stimulation gelesen... den für die Lehrenden entstehenden Problemen bei der Vermittlung von wissen... War intressant ging aber am Thema vorbei...
Dann wurde wieder aufs Thema verwiesen...
Deine Meinung Zitat: Selbsterfahrung bringt keine Erkenntnisse über einen anderen Menschen. Ich lerne lediglich mich selber wahrzunehmen.
wird, soweit ich sehen kann, von niemandem angezweifelt.
Im Gegenteil...!!!!!
Schliesslich hast Du und andere mehrfach, zu recht, auf genau diesen Umstand hingewiesen.
Frage meinerseits: Wie oft noch?

meine ich wirklich nicht böse!!!! :)ich bin auch nicht immer OT aber manchmal nervt das...
Ich werde mich nicht mehr in diesem Treat äussern... hab alles gesagt... aber weiterverfolgen werde ich ihn... weil eigendlich spannend...
 

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