Konfrontation mit dem Tod zu Hause

mickystar

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22.04.2004
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hallo,
ich bin seit letztem jahr examiniert und arbeite seitdem in der ambulanten pflege. es war ganz gut bisher aber ich werde jetzt zurück ins kh gehen (persönliche gründe)
trotzdem hab ich noch etwas auf meiner seele sitzen und da wir keine supervision haben, wollte ich mal nachfragen, wie es euch so bisher ergangen ist... ich habe vor ein paar wochen zum ersten mal einen alleinstehenden patienten (den ich schon sehr lange gepflegt habe) tot aufgefunden. es war noch sehr früh am morgen und meine kolegin hat sich beriet erklärt vorbeizukommen. aber ich muß ganz ehrlich sagen, mir ist dabei nicht wohlgegangen. es hat mich total bewegt, obwohl ich schon einiges im bezug mit dem tod mitbekommen habe und auch weiß dass man damit in der pflege konfrontiert wird aber richtig verarbeiten konnte ich es noch nicht. ich hab mehrere pat die alleinstehend sind und hab jetzt immer angst wenn ic hdort morgens hinkomme, das sie tot im bett liegen. kann mir jemadn tipps geben wie ich damit besser umgehen kann???
lieben gruß micky
 
Hallo,

ich kann Dich gut verstehen, vielleicht hilft es Dir einwenig weiter wenn Du mit Deinen jetztigen Kollegen über das Problem sprichst, das Dich bewegt. Ich kann mir gut vorstellen, dass es vielen so ergeht. Wir betreuen Menschen in Ihrer Wohnung, in Ihrer gewohnten Umgebung, Du weißt genau wie es um diesen Patienten steht und kennst seinen Kankheitsverlauf und die Situation.
Im amb. Pflegebereich habe ich auch so eine Situation erlebt, Du klingelst keiner macht auf, nichts regt sich und Du hast ein mulmiges Gefühl im Bauch wenn Du den Schlüssel im Schloss umdrehst! :?

Ich hatte zuvor mit einer Kollegin per Telefon gesprochen und Ihr meine Situation beschrieben und bin dann in die Whg und habe dort aber keinen Menschen aufgefunden! Die Dame war unterwegs was für sie ungewöhnlich war, zur der angesagten Zeit hatte ich ja bei Ihr eine Therapie durchzuführen! Also habe ich Ihr einen Zettel geschrieben, dass ich später nochmal vorbei komme. Puh, dachte ich mir.... erstmal runter kommen und meiner Kollegin die Infos geben, das die Patienten nicht in der Whg ist!

Ich hatte dieses Gefühl auch in der Klinik, im Nachtdienst, wenn man seine Runden durch die Zimmer macht und dann kontrolliert ob die Pat. noch leben und es Ihnen gut geht. Aber dort ist es noch eine andere Situation, Du hast immer noch jemanden den Du um Hilfe bitten kannst!

Überlege Dir, die Menschen die Du jetzt betreust haben einen besonderen Status, sie brauchen Deine Hilfe bei verschiedenen Lebenslagen/Situationen, sie sind schon älter und es kann vorkommen das sie versterben. Verlier nicht den Mut an Dir selbst, Du machst was Du kannst und machst es auch gut. Es baut einen bestimmt nicht auf wenn man lange jemanden betreut hat und Ihn dann in seiner eigenen Whg tot auffindet.
Ich habe zur Zeit auch nicht die richtigen Antworten die Dir weiterhelfen können. Dennoch wünsche ich Dir Kraft und Mut für die Dinge die da kommen mögen. :troesten:

ute
 
danke ute, das baut einen schon irgendwie auf...
na vielleicht so viel zu der situation... der patient war eigentlich bis auf seinen diabetes, den er gut unter kontrolle hatte (nur tabletten therapie). ausserdem war der gute mann ziemlich schwerhörig. ich kam morgens mit schlüssel herein und es war festtagsbeleuchtung und meist radio und tv gleichzeitig an. an dem morgen war es stockdunkel und ich dachte der mann hätte verschlafen... das hätte ich niemals erwartet, obwohl er natürlich sein alter hatte... er hatte wohl einen schlag und der anblick war nicht schön.
mit meinen kollegen kann ich über diese situation leider nicht sprechen.
 
Hallo mickystar,

warum kannst Du nicht wenigstens mit Kollegen darüber reden, vielleicht mit denen, die diesen Pat. ebenfalls kannten und versorgten?

Ist es für Dich schwierig, weil Du einen verstorbenen Patienten in seiner Wohnung aufgefunden hast?
Oder wie stehst Du allgemein zu dem Thema Sterben und Tod?
Könntest du im KH besser damit umgehen?
Ich habe fast nur alleinstehende Pat. in meiner Tour zu betreuen, und ganz ehrlich, wenn man mit dem allerschlimmsten rechnet, freut man sich umso mehr, wenn nichts passiert ist, umgekehrt war man aber auch wenigstens seelisch und moralisch auf eine solche Situation vorbereitet.
Zum Glück, mir selbst ist es noch nicht passiert, aber einer anderen Kollegin passiert es sehr oft. Sie kann recht gut damit umgehen, auch wenn sie im ersten Moment ziemlich fertig ist.

LG
Trisha
 
es ist für mich schwierig diese situation alleine durchgemacht zu haben. mir ist schon eine patientin in meinen armen gestorben, da war ich drauf vorbereitet und ich war nicht alleine, auch wenn das schwer für mich war.
zum sterben und tod weiß ich net so genau wie ich dazu stehe. meinen eigenen lass ich nicht an mich ran... also, ich habe sehr viel angst vor dem wie. aber im bezug auf patienten ist es für mich zwar nicht einfach aber es macht mich nicht so fertig.
ich stell mir auch immer das schlimmste vor, wenn ich zu alleinstehenden patienten gehe aber genau das macht mir angst, auch wenn ich dann erleichtert bin, dass es nicht der fall ist.
bevor das mit dem toten patienten passiert ist hab ich gar nicht darüber nachgedacht. :?
 
Hallo mickystar,

ich finde gut, dass Du Dich hier öffnest und Dich zu dem Thema austauschen möchtest.
Wie ich las, bist Du erst ein Jahr examiniert, und da kann man sich, gerade beim Thema Tod und Sterben, in dessen Umgang noch nicht sicher sein. Und das finde ich auch gut so, denn wenn man von vorn herein dem Tod mit einer gewissen Gefühlskälte begegnet, zeugt das meiner Meinung nach von Unreife.
Da ich in meiner Ausbildung bezüglich Tod ins kalte Wasser geschmissen worden bin, habe ich mich sehr viel mit dem Thema Tod an sich beschäftigt, so weiss ich heute, dass der Tod das Ende eines jeden Lebens ist (was auch immer danach kommen wird), auch wenn er überraschend eintritt. So weiss ich, dass es mir jeden Tag passieren kann, einen toten Pat. aufzufinden, der vielleicht einen Tag vorher noch putzmunter gewesen ist. Deshalb gehe tgl. ich mit den Pat. so um, als wäre es ihr letzter Tag ihres Lebens, zumindest bemühe ich mich, das zu tun. Denn man weiss wirklich nie!!!!

LG
Trisha
 
das hört sich alles so einfah an, aber so weit bin ich noch nicht, glaube ich. wir hatten ein sterbeseminar in der ausbildung und in der ausbildung bin ich in der examenszeit mit dem tod das erste mla in berührung gekommen (das sterbeseminar war aber anfang mittelkurs) und im examen konnte ich das natürlich überhaupt gar nicht gebrauchen und habe es so gut es ging verdrängt.
jetzt habe ich für mich gesehen, dass ich erst mal damit zurechtkommen muß wie es um mich steht und um meinen tod und ich habe eine freundin, die im altenheim arbeitet und die hat das gleiche problem wie ich, sie kann sich nur nicht öffnen und darüber reden.
sicher muß ich den tod hinnehmen, es geht schliesslich nicht andes aber mein partner sagt zum beispiel fest üerzeugt das danach nichts mehr kommt und das zieht mich dann auch besonders herunter.
 
Hallo mickystar,

das was Du und Deine Freundin mitmachen, haben wohl bisher so ziemlich alle durch gemacht. Man weiss nicht, wie und wo man steht, wie man schwierige Situationen meistert, wie und ob man jedem gerecht wird, ob man für diesen Beruf überhaupt geeignet ist...eine allgemeine Unsicherheit, die aber ganz normal ist.
Wenn Du aber mit niemandem darüber redest, wird es weiter schwer für Dich bleiben. Du darfst Dinge, die Dich belasten nicht runterschlucken, irgendwann wirst du daran ersticken. Verschaffe Dir Luft, indem du über solche Dinge sprichst!!! Du gehst sonst daran zugrunde!!! Und glaube mir, es gibt immer irgendwo Kollegen, die ein offenes Ohr haben werden. Und wenn Du sie nicht findest, dann schreibe Dir hier alles von der Seele, okay???
Hilft wenigstens ´n bisschen....
LG
Trisha
 
wie gesagt, leider bin ich mit riesigem abstand die jüngste und hab im bezug auf reden da wirklich bei den schwestern gar keinen bedarf (ich hör da ja auch ende mai auf) und ich hoffe, auf der neuen station hab ich mit dem tod erst mal weniger zu tun (Wöchnerinnen)
ich finde es ziemlich schade, dass ich mit anderen freundinnen nicht darüber reden kann. diese haben eine andere ausbildung und werden damit gar nicht konfrontiert. viele blocken sofort ab, verziehen das gesicht und sagen, dass wir davon ja noch lange weg sind und sie überhaupt nicht darüber nachdenken wollen. ich denke, wenn ich damit nicht konfrontiert wäre, würde ich da auch nicht drüber nachdenken WOLLEN! ich find es echt klasse das man hier ein offenes ohr dafür findet. ich dachte schon, ich wäre alleine damit
 
Hy mickystar

Bin selber noch nicht so lange examiniert, und kann mir vorstellen wie schwer das für dich ist. Habe fast 2 Jahre in einem Altenheim gearbeitet und einige Bewohner "sterben sehen" .Die einen starben schnell und unerwartet andere lagen ewig im Sterben.. Manchmal hat es mich sehr mitgenomen, manchmal nicht so sehr.. woran das liegt weiß ich auch nicht so genau, manchmal dachte ich sogar es sei beschämend nicht extrem traurig zu sein . Doch inzwischen versuche ich das dann einfach so zu akzeptieren. Es ist schwer Jemanden tot aufzufinden zudem man eine gewisse " Beziehung" entwickelt hat, ich weiß..
Ein kleiner Trost ist vieleicht dass diese Person ihren Frieden in einer Vertrauten Umgebung gefunden hat?! Kein KH keine ewige Infusionstherapie, keine Reanimation die sie vieleicht als Pflegefall zurückholt..
Aber den ultimativen Tipp gibt es denke ich nicht, du musst das letztendlich mit dir selbst ausmachen!Wünsche dir viel Kraft dabei..
Vieleicht hilft es dir, dir noch mal deine eigene Einstellung zum Tod klarzumachen, vieleicht zu der Frage " Was kommt danach?". Ich persönlich denke dass einen der Gedanke dass noch Irgendetwas danach kommt, ob Himmel oder Wiedergeburt, etwas tröstet..
Das Wichtigste ist jedoch wirklich dass du das nicht zu sehr in dich reinfrisst..Vieleicht würde dir ein erneutes Sterbesminar helfen..
Hoffe ich konnte dir helfen..:troesten:
MFG Treeflower:flowerpower:
 
hallo
ich habe jetzt einige erfahrung mit dem tod aber ich bin immer noch nicht wirklich "lockerer" damit geworden...
freue mich weiter darüber austauschen zu können...
 

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