Lagerungsintervall bei Dekubitusprophylaxe

Hi
Ich bedien mich gern der Mikrolagerung. Und wende auch gern die "schiefe Ebene" an (schiefe Ebene = Lagerungsmaterial unter Matratze).
Sofern angebracht.

Zum einen ist Mikrolagerung eine Entlastung für mich, sag ich ganz ehrlich. Und durchaus auch für den Patienten. Erlebe immer wieder Patienten, die es auch nicht gewohnt sind, in Seitenlage zu schlafen. Wurde ganz früher mal so "antrainiert", scheint zumindest so.
Zum anderen erlauben es die Diagnosen auch nicht immer, eine Seitenlage zu provozieren.

....Lagerung in der Nacht kann als Mikrolagerung angeboten werden. Dem steht nach aktuellem Wissensstand nichts entgegegen.

...da es sich nur um kleine Bewegungsschritte handelt: mit 30° anfangen am Dienstbeginn und alle Stunde die Decke ein Stück zurückziehen. So dürfte der Pat. nach ca. 3 Stunden auf dem Rücken liegen und jetzt das Spiel von der anderen Seite beginnen, indem Schritt für Schritt die Decke untergeschoben wird. Wir haben dies Prozedere alternativ auch mal unter der Matratze "veranstaltet"....
 
hmm die diskussion hier ähnelt der die ich bei uns dann immer erlebe wenn ich das thema anschneide :D

grundsätzlich möchte ich klar stellen das der zeitfaktor für mich absolut irrelevant ist wenn es um die prevention von decubitalulcera geht!
denoch mus sich auch zugeben das ein 1h stündliche Lagerung unrealistisch ist da es noch eine ganze menge mehr zu tun gibt.

"....Nachts alle 2 Stunden kurz geweckt zu werden, oder vor Schmerzen, weil offene Stellen am Rücken, Gesäß oder sonstwo, die ganze Nacht nicht schlafen können?
"

darum gehts ja das eben dies gerade NICHT passiert, individuell ist das mit sicherheit nicht. (natürlich sollen die keine schmerzen haben oder "aufgehn")Wenn du nach der 2ten nacht remidemmi hast weil 25% der verwirrten nach dem 2ten mal wecken, wach sind und auf station rumgeistern, durch die zimmer gehn, evtl. vor dem bett liegen usw. wirst du dir in der 3ten nacht reichlich überlegen ob du die wieder weckst ^^
ich möchte eben einen mittelweg finden zwichen lagerung und schlaf und gute möglichkeiten wurden ja schon gesagt.
mal sehn hab heut nachtschicht, werd mal ein wenig "herumexperimentieren" mit dem was so vorgeschlagen wurde hier.
 
*grübel* Warum musst du jemanden lagern, der nach dem wecken rumgeistert?

*nachdenk*

Axo- die Krankheit selbst beeinflusst die Körperwahrnehmung und zusätzlich nimmt der Pat. wahrscheinlich Mittelchen, die die Schmerzwahrnhemung beeinflussen und damit zu lange in einer Position verbleiben.

Verstanden. Da hast du wirklich ein echtes Problem bei wachmachenden Methoden.

Ich wünsch dir Erfolg bei den Versuchen mit der Mikrolagerung... und ruhige Nächte.

Elisabeth
 
Elisabeth,

Ich sagt nie das ich neue wissenschaftliche Erkenntnisse dazu habe, ich schrieb lediglich "das ich es so kenne".

Ich gehe auch weiter gar nicht mehr im speziellen auf deine Beiträge hier ein, du versuchst mit deiner überheblichen Art doch nur zu provozieren!

Du scheinst echt zu viel Zeit zu haben......:mrgreen:
 
Ich sagt nie das ich neue wissenschaftliche Erkenntnisse dazu habe, ich schrieb lediglich "das ich es so kenne".

Ich hoffe du fühlst jetzt nicht wieder angegriffen, aber eigentlich machst du dies weil es immer so gemacht wurde.

Patienten sind aber individuell. Ich postioniere meine Patienten nicht nach starren Zeiten sondern je nach Tageszeit, Wunsch und Erfahrung mit dem Patienten.

lg mary
 
Der nationale Expertenstandard zur Dekubitusprophylaxe rät, dass man das Lagerungsintervall mittels Fingertest ermittelt.
Nicht wegdrückbare Rötung = Dekubitus = zu lange gleiche Position.
Das ist bei einigen Patienten schon nach ca. 30 min. der Fall!
Was die Bradenskala betrifft: diese ersetzt nicht die fachliche Kompetenz der Pflegefachkraft, im Gegenteil. Die fachliche Kompetenz wird dadurch lediglich unterstützt und der "Blick geschärft".
Untersuchungen haben gezeigt, dass die Ermittlung des Dekubitusrisikos ohne standardisiertes Assessment zu falschen Schlussfolgerungen kam. Patienten, die eindeutig dekubitusgefährdet waren, wurden ohne die Unterstützung der im Assessment vorhandenen Items häufig als wenig oder bis gar nicht dekubitusgefährdet eingestuft!
Jedoch gibt es keine Skala, die eine Dekubitusrisiko SICHER ermitteln kann. Die fachliche Kompetenz ist also unerlässlich, das eine ersetzt das andere nicht!

Das große Problem bei der Anwendung verschiedener standardisierter Assessmentverfahren liegt in der falschen Anwendung. Die anzukreuzenden Items werden anders aufgefasst oder falsch verstanden. Auch hier der Appell an die Fachkompetenz: zwischen den Zeilen lesen, oder sich schulen lassen.
Oder aber, auch häufig anzutreffen, Skalen werden einfach abgeändert, liegen in vielen Einrichtungen nicht mehr in der Originalversion vor. Führt ebenfalls häufig zu anderen Ergebnissen.

Mikrolagerung: ersetzt nicht die Makrolagerung. Einem Dekubitus kann man nur mit konsequenter DruckENTlastung vorbeugen.
Wer nur Mikrolagerung durchführt, ohne triftigen Grund, hat einem Dekubitus nicht fachgerecht vorgebeugt.

LG
Trisha
 
Nur am Rande: Mikrolagerung bringt sehr wohl eine Druckentlastung und ist nicht ästhetisches positionieren. Die Druckbelastung/ -entlastung "wandert".

Makrolagerungen sind für Pat. nicht selten einfach zu belastend. Hier kommt noch das Problem der Desorientierung hinzu.

Positionswechsel-Stichwort: Kinästhetik

Elisabeth
 
Nur am Rande: Mikrolagerung bringt sehr wohl eine Druckentlastung

Deutschland ist so ziemlich das einizige Land, das im Vergleich zu anderen Ländern die Begrifflichkeiten im Rahmen der Lagerungstechniken durch einander bringt.
Somit sollten auch bei uns Begriffe wie Druckentlastung und Druckreduktion (oder -reduzierung, wie auch immer) unterschieden werden.

Makrolagerung ist Druckentlastung.
Mikrolagerung ist Druckreduktion.

Da Mikrolagerung keine konsequente Druckentlastung ist (also Körperareale haben kein Kontakt mit Materialien - mal abgesehen von Kleidung, Windeln o.ä.), ist dies eindeutig - gemäß Expertenstandard - keine ausreichende Dekubitusprophylaxe.
Wenn nur Mikrolagerung durchgeführt wird, muss dies einen Grund haben. Z.B. wie Du schreibst, hochgradige Desorientiertheit, Sterbende, starke Schmerzen, Intensivpatienten mit entsprechenden Krankheitsbildern etc.

Jeder, der schon ausreichend Erfahrung im Pflegebereich gesammelt hat, weiß, dass es Patienten gibt, die ebenfalls bei Mikrolagerung einen Dekubitus entwickeln, da eben die gefährdeten Areale nicht frei liegen.

Allerdings muss erwähnt werden, dass ein gesunder Mensch eigene Mikrolagerungen durchführt, und zwar 12-40x/Stunde (Beispiel: auf dem Stuhl hin und her rutschen, leichte Lageveränderungen während des Schlafens im Bett). Jeder Patient mit noch vorhandenen Eigenbewegungen sollte nicht mit -zig Lagerungsmaterialien, Wechseldruckmatratzen in der noch vorhandenen Eigenbewegung behindert werden.
Vor allem Weichlagerungsmatratzen mit sog. viskoelastischen Schaumstoffen haben die Eigenschaft den Patienten einsinken zu lassen, so dass Eigenbewegungen fast nicht mehr möglich sind.
Oft verwechseln KollegInnen Druckentlastung mit "Mobilisation in den Stuhl". Dass bei dieser "Mobilisation" der Pat. eigentlich sitzt und in dieser Position oftmals mindestens 1-2 Stunden verharren muss, dabei eine hochgradige Druckbelastung im Bereich des Os sacrums herrscht, höher als beim liegenden Patient, wissen viele nicht. Hier wirken die sog. Scherkräfte, die auch bei falschen Lagerungs- und Transfertechniken entstehen. An dieser Stelle ist Kinästhetik gefragt, da hast Du vollkommen recht, Elisabeth!
All das sind Aspekte, an die oftmals gar nicht gedacht wird. Es geht nicht immer um Lagerung allein.
Dekubitusprophylaxe ist in der Pflege ein wichtiges Thema - und immer noch passieren viele Fehler aufgrund von Unwissenheit oder Binsenweisheiten (wie z.B. man muss alle "x" Stunden lagern).
9 Jahre Expertenstandard "Dekubitusprophylaxe" - bei manchen ist der immer noch nicht so recht angekommen.
Vielleicht gibt es ja im Rahmen der Überarbeitung des ES, die nun in 2010 folgt, was Neues!?

LG
Trisha
 
Wie würdest du dann in dem angegeben Beispiel handeln? Was machst du bei kreislaufinstabilen Pat.?

Ich jedenfalls tue mich mehr als schwer, dem Pat. im 2 Stunden-Takt komplett zu drehen- sowohl für den Pat. als auch für das Personal eine erhebliche Belastung... vor allem, wenn man nachts alleine ist.

Ab wann bedarf es zur Dekubitusprophylaxe einer kompletten Druckentlastung?
Mob. in den Stuhl- also wenn ich sitze belaste ich die Sitzbeinhöcker. Wenn ich mir noch ein Kissen in den Rücken lege , wirds Steißebin noch freier.
http://www.defa-rueckenkissen.ch/joomla/images/Bilder_Produkte/produkte_auto2.jpg
Oder habe ich eine falsche Körperwahrnehmung?

Bei der üblichen 30° lagerung bleibt der Kontakt des Steißbeins zur Unterlade erhalten. Demnach würde die 90° Lagerung die geeignetere Dekuprophylaxelagerung sein?

Wird ein richtig interessantes Thema.

Elisabeth
 
Ich habe jetzt nicht alles gelesen, aber ich habe 2 Jahre im Pflegeheim gearbeitet, deshalb muss ich meinen Senf dazugeben.

Den grössten Sinn macht es meines Erachtens 2 stündlich zu lagern und zwar "Minilagerung". 30 Grad-Lagerung, dabei wachen die Patienten kaum auf zum Beispiel.
Vorhandene Dekus schliessen sich bei diesem Intervall jedenfalls am schnellsten. War supergut zu beobachten, wer jede Nacht brav lagern geht und wer nicht.

Ich meine hier nicht Mikrolagerung, sondern schonendes Umlagern, um den Patienten in seiner Nachtruhe so wenig wie möglich zu stören. Also Druckpunkte definitiv verlagern, nicht veringern.
 
Äh mal ne ganz andere Sache:

Patienten die sich kein Stück bewegen liegen bei mir auf einer Wechseldruckmatratze :kloppen: Da fällt das wenden wie ein Hähnchen auf dem Grill so gut wie weg.

Und wenn ich nachts durchgehe und Pat ist wach, dann FRAG ich ihn halt, oder schalte meinen Verstand ein und gugg ob ich was korrigieren muss an der Lage. Wenn er schläft scheint die Lage nicht so schlimm zu sein
 
Verzeihung Blümchen, aber wenn man das in sparsamen Pflegeheimen versucht, dann kann es sein, dass das so nichts wird in Österreich.

Und auch auf diesen Matratzen gehört gelagert, auch da können die Patienten nicht 8 Stunden liegen, ohne mal gelagert zu werden.

Und irgendwie finde ich persönlich diese "gewendet wie ein Brathähnchen"- Redewendung sehr daneben.:emba:
 
Ja die gute alte WDM. Herr Lauterbach würde dir recht geben: beste Versorgung mit technischen Hilfsmitteln erleichtert die pflegerische Tätigkeit... und hilft Arbeitskräfte zu reduzieren.

Spaß beiseite. Zum Thema Sinn oder Unsinn von WDM haben wir hier im Forum schon mehrfach diskutiert. z.B.: http://www.krankenschwester.de/forum/pflegebereich-innere-medizin/15453-lagern-kci-matrazen.html oder http://www.krankenschwester.de/foru.../11598-sinn-unsinn-wechseldruckmatratzen.html

Wir sollten also bei Bedarf ggf. die alten Threads nutzen und hier beim Lagern ohne technische Hilfsmittel bleiben.

Elisabeth
 
Ok, Pflegeheim ist eine andere Vorraussetzung, das hab ich nicht bedacht. Bin den "Luxus" des Krankenhauses gewohnt, wo ich mir nur zu holen brauch was ich will.

Tut mir leid, aber wenn ich höre, dass manche die Leute gern öfter als 2 stündlich drehen wollen finde ich das auch mehr als daneben. Wenn ich mir vorstelle: Endlich eingeschlafen, weil von was soll man den müde werden, wenn man den Gro´ßteil des Tages im Bett verbracht hat, kommt einer, reißt dich aus deiner Tiefschlafphase um dich einmal zu drehen. Dabei (wie bei Kollegen schon beobachtet) Licht an, dann noch mal die Frage ob man was trinken will, schnell noch Mundpflege machen, Licht aus mit dem Kommentar: sie können jetzt weiter schlafen. Schön wärs.

Meiner Ansicht ist die Nacht primär zum Schlafen da. Nicht nur zur Erholung, sondern auch wichtig für die Orientierung und Zeitgefühl. Da werden alle pflegerische Handlungen von mir auf das allernötigste reduziert.
 
"gewendet wie ein Brathähnchen"

Bildhafte Sprache ist manchmal leichter verständlich als jeder Fachkomentar. Ich nutze: der Braten wird gewendet- versteht jeder, sogar der Laie. Wenn ich dann nich erkläre, dass es genau umgekehrt als zur Küche- da Schlafzimmer ja nicht identisch mit Küche, bleibts sogar länger haften, da eher ungewöhnliche Verkoppelung von bekannten Situationen.


Elisabeth
 
Tut mir leid, aber wenn ich höre, dass manche die Leute gern öfter als 2 stündlich drehen wollen finde ich das auch mehr als daneben. Wenn ich mir vorstelle: Endlich eingeschlafen, weil von was soll man den müde werden, wenn man den Gro´ßteil des Tages im Bett verbracht hat, kommt einer, reißt dich aus deiner Tiefschlafphase um dich einmal zu drehen.
Meiner Ansicht ist die Nacht primär zum Schlafen da. Nicht nur zur Erholung, sondern auch wichtig für die Orientierung und Zeitgefühl. Da werden alle pflegerische Handlungen von mir auf das allernötigste reduziert.

Gute Rede.
Aber was Du damit riskierst, ist doch klar.
Der liegende, dekubitusgefährdete Pat., ist dieser nachts weniger gefährdet? Nein, er ist es vielleicht sogar noch mehr, aufgrund Schlafmedikation oder sonstige Beruhigungscocktails, die Eigenbewegungen nochmals reduzieren lassen.
Wenn ein Patient aus gut gemeinter Rücksicht einen Dekubitus entwickelt, fügt man ihm wesentlich mehr Leid zu, als man es mit regelmäßiger Lagerung je getan hätte. Und wenn erst mal ein Dekubitus vorhanden ist, dann darf man ihn noch nicht mal mehr auf diese betroffene Seite lagern. Das heißt in der Praxis, ein Patient, der sich ja nicht selten gerne wieder auf seine Lieblingsseite (mit dem Dekubitus) zurück lagert, erleidet dadurch weitere Komplikationen, da sich bei jeder noch so kleinen Druckbelastung, die auf die Wunde ausgeübt wird, die Wunde weiterhin deutlich verschlechtert. Eine Wunde, die nässt, evtl. übel riecht, an den prädeliktierten Arealen infektionsgefährdet ist durch Stuhl und Feuchtigkeit, schmerzt, täglicher Verbandwechsel, vor allem aber auch die Psyche, die unter der vorhandenen Wunde leidet, ist weitaus belastender als eine Lagerung. Auch nachts.
Also ist demnach Deine Rücksicht auf Nachtruhe nicht nachvollziehbar, und ist aus Sicht des heutigen Kenntnisstands obsolet.

Aus juristischer Sicht würdest Du für diese "Rücksicht auf Nachtruhe" verantwortlich gemacht werden. Die Klagen, vor allem im Bereich "Dekubitus(-entstehung)" haben sich seit ´07/´08 vervielfacht habe ich mir von einem leitenden Richter mit Schwerpunkt Pflege- und Medizinrecht sagen lassen.
Der Expertenstadard gilt als vorweg genommenes Gutachten. Ein Papier, auf das sich Juristen berufen.

Elisabeth Dinse schrieb:
Wie würdest du dann in dem angegeben Beispiel handeln? Was machst du bei kreislaufinstabilen Pat.?

Ich jedenfalls tue mich mehr als schwer, dem Pat. im 2 Stunden-Takt komplett zu drehen- sowohl für den Pat. als auch für das Personal eine erhebliche Belastung... vor allem, wenn man nachts alleine ist.

Ab wann bedarf es zur Dekubitusprophylaxe einer kompletten Druckentlastung?
Mob. in den Stuhl- also wenn ich sitze belaste ich die Sitzbeinhöcker. Wenn ich mir noch ein Kissen in den Rücken lege , wirds Steißebin noch freier.
http://www.defa-rueckenkissen.ch/joo...ukte_auto2.jpg
Oder habe ich eine falsche Körperwahrnehmung?

Bei der üblichen 30° lagerung bleibt der Kontakt des Steißbeins zur Unterlade erhalten. Demnach würde die 90° Lagerung die geeignetere Dekuprophylaxelagerung sein?

Wird ein richtig interessantes Thema.

Im Sitzen wird vor allem durch wirkende Scherkräfte (Verlagerung des Gewebes) das Os sacrum (Kreuzbein) belastet. Nicht das Steißbein, nicht die die Sitzbeinhöcker. Das Steißbein ist auch nicht dekubitusgefährdet, da das Steißbein im geschützten Bereich liegt (bitte ein Anatomiebuch zur Hand nehmen. Der Dekubitus wird immer nach dem darunter liegenden Knochen benannt. Also ist der Steiß unmöglich.). Im Sitzen habe ich eine Gewebsverschiebung vom Gesäßbereich, auf dem ich sitze, nach oben in die Kreuzbeinregion, so dass da innerhalb des Gewebes lokale Druckspitzen entstehen. Ein Kissen im Rücken kann dies nicht verhindern - im Gegenteil. Das Kissen schränkt meine eigens durchgeführten Mikrolagerungen erheblich ein.
Eine Lagerung und das Lagerungsintervall ist immer individuell. Dies ist mit dem "Fingertest", wie bereits zuvor beschrieben, zu ermitteln. Demnach kann ich feststellen, wie gefährdet ein Patient ist. So gibt es Pat., die schon nach 30 min eine nicht wegdrückbare Rötung haben und entsprechend in diesem Intervall gelagert werden müssen, andere haben erst nach vielen Stunden eine nicht wegdrückbare Rötung (= Dekubitus Grad I). Und damit kann man auch die Art der Lagerung festlegen, unter Berücksichtigung von vorhandenen Begleiterkrankungen.
In vielen Köpfen herrscht noch das "zweistündliche Lagerungsintervall", was längst überholt ist, und nach nun fast 10 Jahren Expertenstandard endlich passé sein sollte.
Man stößt sicherlich bei den Lagerungsintervallen aufgrund personeller Einschränkungen an seine Grenzen. An dieser Stelle bin ich jedoch widerum verpflichtet, eine sog. Überlastungsanzeige zu schreiben und zu dokumentieren.
Was ich persönlich nicht nachvollziehen kann, ist die Tatsache, dass viele Pflegekräfte eine Menge Gründe anbringen, dass sie einen Patienten nicht lagern möchten oder können.
Diese Gründe sind jedoch aus juristischer und ethischer Sicht in den meisten Fällen nicht berechtigt.
Fast alle Einrichtungen geben vor, dass sie den Expertenstandard implementiert haben, aber aus eigener Erfahrung weiß ich, dass es in sehr vielen Einrichtungen noch großen Beratungsbedarf gibt, da unter den Mitarbeitern immer noch das Wissen von "anno dazumal" bestehen bleibt.
Viele verstehen den ES als "Schikane", das liegt nicht selten am mangelnden Engagement in Bezug auf Wissensaneignung. In Fortbildungen sitzen erschreckenderweise Pflegekräfte die abwinken und, wortwörtlich den ES "Sch...." finden.

Es gibt immer noch zu viele Dekubitalulcera - wenn alles aktuelles Wissen umgesetzt werden würde, könnte wenigestens ein Teil dieser Dekubitalulcera erspart bleiben - vor allem aber großes, nicht messbares Leid.
Ich persönlich hoffe für mich, dass ich einmal, wenn es je so weit kommen sollte, von Pflegefachkräften versorgt werde, die trotz Zeitdruck und Personalmangel gemäß aktuellen Kenntnissen Pflege duchführen. Ein Fingertest und eine Umlagerung kostet in der Regel weder viel Zeit noch viel Kraft - wenn man es richtig macht. Um etwas zu können, muss man es lernen. Und vor allem muss man den Sinn des Ganzen verstehen. Letzteres ist wohl schwierig für einige Pflegefachkräfte.
Fachkraft zu sein heißt, fachlich korrekt, nach aktuellem Kenntnisstand zu handeln. Eine Urkunde zu besitzen heißt nicht automatisch, für immer alles zu können und nach persönlichem Ermessen handeln zu dürfen.
Wie bitteschön soll Ulla Schmidt unser Image aufpolieren, wenn unter dem Lack verrostetes Wissen vorherrscht und dieses angewendet wird.
Prof. Dr. Püschel lässt grüßen.

LG
Trisha
 
Ops- Schreibfehler meinerseits. Die Aussage bleibt aber dieselbe.... es sei denn du hängst jemanden in den Stuhl und läßt ihn dann nach vorne wegrutschen. aber davon wollen wir mal nicht ausgehen, oder? Und das ich beim Sitzen nicht die sprichwörtlichen Sitzebeinhöcker belaste ist mir neu.
Das Kissen im Rücken verhindert übrigens das von dir befürchtete Kippen des Beckens und damit die Scherkräftebelastung der Steiß... Stop: des Kreuzbeins.

Die Userstarterin hat hier nochmal eindeutig beschrieben, welche Probleme sich aus dem 2stdl. Wecken ergeben. Funzt ebend nicht alles nach Standard XYZ.

Und ich bin 100% sicher, dass du dich des nächtens nicht hin und her schmeißt um einen Deku zu vermeiden. Selbst bei deinem Stuhlbeispiel, wirst du nicht 7x pro Stunden (so oft erfolgen meiner Erinnerung nach sichtbare Bewegungen pro Stunde) aufstehen um dein Gesäß nachhaltig zu entlasten. Das käme in manchen Situationen nicht so gut.

Vielleicht kommen wir ja so auf einen Nenner: Eine Dekubitusprävention lebt von der Druckreduzierung, eine Dekubitustherapie von der Druckentlastung.

Eine massive Reduzierung des Schlafes hat eine Desorientierung zur Folge. Wenn ich mich recht erinnere, ist die Reduzierung der Wahrnehmung bzw. die Desorientierung ein Risikofaktor für den Dekubitus.
Pat. die nachts nicht ausreichend schlafen, versuchen dies am tage nachzuholen, Folge: weniger Mob, Probs bei der asureichenden nahrungsaufnahme. wenn ich mich recht erinnere sind das Dekurisikofaktoren.
Unruhige, desorientierte Pat. werden mit Sedativa ruhig gestellt, Folge: Wahrnehmungseinschränkung, Eigenbewegungseinschränkung. siehe oben.

Ergo: Würde bedeuten, das bei der Dekuprävention der Teufel mit dem Belzebub ausgetrieben wird: Hautsache 2 stdl. (+/- 1 Std.) Makrolagerung. Wenn man deinen Gedanken konsequnet zu Ende denkt, würde es auch bedeuten, dass ein multimorbider Pat. aus Dekurisikogründen nicht in den Rollstuhl/ Stuhl mob. darf. Ich glaube, dass ist mit Individualität nicht gemeint.

Elisabeth
 
Zuletzt bearbeitet:
Und das ich beim Sitzen nicht die sprichwörtlichen Sitzebeinhöcker belaste ist mir neu.
Sicher werden die Sitzbeinhöcker ebenfalls belastet, das wollte ich damit nicht ausdrücken - vielmehr teile ich damit mit, dass viele der Meinung sind, dass der Kreuzbeinbereich durch Sitzen entlastet wird, was aber falsch ist.
Das Kissen im Rücken verhindert übrigens das von dir befürchtete Kippen des Beckens und damit die Scherkräftebelastung der Steiß... Stop: des Kreuzbeins.

Das ist wieder individuell zu entscheiden, wir reden von vielen Patienten, die aus unterschiedlichsten Gründen dekubitusgefährdet sind. Wie viele werden in den Stuhl gesetzt und werden da sich selbst überlassen? So lange der Pat. noch nicht aus dem Stuhl heraus gefallen ist, scheint alles okay. Ein Kissen im Rücken würde mich persönlich jedenfalls ganz erheblich stören, möglichweise würde es mich dazu anregen, mich mit dem oberen Rückenbereich so dagegen zu lehnen, so dass ich im Gesäß-Kreuzbeinbereich eine ordentliche Gewebsverschiebung habe. Vielleicht. Vielleicht auch nicht.

Die Userstarterin hat hier nochmal eindeutig beschrieben, welche Probleme sich aus dem 2stdl. Wecken ergeben. Funzt ebend nicht alles nach Standard XYZ.

Wer das aktuelle Wissen anwendet, dazu gehören richtige Lagerungs- und Transfertechniken anzuwenden, Lagerungsintervalle korrekt, also individuell zu ermitteln, der kann einem 2-stündlichem Wecken entgegenwirken. Es gibt so viele Möglichkeiten. Wer unter Lagern nur versteht "alle 2 Stunden hin und her drehen", der hat das mit der Dekubitusprophylaxe der heutigen Zeit eben noch nicht verstanden.

Und ich bin 100% sicher, dass du dich des nächtens nicht hin und her schmeißt um einen Deku zu vermeiden. Selbst bei deinem Stuhlbeispiel, wirst du nicht 7x pro Stunden (so oft erfolgen meiner Erinnerung nach sichtbare Bewegungen pro Stunde) aufstehen um dein Gesäß nachhaltig zu entlasten. Das käme in manchen Situationen nicht so gut
.
Ein gesunder Mensch macht Mikrolagerungen 12-40x in der Stunde. Mikrolagerungen heißt nicht, dass ich mich "hin und herschmeiße" oder vom Stuhl aufstehe. Nein. Mikrolagerung heißt: UNsichtbare Lageveränderungen. Kein Mensch bleibt starr auf einem Stuhl sitzen, er macht regelmäßige Positionswechsel, so dass z.B. eine Gesäßhälfte weniger belastet ist als das andere, und umgekehrt. Dabei bleibt man aber trotzdem sitzen. Du redest von der Makrolagerung, also die sichtbaren druckentlastenden Positionswechsel.

Vielleicht kommen wir ja so auf einen Nenner: Eine Dekubitusprävention lebt von der Druckreduzierung, eine Dekubitustherapie von der Druckentlastung.
Nein. Eine Druckreduzierung dient nicht der ausreichenden Dekubitusprophylaxe. Aber das ist wieder individuell bei jedem Patient zu ermitteln.

Eine massive Reduzierung des Schlafes hat eine Desorientierung zur Folge. Wenn ich mich recht erinnere, ist die Reduzierung der Wahrnehmung bzw. die Desorientierung ein Risikofaktor für den Dekubitus.
Pat. die nachts nicht ausreichend schlafen, versuchen dies am tage nachzuholen, Folge: weniger Mob, Probs bei der asureichenden nahrungsaufnahme. wenn ich mich recht erinnere sind das Dekurisikofaktoren.
Unruhige, desorientierte Pat. werden mit Sedativa ruhig gestellt, Folge: Wahrnehmungseinschränkung, Eigenbewegungseinschränkung. siehe oben.
Stimmt. Aber wie oben schon beschrieben, ich muss den Patienten nicht alle 2 Stunden aus dem Schlaf reißen, wenn ich weiß, wie man´s richtig macht. Und wie noch weiter oben beschrieben: wenn erst mal ein Dekubitus entstanden ist, dann hat der Patient ein zusätzliches Leid, das ihn nicht selten mindestens über Wochen, sogar viele Monate begleitet.

Hautsache 2 stdl. (+/- 1 Std.) Makrolagerung. Wenn man deinen Gedanken konsequnet zu Ende denkt, würde es auch bedeuten, dass ein multimorbider Pat. aus Dekurisikogründen nicht in den Rollstuhl/ Stuhl mob. darf. Ich glaube, dass ist mit Individualität nicht gemeint.

Nein, Individualität bedeutet, dass man Transfer- und Lagerungstechniken, sowie Mobilisation bei jedem Pat. eben individuell anwendet. Das erfordert Fachkompetenz.

Diese hat man ja nicht, wenn man alle dekubitusgefährdeten Patienten
  • auf eine Wechseldruck- oder Weichlagerungsmatratze legen und
  • alle zwei Stunden (+/-) umlagern
würde.
Pauschales Vorgehen ist kontraproduktiv. Und das Problem liegt darin, dass viele nun mal die "zweistündliche" Lagerung unter Verwendung von zahlreichen Kissen und Decken irgendwann mal gelernt haben, und diese Methoden heute immer noch als richtig empfinden. Es gibt so viele Möglichkeiten, die patientenschonend sind.
Aber alles, was man neu erlernen könnte (ich rede jetzt mal ganz bewusst nicht von sollte) und das auch noch anwenden könnte, wird von vielen vehement mit den unterschiedlichsten Ausreden abgewiesen.
Prophylaxen durchführen erfordert Fachkompetenz, individuelles Vorgehen, und eben auch sich zu bemühen und anzustrengen.
Eine Pflegefachkraft muss abwägen können, wo der Teufelskreis immer größer werden könnte, z.B. Teufelskreis "Desorientierung ohne Dekubitus" oder "Desorientierung mit Dekubitus"?
Sicher ist, dass Pat. mit Dekubitus ein viel größeres Leid erfahren. Von daher ist es eigentlich logisch, dass eine Pflegekraft dafür Sorge zu tragen hat, dass die noch vorhandene Lebensqualität nicht durch etwas vermeidbares noch mehr beeinträchtigt oder ganz zunichte gemacht wird.
Es kann nicht angehen, dass ein Mensch einen Dekubitus mit all seinen Komplikationen und Folgen erleiden muss, weil die Pflegekraft der Meinung war, dass eine angepasste nächtliche Lagerung dem Pat. mehr geschadet hätte. Dies müsste die Pflegekraft in worst case erst einmal beweisen, was sicher sehr schwierig sein wird.
Ergo: die Art der Lagerung, die Art der Mobilisation und die Häufigkeit dieser Maßnahmen ist individuell zu ermitteln. Keinesfalls sollten diese Maßnahmen aber unterlassen oder aus gut gemeinter Rücksicht reduziert werden - außer es gibt dafür medzinische Gründe, die jedoch unbedingt ein Mediziner festzustellen hat.

LG
Trisha
 
also von der 2h lagerung halt ich gar nix. wie schon oft bemerkt wurde sollte eine lagerung individuell geplannt, durchgeführt und evaluiert werden. 2h in der nacht bei JEDEM ist einfach nicht durchführbar. Am tage seh ich das schon etwas anders, hätte den vorteil das bettlägerige pat. zum einen mehr aufmerksamkeit erfahren (so schaut nur aller 4-6h jemand rein) zum anderen wäre ein "wecken" sinnvoll um die orientierung am nacht/tagrythmus aufrechtzuerhalten. hab das mit der microlagerung versucht und hat bei 50% auch funktioniert, aufgrund dessen das manche einen sehr leichten schlaf waren diese denoch wach (oder hab mich einfach zu dämlich angestellt ^^)

Bei wenigen hab ich die lagerung auf 6 ausgedehnt und meine kollegen gebeeten die haut sorgfältig zu kontrollieren. keine rötungen! :smoking:
insgesammt empfand ich die nächte ruhiger und konnte mich mehr um die unruhigen kümmern.

zur braden. seh ich ebenso das sie als orientierung dienen sollte wo man eben besonders genau hinschaun sollte. bei uns wird jeder unter 18 zum "brathänchen" gemacht was in meinen augen vollkomm unsinnig ist da eben das item fehlt "individueller Hautfaktor".

(lt aussage einiger schlaumeier wird sogar ein lagerungsprotokolle gefordert bei dennen die im rollstuhl sitzen -.-)
 
Hallo darouge,

wir haben garkeine Lagerungsprotokolle - wir führen Bewegungspläne und dort ist selbstverständlich auch die MOB in den Rollstuhl bzw. Rehastuhl sitzen auf der Bettkante und ähnlichem vermerkt.

Schönen Abend
Narde - die Schlaumeierin
 

Ähnliche Themen