Idealismus und Realität

Pflegeflucht

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11.07.2019
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Hallo liebe User,

Ich wollte mal was ansprechen, vielleicht geht es euch ja ähnlich, egal ob Azubi oder Ausgelernte.

Ich komme jetzt ins 2. Lehrjahr in der AP-Ausbildung und habe schon vorher als Helfer gearbeitet nach dem Abi. War schon in einigen Heimen unterwegs und musste feststellen, das "Pflege" überall gleich ist, im negativen Sinne.

Warum muss immer alles so schäbig sein und negativ? Z.B. der Umgangston zwischen den Kollegen: lästern, mobben, alles ist scheiße, kein Bock.
Die Arbeit an sich: - waschen bis einem die Knie zittern im Akkord, Essen stopfen, waschen, stopfen, am besten um 10 uhr fertig sein mit 10-12 Bewohnern.
Muss das sein im Jahr 2019? In so einem reichen Land? :( ist das alles was "Pflege" bedeutet?
Mir wurde wirklich schon mehrmals gesagt, ich muss mehr abstumpfen, ich bin zu nett für den Pflegeberuf.

Mit medizinischem Interesse, guten Anatomie, Arzneimittel- und Krankenheitslehrekenntnissen wird man als Klugscheißer abgestempelt, Gespräche mit Bewohnern werden nicht gern gesehen, Zeitdruck Zeitdruck Zeitdruck.
Bewohner mal im Bademantel raussetzen und mittags waschen -> schmeißt den Ablauf durcheinander, alle werden nervös? Ernsthaft?
Um 20 uhr müssen alle liegen, der Nachtdienst legt nicht hin...ohne Begründung. Wie kann man denn so unflexibel sein?

Wie kann man denn so eiskalt werden in einem ursprünglich sozialen Beruf? Ist es im Krankenhaus auch so schlimm?

Ich will nicht mehr und so schnell wie möglich studieren nach dem Abschluss, am liebsten jetzt schon, einfach raus aus dem Stationsalltag. Raus aus dem System Altenpflege.

Ist es in der Krankenpflegeausbildung besser? Habe mich eigentlich bewusst für AP entschieden, da ich den Aspekt Langlieger mochte und mich gerne mit den Geschichten der Personen auseinandersetze...aber leider sieht alles anders aus.

Ich habe so Angst alt zu werden.

Liebe Grüße
 
Hallo Namenloser,

Vor diesem Problem standen wir wohl alle einmal. In der Schule lernen wir das schöne Leben, lehrbuchgerecht aufbereitet, unter Beobachtung und sterilen Bedingungen. Mit der Realität hat das nichts zu tun. Das ist leider ein unschöner Fakt. Warum das so ist, auch im Jahre 2019 in einem Land wie Deutschland, daran zerbrechen sich schon lange viele Leute den Kopf.

Die von dir angesprochene rigide Planung der Abläufe ist allerdings etwas, das variieren kann. Ich habe es schon erlebt, wie du es beschrieben hast. Starrer Ablauf, kein Raum für Abweichungen, null Flexibilität. Aber ich kenne es nun auch anders. Ich arbeite im KH auf Peripherstation mit 29 Betten. Weder wäscht mein Team bis zu einem bestimmten Zeitpunkt alle Patienten, noch spulen wir ein immer gleiches Programm ab. Unser Ablauf orientiert sich an den Gegebenheiten der Station und der Patienten.
Jemand wurde gestern geduscht? Dann braucht es heute kein Hochglanzprogramm.
Der Patient möchte erst nach dem Frühstück eine Katzenwäsche? Soll uns recht sein.
Jemand möchte noch bis spät abends im Rollstuhl sitzen bleiben und noch nicht ins Bett? Warum denn nicht.
Ob wir das Mittagessen bitte 1h zurückstellen könnten, der Patient möchte erst noch mit seinen Angehörigen beisammen sein? Können wir.

Wir versuchen, den Patienten mit ihren Wünschen ein Stück weit entgegen zu kommen. Manche Kollegen anderer Stationen rümpfen darüber die Nasen, eine neue Kollegin, noch keine 2 Wochen bei uns, echauffiert sich sogar so sehr darüber "Bei uns auf Onko hätte es sowas nicht gegeben!" dass sie jetzt ein Gespräch mit der Leitung hat, weil wir ihr zu ungeplant arbeiten. Uns als Team jedenfalls bricht keiner ab, wenn wir unsere Abläufe der Realität anpassen. Die Erfahrung in der Praxis gibt uns sehr positives Feedback von Patienten, Angehörigen, und auch von den Ärzten. Es ist ein entspannteres Arbeiten, was sich in der Zufriedenheit aller niederschlägt.

Um deine Anfangsfrage zu beantworten: Den Idealismus eines Krankenpflegeschülers kann man im Berufsalltag nicht aufrechterhalten. Die Realität zeigt uns deutliche Grenzen zum Lehrbuchablauf. Aber etwas Flexibilität und Menschlichkeit ist kein Ding der Unmöglichkeit und gestaltet die Schicht sehr viel angenehmer, als sich nach straffen Vorschriften zu richten.
 
„Um 20 uhr müssen alle liegen, der Nachtdienst legt nicht hin...ohne Begründung. Wie kann man denn so unflexibel sein?“

Die Begründung kann ich Dir schon sagen:
Der Nachtdienst ist i. d. R. alleine für X Bewohner (in der Klinik für ca. 30 Pat., im Pflegeheim eher noch schlechter).

Bei den anderen Sachen muß ich sagen: Ja, echt traurig. Ein reiches Industrieland sollte besseres leisten. Deine Kollegen sind vermutlich tagtäglich am rudern und deshalb so abgestumpft.
 
Es kommt sicherlich darauf an in welchem Bereich du tätig bist.
Ich habe auch mal auf so einer Station arbeiten dürfen und war froh als ich wieder weg war.

Ich arbeite auf einer Wohngruppe für Menschen mit Behinderung. Unsere Bewohner leiden an einer Doppeldiagnose (geistige Behinderung und andere psychiatrische Störungen, bei uns oftmals Zwang/ Sucht/ bipolare affektive Störungen) und dadurch eine geminderte/ erschwerte Chance auf Teilhabe.

Wir arbeiten jeden Tag anders und wir dokumentieren was erledigt wurde. Wenn der Bewohner sagt er will nicht duschen, wird er nicht geduscht - punkt. Es ist schwierig, vor allem bei den Diagnosen wie oben beschrieben die Grenze zur Verwahrlosung zu finden und dem Bewohner aufzuzeigen, weshalb persönliche Hygiene im Alltag wichtig ist, aber oft helfen einfache Gespräche mit den Bewohnern.

Da hatten wir auch eine Kollegin: "Da würde ich gar nicht lang rum reden, er hat am Morgen nach dem Aufstehen zu duschen!" während der Übergabe. Ich habe sie einfach gefragt weshalb sie ihn zeitlich bevormunden möchte und woher sie sich das Recht nehmen möchte nicht am Abend zu duschen. - Man hat hier angesehen, dass sie keine Lust hatte ihn am Abend zu duschen bzw. in seinem Fall duschen zu lassen (noch einfacher..).

Selbstbestimmungt finde ich sehr wichtig und wird sehr oft durch interne Strukturen aus dem Leben der Menschen strukturiert. Ich bin so froh, dass unsere Dauernachtwachen nichts dagegen haben wenn unsere Bewohner bis spät in der Nacht mit ihren Klamotten im Wohnzimmer "chillen" und erst um 00 Uhr ins Bett gehen und die Nachtwachen Mundpflege usw. noch schnell machen. Unsere frühere Nachtwache hat alle um 20 Uhr ins Bett geschickt damit sie ihre Ruhe hat. Bis heute haben manche Bewohner ihren Rhythmus inne und gehen um 20 Uhr ins Bett, obwohl ich denen anbiete mal eine DVD anzusehen.
 
@Ovian
Ich gebe Dir im Großen und Ganzen recht; es sollte soweit wie möglich Rücksicht auf die Bedürfnisse der Pat. (oder Bewohner) genommen werden.
Allerdings ist dies z. B. im Klinikbetrieb nicht zu 100% möglich, alleine schon aus Gründen der Besetzung durch Pflegepersonal:
Nachts ist i. d. R. eben nur einer da. Dieser armen Person dann auch noch das zu Bett bringen sämtlicher pflegebedürftigen Pat. aufzubürden, obwohl im Spätdienst ganz sicher mehr als nur eine Person da ist, wäre mehr als unfair.
Und nach allem, was man so mitbekommt, sieht es hier im Bereich der Altenpflege (Pflegeheim) eher noch schlechter aus. :-(
Insofern sind der individuellen Pflege jedes Einzelnen - leider - gewisse Grenzen gesetzt.
In meinem Arbeitsbereich (ambulante Intensivpflege) sieht´s da natürlich deutlich besser aus. :-)
 
Da hast du natürlich recht Martin. Ich wollte es eigentlich noch ergänzen dass es nicht immer möglich ist aber du bist mir zuvorgekommen.

Ich wollte aber auch die Kehrseite aufzeigen. Ich erlebe, man kann es mir glauben oder nicht, momentan bei uns ein "Überluxus" was ausgenutzt wird. Wir haben eine 1:8 Besetzung und relativ fitte Bewohner. Statt pädagogische Arbeit wird manchmal schnell gearbeitet damit man Kaffee trinken kann und ich rede nicht von einer halben Stunde Kaffee Pause.

Und wenn wir zu dritt sind muss ich schon dahinter sein, dass etwas gemacht wird statt gechillt. Ich erlebe es auch oft dass die Fehlerquote durch die bessere Besetzung steigt. Klingt Weltfremd und so fühlt es sich bei uns auch an.

Aus dem "Wir sind oft unterbesetzt und zu wenig personal, da darf ich mich nun hinsetzen" von 1:14 nun auf 1:8 wurde die Aussage chronisch und es chillen die meisten bei uns ihre Zeit nach getaner Arbeit ab.
Ist nicht Sinn der m Sache weshalb wir 1:8 haben. Wir sollten Inklusion größtmöglich umsetzen und oft haben wir die Möglichkeit 1:1 Einkaufstrsining zu machen, wird aber von manch kollege ausgenutzt bzw Kollegen und ne Stunde Kaffeepause gemacht. Traurige Realität.
 
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@Ovian
Ich gebe Dir im Großen und Ganzen recht; es sollte soweit wie möglich Rücksicht auf die Bedürfnisse der Pat. (oder Bewohner) genommen werden.
Allerdings ist dies z. B. im Klinikbetrieb nicht zu 100% möglich, alleine schon aus Gründen der Besetzung durch Pflegepersonal:
Nachts ist i. d. R. eben nur einer da. Dieser armen Person dann auch noch das zu Bett bringen sämtlicher pflegebedürftigen Pat. aufzubürden, obwohl im Spätdienst ganz sicher mehr als nur eine Person da ist, wäre mehr als unfair.
Und nach allem, was man so mitbekommt, sieht es hier im Bereich der Altenpflege (Pflegeheim) eher noch schlechter aus. :-(
Insofern sind der individuellen Pflege jedes Einzelnen - leider - gewisse Grenzen gesetzt.
In meinem Arbeitsbereich (ambulante Intensivpflege) sieht´s da natürlich deutlich besser aus. :-)

Ich meinte mit dem Hinlegen abends, dass man ab 18:30 bis 21 Uhr versucht alles zu schaffen, aber wenn 1-2 BW noch Fernsehen oder einfach noch nicht wollen, dass mal die Nachtwache das dann übernimmt, Stichwort Individualität. Nein, es werden alle ins Zimmer gezerrt. Und ich meine auch nicht aufwendige Pflegerollifahrer mit Liftereinsatz...aber sich aufregen bringt echt nüscht :( ich habe als Helfer damals auch im Nachtdienst gearbeitet auf ner Station 1:30, da hab ich auch mal 2-3 noch schnell das Nachthemd drüber gezogen und Zähne geputzt.
Aber als Schüler hat man leider nichts zu melden.
 
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Es kommt sicherlich darauf an in welchem Bereich du tätig bist.
Ich habe auch mal auf so einer Station arbeiten dürfen und war froh als ich wieder weg war.

Ich arbeite auf einer Wohngruppe für Menschen mit Behinderung. Unsere Bewohner leiden an einer Doppeldiagnose (geistige Behinderung und andere psychiatrische Störungen, bei uns oftmals Zwang/ Sucht/ bipolare affektive Störungen) und dadurch eine geminderte/ erschwerte Chance auf Teilhabe.

Wir arbeiten jeden Tag anders und wir dokumentieren was erledigt wurde. Wenn der Bewohner sagt er will nicht duschen, wird er nicht geduscht - punkt. Es ist schwierig, vor allem bei den Diagnosen wie oben beschrieben die Grenze zur Verwahrlosung zu finden und dem Bewohner aufzuzeigen, weshalb persönliche Hygiene im Alltag wichtig ist, aber oft helfen einfache Gespräche mit den Bewohnern.

Da hatten wir auch eine Kollegin: "Da würde ich gar nicht lang rum reden, er hat am Morgen nach dem Aufstehen zu duschen!" während der Übergabe. Ich habe sie einfach gefragt weshalb sie ihn zeitlich bevormunden möchte und woher sie sich das Recht nehmen möchte nicht am Abend zu duschen. - Man hat hier angesehen, dass sie keine Lust hatte ihn am Abend zu duschen bzw. in seinem Fall duschen zu lassen (noch einfacher..).

Selbstbestimmungt finde ich sehr wichtig und wird sehr oft durch interne Strukturen aus dem Leben der Menschen strukturiert. Ich bin so froh, dass unsere Dauernachtwachen nichts dagegen haben wenn unsere Bewohner bis spät in der Nacht mit ihren Klamotten im Wohnzimmer "chillen" und erst um 00 Uhr ins Bett gehen und die Nachtwachen Mundpflege usw. noch schnell machen. Unsere frühere Nachtwache hat alle um 20 Uhr ins Bett geschickt damit sie ihre Ruhe hat. Bis heute haben manche Bewohner ihren Rhythmus inne und gehen um 20 Uhr ins Bett, obwohl ich denen anbiete mal eine DVD anzusehen.

Ich habe es bisher immer nur so erlebt, dass ein aus einem Nein ein Ja gemacht wurde...egal ob beim Waschen, Essen, kleiden,...In der Schule habe ich gelernt "Wenn xy nicht will, dann wird es nochmal später versucht, wenn xy wieder ablehnt, dokumentieren und es ist nicht unser Problem, jeder wie er will, macht euch keinen Stress!." Ein toller Ansatz, den ich gerne verfolgen würde, dies aber nicht möglich.
 
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Ich erlebe es auch oft dass die Fehlerquote durch die bessere Besetzung steigt. Klingt Weltfremd und so fühlt es sich bei uns auch an.
Nein, klingt ganz und gar nicht weltfremd; den Effekt kenne ich schon auch: Die meisten Fehler passieren entweder im größten Stress oder aber wenn "gar nichts" (bzw. sehr wenig) zu tun ist. :wink:
Aus dem "Wir sind oft unterbesetzt und zu wenig personal, da darf ich mich nun hinsetzen" von 1:14 nun auf 1:8 wurde die Aussage chronisch und es chillen die meisten bei uns ihre Zeit nach getaner Arbeit ab.
Ist nicht Sinn der m Sache weshalb wir 1:8 haben. Wir sollten Inklusion größtmöglich umsetzen und oft haben wir die Möglichkeit 1:1 Einkaufstrsining zu machen, wird aber von manch kollege ausgenutzt bzw Kollegen und ne Stunde Kaffeepause gemacht. Traurige Realität.
Ok, da ist dann aber auch der Aufgabenbereich ein ganz anderer als in der "klassischen" Pflege z. B. im Krankenhaus. Aber ich versteh, was Du meinst. Ich kenne das z. T. noch aus meiner Schülerzeit aus dem Bereich der Psychiatrie, da haben die MA dann z. T. auch lieber gechillt, statt mit den Pat. was zu unternehmen. Und das war in den 90ern, also sicher noch nicht so viel los wie heutzutage.
 
Ich habe es bisher immer nur so erlebt, dass ein aus einem Nein ein Ja gemacht wurde...egal ob beim Waschen, Essen, kleiden,...In der Schule habe ich gelernt "Wenn xy nicht will, dann wird es nochmal später versucht, wenn xy wieder ablehnt, dokumentieren und es ist nicht unser Problem, jeder wie er will, macht euch keinen Stress!." Ein toller Ansatz, den ich gerne verfolgen würde, dies aber nicht möglich.

Wir informieren über die hygienische Konsequenzen. Wie gesagt, wir reden sehr viel und informieren sehr viel und es kam noch nicht vor dass ein Bewohner verwahrlost ist.

Doku ist wichtig, Information und Gespräche an Bewohner/ Patient ist wichtig und Selbstbestimmungsrecht ist wichtig. Für die Pflege von Demenz erkrankten oder psychiatrische Patienten ist jede Menge Empathie und Geduld von Nöten. Oft ist Begründung der Verweigerung der Körperpflege nicht hygienischer Begründung. Wir hatten eine Demente und die wollte plötzlich nicht mehr duschen und hat nur noch geschrien. Die Kollegin wollte sie zwingen und brachte sie mit dem Duschstuhl (Fixierung!) in die Dusche. Der Grund weshalb sie nicht unter Dusche wollte war dass sie nicht vergast werden möchte. Ein Gespräch hätte gereicht und man hätte alternativen anbieten müssen.

Wieso duscht man eine solche Person? Aus einem Nein darf man meiner Meinung nicht ohne Gespräche ein Ja machen. Es ist strafbar und ist Machtmissbrauch. Und wenn man nicht versteht wieso der Bew. Pat es nicht möchte sollte man es durch Gespräche mit Pat o. Angegörigen erörtern oder Biografie Arbeit betreiben
 
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Ich meinte mit dem Hinlegen abends, dass man ab 18:30 bis 21 Uhr versucht alles zu schaffen, aber wenn 1-2 BW noch Fernsehen oder einfach noch nicht wollen, dass mal die Nachtwache das dann übernimmt, Stichwort Individualität.
Da gebe ich Dir völlig recht, wenn das nur 2 oder 3 sind bzw. welche, die nicht sehr pflegeaufwendig sind, dann spricht doch nichts dagegen.
Problem ist aber auch oft (so hab ich´s in der Klinik erlebt), daß wenn man abends seinen letzten Rundgang startet im Spätdienst (so gegen 19 Uhr), daß dann keiner der Erste sein will, der bettfertig gemacht wird... das geht natürlich nicht, irgendwer muß den Anfang machen.
Wir sind denen dann insofern entgegen gekommen, daß wir gesagt haben, ok, wir beginnen halt unsere Runde bei den fitteren Leuten (also wo nur z. B. Vitalzeichen zu kontrollieren und Bauchspritzen zu geben sind, die müssen ja dann noch nicht gleich schlafen), und daß wir die Pflegefälle zuletzt gemacht haben, damit die noch etwas aufbleiben konnten.
Bei euch in der Altenpflege sicher noch schwieriger, da eure Bewohner sicherlich insgesamt pflegeaufwendiger sind?
In der Schule habe ich gelernt "Wenn xy nicht will, dann wird es nochmal später versucht, wenn xy wieder ablehnt, dokumentieren und es ist nicht unser Problem, jeder wie er will, macht euch keinen Stress!." Ein toller Ansatz, den ich gerne verfolgen würde, dies aber nicht möglich.
:up: Das ist auch im Prinzip genau so richtig, wie Du es beschreibst! Niemandem sollen Pflegemaßnahmen aufgezwungen werden.
Dann kann´s Dir allerdings passieren, daß ein selbsternannter Pflegeexperte wie Herr Fussek :lol: Dir bzw. euch unterstellt, daß ihr das nur aus Faulheit bzw. Bequemlichkeit nicht gemacht habt. :D
 
Aber Allgemein nochmal zu deinem Thread:

Es ist nicht überall so mit lästern, kein bock, alles Scheiße.

Ich kann dir aber sagen dass es schlimmer geht. Es gibt Gruppen/ Stationen, da hast du 20+ Bewohner/ Patienten statt 10-14. Es gibt Stationen mit einer extremen Hierarchie (Hallo Schwester Hildegard, Profil: 68 Jahre alt, will nicht in Rente, Männer können nicht Pflegen, alle sind schlecht außer ich). Du wirst es nicht ändern können und vor allem als Schüler nicht, da du noch ganz unten bist (leider). Aussitzen und dein bestmöglichstes tun. Im Übrigen wirst du es als frisch examinierte auch nicht ändern und wenn du es ändern willst, wirst sehr schnell zum Opfer werden.

Hospitiere nach deiner Ausbildung, ruhig 2-3 Tage, schaue dir dein Team und Tagesabläufe genau an und vertraue auf dein Bauchgefühl.


Was persönliches vielleicht noch: Es muss nicht zutreffen, aber ich habe generell die Erfahrung gemacht, dass wenn im Team 2-3 Personen eine Fachweiterbildung haben es meistens lockerer ist. Es heißt auch, dass der Arbeitgeber darauf achtet Qualität zu fördern und zu erhalten. Es ist nicht immer von Bedeutung, aber so ist meine bisherige Erfahrung. (Ich habe auch keine Fachweiterbildung, aber profitiere von denen mit einer! Also nichts gegen Pfleger ohne WB).

Und zum Mitnehmen noch: Stumpfe nicht ab. Du musst nicht abstumpfen! Du musst als examinierte Pflegefachkraft ständig kritisch hinterfragen. Lass dich nicht runter ziehen, Pflege ist ein super Job (nicht der beste Lohn), aber es macht unheimlich viel Spaß wenn man eine gewisse Nähe/ Distanz einhalten kann und versucht sein bestes zu geben ist schon viel gewonnen. Werde nicht kalt, die Patienten/ Bewohner brauchen empathische Pfleger. Pflege deine Bewohner/ Patienten so wie du selbst gepflegt werden möchtest, meistens hilft es schon enorm.
 
Hallo Pflegeflucht,

ich kann Dich ganz gut verstehen.
1989 habe ich meine Ausbildung zur staatlich anerkannten Altenpflegerin absolviert (1992 abgeschlossen).

Da waren die Bedingungen noch sehr gut, das war vor der Einführung der Pflegeversicherung , der Pflegestufen in den Pflegeeinrichtungen
und der Fallpauschalen im Krankenhaus.

Was sind schon Schüler, Azubi´s und frisch examinierte Pflegefachkräfte?

Meine Informationsquellen. Die kann ich fragen, was sich in der Zwischenzeit in der Medizin und der Pflege geändert hat.
Somit kann ich mein Wissen auf den neusten, aktuellsten Stand bringen.

Was Ovian heute um 14.19 Uhr geschrieben hat, das ist ein sehr guter Ratschlag.

Es grüßt Dich,
pepita - sheep
 
Ich denke auch, das ist Fallpauschalensystem der Hauptgrund für die aktuellen Problem ist. Der Lohn steht in keinem Verhältnis zur Arbeitsbelastung, und der Schichtdienst trägt sicher auch mit dazu bei, dass die Pflegenden selbst krank werden. Das erkennen natürlich immer mehr Leute, die Fluktuationen auch in den ersten Berufsjahren ist daher hoch. Die die ich noch im System sind, haben oft keine Möglichkeit in einen anderen Beruf auszuweichen, zum Beispiel wegen alter (bei mir auch der Fall) und/oder Finanziellem. Der Lohn der Altenpflege ist natürlich noch mal weniger als im Krankenhaus. Die in letzter Zeit ständig präsenten Beiträge über Altersarmut tragen sicherlich nicht dazu bei, dass der Pflegeberuf attraktiver wird. Hier mal ein typisches Beispiel aus dem Krankenhaus

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