Kaliumgabe

Okay, mir ist noch dieses klassische Reateam bekannt, bei dem wir angewiesen waren, wirklich nur bei Rea-Pflicht zu alarmieren. Vielleicht sind die Häuser unterschiedlich schnell im Umdenken und Umstellen. Es war halt so, dass es Diskussionen gab, wenn der Patient nicht wirklich reapflichtig war. Ich habe das immer für bedenklich gehalten. Nicht jeder kann eine Situation schnell und korrekt einschätzen. Und aus Angst heraus, wie ein Dooftrottel da zu stehen, ist der Knopf vielleicht auch manchmal zu spät oder gar nicht bedient worden.
Ich kenne allerdings auch nur das klassische Rea-Team.
 
Ich frage mich manchmal, warum ich eigentlich eine medizinische Ausbildung und später hoffentlich Fachweiterbildung mache, wenn ich dann trotzdem nicht handeln darf.
Du machst keine medizinische, sondern eine pflegerische Ausbildung. Du wirst, wenn es soweit ist, keine medizinische, sondern eine pflegerische Fachweiterbildung machen. Du darfst nur in bestimmten Situationen in die Hoheit der Mediziner eingreifen, nämlich dann, wenn die Tätigkeit delegierbar ist. (Venöse Zugänge zu legen wäre delegierbar, sobald Ihr entsprechend eingewiesen wärt, aber wenn dies auf Deiner Station nicht an Pflegekräfte delegiert wird, musst Du Dich an die Gegebenheiten des Hauses halten).

Du bist Auszubildende; laut Deinen anderen Beiträgen schon deutlich länger als gewöhnlich, aber der ändert nichts an Deinem Status und dem, was Du von Rechts wegen tun darfst. Wegen unterlassener Hilfeleistung wärst Du übrigens dran, wenn Du in dieser Situation keinen Arzt verständigt hättest.
 
Ist mir alles klar. Trotzdem ist Medizin ein Bestandteil der Ausbi
Du machst keine medizinische, sondern eine pflegerische Ausbildung. Du wirst, wenn es soweit ist, keine medizinische, sondern eine pflegerische Fachweiterbildung machen. Du darfst nur in bestimmten Situationen in die Hoheit der Mediziner eingreifen, nämlich dann, wenn die Tätigkeit delegierbar ist. (Venöse Zugänge zu legen wäre delegierbar, sobald Ihr entsprechend eingewiesen wärt, aber wenn dies auf Deiner Station nicht an Pflegekräfte delegiert wird, musst Du Dich an die Gegebenheiten des Hauses halten).

Du bist Auszubildende; laut Deinen anderen Beiträgen schon deutlich länger als gewöhnlich, aber der ändert nichts an Deinem Status und dem, was Du von Rechts wegen tun darfst. Wegen unterlassener Hilfeleistung wärst Du übrigens dran, wenn Du in dieser Situation keinen Arzt verständigt hättest.

Das ist mir durchaus alles klar. Ich will doch auch gar keine nicht delegierbaren Tätigkeiten durchführen. Trotzdem ist Medizin ein Bestandteil der Ausbildung.
Ja, ich bin (leider) schon lange in der Ausbildung, das hat auch seine Gründe.

Bei uns im Haus hab ich aber eben das Gefühl, dass die Aufgaben der Pflegekräfte (Azubis und Exam.) hauptsächlich aus putzen, Essen austeilen und Pat.transport bestehen. Ich bin mir nicht zu schade für solche Aufgaben und ich mache auch was mir aufgetragen wird, aber es frustriert mich halt, dass wir mehr mit solchen Tätigkeiten, als mit Pflege beschäftigt sind.
Denn dafür muss ich auch keine pflegerische Ausbildung absolvieren.

Prinzipiell ist es uns auch nicht verboten, Zugänge zu legen und Blut abzunehmen. Nachts und am WE machen wir das auch manchmal, wenn bei uns wenig los ist und der Dienstarzt viel zu tun hat.
Meine initiale Fragestellung bezieht sich auch eher darauf, dass ich mich frage, wie eine PK im Notfall einen Zugang legen soll (was explizit verlangt wird, wenn es aus welchen Gründen auch immer notwendig ist und ein Arzt nicht sofort verfügbar ist), wenn wir es nie bzw. selten üben dürfen.
Uns wurde gesagt von der Schule gesagt: "Was ihr nachweislich könnt, dürft ihr." Ich habe nachgefragt, ob das auch für Tätigkeiten gilt, die ich außerhalb der Schule (z.B. im Rettungsdienst) gelernt habe, gilt und diese Frage wurde mit "Ja" beantwortet. Wenn die Schule mir das so sagt, gehe ich davon aus, dass das stimmt und mit dem KH abgesprochen ist.
 
Bringt es dem Pat. etwas, erst zu handeln wenn tatsächlich ein Herz-Kreisauto-Stillstand eingetreten ist? Oder ist es vllt. doch schlauer schon bei einer Verschlechterung zu handeln, dass es vllt. gar nicht erst soweit kommt??

Und nicht zu handeln aus Angst "sein Gesicht zu verlieren", das kann ja nicht wirklich ne ernstgemeinte Aussage sein.
 
Bringt es dem Pat. etwas, erst zu handeln wenn tatsächlich ein Herz-Kreisauto-Stillstand eingetreten ist? Oder ist es vllt. doch schlauer schon bei einer Verschlechterung zu handeln, dass es vllt. gar nicht erst soweit kommt??

Und nicht zu handeln aus Angst "sein Gesicht zu verlieren", das kann ja nicht wirklich ne ernstgemeinte Aussage sein.
Meinst du jetzt mich?
 
Er meint die Situation die wir beide kennen: Rea-Team nur bei Rea-Pflicht.
 
Bringt es dem Pat. etwas, erst zu handeln wenn tatsächlich ein Herz-Kreisauto-Stillstand eingetreten ist? Oder ist es vllt. doch schlauer schon bei einer Verschlechterung zu handeln, dass es vllt. gar nicht erst soweit kommt??

Und nicht zu handeln aus Angst "sein Gesicht zu verlieren", das kann ja nicht wirklich ne ernstgemeinte Aussage sein.

Warum habe ich das Gefühl, dass hier andere gern ein bisschen vorgeführt werden?
Wenn man Situationen oder Gegebenheiten beschreibt, ist man hier ruckzuck der Blödmann, der nur zu feige oder zu dumm war, es zu ändern. Ihr müsst ja in euren Bereichen einen Wahnsinns-Einfluss haben, und wahrscheinlich steckt ihr mal eben die neuen Regeln ab!
Ist mir zu blöde hier. Verändert ihr mal schön weiter die Welt der Krankenpflege mit eurem Durchsetzungsvermögen und euren Weisheiten. Schon lange dabei? Aha, und warum hat man euch noch nicht als Retter entdeckt? Ihr tischt hier ganz schön auf!
 
  • Like
Reaktionen: Marty
Unterschiedliche Fachbereiche, unterschiedliche Regeln.
Vorgeführt wird keiner, es gibt nur Tätigkeiten, die von Fachkräften erwartet werden und unterschiedlich gewertet. Wenn eine Pflegekraft von Peripherie keinen Zugang legen kann in einem Notfall, hat es eine andere Gewichtung als zum Beispiel bei einer Fachpflegekraft mit Weiterbildung im Bereich der Intensiv und Anästhesie.

Eine Pflegekraft sollte zum Beispiel auch in der Lage sein, einen Larynxtubus im Notfall legen zu können. Es muss nur regelmäßig geübt werden.

Eins darfst du nicht vergessen: Kein Kollege wird dich nach einem vermeintlichen Notfall bloßstellen. Im Gegenteil, er wird froh sein, wenn er keinen Patienten mitnehmen muss.
 
@Irgendeine
Die Aussage, was ihr nachweislich könnt dürft ihr, ist von eurer Schule aber sehr gewagt! Manche Sachen kann man durch lange Erfahrung, aber ich darf es trotzdem nicht durchführen. Vielleicht, wahrscheinlich kann eine erfahrene Pflegekraft manche Dinge besser als der Junge Mediziner, dennoch darf ich diese Dinge nicht tun und lande auch nicht wegen unterlassener Hilfeleistung vor Gericht, wenn ich diese Dinge nicht tue! Ich habe Pflege gelernt, wollte pflegen und auch auf der Intensivstation weder intubieren noch Kalium ausrechnen und anordnen. Beurteilen wann ein Arzt informiert wird schon und die verordnete Menge auch ordnungsgemäß verabreichen auch!

@Schwester B. Es gibt Intensivpflegekräfte, die es als selbstverständlich ansehen, dass viele „medizinische“ Tätigkeiten übernommen werden, die das sehr gerne machen und es auch als selbstverständlich ansehen, dass diese Dinge beherrscht werden. Und tatsächlich geht es mir bei diesen Themen auch so, dass man sich teilweise vorgeführt vorkommt, wenn man widerspricht.
Ich habe etliche Jahre neonatologische Intensivpflege hinter mir und auf verschiedensten großen Intensivstationen gearbeitet, nirgendwo war es üblich, dass wir Pflegekräfte intubieren, Zugänge legen oder Medikamente ohne Anordnung geben. Auch die Fachweitergebildeten nicht! Komischerweise hat es auf diesen Stationen immer funktioniert, dass die Ärzte ihre Aufgaben wahrgenommen haben.
Ich erwarte von einer Intensivpflegekraft, dass sie auf Veränderungen schneller reagiert und auch dass sie Reanimation beherrscht und beginnt. Dazu gehört Maskenbeatmung und meinetwegen auch ein Larynxtubus. Ich erwarte keinesfalls dass sie intubiert, einen Zugang legt und auch nicht dass sie Kalium ausrechnet und gibt ( schon gar nicht ohne Anordnung).
Meine Meinung ist: wenn die Ärzte es nicht schaffen ihren Nachwuchs entsprechend einzuarbeiten, trotz deutlicher Erhöhung ihrer Arztstellen in den Krankenhäusern ihre Aufgaben wahrzunehmen, kann es nicht die Aufgabe der Pflege sein dies aufzufangen. Dann ist das schlicht und ergreifend ein Organisationsverschulden der Ärzte. Dass es Pflegekräfte gibt, die gerne Medizin machen kann ich zunächst mal nachvollziehen, aber es so hinzustellen dass dies sein muss weil ansonsten Patienten gefährdet sind werde ich nie nachvollziehen können. Von mir aus können das andere Intensivleute als feige bezeichnen oder inkompetent. Aber in der Pädiatrie oder Neonatologie wurde das (anders als von Leander beschrieben, ist das keinesfalls auf allen Intensivstationen die Erwartung an ihre fachweitergebildeten Pflegekräfte) von mir auch nicht erwartet, auch wenn ich selbst die Dosierungen der Medikamente sehr wohl kannte und auf das Gewicht der Kinder berechnen konnte.
Es irgendwie ein Markenzeichen der Pflege, dass wir die Aufgabenbereichen anderer Berufsgruppen mitübernehmen. Wir machen am Wochenende Physiotherapie, wenn die Physiotherapeuten nicht arbeiten wollen und sollen, wir wischen den Boden, wenn es zu bestimmten Uhrzeiten keine Putzleute mehr gibt usw, usw. und manche finden es toll ärztliche Aufgaben zu erledigen. Niemals werde ich mir jedoch einreden lassen, dass dies notwendig ist und wenn ich mich dem verweigere, dass dann durch mein Verhalten Patienten gefährdet werden.
Patienten retten kann ich auch durch eine gute Krankenbeobachtung, durch kompetente Weitergabe dieser Informationen usw.
 
Unterschiedliche Fachbereiche, unterschiedliche Regeln.

Und unterschiedliche Häuser...und das sollte doch auch mal akzeptiert werden. Wenn man die beschriebenen Regeln oder Umstände nicht optimal oder sogar unterirdisch findet, kann man das natürlich auch sagen. Aber hier habe ich den Eindruck, dass man denjenigen die Schuld gibt, die in diesen Situationen stecken und damit leben müssen. So nach dem Motto: selbst schuld! Nimm dir den dicken Ordner mit der Paragraphen-Sammlung und beweise, dass du im Recht bist.



Vorgeführt wird keiner...

Doch. Einige hier vermitteln ein ziemlich arrogantes Bild. Es ist ja richtig, dass eine Intensiv-Pflegekraft andere Aufgaben hat, die näher an der medizinischen Versorgung des Patienten liegen. Aber sich darauf einen zu backen, hat mich schon immer aufgeregt.
Ich habe in all den Jahren immer wieder mal den Job gewechselt um nicht zu verwurzeln und damit zum Fachidioten zu werden. Ich war auf peripheren Stationen, auf ITS, im OP, im Pain-Team, in der ambulanten Chirurgie, in der häuslichen Pflege und im Aufwachraum.
Nie käme ich auf die Idee, auf irgendwelche anderen Abteilungen herabzusehen.
Die größte Herausforderung auf peripheren Stationen liegt nämlich darin, mit viel zu wenig qualifiziertem Personal und gleichzeitig von den Medizinern vernachlässigt, Krankenpflege zu betreiben, die die Genesung des Patienten fördert. Eine Verschlechterung - ohne Monitor und BGA-Gerät um die Ecke - zu erkennen, obwohl ich gefühlt nur 10 Minuten Zeit pro Schicht und Patient habe. Prioritäten setzen und vertrösten- darin ist das PP auf der Peripherie leider Weltmeister.
Wenn ich genug Routine hätte, eine Viggo zu legen, wäre das nicht gut für mich. Das würde nämlich bedeuten, dass ich blitzschnell in der Situation wäre, es ständig tun zu müssen während die Ärzte sich um wichtigere Dinge kümmern. Damit hätte ich dann noch 8 Minuten pro Patient und Schicht.

Hört mal auf, andere Situationen zu beurteilen! Wenn auf Intensiv Personalmangel herrscht, werden zuerst dort die Löcher gestopft. Halb-ITS-pflichtige Patienten werden mal eben zur Peripherie verlegt und Betten werden abgemeldet. Auf der Peripherie werden keine Betten abgemeldet. Wir sind das Ende der Kette und dürfen den ganzen ****** auffangen. Da werden Leute verlegt mit 6 l/h O2, mit undichten Pouches unter denen sich die Haut gerade selbst verdaut, nur notdürftig geflickt (ja sorry, wir können das nicht so gut wie ihr!) und mit der Auflage, halbstündlich die VZ zu kontrollieren und um 16 und 18 noch mal ne BGA zu machen. Schon fast aus der Tür, wird noch hinterhergerufen, dass der Hb übrigens auch nur bei 5,2 liegt, da müsste man vielleicht noch mal gucken!
Und dann schiebst du diesen armen Menschen in ein Zimmer irgendwo am Ende des Flures und bedienst erst mal die vier Schellen, die inzwischen an sind. Wir haben keine 1:2 oder 1:3 Betreuung, sondern 1:20.
Bei der Multimorbidität auf die wir heutzutage treffen (ein Hoch auf das gestiegene Durchschnittsalter, das die größte Errungenschaft überhaupt ist [ironie]), die Patienten, deren liebster Freund Dr. Google stets dabei ist (gibt’s hier kein kostenloses Internet?), und bissige Angehörige (die auch mit Dr. Google befreundet sind) und zahlreichen fachfremden Aufgaben, ist eine periphere Station kein Ponyhof.
Wenn ich nach einem explodierenden Dienst nach Hause komme, habe ich keinen Bock mehr, mich mit Paragraphen und Gesetzestexten zu befassen.
Damit bin ich bei Respekt und Anerkennung angekommen. Ich erwarte, dass meine Arbeit ohne Kampf und tägliche Diskussionen anerkannt wird. Dass man sich um uns kümmert. Dass genug Personal da ist, ohne dass ich darum kämpfen muss. Dass die Leute, die dafür weit besser bezahlt werden als ich, ihren Job machen. Dass eine PDL auf UNSERER Seite steht. Wir wollen bestimmt nicht den Hintern gepudert kriegen, aber menschenwürdige Arbeitsbedingungen sollten in diesem reichen Land eine Selbstverständlichkeit sein.
Niemand kann mir erzählen, dass wir selbst schuld sind nur weil wir nicht oder nicht laut genug schreien. Das Thema ist seit so langer Zeit öffentlich. Der letzte hat es mitgekriegt. Und da nichts Entscheidendes passiert, ist die logische Konsequenz, dass man nicht wirklich etwas ändern will. Wir sind seit ewigen Zeiten - und bleiben es auch - die Sparschweine des Gesundheitssystems. Aber Hauptsache der Protonenbeschleuniger nebenan.

Soviel von mir.
 
  • Like
Reaktionen: -Claudia- und Marty
Warum habe ich das Gefühl, dass hier andere gern ein bisschen vorgeführt werden?
Wenn man Situationen oder Gegebenheiten beschreibt, ist man hier ruckzuck der Blödmann, der nur zu feige oder zu dumm war, es zu ändern. Ihr müsst ja in euren Bereichen einen Wahnsinns-Einfluss haben, und wahrscheinlich steckt ihr mal eben die neuen Regeln ab!
Ist mir zu blöde hier. Verändert ihr mal schön weiter die Welt der Krankenpflege mit eurem Durchsetzungsvermögen und euren Weisheiten. Schon lange dabei? Aha, und warum hat man euch noch nicht als Retter entdeckt? Ihr tischt hier ganz schön auf!
Nun mal sachte. Jeder hat unterschiedliche Erfahrungen. Liess mal die Posts der verschiedenen User hier und lern uns besser kennen. Austausch ist wichtig, aber man muss sich deswegen nicht beleidigen.
Manche hier sind politisch mehr interessiert/engagiert, andere weniger, jeder nach seiner Façon! Ich lebe in Frankreich und kriege deshalb von der Politik und ihren Auswirkungen in der Praxis direkt nicht sehr viel mit. Aber deswegen lese ich trotzdem gerne mit, um mich zu informieren und ein bisschen zu erzählen, wie es bei uns so läuft. Was ist daran falsch?
 
Und unterschiedliche Häuser...und das sollte doch auch mal akzeptiert werden. Wenn man die beschriebenen Regeln oder Umstände nicht optimal oder sogar unterirdisch findet, kann man das natürlich auch sagen. Aber hier habe ich den Eindruck, dass man denjenigen die Schuld gibt, die in diesen Situationen stecken und damit leben müssen. So nach dem Motto: selbst schuld! Nimm dir den dicken Ordner mit der Paragraphen-Sammlung und beweise, dass du im Recht bist.





Doch. Einige hier vermitteln ein ziemlich arrogantes Bild. Es ist ja richtig, dass eine Intensiv-Pflegekraft andere Aufgaben hat, die näher an der medizinischen Versorgung des Patienten liegen. Aber sich darauf einen zu backen, hat mich schon immer aufgeregt.
Ich habe in all den Jahren immer wieder mal den Job gewechselt um nicht zu verwurzeln und damit zum Fachidioten zu werden. Ich war auf peripheren Stationen, auf ITS, im OP, im Pain-Team, in der ambulanten Chirurgie, in der häuslichen Pflege und im Aufwachraum.
Nie käme ich auf die Idee, auf irgendwelche anderen Abteilungen herabzusehen.
Die größte Herausforderung auf peripheren Stationen liegt nämlich darin, mit viel zu wenig qualifiziertem Personal und gleichzeitig von den Medizinern vernachlässigt, Krankenpflege zu betreiben, die die Genesung des Patienten fördert. [...]
Du brauchst mir nichts von den Zuständen auf der Peripherie zu erzählen, ich habe selber jahrelang auf einer akut-geriatrischen Station gearbeitet.

Die Personaluntergrenzen, die eine 1:2 Versorgung durchsetzten sollen, werden mitnichten in jeder Einrichtung beachtet. Aber das nur nebenbei.

Statt die Schuld bei anderen zu suchen, würde ich an deiner Stelle mal die Frage stellen, ob ich selbst etwas gegen die Zustände mache.
Natürlich ist es einfacher nach einem Dienst die Beine hochzulegen.
Sich zu engagieren, einer Kammer oder Gewerkschaft beizutreten, dem eigenen Betriebsrat oder MAV zur Wahl aufstellen zu lassen, nein, dafür hat man keine Zeit und Kraft mehr. Die Versorgung der Patienten geht vor.

Diese selbstaufopferung sollte man so langsam einstellen. Der Patient wird es dir nicht danken, hat er doch deine jetzige Situation mittels Gang zur Urne mitverursacht.



Dieses suhlen in Selbstmitleid statt Verantwortung für die eigene Handlung und Profession zu übernehmen, geht mir langsam auf den Keks.


Und bevor sich hier jemand angegriffen fühlt: dies ist meine Sichtweise.
 
Zuletzt bearbeitet:
Statt die Schuld bei anderen zu suchen...

Da muss ich gar nicht suchen.


...würde ich an deiner Stelle mal die Frage stellen, ob ich selbst etwas gegen die Zustände mache.

Wahrscheinlich zu wenig. Aber offensichtlich sind wir alle nicht sonderlich erfolgreich.

.
Natürlich ist es einfacher nach einem Dienst die Beine hochzulegen.

Nicht einfacher - sondern notwendig. Es gibt noch ein Leben neben dem Beruf.

Sich zu engagieren, einer Kammer oder Gewerkschaft beizutreten, dem eigenen Betriebsrat oder MAV zur Wahl aufstellen zu lassen, nein, dafür hat man keine Zeit und Kraft mehr.

Zur MAV Wahl habe ich mich mehrmals aufstellen lassen. Leider wurden jahrelang immer die gleichen wiedergewählt. Es ging das Gerücht, dass das gesteuert wurde.


Diese selbstaufopferung sollte man so langsam einstellen.

Von Selbstaufopferung kann in meinem Fall keine Rede sein. Wenn mir das Ganze nicht passt und ich keine Tendenz zur Besserung der Situation sehe, gehe ich.
Klar, jetzt kann man sagen: wie unproduktiv, man solle lieber bleiben und Vorort weiter versuchen, die Gegebenheiten zu beeinflussen. Ne, dafür hab ich keine Energie mehr. Man kann es als Resignation bezeichnen.

Dieses suhlen in Selbstmitleid statt Verantwortung für die eigene Handlung und Profession zu übernehmen, geht mir langsam auf den Keks.

Kann ich verstehen. Es bräuchte viel mehr Pflegekräfte, die sich engagieren und den Kampf weiterführen. Dabei sollte man aber nicht vergessen, dass nicht jeder Mensch so gestrickt ist, dass er diese ewigen Konfrontationen ertragen kann. Nicht alle verfügen über das Rüstzeug, sich in Gesprächen zu behaupten oder ihren Standpunkt sachlich und effektiv vorzutragen. Dafür braucht es eine gute Portion Selbstbewusstsein, das man gerade unter den Angestellten im Pflegebereich nicht wie Sand am Meer findet.
Typische Charakterzüge, die so einige in den Pflegeberuf geführt haben, stehen oft einer Durchsetzungskraft entgegen. Viele lassen sich schnell einschüchtern und finden sich mit der Situation dann halt ab.
Dass das nicht gut ist für eine ganze Branche, die in die Knie gegangen ist, ist logisch. Ich habe Kollegen erlebt, die sich aufgerieben haben, die ihr letztes Hemd gegeben hätten, um alle Anforderungen zu erfüllen. Die haben Überstunden gemacht, um auch noch die letzte Pflegeplanung fertig zu schreiben, und haben sich dabei noch 30 mal unterbrechen lassen.

Das war nie meins. Und inzwischen gehe ich einfach. Ich habe eine Familie und eine Elterngeneration, um die sich mittlerweile auch gekümmert werden muss. Außerdem, wie gesagt, es gibt noch ein Leben neben der Arbeit. Das ein oder andere Hobby z.B., das in der ohnehin knappen Freizeit auch noch bedient werden möchte. Das ist alternativlos und notwendig.
 
Für den wichtigsten Kampf benötigt man nur den Mut 4 Buchstaben hintereinander flüssig auszusprechen: N E I N

Dies hat tatsächlich bei uns zu gesperrten Betten auf der Peripherie geführt - jetzt schon das 3. Mal im Jahr, es geht also
 
Das kann bei uns nicht passieren, wir haben keinen Rea-Knopf. Wir haben ein mobiles Stationstelefon, von dem aus wir anrufen können.
Wir auch. Aber in meinem Ausbildungshaus war es anders. Allerdings haben wir die gleiche Anlage für die Anwesenheit, wo der grüne Knopf direkt neben dem blauen ist. Ich weiß genau, dass der blaue nicht belegt ist, aber trotzdem achte ich jedes Mal super genau darauf, bloß nicht den falschen zu drücken. :knabber:
 
Allerdings war dort der Knopf unter der Lichtleiste (konnte somit nicht versehentlich betätigt werden) und funktionierte nur in Verbindung mit der Anwesenheit. Ich habe in neun Jahren nicht eine versehentliche Alarmauslösung erlebt.
Ja, eigentlich auch viel sinnvoller. Aber bei unseren Anlagen sind die beiden leider nebeneinander und funktionieren auch ohne Anwesenheit (also bei denen in meinem Ausbildungshaus, bei uns ist der blaue Knopf deaktiviert). Wir haben so ähnliche Anlagen wie diese hier:
https://encrypted-tbn0.gstatic.com/...wTkVzDDZsuA_UeMB26jt52h0TkjVSiV-EGJqs1bdZDpHb
 
@Irgendeine
Die Aussage, was ihr nachweislich könnt dürft ihr, ist von eurer Schule aber sehr gewagt! Manche Sachen kann man durch lange Erfahrung, aber ich darf es trotzdem nicht durchführen. Vielleicht, wahrscheinlich kann eine erfahrene Pflegekraft manche Dinge besser als der Junge Mediziner, dennoch darf ich diese Dinge nicht tun und lande auch nicht wegen unterlassener Hilfeleistung vor Gericht, wenn ich diese Dinge nicht tue! Ich habe Pflege gelernt, wollte pflegen und auch auf der Intensivstation weder intubieren noch Kalium ausrechnen und anordnen. Beurteilen wann ein Arzt informiert wird schon und die verordnete Menge auch ordnungsgemäß verabreichen auch!

Meine Rede war nicht von endotrachealem Intubieren oder selbstständigen Medikamentenanordnungen. Ich meinte damit ärztliche, an die Pflege delegierbare Maßnahmen. Nichts anderes. Viggos legen und Blut abnehmen gehört meines Wissens nach dazu. Beides habe ich gelernt und beherrsche es auch. Und ich denke, ich bin (auch als kleiner Azubi) in der Lage zu beurteilen, wann ich Hilfe brauche, sei es durch eine examinierte PK oder durch einen Arzt.
 
IPS wird dir sicherlich gefallen, ist ne andere Welt, das wirst du merken. Viel Spass.

Die Hospitation war übrigens super. Die 2 Tage waren ob der Informationsflut echt anstrengend, aber es hat mir richtig Spaß gemacht. Nach meinem ITS-Einsatz darf ich nochmal hin und wenn es dann immer noch von beiden Seiten "passt", soll ich laut PDL meine Bewerbung direkt mitbringen.